![]() ![]() |
Seite 404 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
|
:
Der Herr Pastor Vortisch zu Satow hat dem Vereine zwei sogenannte "Klopfsteine" aus der Gegend von Neubukow eingesandt, die ersten, welche der Verein erworben hat; der eine ist auf dem Felde von Garvensdorf gefunden, der andere, ein Geschenk des Herrn Erbmüllers Tiedemann zu Satow, auf dem Felde von Basdorf. Der garvensdorfer Stein ist vollständig erhalten, der basdorfer nur zur Hälfte, da er der Länge nach durchgespalten ist.
Die Steine sind eiförmig, von ungefähr 3 " Länge und aus röthlichem, hornsteinfelsigen Gestein oder feinkörnigem, quarzigen, rothen Sandstein; sie sind nicht behauen, sondern naturwüchsig und haben an allen, einigermaßen breiten Seiten regelmäßige, durch Kunst gemachte, runde Vertiefungen. Die skandinavischen Forscher nehmen an, daß mit diesen Steinen die feuersteinernen Geräthe bearbeitet, roh zugehauen, geschlagen (tillknackat) wurden und nennen sie deshalb "Knacksteine" oder "Klopfsteine" (vgl. Jahrb. XI, S. 351); sie glauben, die runden Höhlungen auf den Seiten dieser Steine hätten dazu gedient, die Steine besser fassen zu können, um mit den Enden und Ecken die Feuersteine zu schlagen. Es lassen sich aber gegen diese Ansicht gerechte Bedenken erheben. Es finden sich freilich solche Steine, welche nur an zwei flachern Seiten Eindrücke haben und welche an den spitzen Enden rauh sind; jedoch mögen solche Exemplare nicht häufig sein. Es ist nicht anzunehmen, daß man sich um einer zierlichen Bequemlichkeit willen die Mühe gemacht haben sollte, die runden Vertiefungen in das harte Gestein zu schleifen; überdies gehen diese Vertiefungen oft viel tiefer, als es zu diesem Zwecke nöthig gewesen wäre. Ferner tragen diese Steine an den spitzen Enden oft keine Spur, daß mit ihnen etwas geschlagen worden sei; im Gegenteil sind sie oft ganz so, wie die Naturrevolution sie gestaltet und hergeschwemmt hat; auch in den nordischen Sammlungen sind einige Exemplare an den spitzen Enden nur so unbedeutend angegriffen, daß man diese Stellen mit Mühe heraussuchen muß.
An den vorliegenden beiden Steinen ist keine Ecke durch Schlagen angegriffen, sondern völlig naturgemäß. Der etwas
![]() ![]() |
Seite 405 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
platte garvensdorfer Stein hat an den zwei breiten Seiten runde Eindrücke, ist aber auch an mehrern Stellen der übrigen Langsseiten angeschliffen. Der barsdorfer Stein hat rund umher und auch an einem Ende große Vertiefungen, welche so tief gehen, daß sie sich beinahe berühren. Von der Benutzung zum Klopfen ist keine Spur.
Es ist daher zu Vermuthen, daß diese Steine nicht zum Klopfen, sondern zum Schleifen gebraucht sind, und zwar zum Schleifen der convexen Seiten der hohlen Schmalmeißel u. dgl.; vielleicht konnten sie auch zum Bohren der Streitäxte benutzt werden, um nämlich dem einen, nicht bohrenden Ende des Bohrwerkzeuges bei dessen Umdrehung nach Art der Drechslerarbeit den nötigen Gegendruck zu geben. Zum Schleifen von Metallen ist das Gestein zu hart; dagegen schleift sich Gestein an Gestein dieser Art sehr leicht ab, schon wenn man zwei Stücke nur wenig an einander reibt.
Die in Jahrb. XI, S. 345 angeführten regelmäßig bearbeiteten, scheibenförmigen Steine, mit einer Rille um den Rand und einem regelmäßigen, leisen Eindrucke in der Mitte einer jeden flachen Seite haben ohne Zweifel eine ganz andere Bestimmung gehabt, vielleicht als Schwungrad zum Gegenschlagen und Aussprengen des Gesteins beim Bearbeiten von Geräthen.
Durch den Erfolg seiner Theilnahme ermuntert, setzte der um die Sammlungen des Vereins vielfach verdiente Herr Pastor Vortisch zu Satow seine Bemühungen fort. Anfangs wollten sie nicht glücken. Da wandte er sich an die Schuljugend 1 ), und in wenig Tagen konnte er 20 interessante Stücke aus fast allen Ortschaften seiner Pfarre und andern Dörfern des Amtes Bukow, nämlich aus Satow, Radegast, Rederank, Miekenhagen und Gerdshagen und aus Retschow und Wendelstorf, an den Verein einsenden, und unter denselben noch einen "Klopfstein" aus Rederank. Dieser, aus festem, quarzigen, rothen Sandstein, wie gewöhnlich die alten Schleifsteine, ist eben so groß und ungefähr eben so geformt, wie die übrigen, mehr vierseitig, an allen 4 Seiten zu einer rundlichen, mehr länglichen Höhlung angeschliffen, jedoch an zwei entgegengesetzten Seiten mehr, als an den andern beiden; das eine Ende ist naturwüchsig und völlig
![]() ![]() |
Seite 406 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
unversehrt, das andere Ende platt geschliffen. Auch dieser Stein hat auf keinen Fall zum Schlagen gedient.
Die übrigen von dem Herrn Pastor Vortisch eingesandten Stücke sind: 1 Keil aus Diorit, 1 rundgeschliffener Feuersteinkeil (zerschlagen), 1 halbmondförmiges Feuersteinmesser, 16 spanförmige Feuersteinmesser, 1 Schleuderstein, 2 kleine runde Scheiben, 12 Spindelsteine, welche unten aufgeführt werden sollen.
G. C. F. Lisch.