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17.
Der glimmerhaltige Sand in Meklenburg

verdient vielleicht größere Aufmerksamkeit, als ihm bisher geschenkt ist. Die Wichtigkeit passenden Sandes für Glashütten und Töpfereien ist bekannt; noch mehr aber wird das Interesse gesteigert, wenn historische Thatsachen das Augenmerk immer wieder auf eine gewisse Formation lenken. Es giebt nämlich unter den zahlreichen Begräbnißurnen, welche in Meklenburg gefunden werden, nicht wenige, deren Masse mit zerstampftem Granit, Kiessand und Glimmerblättchen vermengt ist, sowohl Urnen, welche ein hohes Alter zu haben scheinen, als auch solche, welche muthmaßlich einer jüngern Zeit angehören. Nicht allein der Umstand, daß es von Wichtigkeit ist, die Verbreitung dieser Art von Gefäßen zu verfolgen, muß auch die Erscheinung Aufmerksamkeit erregen, daß die alten, glimmerhaltigen Urnen eine auffallende Festigkeit haben, indem sie nach einer tausendjährigen Vergrabung in feuchte

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Erde oft noch wie neu erscheinen. Wahrscheinlich ward die Masse der alten Urnen so gemacht, um dieselben im Brennfeuer in der Form zu erhalten. Doch liegt sicher viel in dem Material, dessen sich die alten Völker bedienten; dieses ist auch in neueren Zeiten in Meklenburg Gegenstand der Aufmerksamkeit geworden.

In dem handschriftlichen Nachlasse des forschenden und erfahrnen Geheimen=Raths P. Schmidt (vom J. 1763 flgd.) auf der Regierungs=Bibliothek zu Schwerin finden sich hierüber folgende Nachrichten, welche vielleicht manches Unwahrscheinliche haben, aber doch immer besonderer Aufmersamkeit werth sind:

"Von den edlen Metallen an Gold und Silber (in Meklenburg) hat man zur Zeit keine weitere Spur, als daß an verschiedenen Orten der Sand mit Silberstaub vermischt ist. Die Metall=Verständigen, welche bei der Münze gearbeitet haben, halten dafür, daß ein reines Silber daraus abgetrieben werden könne, daß aber die Kosten den Gewinnst übersteigen möchten".

Ferner:

"Im Jahr 1765 gab sich ein Mann bei Ihro Durchl. zu Ludwigslust an, welcher seiner Aussage nach bey der Porcellan=Fabrique in Meissen vormahlen engagiret gestanden. Er wollte Dresdner Porcellan fabriciren und das Silber aus dem Flugsande, welcher in großer Menge bey Picher lieget, abtreiben. Er versprach aus einem Centner Sand 36 Pfd. Silber zu liefern, und Serenissimus ließen darauf ein Gebäude und einen Schmelzofen in Picher anlegen".

Ferner:

Fageance oder unächtes Porcellan ward eine Zeit lang auf Stieten, einem Gut der Kammerherrin von Bülau, verfertiget, und jetzt ist der Töpfer Appelstädt auf der Vorstadt Schwerin damit privilegiret worden".

Ferner:

"Im Jahr 1753 offerirte sich ein Mann aus dem Strelitzischen in hiesigen Landen eine Porzellan=Fabrique anzulegen, wenn man ihm nur eine Concession zur Glashütte geben wollte. Der Graf Bassewitz hatte ihn in Strelitz gesprochen und brachte die Probe des Porcellains mit. Es war im äußerlichen Ansehen so weiß und gut, als das Dresdener und

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nach der innern Güte war es unzerstörlich. Der Herzog Christian Ludwig behielten die Tabatiere, und mit einer Theetaße und dem Theelöffel machte man alle Proben, die möglich waren. Die Stücke wurden an die Erde geworfen; man machte sie glüend im Feuer, man tunckte sie gleich wieder in kaltes Waßer; man schlug Feuer damit auf einen Stahl: und immer blieb die Waare unversehrt; der gantze Hoff war hievon ein Zeuge. Der Hertzog waren auch bereit, diesen Mann in die hiesigen Lande zu ziehen; aber der Herr Graf mochte wohl die Correspondence einige Posttage ausgesetzet haben, und so war man schon von Königl. Preußischer Seiten dem Engagement zuvorgekommen. Dieser Künstler hat etwas Glaß zwischen der materie gebrauchet, welches aber nicht zu sehen war. Er hält sich noch jetzo in dem Brandenburgischen auf, aber wie erzählet wird, so darf er von dieser unzerstöhrlichen Arbeit nicht vieles verfertigen, um nicht die andern Porcellan=Fabriquen zu ruiniren. Der Oberjägermeister Penz hieselbst hat noch im vorigen Jahr 1762 von einem Märker ein Present von dieser Art Porcellan bekommen und der Preiß der Waare war sehr leidlich".

Schon der Herzog Heinrich der Friedfertige schreibt in einem Memoriale über die Anlage von Fabriken auf dem "Wantzeberge" bei Eldena aus dem ersten Viertheil des 16. Jahrhunderts:

"Es ist auch eyn Silber=Ertz gefunden; das rnan dar achtunge vf habe vnd den probirer bestelle"

und:

"wie (Jürgen Reße) nach der Ader gegraben, da (bei Eldena) die Eysen=, silber=, kalch= vnd saltz=ertz gelegen".

Möchten doch kundige Männer die Formation der Jabelhaide 1 ), namentlich bei Picher, genauer prüfen.

G. C. F. Lisch.     



1) Vgl. Jahrb. I, S. 7.