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Holzformen von Malchin.

Beim Abbruch des alten Rathhauses zu Malchin im J. 1841 ward in dem noch im Spitzbogen gewölbten Keller desselben ein auf einer Seite mit eingeschnittenen Formen bedecktes Brett gefunden, welches durch Geschenk des Herrn Rectors Bülch in Malchin in den Besitz des Vereins gekommen ist. Das Brett ist 1 1/4" dick, 2' 4" lang und 8" breit. Links ist der ganzen Länge nach ein Stück abgebrochen, welches jetzt nicht aufzufinden gewesen ist; es muß das Stück aber schon zur Zeit, als das Brett verloren ging, abgebrochen gewesen

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sein, da auf der Bruchseite verschiedenfarbige Wachstheile, mit denen die Formen ausgedrückt wurden, kleben. Sonst ist das Brett auf allen übrigen Seiten gehobelt und an beiden Enden stark wurmstichig und von dem Ansehen eines sehr hohen Alters. Der Bruch geht der Länge nach mitten durch mehrere Formen, welche bei der Aufzählung als vollständig mitgerechnet werden sollen.

Das Brett enthält 42 Formen, welche dicht neben einander stehen und von oben nach unten hin immer kleiner werden; alle sind rund und die größten 3 1/2", die kleinsten 1 1/2" im Durchmesser. Sie sind nach Art, Größe und Tiefe der Siegel des 14. Jahrhunderts geschnitten, jedoch nicht zu Siegeln gebraucht worden, da keine einzige Umschrift vorhanden ist; der Rand ist bei allen mit kleinen halbrunden Stichen ausgestochen. Auch sind nur wenige Wappen unter den Formen. Die Formen haben dazu gedient, Reliefbilder zu Verzierungen abzudrücken; in vielen sitzen noch Reste von den Massen, mit denen abgeformt ward, in den größern von grünem, in den mittlern von rothem Wachs, in einigen kleinern von ungefärbtem Harz. Alle Formen sind kräftig und schön geschnitten, gehören wohl der bessern Zeit der Holzsculptur an, und fallen wahrscheinlich in das 15. Jahrh. oder doch in den Anfang des 16. Jahrhunderts.

Die Gegenstände der Darstellung sind theils Wappen, theils Naturbilder, theils architektonische Ornamente.

Die Wappen, fast alle im größten, nur einige im mittlern Durchmesser, sind: das kursächsische Wappen, längs getheilt: links 8 mal schrägerechts gestreift mit der Rautenkrone, rechts die beiden gekreuzten Kurschwerter auf quergetheiltem Schilde; - zwei Male der pommersche Greif; - der doppelte Reichsadler; - das Wappen der Stadt Nürnberg, längs getheilt: rechts ein halber Doppeladler, links 8 mal schrägerechts gestreift; ein einfacher Adler. Vielleicht gehören noch zu den Wappen: eine heraldische Lilie, der Stadt Demmin, und ein sechsstrahliger Stern, der Stadt Perleberg, beide sehr ausdrucksvoll geschnitten; - ferner: eine gekrönte, zweigeschwänzte Meerjungfer, das Druckerzeichen des Dr. Nicolaus Marschalcus Thurius, ganz wie Jahrb. IV, Lithogr. Tab. III, Nr. 5, welche auch im Wappen der nürnberger Patricierfamilie Rietter und sonst vorkommt; - endlich Reste eines Pfauenwedels u. dgl.

Die Naturbilder sind z. B. ein Pelikan, der seine Jungen mit seinem Blute ätzt; - ein Bär, ein Hund, ein

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Hase, ein fliegender Adler, ein Pfau, ein Fasan, ein Kranich, zwei unbestimmte Blumenstöcke, ein Rosenstock, ein Vergißmeinnicht, zwei Trauben, eine Eichel.

Die symbolischen Darstellungen und architektonischen Ornamente sind: eine Darstellung der Versuchung Christi in der Wüste (?), eine flammende Sonne, zwei Seraphinenköpfe, zwei Widderköpfe, fünf Rosetten aus Perlen gebildet.

Aus der Aufnahme der gekrönten Meerjungfer in die Reihe der Darstellungen könnte man schließen, daß die Formen von dem Holzschneider Melchior (Schwarzenberg) herrühren, welcher in dem ersten Viertheil des 16. Jahrh. für Marschalk und Dietz zu Rostock arbeitete (vgl. Jahrb. IV, S. 108 flgd.).

G. C. F. Lisch.