![]() ![]() |
Seite 409 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
|
:
Zwischen Vietlübbe und der Quasliner Mühle auf dem Dammerower Felde lagen früher mehrere Kegelgräber, von denen die meisten längst zerstört sind. Da wo von Vietlübbe nach der Quasliner Mühle der Weg durch den Geelsbach sich bis zu dem höchsten Puncte erhebt, auf der dritten terrassenförmigen Erhebung, lagen 4 Kegelgräber nahe an einander fast in grader Linie von Osten nach Westen; von diesen ist das östliche, kleine Grab anscheinend noch erhalten, dann das dritte, welches zur Sandgrube bei der letzten Vermessung ausgeschlagen ist und von welchem bereits zur Besserung des Weges durch die Wiesen ein Theil am nordwestlichen Ende weggefahren war. Der 2te und der 4te Kegel scheinen gänzlich durchwühlt zu sein. Da dem Grabe,
![]() ![]() |
Seite 410 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
welches ich als das dritte von Osten bezeichnete, der Untergang drohte, besonders bei einem intendirten Brückenbaue über den Bach, im Frühjahre auch von Dars aus bereits Steine dicht am Rande ausgegraben und weggefahren waren, so hielt ich es für rathsam, im Interesse des Vereins die Aufgrabung vor weiterer Zerstörung vorzunehmen. Zu einer genaueren Aufdeckung, namentlich größerer Gräber forderten mich briefliche Andeutungen meines Freundes Lisch auf, und so begann ich denn, da dieses Grab einen Umfang von 10 1/2 Ruthen und eine Achsenhöhe von 11 Fuß hatte, also Ausbeute vermuthen ließ, die Aufdeckung im Monate September mit der größten Vorsicht und Aufmerksamkeit.
Das Grab war umstellt am Fuße mit einem Steinkreise, nur nordwestlich waren vor kurzem Steine ausgebrochen. Aufgetragen ist dieses Kegelgrab aus dem rothgelben, grobkörnigen Sande, aus welchem der Untergrund des Erdbodens umher besteht, obgleich die Oberfläche mit Geröllsteinen stark bedeckt ist. Doch ist nirgends umher eine Grube sichtbar, aus welcher der Sand genommen sein könnte. Bei der von Südosten und Südwesten fortschreitenden Aufdeckung kamen nach und nach drei Steinsetzungen zum Vorschein, nämlich ein Steingewölbe im Norden und ein anderes größeres im Süden, an welches letztere sich in einer Höhe von 5 Fuß ein drittes fast nach der Mitte des Hügels hin oben anschloß und bis dicht unter die Sanddecke des Hügels reichte. Um nichts zu zerstören, ließ ich nun von Norden und Westen graben und die Steinhügel bloß legen. Dadurch ward die Uebersicht des Ganzen gewonnen und konnte der Grundriß genau genommen werden. Das südliche Steingewölbe lag auf dem Urboden, ging bis auf 3 Fuß ungefähr an den Steinkreis des ganzen Grabes hinan, war 40 Fuß von Osten nach Westen lang, hatte eine größte Breite in der Mitte von 20 Fuß und eine Höhe von 7 Fuß. Das zweite Gewölbe ruhete auf einem Sandauftrage von 5 Fuß Höhe, reichte bis 1 Fuß unter die Decke, war also 5 Fuß in der Mitte hoch und zeigte eine Länge von 30 Fuß und eine Breite von ungefähr 18 Fuß, welche aber nach Süden sich etwas unregelmäßig nach dem ersten Gewölbe hinneigte. Das dritte Gewölbe lag nahe am nördlichen Rande, ein wenig mehr westlich, als die beiden ersten; es war auf einer kleinen Sanderhöhung, da der natürliche Boden nach Nordosten sich abdacht und daher ein kleiner Auftrag zum Ebenen der Fläche nöthig gewesen war, angelegt in einer Länge von 26 Fuß von Osten nach Westen, einer Breite von 10 Fuß und einer Höhe von 5 Fuß.
![]() ![]() |
Seite 411 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Zuerst ward dieser letzte, nördlich liegende Steinhaufe abgetragen, der keine Spur von Brand an den Steinen zeigte; unter demselben aber war eine fast kreisrunde Brandstelle von etwa 8 Fuß im Durchmesser, in deren Mitte eine kleine Urne mit der Oeffnung gegen Osten gewandt, aber zerdrückt lag. Diese Urne, hellbraun mit einem Henkel zum Durchfassen mit einem starken Finger, ohne Verzierung, ist 4 1/4 " hoch, am oberen Rande 5 ", im Bauche 6 " weit, hat keinen Fuß, sondern ist nach unten flach abgerundet und hat unten auswendig einen runden Eindruck von 1 3/4 " Durchmesser. Sonst hat sie fast die Form, wie die im Jahrb. XI, 362 unter 3 abgebildete Urne. In der Urne war nur etwas dunkler gefärbter Sand. Daneben lag ein Feuerstein mit einer fast halbkugelförmigen, nicht muschelartigen Vertiefung, mit einem fast wie abgeschnitten scheinenden Rande. Unterhalb dieser Urne zog sich der Brand tiefer in die Erde, und beim Nachgraben kam eine kesselförmige Vertiefung von 3 Fuß oberer Breite und eben so großer Tiefe zum Vorschein.
Darauf ward die zweite Steinwölbung abgetragen, unter welcher eine Brandstelle von 12 Fuß Länge und 8 Fuß Breite sichtbar ward, und in deren Mitte eine in der Mitte geschiedene Steinkiste, jede Abtheilung von 2 Fuß innerer Breite im Quadrate, stand; in jeder dieser Abtheilungen fand sich eine, aber durch die hineingedrückten Steine leider so zerbrochene Urne, daß sich deren Gestalt nicht ermitteln ließ; beide aber waren glatt, mit abgerundetem Bauche, unverziert, aber die eine grob und dick, die andere feiner und dünner gearbeitet. Unter und zwischen den Urnenscherben waren viele Knochen eines erwachsenen Menschen, und dazwischen eine Heftel aus Bronze, mit 2 vollen Blechplatten, um welche nur eine Windung von starkem Drathe läuft, der zugleich den erhabenen Bügel bildet. Die Platten haben in der Mitte einen getriebenen Buckel, zum Auf= und Anlegen der frei um den einen Bügelarm sich bewegenden Nadel, welche auf dem stumpfen Ende eine ringförmige Gestalt zum Auflegen auf den erhabenen Buckel hat. Die Drathwindungen sind oben mit leichten Schräglinien verziert und der kurze Bügel oben tiefer geriefelt. Sie trägt ganz den Character der im Frid. Franc. XX, 13 abgebildeten Heftel 1 ). Die Heftel war schon zerbrochen. Daneben lag noch ein geschlossener Fingerring aus Bronze.
![]() ![]() |
Seite 412 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Der dritte Steinhügel ward nun behutsam abgetragen, und fand sich darin in der Höhe von etwa 3 Fuß über dem Urboden eine Brandstelle. Sie ließ sich in einer Länge von 8 Fuß und einer Breite von 4 Fuß deutlich verfolgen, denn die oberhalb liegenden Steine zeigten keine Spur von Brand, während die darunter liegenden geschwärzt, theilweise mürbe waren, auch Asche und Kohlen auf den Steinen lagen. In der Mitte dieser Brandstelle stand eine zertrümmerte Urne, angefüllt mit brandiger, übel riechender Erde und im Sande ein Messer aus Bronze. Von Knochen war keine Spur zu finden. Die Urne ließ sich aus den Bruchstücken erkennen als eine ziemlich dicke, große, fast schalenförmige mit kleinem Fuße und oben fast gradwandige Urne, ungefähr wie Jahrb. XI, S. 357, unterhalb der Bauchwölbung nach unten ganz rauh. Das Messer, wie Frid. Franc. Tab. XVI, Fig. 6 und 9, ist sensenförmig gebogen, in der mit 2 erhabenen, durch Querstriche verzierten Linien am Rücken auf jeder Seite ausgezeichneten Klinge 3 1/2 " lang; der Griff hat in der Mitte ein längliches und am Ende ein rundes Loch zum Anhängen; er ist an den Seiten ebenfalls mit Schrägstrichen verziert. Die Grifflänge beträgt nur 2 ". Der Oxyd ist tiefer, als der auf der Heftel.
Uebersehen wir nun noch einmal die abgetragenen Stellen, so war im Norden eine kesselförmige Brandstelle, über deren Ausfüllung eine kleine Henkelurne lag. In der Mitte des Grabes, aber etwas nach Süden, eine 5 Fuß hohe Brandstelle aus Sand, wo wahrscheinlich die Leiche verbrannt war, mit aufgesetzter Steinkiste zur Aufbewahrung der Knochen, zweier Urnen und des Bronzeschmuckes, nämlich der Heftel und des Ringes. Südlich davon eine Brandstelle, 3 Fuß hoch auf Steinen, mit einer Urne, worin Asche und das Messer aus Bronze. Fanden die Freunde Lisch und Beyer im Grabe zu Peckatel alle Alterthümer in einer Linie von Osten nach Westen, so waren hier die Alterthümer in fast grader Linie von Süden nach Norden. Deshalb möchte es gerathen sein, alle größeren Kegelgräber ganz abzutragen und keine Ecke stehen zu lassen, da eben in solchen Ecken sich Manches bergen kann.
In dem Sande unter der mittleren Brandstelle und zwischen den Steinen unterhalb der südlichen Brandstelle war keine Spur von Alterthümern. Die gänzliche Abtragung war erst im November vollendet.
Vietlübbe, 1846. | J. Ritter. |