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In Jahrb. X, S. 266 ist berichtet, daß die Verzierungen von 4 Urnen eines Hünengrabes zu Moltzow mit Kalk ausgelegt sind. In der Sammlung nordischer Alterthümer zu Kopenhagen überraschte es mich nicht wenig, als ich die Verzierungen vieler Urnen aus der Steinperiode mit einer weißen Masse ausgelegt fand. Es ward dabei die Frage erhoben, ob diese Masse auch wirklich Kalk, nicht vielleicht Mehl oder irgend etwas anderes sei. Bei einer vorgenommenen Analyse hat sich nun ergeben, daß die Auslegung der Urnenverzierungen von Moltzow wirklich kohlensaurer Kalk sei; schon eine unbedeutende, abgeschabte Kleinigkeit brauset unter Scheidewasser hoch und vollständig auf, so daß ein erster Versuch zur Ueberzeugung völlig hinreicht. - Wäre die Masse ein vegetabilischer Stoff, so würde er in bloßer Erde ohne Zweifel in Verwesung übergegangen sein, während sie jetzt kreidehart ist.
Diese Auslegung der Urnenverzierungen mit Kalk muß in einer gewissen Zeit der Steinperiode sehr verbreitet gewesen sein. Auch von Estorff in den Heidnischen Alterthümern von Uelzen, 1846, bildet dort Taf. XV, Fig. I, eine charakteristische Urne aus der Steinperiode ab, welche nach S. 50 zu Masendorf im A. Oldenstadt in einem Steingrabe neben 3 steinernen Keilen und "sehr großen, ziemlich gut erhaltenen Knochen lagen, welche einem vollständigen menschlichen Skelette angehört zu haben scheinen. Auf dieser becherförmigen Urne ist die eingedrückte, sehr reiche Verzierung mit einer schneeweißen Masse, welche sich an mehreren Stellen erhalten hat, ausgestrichen, was dem Gefäße, der Bestimmung gemäß, etwas Leichenhaftes giebt".
Wozu dieser Kalk bestimmt gewesen sei, ob bloß zum Ornament, ob zur Verzehrung der fleischigen Theile des Leichnams, wie es noch heute in ansteckenden Krankheiten geschieht, muß einer genauern Beobachtung überlassen bleiben; so viel scheint gewiß zu sein, daß sich die mit Kalk ausgelegten Urnen in solchen Steinkammern finden, in welchen nichtverbrannte Leichen beigesetzt wurden. In dem Grabe von Moltzow waren einige Verzierungen nicht mit Kalk ausgelegt.
G. C. F. Lisch.