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Beschreibung und Erklärung
des
von
aus dem Dänischen übersetzt
von
A. G. Masch,
Gymnasial=Lehrer zu Neu=Ruppin.
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Proxima
negligere, remota suspicere,
externa adorare, domestica fastidire, non virtutis, sed vitii est. 01. Worm, (monumenta danica, Hauniae 1613, in dedicatione.) |
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Zum ersten Male tritt hier die Untersuchung eines dänischen Runendenkmals dänisch als ein besonderes Buch * ) auf. - Von besonders herausgegebenen "Runeninschriftserklärungen" kann unsere Literatur nur äußerst wenige aufweisen. 1628 kam Prof. Ole Worm's monumentum Ströense, und 1636 seine epi-stola de monumento Trygveldensi heraus. Sonst haben wir nichts außer der recht tüchtigen deutschen Beschreibung über die vor ungefähr 40 Jahren bei Schleswig aufgefundenen Runensteine. (Die Sprache dieser Inschriften ist so ganz die alte dänische oder gemeinsame nordische, daß man keine reinere findet auf irgend einem Runensteine, weder in Dänemark, Schweden, Norwegen, noch Island. Dies ist ein wichtiger und unumstößlicher Ausgangspunkt in der schleswigschen Sprachverhältnißfrage.) Das von Worm, dem ersten und unverdrossenen Forscher in den Runenstudien bei uns, gegebene Beispiel ist nicht so befolgt, als es verdiente. Ich habe wenigstens geglaubt, daß es Nachahmung verdiene, die vaterländischen Denkmäler der Art auf eine Weise zu behandeln, die hoffen läßt, daß man durch das Bestreben, die Kunde von ihnen zu verbreiten, auch beiträgt, Liebe zu denselben zu nähren und dadurch wieder zu den vaterländischen Jnteressen im Allgemeinen. - Möge dieses kleine Buch zu diesem seinem Zwecke wirken und günstige Aufnahme finden.
Den 13. Juli 1839.
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| S. 1. | Bei dem Schmerze, daß so viele Runendenkmäler vergangen, ist es ein Trost, daß viele wichtige und vorhin unbekannte in unserer Zeit ans Licht gekommen sind. Auffallend viele sind verloren, theils durch Unachtsamkeit, theils durch Gewalt, wie in der Hauptstadt selbst vor eben nicht langer Zeit und ebenso an manchen Orten im Lande, und kaum wird behauptet werden können, wir seien so weit gekommen, daß es nicht geschehen kann. Doch sind deren wiederum nicht wenige, die gleichsam als Ersatz für die verschwundenen in allen Theilen Dänemarks, namentlich in diesem Jahrhunderte, gefunden wurden, wo man mit einigem Ernst angefangen hat, den Denkmälern der vaterländischen Vorzeit größere Aufmerksamkeit zu widmen. Die zwei wichtigen schleswigschen Runensteine machten den Anfang; dann folgten - um einige der bedeutendsten zu nennen - der Bäkkestein und der Årsstein in Jütland, der Glavendrupstein, welcher unstreitig den |
| S. 2. | ersten Platz unter allen Runendenkmälern in ganz Skandinavien einmmmt, und der Nörrenäråasstein in Fynen, der Snoldelefsstein und Höjetåstrupstein in Seeland. Endlich ist im vorigen Jahre einer zum Vorschein gekommen, welcher wegen seiner besondern Merkwürdigkeit eine wichtige Stelle unter unsern Runensteinen einnehmen wird. Diesser ist der Gegenstand der gegenwärtigen Untersuchung. Ich nenne ihn, wie man pflegt, nach der Stelle wo er gefunden ist, dem Dorfe Söndervissing. - Söndervissing liegt in Tyrsting Herred (District), Amt Skanderborg, ungefähr 3 1/2 Meilen von Horsens und von Skanderborg. Der Name erinnert an die alten heiligen Orte, so daß der Ort dadurch eine Bedeutung im Heidenalter gehabt hat. In dieser Hinsicht dürfte man beachten, daß es einen Ort gleichen Namens (im Kirchspiel Vänge) ungefähr 3 Meilen nördlicher giebt, weshalb er Nörrevissing heißt. Die christliche Zeit zeigt 5 Klöster auf sehr nahe in dieser Gegend an einander, nämlich Vissingkloster, Vorkloster und Ömkloster. Die ganze Umgegend ist, wie man der Klöster wegen mit Grund vermuthen kann, außerordentlich schön und grandios, vielleicht vorzüglich vor irgend einer andern in Dänemark, und nicht minder dadurch interessant, daß sie auf der Grenze des Waldes und der Haide liegt. Zu dem Interesse, welches die Gegend durch ihre natürliche Beschaffenheit hat, |
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| S. 3. |
kommt nun auch, daß sie
eines der ältesten bestimmt
historischen Denkmäler aufweisen
kann. Hoffentlich wird dies zu den
Dingen gerechnet werden, welche man
auf einer Himmelbergswallfahrt
mitnehmen muß. (?)
Auf einer Reise, welche ich der Runensteine wegen im vorigen Sommer (1838) im Lande umher machte, untersuchte ich auch diesen Stein. Zweimal besah ich ihn - den 30. Juli und 29. August, beide Male bei schlechtem Wetter - da nach der Erfahrung, welche ich machte, eine wiederholte Untersuchung eines jeden Runensteins erfordert wird, damit man in jeder Hinsicht in Betreff der Inschrift, selbst wenn sie gut lesbar, gewiß sei, und öftere Untersuchung scheint nicht durchaus nothwendig. In hohem Grade interessirte und erfreute mich dieses Denkmal, und ich beschloß sogleich, eine Beschreibung und Erklärung darüber zu verfassen. Dies war auch in so weit meine Schuldigkeit, als der Stein nicht untersucht ist und bei den sehr wenigen hier, die sich die Runen zum Gegenstande ihres Studiums gemacht haben, so leicht von einem Andern nicht untersucht werden wird. In jedem Falle glaube ich das ohne Unbescheidenheit zu können, und darf vielleicht hoffen, nicht ganz ohne Beruf. Auffallend ist es, daß dieser Stein so lange unbemerkt blei= |
| S. 4. | ben konnte, da sowohl in der ältern als neuern Zeit mehrere Male offizielle Berichte über die einzelnen Sogne (Kirchspiele) und deren Merkwürdigkeiten eingereicht sind; unwillkürlich wird man dabei auf den Gedanken gebracht, daß noch viel Wichtiges gefunden werden könnte, wenn größere und anhaltende Aufmerksamkeit darauf verwendet würde. Das erste Mal ward ein solcher Bericht auf Veranlassung Ole Worm's und königl. Befehl vom 11. August 1622 eingesandt, welcher ist ein Ausgangspunkt für unsere vaterländischen archäologischen Untersuchungen. Daß in diesem Berichte von dem söndervissingschen Runensteine nicht die Rede ist, kann man schon daraus ersehen, daß er in O. Worm's Runenwerke nicht gefunden wird. Ich habe in diesen Berichten - von welchen jetzt noch ein Theil, namentlich aus Århus Stift 1623, vorhanden ist, - nachgesucht, aber durchaus nichts über Söndervissing darin finden können, wenn sie übrigens vollständig sind. In dem resenschen, geschriebenen dänischen Atlas wird man auch vergebens suchen, so wie in den späteren Berichten. Erst in der allerletzten Zeit ist man auf dies Denkmal aufmerksam geworden; frühe im vorigen Jahre ward es von dem bisherigen Platze weggenommen, wobei es richtig und vollständig zu Gesicht kam. Dieser Platz war in der östlichen Seite des Kirchhofsdeichs; da war der Stein ziemlich tief in die Erde gesetzt und bildete den Seitenstein zur Kirchhofsthür, durch |
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| S. 5. |
welche gewöhnlich ein=
und ausgegangen ward, und zum Theil
deckte ihn der Seitenbalken des
angebrachten Holzwerkes. Die
Schriftseite des Steins stand nach
außen, auf beiden Seiten des Balkens
war etwas davon zu sehen. Woher der
Stein gebracht ist, kann jetzt
Niemand angeben, da er
wahrscheinlich beim Bau der Kirche
schon seinem Urplatze entrückt ist;
man kann aber nicht anders glauben,
als daß der Hügel, von welchem er
genommen, in der Nähe gewesen sei.
Sagen, die in dieser Hinsicht irgend
helfen oder leiten könnten, giebt es
nicht, oder sind nicht
bekannt.
Es ist ein sehr hübscher, ansehnlicher und gut erhaltener Stein von gewöhnlichem grauen Granit, ungefähr 4 Ellen hoch, 2 Ellen breit, 7" dick; die Buchstaben 5 3/4" groß, die zwei Worte der vierten Zeile 1/2" kleiner. Sie sind regelmäßig und mit Geschmack geritzt, und augenscheinlich hat man vielen Fleiß darauf verwandt und sich bemüht, etwas Schönes zu liefern; die Zierrathen am Anfange und Ende der Inschrift beweisen das, so wie die Striche, zwischen welchen die Worte, und die Trennungszeichen, welche nach jedem Worte stehen, ausgenommen - so weit man erkennen kann - nach dem letzten Worte in zweiter und dritter Reihe, und |
| S. 6. |
mit Bedacht hat man den
zwei Worten in der untersten Linie
den rechten Platz in der Schrift
angewiesen. Der Zierlichkeit wegen
hat man den Zwischenraum zwischen
der zweiten und dritten Linie 5
3/4" und 8 1/2" breit
gelassen. Die Buchstaben liegen
grade nicht tief, sind aber sehr
leserlich und gut erhalten. Die
Schriftseite des Steins ist eben,
die andere noch
mehr.
Unbezweifelt stand er aufrecht, wie die Runensteine wohl im allgemeinen standen, besonders wenn sie so ansehnlich und wohlgestaltet waren als dieser. In dieser Hinsicht ist zu bemerken, daß, während der Schluß der ersten Linie 1 Elle, der zweiten 3 Viertel und der dritten nur 1/2 Elle vom Ende des Steines ist, volle 1 1/2 Ellen gegen das andere Ende des Steines, wo die Schrift anfängt, unbeschrieben sind; dieser Theil des Steines hebt sich jedoch ein wenig über den, auf welchem die Schrift steht, und ist augenscheinlich roher und minder bearbeitet. Dies Stück ist gewiß in der Erde gewesen. Es folgt von selbst, daß, nachdem der Stein als Runenstein erkannt und von dem gewiß mehrere Jahrhunderte innegehabten Platze weggebracht worden war, er nicht wieder auf seine alte Stelle gesetzt werden durfte. Er bekommt |
| S. 7. | einen so bequemen und ehrenvollen Platz als möglich, entweder bei der Kirche unter einem eigenen Schauer, geschützt gegen das Wetter, oder im Vorhause der Kirche, welches im Ganzen genommen ein guter Anfbewahrungsplatz ist. Der Cantor und der Pastor des Ortes haben die möglichste Sorge für den Stein gehabt |
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und werden ferner
sorgen, und auf die Unterstützung
des Patrons, des Herrn Consuls
Secher zu Bisgård, kann man in
dieser Hinsicht auch
rechnen.
Zur Beschreibung des Steins gehört noch gewissermaßen, daß, als er gefunden ward, man in demselben Kirchhofsthor noch einen Runenstein fand, der aber unglücklicher Weise mitten darein, die Schrift nach oben, gelegt war, welche nun durch das Gehen und Fahren in der langen Zeit fast ganz verwischt ist. Stets macht man die Erfahrung von solchen Verwüstungen. Nur einige einzelne Buchstaben, ein paar Wörtchen konnte man mit Gewißheit herausbringen; doch unbezweifelt darf man überzeugt sein, daß keine Verbindung zwischen beiden Steinen statt= |
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| S. 8. |
fand, wie bei dem
kleinen und großen Jällingstein.
Schon das, könnte man sagen, spricht
dagegen, daß er ein unförmlicher
Klumpen ist (2 1/2 Ellen lang, 1
Elle breit, 3/4 Elle dick, Runen 5
" hoch), mit roher, unebener,
nicht bearbeiteter Oberfläche, am
meisten wo keine Schrift ist, und
ohne eigentliche Spur von Fleiß an
dieser. Der Stein mußte hier genannt
werden, wenn er auch zu weiter
nichts dient, als die Zahl der
Runeninschriften zu vermehren. Wir
verlassen nun diesen Stein, von ihm
kann weiter nicht die Rede sein; auf
den andern in Söndervissing
gefundenen Stein, den Gegenstand
dieser Blätter, gestehe ich ihm
nirgends Einfluß zu und nenne diesen
den söndervissingschen. Das
eigentliche Aussehen desselben wird
am besten aus der Abbildung erkannt
werden, welche den Stein möglichst
genau wiedergiebt.
Bei Inschriften, welche schon längere Zeit bekannt und Gegenstand der Untersuchungen und der Aufmerksamkeit waren, wie z.B. den Jällingssteinen, dem Trygväldestein, macht das Durchgehen und Beurteilen älterer Erklärungen oft viele und weitläuftige Arbeit; jedoch bei dieser Inschrift, welche nun erst der |
| S. 9. | Behandlung vorgelegt wird, fällt dergleichen weg, und ich kann gleich zur Erklärung schreiten. Ich will mich bestreben, mir dienen zu lassen, daß man sich bei Erklärung der Runen vielfältig versündigt hat, sowohl in Schweden, - und besonders da -, als auch innerhalb der Grenzen der dänischen Runenauslegung, und daß der sprachstrenge Weg, den man einschlagen muß, von Rask gezeigt und gebahnt ist. Mit der Erklärung will ich suchen ein stärkeres Parallelisiren, als gewöhnlich, zu verbinden, - gehören doch alle Runensteine zusammen, machen doch alle ein großes Ganzes aus -, und die eigentliche alte "dänische Zunge", in welcher die Inschriften abgefaßt sind, in Untersuchung zu ziehen. |
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| S. 11. |
Setzt man statt der
Runen unsere jetzt gebräuchlichen
Buchstaben und hält sich dabei so
nahe als möglich an die
ursprünglichen Charaktere, so wird
die Inschrift in der Sprachart, in
welcher sie geschrieben ist, dem
rechten alten Dänischen, ungefähr
dies Aussehen haben:
Tuva (Túva) löt görva kubl, Mistiris dot- (t)ir (dåttir) oft (åft) múδur (múdur) sina (sína), kuna Haralds hins guδa (gúδa) Gurmssunar. Im Folgenden soll darüber nähere Rechenschaft abgelegt, jedes einzelne Wort durchgegangen, jeder entstehende Zweifel dargelegt und besprochen werden. In der isländischen Sprachart hingegen, in welcher allein wir nur eigentliche geschriebene Denkmäler haben, würde die Inschrift so aussehen: Tófa let gjöra kubl, Mistiris dóttir eptir móδur sína, kona Haralds hins góδa Gormssonar. Im jetzt gebräuchlichen Dänischen würde es sein (der Inschrift gleich): Tuva lod göre Höj, Mistirers Datter efter Moder sin, Kone Haralds den godes Gormssöns, oder mit mehreren Worten und ein wenig deutlicher also: (Tuva lod göre denne Höj (Tufva ließ diesen Hügel machen); hun var Datter af Mistirer (sie war Mistivis 1 ) Tochter), gjorde den efter sin Moder (machte ihn nach ihrer Mutter (Ableben) og var Harald Gormssön den godes Kone (und war Haralds Gormssohns des Guten Frau). Eine Runeninschrift, wie ich versucht habe, in ihrer eigenen |
| S. 12. | Sprachart wiederzugeben und dann erst isländisch zur Vergleichung, pflegte man bisher nicht zu thun. Man hat die Inschriften gleich in isländischer Form angeführt und nicht in der eigentlichen dänischen, allenfalls höchstens nur im Vorbeigehen etwas darüber geäußert. Dieses hervorzuheben, muß man sich doch gewiß bestreben. Man muß sich erinnern, daß die alte nordische Sprache ihren Namen von den Dänen hat und selbst auf Island "dänische Zunge" genannt ward; "wahrscheinlich war die dänische Mundart die verbreitetste und herrschende". Das Einzige aber, welches uns unsere Sprache in ältester Gestalt zeigt, in welcher man sie kennt, sind die Runeninschriften. Schwierigkeiten, bedeutende und zum Theil unüberwindliche, zeigen sich indeß bei deren Darstellung in das älteste Dänische, und stets bleibt dabei etwas Unvollkommenes, Unvollständiges. Mit gegenwärtigem ersten Versuche |
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wird das gewiß
besonders der Fall sein, doch hoffe
ich nicht, daß meine Arbeit mich
verdrießen wird.
In Hinsicht auf die Form, ist die Inschrift dadurch merkwürdig, daß eine Tendenz zur Darstellung in Versen deutlich erkennbar ist. Es ist etwas darin, was man abgemessen, abgepaßt nennen könnte; man findet durchaus keine kleine Verbindungswörter; obgleich sie aus drei Gliedern besteht, steht jedes gleichsam für sich. Ich kenne einigermaßen die Runensteine des Nordens, in so weit sie gekannt werden können, denn leider sind sie in |
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| S. 13. |
allen drei Reichen sehr
unzugänglich, doch aber kann man,
wenn auch nur dem Verse sich
nähernde Prosa bisweilen vorkommt,
nur einen Stein aufzeigen, der in
dieser Hinsicht das rechte Parallel
zu dem vorliegenden ist. Dies ist
ein nordischer Stein, welcher auf
Hadeland auf einem Hügel neben dem
Gaard (Hof) Dynna gefunden wird.
Dennoch findet in hohem Grade eine
Uebereinstimmung zwischen ihnen
statt.
Den Inhalt unserer Inschrift wird man am besten verstehen und würdigen können, wenn er Wort für Wort durchgegangen und erläutert wird.
(Tuva) ist ein
Frauenname, gleich vielen andern
kurzen Namen, die sich auf a
endigen, z. B. Helga, Svava, Gyda,
Nanna, welche man zum Theil von
neuem wieder aufnimmt, da man sie
für hübsch und heimisch erkennt. In
den historischen Quellenschriften
kommt er nur sehr vereinzelt vor;
verhältnißmäßig ist er auf dänischen
Runensteinen am allgemeinsten. Der
große Gunderupstein, den man zu
lange eine unverdiente Rolle hat
spielen lassen, und der verlorne
Hjermindstein hatten ihn. (Dieser
ward mit mehreren 1652 eingefordert
und nach Kopenhagen gebracht, und
ging dabei verloren). Nur auf einem
schonischen und zwei schwedischen
Steinen, von denen der eine in
Södermanland, der andere in Småland
ist, kommt
vor. Ersterer
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| S. 14. |
ist "aufgestellt
nach" einem Manne, welcher
"Hakon Jarls Staller"
(Statthalter) war. Der Name
"Tove" ward noch in der
Mitte des 16. Jahrhunderts in
Jütland gebraucht und in der
syvskischen Sammlung dänischer
Volkslieder ist in einer
"Erklärung" zu dem über
Valdemar Atterdag bekannten
sogenannte Tovelille von dem Namen
bemerkt, daß er "hier noch
gebräuchlich ist". Vor nicht
langer Zeit ist er also nicht ganz
unbekannt gewesen, jetzt aber gewiß
verschwunden. Mit dem entsprechenden
Mannsnamen
verhält es sich
ungefähr wie mit
. Er ist gleichfalls
am allgemeinsten auf dänischen
Runensteinen, kommt aber auch
außerdem noch etwas öfter als
und gewiß über den
ganzen Norden vor. In Dänemark
wenigstens existirt
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er noch namentlich auf
der Westküste von Jütland in der
Form "Tue". (Da der Name
ursprünglich
und nicht
hat, so giebt es
nicht einmal einen fernen
etymologischen Grund, ihn
"Thue" zu schreiben, wie
man jetzt gebraucht sieht).
wird jedesmal, wo es
vorkommt, und
bis auf eine einzige
Ausnahme - ein Stein in Östergotland
hat
- stets mit
geschrieben. Dies, in
Verbindung mit dem bestimmt
beibehaltenen u in "Tue",
mußte nach meinem Dafürhalten bei
der Frage über die älteste dänische
Gestalt dieses Wortes bestimmend
sein, vor dem isländischen
"Tofa, Tofi" und Saxos
"Tovo". Wenn vorstehend
Túva bei Tuva eingeklammert steht,
so habe ich
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| S. 15. |
damit das muthmaßliche
breite u bezeichnen wollen; bei den
andern Worten gleicher
Beschaffenheit ist es eben so
bezeichnet.
Bei
(löt) ist zuerst
zu bemerken, welches
einen Vocal, ungefähr unser ö,
bezeichnet. Ziemlich allgemein hält
man es in dieser Bedeutung nicht für
alt; aber so wie man die gestochenen
Runen hoch hinauf in die Zeit hat
setzen müssen - zunächst auf Grund
des größeren schleswiger Steins -,
so muß es auch mit diesem Zeichen
der Fall sein. Einen wesentlichen
Grund dazu giebt dessen Gebrauch in
dieser Inschrift, die doch
keinesweges die einzige dänische
ist, die es hat. In den Worten
und
(der Gegenstandsform,
statt des gewöhnlichen
) kommt es auf dem
Hobrostein vor, - welcher in
"monumenta danica"
"hobroense alterum"
genannt und ziemlich richtig
mitgetheilt wird; der andere, der in
Hobro war, ist verschwunden, - und
auf dem Vejerslefstein (auf dem Gute
Frisenburg) in dem Worte
, und endlich öftere
Male in der gjessingholmer
Inschrift. Diese ist jung; aber der
Hobro= und Vejerslefstein gehören zu
den eigentlichen Runensteinen, und
wären sie auch die jüngsten
derselben, so könnten sie doch kaum
nach dem Jahre 1000 gesetzt sein. Es
möchte vielleicht einige
Aufmerksamkeit verdienen, daß
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| S. 16. |
im Ganzen nicht oft
einzeln in Inschriften vorkommt, und
zum großen Theil gleichsam am
meisten in gewissen Gegenden. Die
vier dänischen Steine, welche
haben, finden sich
alle in einer Gegend nicht weit von
einander. Eine vollkommene Parallele
hiezu liefert ein Herred in
Vestergötland, wo man auf vier von
10 Runensteinen
findet. - Mehr als
ist selbst
, welches eine
schwedische Abänderung ist, zu
bemerken. Sonst sieht man beständig
und
, welches ganz dem
isländischen ,,let" (ließ)
entspricht. Dieses Vorkommen des
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ö ist hier besonders
dadurch interessant, daß es durch
den Umtausch des e und i mit ö, oder
einem Laute ungefähr wie ö, welcher
- dem Isländischen nicht fremd - der
Entwicklung der Sprache gefolgt ist
und noch sowohl in der schwedischen
als dänischen Landmannssprache statt
findet, ein Beispiel von dem Alter
des Runensteins giebt. Ohne Zweifel
erklärt
auch die neuere
entsprechende Form; "led"
(ließ) hat sich gewiß aus der
Provinzialeigenheit, die
uns kennen lehrt,
entwickelt.
In
(görva) haben wir
eine merkwürdige, ganz dänische
Form: nicht eben dadurch, daß sich
vor dem Endvocal
findet; das ist auf Runensteinen in
allen drei Reichen allgemein, und
ist an und für sich selbst eine
interessante Erscheinung, da es
zeigte daß diese ältere
skandinavische Form sich weiter
erstreckt hat, als man von dem
Isländischen vermuthen kann, wo es nur
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| S. 17. |
in einzelnen
Ableitungen sichtbar wird, z. B.
"atgjörvi, gjörviligr",
während das Zeitwort gewiß
"gjora" (thun)
ist.
in Verbindung mit
als Vocal des Wortes
ist besonders merkwürdig; sonst ist
der Vocal stets
,
,
u. s. w., auch ein
einziges Mal in schwedischen
Inschriften
, da aber ohne das
nach
folgende
. Der große
Jällingstein ist der einzige im
ganzen Norden, welcher, wie hier,
hat. - Ich habe das
Wort mit görva gegeben, da nicht
bezweifelt werden kann, daß
, welches sowohl den
Doppellauter als den Selbstlauter ö
bezeichnet, hier ö ist. Gleichwohl
kann man doch kaum annehmen, -
obgleich die Möglichkeit vorhanden
ist -, daß das ö hier grade mit dem
durch
in
bezeichneten Laute
zusammenfällt. Vermuthlich ist
das eigentliche ö,
dagegen die
Bezeichnung für einen Laut, welcher
durch Abwandelung des e oder i sich
dem ö genähert hat, wie bei
gesagt
worden.
(kubl) ist sowohl
Denkmal für einen Abgestorbenen, als
auch die Grabstätte, der Hügel.
Jenes ist auf älteren Steinen das
weniger Allgemeine. In den
Inschriften selbst ist dieses Wort
natürlich sehr hänsig. Die
vorliegende Form scheint die am
meisten dänische zu sein; sie kommt
vor, um nur einige Beispiele zu
nennen, auf dem Glavendrupstein, dem
Nörrenäråsstein (in sehr hübscher
Verbindung), dem leider vernichteten
Landerupstein, den beiden Jälling=
|
| S. 18. |
steinen u. s. w.,
wohingegen
und
weit seltener sind.
Jenes hat einer der Åckersteine auf
Bornholm, dies der Skivumstein. Die
zwei erstgenannten Formen findet man
gewöhnlich auf schonischen Steinen,
alle drei auf schwedischen, keine
derselben dagegen aber auf
norwegischen. Eine
|
|
Seite 135 |
|
eigene Veränderung
derselben,
, findet sich auf dem
kleinern schleswigschen Steine.
Schwedische Steine liefern endlich
das Beispiel, daß
vor
steht; dann ist die
Form
. Obgleich der Formen
so viele sind, so wird dennoch das
Wort stets mit
geschrieben. - Die
Rune
hat hier eine ganz
besondere Gestalt, sie ist beinahe
glockenförmig. Dies kennt man sonst
nicht; nur der Lyngbystein (in
Hellum Herred) zeigt das Seitenstück
dazu. Die Figur kommt noch zweimal
in der Inschrift vor, die sich auch
noch dadurch auszeichnet, daß sie
diese Rune in den verschiedenen
Zeilen auf dreifache Art darstellt.
Dies dürfte vielleicht zu den
Zierlichkeiten gehört haben. Auf dem
Hornsteine kommt
dreimal vor,
jedesmal, doch nicht gerade wie
hier, verändert; der kleinere
schleswigsche Stein und der von
Schonen hierher gebrachte
Runenstein, auf dem bischöflichen
Hofe zu Kopenhagen, haben
auch auf drei
Arten.
(mistiris) ist die
Besitzform eines Eigennamens
oder
, der von anderswoher
nicht bekannt ist.
|
|
| S. 19. |
Darüber ist nicht zu
wundern; mannigfaltige Namen auf
Runensteinen kommen sonst nicht vor,
und von andern, und vielleicht von
mehrern als man annimmt, ist die
Spur nur noch in den Städtenamen
übrig geblieben. Dies ist, um ein
bestimmtes Beispiel anzuführen, der
Fall mit
auf dem
Hjermindstein. Zu den ganz
verschwundenen Namen gehört auch
gewiß der, welcher hier betrachtet
werden soll. Er sieht so fremd aus,
daß man versucht werden könnte, ihn
aus dem Slavischen herzuleiten, wo
viele ähnliche zu Hause sind; nicht
wenige der Art kommen auch in
Verbindung mit der ältern dänischen
Geschichte vor. Mistirer, wie ich
angenommen habe, ist gewiß der Name
gewesen; doch ist zu bemerken, daß
die sechste Rune, wie die Abbildung
zeigt, gerne ein
sein kann
1
). Im Ganzen findet
es nicht selten statt, daß
und
gleiches Aussehen
haben; mehrere auffallende Beispiele
liefert der Tirstedstein.
Gleichfalls muß erinnert werden, daß
die erste Rune nicht ohne Widerrede
ein m ist. Es könnte wohl eine
deutsche (g oder e bedeutende) Rune
sein, die gebraucht ward.
(Bekanntlich giebt es deutsche
Runen. Ihr Alter kann bis ins 9.
Jahrhundert hinaufgeführt
|
(=Mistivis) zu
lesen. Auf dem Steine ist die
sechste Rune einem
ähnlicher als
einem
; hiedurch kommt
auch der Name des Wendenfürsten
Mistewoi richtiger
heraus.
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Seite 136 |
|
| werden; sie stammen aber nichts desto weniger von den nordischen Runen. Man findet sie in einzelnen, sehr alten Handschriften, aber keineswegs auf Steinen in Deutschland. Der Norden allein hat Runensteine, die Grenze ist die Eider. In letzterer Zeit ist | |
| S. 20. |
bei Ansbach ein
Runenstein gefunden, welcher, wie
Zeichen und Schrift bestimmt
darthun, von einem Nordländer
herrührt, durchaus nicht deutsch
ist; - auch sagt man, daß in der
Elbe bei Hamburg ein großer Stein
mit Runen liege; von diesem habe ich
eine Abbildung gesehen, und ist sie
richtig, so sind es nordische Runen,
welche sich darauf befinden.) Eine
deutsche Rune könnte die erste also
gerne sein; gleichwie man ganze
Inschriften mit nur deutschen
Buchstaben auf nordischen Steinen
findet, so findet man diese
bisweilen einzeln zwischen die
gewöhnlichen gemischt, wie man es
von dem Snoldelefstein und dem
Höjeståstrupstein weiß. Man würde
jedoch durch keine dieser zwei
Arten, eben so wenig dabei, wenn man
dem Worte einen andern willkürlichen
Platz geben wollte, etwas gewinnen,
welches der einfachsten Lesung, die
Mistirer unleugbar ist, vorzuziehen
wäre. Daß der Tryggeväldstein das
Zeichen
zweimal hat, wo es
kaum die Frage sein kann, ob es ein
m bedeutet, ist eine Bestätigung,
daß es hier dasselbe ist. Endlich
liegt in einem hohen Grade eine
Bekräftigung darin, daß in einem
nordischen Runenalphabete, angeführt
in einer sanctgallenschen
Handschrift vom 10. Jahrhundert, die
Rune m mit diesem Zeichen, bis auf
einen kleinen Unterschied, in der
Handschrift kaum ursprünglich,
gegeben wird. Anf diese Art erhält
das Zeichen gewissermaßen ein
paläographisches Interesse.
|
| S. 21. |
(dotir) ist ganz das
vor nicht langer Zeit außer Gebrauch
gekommene Dotter (Tochter).
ist beides: t und d.
Hier im Anfang könnte man es für d
nehmen, kann aber auch gerne t sein.
Man pflegte eine Rune, wo es
eigentlich sein sollte, nicht
zweimal zu setzen. Daß in der ganzen
Inschrift nur
, kein
, wo man es erwarten
sollte, vorkommt, muß die Vermuthung
veranlassen, daß das
nicht an allen Orten
seine eigentliche Bedeutung hat,
sondern auch o ist. Daß es bei
diesem Worte der Fall sei, dafür
scheint vieles zu sprechen. Die
Schreibart
ist in allen Ländern
jedoch keineswegs ungewöhnlich,
obgleich wohl weniger gewöhnlich als
. Eine Formmischung
scheint beinahe in dem Worte statt
zu finden.
(oft): nach. Die
Verschiedenheit der Formen dieses
Wortes im Isländischen - eptir,
aptr, aftr u. s.w. - kommt auch in
den Runenischriften, aber in noch
größerer Mannigfaltigkeit vor.
|
|
Seite 137 |
|
| Man hat kein Recht, dies Willkür zu nennen; im Gegentheil muß man sich überzeugen, daß sich darin Ueberbleibsel der einzelnen Landschaftsmundarten offenbaren. Gewöhnlich ist die Form länger, doch kürzer als hier kann sie nicht sein, und gerade so | |
| S. 22. |
kommt sie fast überall
in den ältesten dänischen
Inschriften vor, z. B. auf dem
Glavendrup=, Års= und großen
Jällingstein, aber nur auf den
dänischen, theilweise auf
schonischen, nicht auf schwedischen
oder norwegischen, welche gewöhnlich
die längeren Formen haben:
,
,
. Daß
auch die Bedeutung o,
selbst des offenen a - auf dem
kleinen schleswigschen Steine steht
- habe, muß man
annehmen, denn es ist dem
, aftr u. s.w. näher
und der noch gangbaren Aussprache
des Landmannes, die bestimmt a und å
hat.
(muδ) wird mit
dem dazu gehörigen Besitzwort
(sina) von der
vorhergehenden Präposition
in die
Gegenstandsform gesetzt, die
Nennform (Subject) ist
. Wo das Wort auch
vorkommt und dänische Inschriften es
gerade mit
schreiben, ist
überall das bestimmt
vorherrschende, so daß man nicht
zweifeln kann, daß u der Vocal ist,
welcher dem Worte angehört. Nach dem
Vocale folgt hier, wie im
Isländischen immer,
, das weiche d,
welches ich mit dem alten
isländischen Zeichen δ
ausgedrückt habe, da weder d noch
th, welches man gewöhnlich aus
Unwissenheit oder Unachtsamkeit
gebraucht sieht, hier benutzt werden
konnte. - Die erste Rune ist eine
Veränderung von
und keineswegs
selten. Bemerkenswerth ist aber
doch, daß das, was die dänischen
Runensteine angeht, besonders für
Ostjütland eigenthümlich ist.
Während es auf keinem lålländischen
oder falsterschen, gerade auf einem
seeländischen Steine, auf ein paar
|
| S. 23. |
fünischen, einem
bornholmschen und ein paar
schonischen, auch auf schwedischen
Steinen und ein einziges Mal auf
einem norwegischen vorkommt, findet
man ess auf vielen ostjütischen
Steinen, auf beiden Jällingsteinen,
dem Landerupstein, sselbst auf dem
andern söndervisssingschen - um auch
den zu nennen -, auf dem
Österalling=, dem Egå= und dem
größeren Gunderupstein, und zu
diesen gesellt sich der große
schleswigsche, welcher
sogar drei mal hat
und eben so wenig als die
Jällingsteine (und der
Tryggeväldestein) m anders
ausdrückt.
(kuna), Nennform,
steht also in Zusammenstellung mit
und
. Das Vorgesagte wegen
. gehört auch hierher.
- Zu bemerken ist, daß das Wort
unter der Linie steht. Sehr leicht
kann es übersehen werden, ward es auch
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| im Anfange, und dies ist mir ein auffallender Beweis gewesen, wie vorsichtig man beim Lesen der Inschriften sein muß und wie leicht etwas der aufmerksamen Betrachtung entgehen kann. Erst ist es von dem Ritzer (Graveur) vergessen und deshalb unter die Worte gesetzt, in deren Mitte es hätte stehen müssen, und ist dabei die sorgfältige Zierlichkeit nicht vergessen, welche die ganze | |
| S. 24. |
Inschrift auszeichnet,
wovon man sonst kein Beispiel
findet.
(harads), Besitzform
eines Eigennamens, bei welchem man
nur an den bekannten Namen Harald
denken kann, welcher aber auf
Runensteinen selten ist. Er kommt
auch vor auf dem großen Jälling=,
dem Landerup= und einem schwedischen
Stein in Små. Vor
ist
ausgelassen. Die
liquiden Buchstaben sind jedoch
häufig auf Runensteinen ausgelassen,
besonders mit
, gewöhnlich mit
, seltener mit
und
. Auf dem
Landerupstein ist Harald ohne
Zweifel eben so geschrieben gewesen,
und der Horn= und Bäkkestein haben
u. s. w. statt
. Aus der Menge von
Beispielen sind gerade diese
genommen, da die genannten drei
Inschriften mit der
föndervissingschen ganz gewiß zu
einer und derselben Gruppe gehören,
aus einer Zeit stammen und
möglicherweise auch denselben
Urheber haben.
(hins guδ)
gehört zum vorhergehenden Worte und
steht deshalb in gleicher
Verhältnißform; es ist das Beiwort
in der bestimmten
Form mit dem bestimmten Nennworte
vorher. Das vorhin vom δ und u
Gesagte gilt auch hier.
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| S. 25. |
Doch kommen
und
stets in dänischen,
wie in schonischen Inschriften mit
vor. "God"
(gut) steht hier nicht so sehr als
ein allgemeiner Zuname für Harald,
sondern als Ausdruck eines bloß
persönlichen Verhältnisses. Mehr
davon in Folgendem.
(Gorms) ist
Besitzform von
, Gorm, welcher Name
höchst selten in der nordischen
Geschichte vorkommt und Dänemark
oder Schweden anzugehören scheint,
man müßte denn auf die mythischen
Namen eingehen. Auf wenig
Runensteinen findet man ihn, hier im
Reiche nur auf den Jällingsteinen,
außer diesen in der großen
Hallestadsinschrift in Schonen
(zweimal) und in einer schwedischen
in Westgotland. Allenthalben, wo
dies Wort vorkommt, obgleich die
Inschriften sich an sehr
verschiedenen Orten befinden und aus
verschiedener Zeit sind, wird es mit
geschrieben, und
deshalb stelle ich
"
Gurm
" als die
älteste dänische Form auf, von
welcher nicht zu weichen ist. Aber
bei dem steten o in dem Namen bei
Saxo und den isländischen
Schriftstellern - und wie einige
deutsche Chronikenschreiber sich dem
anzuschließen scheinen - ist es wohl
noch zweifelhaft, da das
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| S. 26. |
Wort ganz, möchte man
sagen, ohne Ableitungen oder
sonstige Spur verschwunden ist und
sich zu einer Vergleichung nirgends
etwas Sicheres vorfindet. Das vom
Gesagte gilt auch
hier.
(sunar) gehört zu
und ist, wie die
andern letzten Worte der Inschrift,
Besitzform nach einer dem
Isländischen entsprechenden Beugung.
Bis zum 15. Jahrhundert ist es eben
so in Dänemark gebeugt worden. In
der ältesten dänischen
Bibelübersetzung kommt
"sönerens" vor, welches
weder, wie man willkürlich erklärt
hat, "Sönerne" oder
"Sönernes" ist, sondern
geradeweg "Sön-ens",
isländisch "sonar-ins".
ist u ohne Frage.
Dies am häusigsten in Inschriften
vorkommende Wort wird in allen drei
Reichen stets mit
geschrieben; die
isländische Beugung setzt ein
bestimmtes u als Hauptvocal voraus,
und endlich hat die verwandte alte
deutsche Sprache es gleichfalls. (In
gewisser Hinsicht zeugt dies für das
bei
und
Angenommene.)
Das Zeichen hinter diesem Worte bezeichnet den Schluß; |
| S. 27. |
ein Schnörkel steht vor
demselben. Es ist Schmuck und
bezeugt die Sorgfalt für
Deutlichkeit und
Zierlichkeit.
Die Inschrift kann nicht schwierig genannt werden. Die Buchstaben sind deutlich und gut erhalten, alle Worte bekannt. Nur mit
ist man nicht ganz im
Reinen, über dessen eigentliche
Bedeutung man jedoch nicht ungewiß
ist; denn daß es ein Name sei,
darüber ist kein Zweifel, sondern
über dessen Ursprung und Verbindung
mit andern Namen.
Dem Einen und dem Andern dürfte es vielleicht scheinen, daß der Inhalt einer solchen Inschrift unbedeutend sei. In dieser Hinsicht muß man sich wohl erinnern, daß man die Verhältnisse der Zeit, in welcher die Inschriften entstanden, durchaus verkennt, wenn man erwartet, daß die Runensteine große historische Begebenheiten weitläuftig ausführen und beschreiben sollen. Runensteine sind einfache Denksteine und können dergestalt nicht große historische Resultate liefern. Nicht des historischen, sondern des linguistischen Stoffs wegen sind sie zu beachten. Ihre Bedeutsamkeit für die Muttersprache, die man natürlich nicht recht aus einer einzelnen Inschrift ersieht, sondern erst wenn man sie im Ganzen betrachtet, ist etwas, woran im Allgemeinen die Leute eigentlich nicht denken; - |
| S. 28. | da wird nur gefragt: was steht auf dem Steine, wie lautet die Inschrift? - ja sogar in den gelehrten Betrachtungen ist sie weniger aufgenommen, als sie sollte und werden muß, und niemals in ihrem Ganzen aufgestellt, wie sie aus einer gesammelten |
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und verglichenen
Untersuchung aller Inschriften
hervorgeht. Aber dennoch bleibt es
eine Wahrheit, daß die Runensteine
viele wichtige und vielleicht - wie
andere archäologische Resultate -
von vielen Historikern neben den
diplomatischen Quellen nicht nach
Werth erkannte und benutzte Winke
für die innere vaterländische
Geschichte geben, die sonst nicht
aufbewahrt sind, wie auch einige,
bestimmt historische Personen
angehen. Dies ist mit der Inschrift,
welche hier abgehandelt wird,
unbezweifelt der Fall, und darauf
bauend nannte ich sie in der Vorrede
eines der ältesten dänischen
geschichtlichen Denkmäler. Ich muß
mich darüber näher
aussprechen.
Fragt man: wer war der Harald Gormssön, dessen die Inschrift erwähnt? so wird der Gedanke unwillkürlich auf König Harald Gormssön, oder gewöhnlich Harald Blåtand genannt, geleitet. Jünger als um das Jahr 1000 kann die Inschrift wegen der Reinheit der Sprache unmöglich sein; es ist aber auch kein Grund vorhanden, sie hoch ins 10. Jahrhundert hinaufzusetzen. Beide, Harald und Gorm, sind, wie vorbemerkt, auf |
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| S. 29. | Runensteinen - Gorm auch stets sonst noch - an und für sich seltene Namen, mithin um so mehr gesammelt (?) und gerade als Namen eines angesehenen dänischen Mannes im 10. Jahrhundert. Daß diese Runeninschrift sich nicht weit von Jälling befindet, woselbst, wie bekannt, in einem näheren und ferneren Umkreise sich so viele Denkmäler für Gorm, Tyre Danebod und Harald finden, und daß sie, außer der Uebereinstimmung der Sprache, im Ganzen noch verschiedene Eigenthümlichkeiten und bestimmt zu beweisende Ähnlichkeiten mit den Inschriften haben - wie im Vorhergehenden es näher abgehandelt ist -, sind Umstände, welche, mit den übrigen zusammengehalten, so beschaffen sind, daß sie zur Aufforderung werden, viel Gewicht darauf zu legen. Ein Harold Gormssön also, welcher in der letzten Hälfte des 10. Jahrhunderts ein angesehener und mächtiger Mann war, - die Runendenkmäler können in Dänemark wenigstens kaum von andern herrühren, besonders je größer und prächtiger sie sind, - dessen Andenken in einer Runeninschrift aufbewahrt wird, welche, außer daß sie sowohl hinsichtlich der Sprache, als auch in gewissen auffallenden Einzelheiten genau mit den Jällinginschriften übereinstimmt, namentlich mit derjenigen, die König Harald Gormssön setzen ließ und gerade in der Gegend gefunden wird, wo dieser König sich besonders und, wie es scheint, am liebsten aufhielt, - kann kaum irgend ein anderer als König Harald selbst gewesen sein. Be= |
| S. 30. | stimmter als hier kann das natürlich nicht bewiesen werden; aber |
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| sicher ist in dieser Annahme nicht das geringste Ueberspannte, und wollte man diese Bedeutung verwerfen, so müßten viele Umstände zusammentreffen, wenn man sie wegleugnen wollte. Der allenfallsige Einwand, daß Harald Gormssön hier "der gute" genannt wird und daß man von der auch hier erwähnten Tuva nichts weiß, kann nichts bedeuten. Es kann kaum ein Zweifel obwalten, daß man Harald Gormssön nach den geschichtlichen Zeugnissen im fernsten Sinne gut nennen kann; es ist aber auch durchaus erlaubt, den Zunamen "der gute" in der Inschrift nicht als einen allgemeinen zu verstehen, sondern als einen Ausdruck der persönlichen Ergebenheit und Liebe dessen, der den Stein errichtete, und von diesem Standpunkte aus kann ein Grund zu dieser Benennung statt finden. - Noch weniger Gewicht hat der Umstand, daß Tuva und Harald's Verhältniß zu ihr nirgends erwähnt wird. Giebt es in der dänischen Geschichte doch viel wichtigere Dinge, von welchen unsere ausführlichsten und besten Chroniken und Annalen schweigen und die man nur von anderswoher kennt, und gerade in den Nachrichten von Harald's ehelichen Verhältnissen herrscht viel Unbestimmtes, | |
| S. 31. |
da die der Isländer
nicht mit Saxos und diese wiederum
nicht mit den deutschen
stimmen.
Dergestalt kann es wohl eine feste und wohlgegründete Ueberzeugung sein, daß diese Runeninschrift eine bestimmte, geschichtliche Person bespricht und auf sie hinweist; daß sie eine Thatsache aufbewahrt, welche die Chronik nicht mittheilt, und daß sie sich einer Reihe von Denkmälern anschließt, und sie erweitert, welche, indem sie allein im ganzen Norden steht, ein ganz eigenthümliches Interesse und eine große Bedeutung hat, - die Reihe, welche man passend den gorm=tyre=haraldschen Runenkreis nennen könnte, und welche gewiß mit gutem Grunde |
"das schönste Denkmal heißen mag, welches irgend ein Volk aufzeigen kann, wodurch die historische Existenz der Könige des Heidenalters und die älteste Gestalt der Sprache der Gegenwart unbestreitbar vor Augen gestellt wird."