![]() ![]() |
Seite 414 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
|
:
Zu Wieck bei Schwaan, in der Nähe des Burgwalles von Werle (vgl. Jahrb. VI, S. 88 flgd.), ward bei Gelegenheit der Eisenbahnarbeiten ein interessanter Fund von Bronze=Geräthen gemacht und für die großherzogliche Alterthümersammlung erworben, besonders durch die Bemühungen des Herrn Amtsverwalters, Advocaten Görbitz zu Schwaan, welcher auch die Be schaffenheit der Oertlichkeiten ermittelt hat.
Der Hof Wieck liegt niedrig, nahe an der Warnow. Nicht weit von demselben, mehr südöstlich, liegt der Burgwall von
![]() ![]() |
Seite 415 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Werle, von der einen Seite von einem Kniee der Warnow, von den andern Seiten von einer tiefen Sumpfwiese umgeben, welche nach angestellten Bohrungen an 40 Fuß tief ist. - Mehr südlich, nach Kassow hin, grenzt der Garten des Hofes an eine ebenfalls mit den Warnowwiesen zusammenhangende Wiese. Südlich hinter dieser Wiese erhebt der Boden sich wieder und es beginnt, ungefähr einen Büchsenschuß weit von dem Burgwalle von Werle, eine allmählig aufsteigende Sandscholle, welche wohl 4 bis 500 Schritte lang und gegen die umherliegenden Flächen etwa 12 Fuß hoch ist. Wo die Sandscholle sich endigt, beginnt wieder der Warnowsumpf, welcher hier vor einigen 20 Jahren noch ein großer Teich gewesen ist. Durch diese Sandscholle geht die Eisenbahnlinie von Schwaan nach Bützow. Etwas über den Anfang der Sandscholle hinaus, ungefähr 50 Ruthen vom wiecker Garten nach Kassow hin, in der linken Dossirung der Bahnlinie, etwa 2 Fuß unter der Oberfläche im Sande, wurden von den Arbeitern mehrere Bronzegeräthe gefunden. Alle sind ziemlich gut erhalten und mit edlem Rost bedeckt. Es sind:
1 Streithammer, gegen 7 1/2 " lang und in der größten Ausdehnung 5/8 " hoch, mit Schaftloch, an dem einen Ende beilförmig wie eine Framea ausgeschweift, am andern Ende stumpf endigend und hier unregelmäßig offenbar breit geklopft, an den Seiten mit 4 Furchen verziert: ein seltenes Stück, das erste, welches in Meklenburg gefunden ist, ungefähr wie das in Büsching's Alterth. Schlesiens T. IV, Fig. 1, abgebildete Exemplar;
3 Frameen, mit Schaftrinne, wie Frid. Franc. T. XIII, Fig. 5, und Jahrb. IX, S. 335, 7 ", 7 1/2 " und 8 " lang;
1 Lanzenspitze, 12 " lang, am Schaftloche mit Reifen von Linien, eingeschlagenen Dreiecken und Spitzen verziert;
4 Sicheln, wie Frid. Franc. T. XVII, Fig. 7, alle mit einem rechtwinklig aufgesetzten Knopfe am breiten Ende;
1 Nadel, 14 " lang, am obern Ende mit einer runden Scheibe von ungefähr 3 " Durchmesser, wie Frid. Franc. T. XXIV, Fig. 20, und Jahrb. IX, S. 332, jedoch in der Mitte in einem Kreise und um diesen in 6 Kreissegmenten durchbrochen, das erste Stück dieser Art, welches in Meklenburg beobachtet ist, deren jedoch in den Rheingegenden viele gefunden sind; ähnliche Nadeln sind abgebildet in v. Estorf Heidn. Alterth. T. VIII, Fig. 5-7, Schaum Alterth. Samml. zu Braunfels, T. IV, Fig. 98, Klemm German. Alterthsk. Taf. II, Nr. 7, und §. 21, S. 61, Dorow Opferstätten T. II, Fig. 3 und T. X, Fig. 1 und 2; sie werden vorzüglich in den Rheingegenden gefunden;
![]() ![]() |
Seite 416 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Ungefähr 150 Schritte davon entfernt, in der Bahnlinie selbst, stießen die Arbeiter ungefähr 5 Fuß tief unter der Erdoberfläche auf einen kleinen, runden, oben flachen Bau von Feldsteinen, etwa 1 ' hoch und 1 1/2 ' im Durchmesser. Hievon ungefähr 100 Schritte entfernt, ebenfalls in der Bahnlinie, stand in gleicher Tiefe ein zweiter Bau von Feldsteinen; dieser war rund, ungefähr 4 ' hoch, 2 bis 3 ' im Durchmesser und oben flach. Die obere Fläche war aus abgeplatteten Steinen construirt, welche alle schwarz waren und eine schwarze, angebrannte Kruste zu haben schienen.
Alle diese Erscheinungen deuten offenbar auf Wohnstätten oder Opferstätten. Hiefür redet schon die Menge der Bronzegeräthe gleicher Art, welche alle keine Spur von Leichenbrand haben und bei denen nichts weiter gefunden ward. Auch bei der Steinerhöhung ward nichts weiter gefunden, weder Gefäß oder Gefäßscherben, noch Knochen oder Kohlen. Vielleicht aber war dieser Fund ein vom Rheine her hier eingeführter Waarenvorrath.
Diese Beobachtungen führen denn unwillkürlich zu der Ansicht, daß die großen wendischen Burgstellen schon in der Bronzezeit besonders ausgezeichnete und bewohnte Orte waren.
G. C. F. Lisch.