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Burgstellen im dümmerschen See.

Am 14. d. M. begab ich mich in Begleitung der Herren Pastor Kehrhahn, Pastor Seidel und von Winterfeld nach dem dümmerschen See, der seit etwa 5 Wochen bedeutend abgelassen ist und etwa 5 Fuß an seiner Wasserfläche verloren hat. In diesem See, geht die Sage, sei eine Stadt 1 ) versunken und die höchste Stelle, der Schloßberg genannt, zeige zwischen dem Rohre, womit er bewachsen, noch die Trümmer der Burg. Dieser Schloßberg war jetzt bei dem niedrigen Wasserstande sichtbar geworden und wir begaben uns zu Kahn dahin, um die Localität genauer zu untersuchen. Die Stelle liegt in der Richtung zwischen Kowahl und dem südlichen Ende des Dorfes Dümmer, einige hundert Schritte von dem Ufer des letzteren Dorfes entfernt. Als wir durch das Rohr hindurch gefahren waren, betraten wir den Schloßberg, der kaum 1 Fuß über das Wasser hervorragt in einer Länge von 14 Schritten und einer Breite von 9 Schritten. Auf dieser Spitze, die sich kegelförmig in die Tiefe des Sees hinab abrundet (welche Tiefe nach Aussage der Fischer einige 40 Fuß beträgt), stehen noch mehrere starke eichene Pfähle, früher vom Wasser bedeckt, jetzt etwa 3 Fuß hoch hervorragend. Diese Pfähle bilden 2 Vierecke und haben wahrscheinlich das eigentliche Haus (die Burg) getragen. Die Oberfläche war mit Feldsteinen von mittlerer Größe bedeckt, zwischen denen auch Stücke von alten Ziegelsteinen lagen. Unter diesen Trümmern fanden wir Scherben von alten irdenen Töpfen, welche drei verschiedenen Gefäßen angehörten. Die Scherben des einen sind aus blaugrauem Thone, wie sie an andern mittelalterlichen Burgstellen gefunden sind; die der beiden andern haben die gewöhnliche rothbraune Farbe: das eine


1) Im 13. Jahrhundert war Dümmer (damals Davermoor) ein maltzansches Lehn. Im 14. Jahrhundert saß auf Dümmer eine Linie der von Preen, welche sehr fehdelustig war und auch einen Hauptmann der Vitalienbrüder abgab.
Mitteilung des Herrn Archivars Lisch.
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Gefäß hatte einen dicken Rand mit darunter laufenden horizontalen Linien, das andere einen dünnen stark gebogenen Rand. Geich bei Ablassung des Wassers soll hier auch ein Porcellan=Gefäß gefunden sein, welches der Jäger zu Perlin wieder herbei zu schaffen versprach. Etwa 80 Schritte von dem Schloßberge ragen in der Richtung nach dem Ufer 4 eichene Pföste ebenfalls 3 Fuß hoch aus dem Wasser empor, gerade so weit von einander entfernt, daß sie eine Zugbrücke getragen zu haben scheinen. Bis dahin wäre dann vom Lande her ein Damm gewesen, wovon aber jede weitere Spur verschwunden ist. - Auch die Pfähle dürften bald alle verschwinden, da die Fischer einen derselben schon ausgebrochen hatten.

Ein zweites Pfahlwerk befindet sich nahe am Ufer etwa gegen die Mitte des Dorfes Dümmer, aber sehr weit von dem Schloßberge, so daß es keinen Zusammenhang damit gehabt haben kann. Es umschließt einen runden Platz, der vielleicht auch eine kleine Burg getragen hat. Hierüber existirt keine Sage.

Eine dritte Stelle im dümmerschen See am westlichen Ufer scheint ebenfalls eine alte Burgstelle zu sein. Vor Ablassung des Wassers war es eine Insel von etwa 80 Schritt Länge und 40 Schritt Breite, mit Ellern bewachsen; jetzt hängt sie mit dem Lande nahe an der perliner Grenze zusammen. Bis in jüngster Zeit war Streit darüber, ob diese Stelle zu Perlin oder zum Domanium, gehöre. Auf diesem Platze trocknen die Fischer ihre Netze unter den Bäumen; der See umher ist sogleich ziemlich tief; auch fanden sich hin und wieder Stücke alter Mauersteine. Doch weiß man in der Gegend nichts davon, daß hier eine Burg oder ein Haus gestanden habe; die Insel trägt nur den Namen: der kleine Werder.

Wittenburg, im September 1842.

J. Ritter.