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Antike Quetschmühlen.

1. Quetschmühle von Doberan.

Es werden sehr häufig im Lande längliche Granite gefunden, welche halbmuldenförmig ausgehöhlt sind, wie eine Abflußrinne. Im Aeußern sind die Steine immer unregelmäßig und naturwüchsig; die längliche Höhlung ist aber immer sehr regelmäßig und glatt, und stark und tief ausgearbeitet. An einer Seite ist der Stein immer unregelmäßig und naturwüchsig abgestumpft und die Höhlung offen. Diese Steine wurden früher für Weihkessel gehalten, welche mit dem abgestumpften, offenen Ende in die Mauer gesetzt worden seien. Es finden sich solche Steine wirklich mitunter zu Weihkessel benutzt, namentlich in die Außenwände der Kirchen unter Nischen zu Heiligenbildern eingemauert. Hiergegen reden aber mehrere Gründe:

1) die Steine werden bei einiger Aufmerksamkeit ungemein häufig gefunden, auch auf Feldmarken, auf denen nie ein christliches Gotteshaus gestanden hat;

2) die Steine sind in der ganzen Länge äußerst regelmäßig ausgehöhlt und in der Mitte ist die Höhlung etwas vertieft, so daß man klar sieht, daß die Höhlung durch langes Reiben so glatt und regelmäßig geworden ist;

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3) Steine dieser Art sind mehrere Male tief in Kegelgräbern, zwischen den Steinen der über der Brand= und Begräbnißstelle aufgeführten Steinkegel, gefunden.

Es ist daher wahrscheinlich, daß sie in den ältesten Zeiten als Mühlsteine in der Art gedient haben, daß das Getreide mit Keulen in denselben gestampft und nach und nach aus dem offenen Ende herausgedrängt ist.

Der Herr Präpositus Crull zu Doberan fand nun auch einen solchen Stein von mäßiger Größe, so daß er sich durch Manneskraft noch tragen läßt, auf dem Felde zu Doberan in einer Steinsetzung unter andern Feldsteinen beim Brechen von Chausseesteinen und schenkte ihn dem Vereine; auf dem doberaner Felde finden sich nun sehr häufig unter dem beackerten Boden niedrige Kegelgräber, von denen sehr viele bei dem Chansseebau ausgebrochen sind; es ist daher wahrscheinlich, daß dieser Stein auch unter den Steinen eines niedrigen Kegelgrabes gelegen hat.

In Doberan selbst finden sich noch zwei solcher Steine: beide dienen jetzt zu Abflußrinnen unter den Ableitungen der Dachrinnen, der eine am Logierhause, der andere an einem Hause in einer hintern Straße des Ortes.

Im J. 1846 ward auch ein solcher Stein am Ufer des schweriner Sees im Wasser gefunden und an das großherzogl. Antiquarium eingeliefert. An der Kirche zu Verchen bei Demmin ist ein solcher Stein zu einem Weihkessel benutzt; vgl. Balt. Studien VII, 2, 1841, S. 104. In unserm Jahresber. VII, S. 45 ist ein solcher Stein als Weihkessel bezeichnet.

Uebrigens habe ich selbst dergleichen Steine ungemein häufig auf dem Lande beobachtet.

G. C. F. Lisch.

2. Quetschmühle von Spornitz.

In Veranlassung des Chausseebaues zwischen Parchim und Neustadt beschäftigten sich im Winter 1846/47 viele Bauern zu Spornitz, A. Neustadt, mit dem Ausbrechen der Steine aus ihrem Acker, bei welcher Gelegenheit, nach dem mündlichen Berichte des Bauaufsehers Speckmann, in der Nähe der parchimschen Landwehre ein bisher größten Theils mit Erde bedeckter Steinkranz aufgedeckt ward, welcher ohne Zweifel zu einem zerstörten Kegelgrabe gehörte, da innerhalb desselben mehrere, leider nicht aufbewahrte Urnenscherben gefunden worden sind. In der Mitte dieses Steinkranzes fand sich nun neben diesen Scherben auch einer der räthselhaften, künstlich ausgehöhlten Granitblöcke, deren sich bereits mehrere in unserer Sammlung befinden und welche man früherhin für mittelalterliche Weihkessel zu halten ge=
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neigt war. Der spornitzer Fund läßt indeß keinen Zweifel über den heidnischen Ursprung dieser Steine, was wichtig genug schien, denselben gelegentlich hieher kommen zu lassen. Es ist ein auf der Oberfläche stark verwitterter Block aus sehr grobkörnigem, rothen Granit von 2 ' 4 1/2 " Länge, 2 ' Breite und 1 ' 3 " Höhe. In der Mitte befindet sich eine völlig regelmäßig ausgehauene (trogartige) Vertiefung von 12 " Tiefe, 13 " Weite und 19 " Länge, welche an dem einen Ende, eben so wie am Boden, rund ausgehöhlt, an dem entgegengesetzten Ende aber offen ist. Da der Stein aber ursprünglich länger gewesen und schon im Alterthum abgebrochen ist, so läßt sich nicht bestimmen, ob die Vertiefung ursprünglich nicht etwa auf beiden Enden geschlossen gewesen sei. Auffallender Weise sind auch die übrigen in unserer Sammlung aufbewahrten Steine dieser Art ebenfalls durchbrochen, ein Umstand, welcher es bedenklich macht, über den Gebrauch dieser Steine schon jetzt eine Vermuthung zu wagen.

W. G. Beyer.

3. Die muldenförmigen Granitsteine.

Dieselben finden sich hier überall bei Retzow und Wangelin bei Lübz zwischen den Gruppen von Kegelgräbern; in Wangelin hat fast jeder Hauswirth einen solchen Stein, aus welchem das Federvieh getränkt wird, und diese Hauswirthe sagen aus, daß sie dieselben von den durch den Herrn Elbzoll=Director, Hauptmann Zinck zu Dömitz (vgl. Frid. Franc. Erl. S. 5, 56 flgd., 71, 72) aufgegrabenen Kegelgräbern sich geholt haben; - bei Retzow liegen noch 3 solcher Steine bei Kegelgräbern. Auch der Stein zu Granzow (Jahrb. IX, S. 357) ist aus einem zerstörten Kegelgrabe. Ein Bruchstück fand ich 1845 in einem zu Retzow unweit des Landweges aufgegrabenen Kegelgrabe (Jahrb. XI, S. 384 flgd.), etwa 4 Fuß weit vom Umfange des Steinkegels, so daß also der Stein bei der Errichtung des Grabes hinein gekommen ist.

Noch mache ich darauf aufmerksam, daß nicht alle Steine nach einer Seite offen sind, daß ich selbst aus Retzow einen vollkommen muldenförmigen Stein, nach beiden Enden geschlossen, besitze; ja, ich möchte behaupten, es seien alle abgebrochenen Steine erst absichtlich zerschlagen, denn gebraucht sind die Steine stark, wie an den meisten Exemplaren die stufenförmig tiefere Aushöhlung es beweiset, - bei dem Gebrauche aber hätte sich das offene Ende entweder abgerundet, oder es hätte bei Schonung desselben sich eine kleine Erhöhung gebildet; es bricht aber in grader Linie ab.

Vietlübbe, 1847. J. Ritter.