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VIII.

Ueber

die rostocker Chroniken

des 16. Jahrhunderts,

von

G. C. F. Lisch.


D ie rostocker Chroniken aus dem 14. 15. und 16. Jahrh. gehören zu den beachtungswerthesten Quellen unserer Specialgeschichten und verdienen gewiß eine kritische Untersuchung und Bearbeitung. Benutzt sind sie in den beiden letztvergangenen Jahrhunderten zu Darstellungen aus der Geschichte Rostocks und Meklenburgs überhaupt, obgleich, nach der ewig störenden und hemmenden Weise derselben Seiten, ohne Angabe und Beurtheilung der Quellen und ihres Werthes. So ist Huber's Rostocker Geschichte von 1310 bis 1617 1 ) nichts weiter, als eine grade nicht gelungene Uebertragung der genannten Chroniken; diese benutzte wieder Chemnitz zu seinem Chronikon 2 ). Auch Wettken in seiner Geschichte der Stadt Rostock 3 ) zog sie und ihre Bearbeitungen bedeutend zu Hülfe, ging aber schon etwas weiter, als seine Vorgänger, indem er, gründlicher forschend, auf seine Quellen hindeutet und sie zu beurtheilen anfängt. Im allgemeinen aber blieb Huber's Geschichte, ohne Angabe der Quellen, Grundlage der Bearbeitungen.

Nach allen bisher gemachten Angaben sind vier Hauptmassen in dieser, überall hervortretenden Chronikensammlung zu scheiden:

1) kurze annalistische Aufzeichnungen, mit der frühesten Geschichte Meklenburgs beginnend und bis gegen das Ende des 15. Jahrh. reichend. Es sind ihrer nur wenige an Zahl


1) Gedruckt in Ungnaden Amoenitates, S. 715, flgd.
2) Auszüge, die Geschichte von Rostock betreffend, sind gedruckt in Ungnaden Amoen., S. 1 flgd. (Ueber die Uebereinstimmung vgl. man z. B. Ungnaden S. 338 und 808 statt vieler Stellen.)
3) Gedruckt in Ungnaden Amoen., S. 955, flgd. Man vgl. Neue wöchentl. rost. Nachr., 1841, Nr. 66.
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und dazu sind sie bis jetzt wegen Mangel an Erkenntniß ihrer Herstammung ohne großen Werth; fast alle Staaten haben dergleichen aufzuweisen;

2) eine rostocker Chronik von 1310 bis 1314;

3) eine Chronik der Domhändel zu Rostock von 1487 - 1491;

4) eine rostocker Chronik über die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Letztere drei Chroniken umfassen Zeiten, welche zu den wichtigsten der rostockischen und zu den interessantesten der meklenburgischen und überhaupt norddeutschen Geschichte gehören.

Der Professor Schröter löste zuerst die Verwirrung der leitenden Fäden in der chronistischen Geschichte Rostocks. Er war so glücklich, auf der Universtäts=Bibliothek zu Rostock eine Handschrift aufzufinden 1 ), welche die Chroniken Nr. 2 und 3, wenn auch nur in einer spätern Abschrift, doch gewiß in der ursprünglichen Gestalt, enthielt. Er gab im J. 1826 (es war seine letzte Arbeit) die Chronik von 1310 - 1314 mit Einleitung und Anmerkungen heraus 2 ). Die Chronik der Domhändel von 1487 - 1491 wartet noch der pflegenden Hand; daß Schröter auch diese noch bearbeiten wollte, zeigt ein Verzeichniß dessen, was er noch herauszugeben gedachte 3 ), indem er dort eine "Plattdeutsche rostockische Chronik in 2 Abtheilungen, e Cod. mspto. chartac. Saec. XVI" mit aufführt. - Die kurzen annalistischen Aufzeichnungen sind im Auszuge schon im Etwas, 1740, S. 680 flgd. mitgetheilt; sie haben wenig Werth, da sie nicht gleichzeitig sind.

Diese beiden Chroniken, mit den Jahren 1310 und 1487 beginnend, welche sich wohl noch öfter in Abschriften finden werden 4 ), sind nach Schröters Bemerkungen und andern Zeichen im 16. Jahrhundert öfter wörtlich abgeschrieben. Schwieriger ist die Untersuchung über die Chronik Nr. 4 aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, welche (von Schröter nicht berührt) nicht allein häufig abgeschrieben, sondern dabei auch offenbar von den Abschreibern auf verschiedene Weise weiter


1) Diese Handschrift, nach dem Kataloge "Miscellanea, worin vorkommt "Historia Megapolitana ab a 1305 - 1558", enthaltend, fehlte nach dem Abtreten Schröters noch im J. 1836 auf der Universitäts=Bibliothek, bis ich sie im J. 1839 dort wiederfand.
2) Beiträge zur meklenburgischen Geschichtskunde, herausgegeben von Dr. H. R. Schröter, Ersten Bandes erstes (und einziges Heft. Rostock und Schwerin, in der Stillerschen Hofbuchhandlung, 1826.
3) Daselbst, Vorrede S. VIII, Anm. 7.
4) Huber hatte nach S. 797 in Ungn zwei Exemplare. - Man vgl. auch Neue wöchentl. Rost. Nachr. u Anz., 1841, Nr. 101 flgd. und 1842 im Anfange.
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ausgeführt und bis ins 17. Jahrhundert fortgeführt ist. Es sind daher die Bearbeitungen auszuscheiden und Originale zu suchen.

Diese Chronik des 16. Jahrhunderts besteht übrigens nicht sowohl, wie die andern beiden, aus ausführlicher Erzählung und Beurtheilung eines bedeutenden Ereignisses, sondern aus kurzen Aufzeichnungen einzelner Begebenheiten in Form eines Tagebuchs; ist sie daher auch nicht immer von großer Wichtigkeit für die politische Geschichte, so hat sie doch einen nicht unbedeutenden Werth für die Chronologie und Sittengeschichte einer als Wendepunct merkwürdigen Zeit. Auch sie ward vielfach benutzt. Zuerst schrieb sie Huber ab 1 ), so wie sein Exemplar bis 1583 reichte, ohne andere Forschungen daran zu knüpfen; (er hatte also Abschriften von allen drei Chroniken). Darauf benutzte sie Wettken 2 ); dieser besaß schon eine andere Bearbeitung, welche in das 17. Jahrhundert hineinreichte. Ungnaden 2 ) hatte ebenfalls ein Exemplar, welches vom Prof. Barth. Clinge bearbeitet war und bis 1589 ging. In neuern Zeiten nahm diesen Gegenstand der Prof. Huber in Rostock 3 ) wieder auf und theilte Auszüge aus noch einem andern Exemplare mit 4 ).

Obgleich nun hin und wieder Andeutungen über die Zweckmäßigkeit der Nachweisung der Quellen, aus denen diese Chronik geschöpft sei, gegeben, auch Nachweisungen verheißen sind, so ist bis jetzt diese Angelegenheit noch ganz im Dunkel geblieben. Auffallend ist beim ersten Blick die moderne Gestalt der Chronik in ihren bisherigen Abdrücken; kann man auch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine hochdeutsche Abfassung leicht einräumen, so ist doch die ganze Ausdrucksweise in diesem Zeitraum eine andere, als die, welche die Proben in Ungnaden und Huber zur Schau tragen. Wenn nicht alles täuscht, so bin ich so glücklich gewesen, das Original aufzufinden. Auf der großherzogl. Regierungs=Bibliothek zu Schwerin befindet sich in dem Nachlasse des Hofraths und Regierungsfiscals E. F. Bouchholtz eine Handschrift, bestehend


1) Vgl. Ungn. Amoen., S. 800 - 817.
2) Vgl. Ungn. Amoen., S. 1045 flgd.
2) Vgl. Ungn. Amoen., S. 1045 flgd.
3) Vgl. Mecklenburgische Blätter, herausgegeben von Huber. Erster Band. 1835. Nr. 18 flgd.
4) Neuere Abschriften und handschriftliche Bearbeitungen dieser Chroniken sind gar nicht selten; so besitzt die Regierungs=Bibliothek noch eine hochdeutsche Bearbeitung, welche mit dem Exemplare des Herrn Professors Huber fast ganz übereinstimmt; ferner finden sich im großherzogl. Archive zwei Bearbeitungen, welche von Wettken und Huber wieder abweichen, und außerdem noch mehrere verschiedene Exemplare der Chronik der Domhändel und der annalistischen Aufzeichnungen.
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aus 119 Blättern in Quartformat, im 16. Jahrhundert geschrieben und im 17. Jahrhundert fortgeführt; das Vorhandene ist nur ein, wenn auch zusammenhangendes Bruchstück und offenbar aus einem größern Bande herausgetrennt, welcher wahrscheinlich mit der Handschrift, aus welcher Schröter die rostockische plattdeutsche Chronik von 1310 bis 1314 herausgab, Aehnlichkeit hatte. Auf den ersten vier Blättern steht, ganz in Uebereinstimmung mit dem von Schröter aufgefundenen Manuscript, "eine Reihe kurzer annalistischer Anzeichnungen zur Geschichte der wendischen Städte, plattdeutsch, Früheres mit Späterem oft mischend," - die älteste Angabe von 840 (über "St. Ancharius), die jüngste von 1442. Darauf auf den nächsten 23 Blättern (Bl. 5 - 28), wie in der berührten Handschrift der Universitäts=Bibliothek, "volget van der Rostocker veyde" - die plattdeutsche Geschichte der Domhändel von 1487 - 1491 von einem gleichzeitigen Verfasser." Beides, die Annalen und die Chronik der Domhändel, ist von derselben Hand geschrieben. Zwischen dem 7 und 8 Blatte der Chronik der Domhändel ist ein Blatt eingeheftet; auf diesem Blatte und den beiden nebenstehenden Seiten ist eine Kritik und Ergänzung dieser Chronik von dem Abschreiber eingetragen. Nach dieser Einschaltung hat der Schreiber die Chronik der Domhändel im J. 1583 abgeschrieben und die Ergänzungen aus der Ueberlieferung seines "alten Vetters", der Augenzeuge der Fehde gewesen war, im Jahre 1543 entnommen. Diese Bemerkungen theile ich ihres Interesses wegen hier mit.

Item ydt ys disse schrifft van dem Rostocker kryge vngever vnder de hand gekamen, dede geschen ys anno 1487, welkeren handel yk myt hast hebbe affgeschreuen yn d. yar do me schreff 1583. Doch alse my duncket, de man, de ydt also angetekendt, ys gar tho sere dem eynen dele bygevallenn, welkes my duncket vnbillich syn. Den de menheyt hefft yn der Ersten eyne gute sake edder mening gehadt, ouerst doch dorch dat hefftige wedderstandt der fursten vnd des Rades ys also de eyne jegen den anderen vorbyttert, dat de gemenen den dyngen gar tho vele gedan, welkes etliken ys ouel vth gelogen, e dysse schrifft vormelt. Doch de wyle yck noch etlik dynck yn frischer gedechtnisse hebbe, dat yk vngever anno 1543 van mynem oldenn veddere (domals olt 70 yar) gehordt, Also dat eyn Radt von Rostok hedde eynen heymliken

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anslach myt den fursten gemaket van wegen eynes domes yn der stadt an tho richten, don nu let eyn Radt de fursten yn kamen vnd wordt sulkes yndt werk gestellet, ys de menheyt dul vnd quadt geworden, we disse vorgeschreuen historie vormelt. Don nu her omnes begund tho gand vnd alle dink ouel vth sach, packeden syck etlik der vornemesten des Rades vth der stadt na den fursten vnd practicerde dar so vele, dat de furst schold vp eynen morgen ser fro myt groter macht vor dem molendore syn, vnd de menheyt was don ock dat mal alle vpt rathus bescheyden vnd vnder dem scholde em de ßingel vnd dor apen stan, welkes also ock ys geschen. Querst eyn moller vp den damme hefft dat folck vonn kassebom vnd kassinschen berge sen her tehend myt groten hupen; don he flur de felbrugge vp tagen vnd dor na sulkes yn der stadt vormeldt; don synt de klocken tho storme slagen. Dyt let de schriuer ock vthe. Item don de rostoker vth thogen na panckelow vnd helden eyne fluchting, don was ydt so gemaket, de landesknechte de scholden ere haken laden myt papir, welkes ock geschehn, do nu de knecht segen, dat de borger syck so ridderlik werden, slogen se bley kugeln vor vnd schoten myt macht vnd stunden beyde burger vnd knecht alse eyne mur vnd beholde ok dat feldt. Vnd eyn landesknecht krech den eynen fursten gevangen myt namen Hertoch Baltzar; don was dar eyn rostoker myt namen Reymer bogehodt, de sloh den knecht den arm yn twey und sed: Heren vnd fursten breck men nycht van den bomen; don worde de furste loss. Ock was vnder disser mangling eyn olt landesknecht gewesen, de hedd geraden, men scholde de perde hessen, welkes ock geschen; den hadde eyn radt laten den kop wech slan, dar doch den rostokern dysse radt was ser vorderlik gewesen, dat se gewunnen, de wyle der fursten krigeslude mer weren, den der rostoker. Dyt let de schriuer ock vte. Item de furste hedde twe hupen folkes, den eynen hedden se by panklow, den andern vp der anderen sydt der auerwarnow vnd de fursten hedden eyne specking auer de warnow gemaket; de suluen braken de borger an den willen des Rades wech; den de fursten hedden dem hupen geschreuen, wekeren dach se vornemen, dat de rostocker vth thogen, scholden se en na folgen auer de specking vnd wolden de rostoker also behaluen hynden vnd vor; dyt was

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don vorlaren de wyle de speckyng wech was. Dyt let de schriuer ock vth."

Diese Kritik war auch in dem Exemplare enthalten, welches Ungnaden besaß; sie ist, mit Weglassung alles dessen, was auf ihren Ursprung deutet, in hochdeutscher Bearbeitung zur Einschaltung in den Huberschen Text von Ungnaden in einer Note S. 736 flgd. mitgetheilt.

Darauf folgen 9 leere Blätter, Bl. 29 - 37, auf deren letztem eine Nachricht über die Kirche zu Wilsnack aus dem J. 1383 steht.

Hierauf beginnt unmittelbar die neuere, besprochene Chronik und geht den größeren Theil des Heftes hindurch. (Bl. 38 - 84). Das Ganze ist von einer und derselben Hand geschrieben, und zwar von derselben Hand, von welcher auch die beiden ersten erwähnten chronistischen Nachrichten sind. Das Ganze ist in plattdeutscher Sprache abgefaßt, unregelmäßig und mit unbeschriebenen Stellen im'Texte; jede einzelne Bemerkung, obgleich alles offenbar von derselben Hand ist, hat doch eben so offenbar immer einen besondern Charakter in Ausdruck und Handschrift, einen Charakter, wie ihn Zeiten und Umstände zu veranlassen pflegen; an Nachträgen und Lücken fehlt es auch nicht: kurz das Ganze hat den unzweideutigen Charakter eines Tagebuchs, und deshalb vorzüglich halte ich es für das Original. Auf den ersten Blättern (Bl. 38 - 45), welche zum großen Theil unbeschrieben und noch nicht aufgeschnitten sind, stehen zerstreut und vermischt einzelne Nachrichten aus den Jahren 1529, 1535, 1536, 1537, 1543, 1546, 1549, 1550, 1551, 1552, 1555, 1558, 1559, 1561, oft von jedem Jahre nur eine Thatsache berichtend, gleich als wenn diese Nachrichten später aus der Erinnerung oder bei einem unstäten Leben niedergeschrieben wären. Mit dem Jahre 1559 aber, wo der Schreiber berichtet ( Bl. 46 b.):

"In dissem yar quam yck tho wanen den XI. september," 1 )

beginnt eine ununterbrochene Aufzeichnung bis zum J. 1583. Es folgt unmittelbar auf 3 Seiten (B. 86 - 87) der Anfang einer Beschreibung von Holstein von derselben Hand. - Wer der Verfasser sei, darüber hat sich noch keine Spur finden wollen. Hin und wieder sind kurze ästhetische Bemerkungen und Exclamationen in lateinischer Sprache mit einer zierlichen Handschrift des 17. Jahrh. Beigefügt. - Nach einer


1) In diesem Jahre ward auch Barth. Cling Professor zu Rostock; vgl. Ungn. Amoen., S. 1045, Not.
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großen Anzahl unbeschriebener Blätter (Bl. 88 - 104) hat ein Anderer angefangen, das Tagebuch fortzuführen. Diese Bemerkungen gehen auf 5 Blättern (Bl. 105 - 110) von 1602 bis 1607, enthalten viele werthlose Familiennachrichten des Schreibers und schließen auf 4 Blättern (Bl. 110 - 114) mit einer Rechnung über einen Hausbau in der rostocker Heide. - Auf den 3 letzten Blättern (Bl. 115 - 117) des ganzen Heftes stehen Nachrichten von einer noch andern Hand von 1628 über das Einrücken Wallensteins und von 1630 über den Obersten Hatzfeld.

Zur bessern Beurtheilung des Werthes der bisher benutzten Quellen, theile ich eine Stelle aus dem J. 1567 aus den vier verschiedenen, bis jetzt benutzten oder bekannten Handschriften mit; diese Stelle findet sich grade in allen Exemplaren in ununterbrochener Folge mitgetheilt.

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Schweriner Handschrift. Huber's Geschichte von Rostock.
(Ungn. Amoen, S. 811).
1567 den 13 augusti ledt eyn    borger myt namen gehte smydt synes handwerkes eyn wullenweffer syne eygen sone myt dem swerde rychten den he hadde syne eygen steffmoder geslagen vnd des vaders kyste vpgebraken vnd gelt dar vth genamen.

 

1567 den 13 Augusti ließ ein bürger, mit Nahmen Gieterschmidt, ein Leinen=Weber, seinen eigenen Sohn mit dem Schwerdt richten, daß er seine Stief=Mutter geschlagen, seines Vaters Kasten aufgebrochen und Geld daraus genommen.
   den 27 Augusti wordt eyn kleynsmydt mydt dem swerde   gerichtet, hedde syck vorroment, dat he synes meysterss brudt geswengert hedde dysse mynsche hedde al gefriet vnd wass borger yn Rostok dyt vorromend was geschen bym Druncke.

 

   den 27 Augusti ward ein Kleinschmidt mit dem Schwerdt gerichtet, welcher sich berühmet, daß er seines Meisters Braut geschwängert, der allbereit gefreihet hatte, und ein bürger war; daß er sich berühmet war beim Trunck geschehen.  
  Don suluest wordt ock eyn knecht gerichtet hedde talpenning togerichtet vnd vor goltgulden vth geuen.   Zur selben Zeit ward auch ein Knecht gerichtet, der hatte Zahlpfenninge vor Gold=Gulden ausgegeben.
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Clinge's Handschrift. Huber's Meckl. Blätter.
zu Wettkens Geschichte. S. 267.
(Ungn. Amoen. 1124).
1569 den 13 Aug. hat Gerd    Schmidt ein Wollenweber, seinen Sohn mit dem Schwerdt richten lassen, darum daß er dem Vater einen Kasten erbrochen, Geld daraus gestohlen und seine Stief=Mutter geschlagen 1567 den 13 Aug. ließ ein      Bürger mit Namen Göttke Schmidt, seines Handwerks ein Wullenweber, seinen eignen Sohn mit dem Schwerdt richten, darum, daß er hatte seine eigne Stiefmutter geschlagen, und seinem Vater den Kasten aufgebrochen und ihm etwas Geld daraus genommen.

   den 17 Aug. ist ein Kleinschmidt mit dem Schwerdt gerichtet, welcher sich berühmet, daß er seines Meisters Braut, ehe er sie gefreyet, geschwängert hätte.
     den 27 Aug. ward ein Kleinschmidt mit dem Schwerdt gerichtet, welcher sich hatte verlauten lassen, daß er seines Meisters Braut geschwängert hatte; dieser hatte schon gefreyet und war ein Bürger in Rostock. Dieses Berühmen war geschehen beim Trunke.
   Zu derselbigen Zeit ward auch ein Knecht gerichtet, der hatte Zahlpfennige zugerichtet und dieselbigen vor Goldgulden ausgegeben und viele Leute damit betrogen.
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Es ergiebt sich aus dieser Zusammenstellung auf den ersten Blick, daß die Handschrift des Professors Huber der ältesten, schweriner Handschrift am nächsten kommt, wenn sie auch etwas modern im Styl erscheint.

Um die Schweriner Handschrift auch ihrem Inhalt nach bekannter zu machen, theile ich den Anfang derselben bis zum J. 1563 getreu nach dem Originale mit; eine Vergleichung mit der Huberschen Geschichte (Ungn. Am., S. 800 flgd.) wird gleich zu ihrem Vortheil ausfallen. Uebrigens wäre es sehr zu wünschen, daß jetzt Jemand die vollständige Redaction der Chroniken nach den ältesten Exemplaren und die kritische Vervollständigung derselben durch die übrigen Handschriften übernähme.

Anno
1529 Is de swet kranckheyt yn dudesche land gewest, dar anne fele mynschen synt gestoruen.
Yn dissen yar toch de Torke vor wien, gewann se auerst nycht.

1535 ward munster yn westvalen gewunnen.
yn dyssen yar wordt kopenhagen vp geuen, welker Hertoch albrecht van meckelnborch ynne hedde.

1536 ys tho munster yn westfalen Johan van leyden eyn hollender myt gloyenden Tangen tho reten vnd hermn namals myt synen beyden houedtluden berendt kniperdollink vnd krachtinck yn jsarne korue vth S. lambertus thorne darsuluest ton spektakel gehenget worden.

1537 wordt Hertoch Christian von Holtzen thom koninge gekronet.
Vnd den 20 December wordt gebaren Johan der ytzige koninck yn sweden.

1543 Don sloch de Donner yn S. Petrus thorn vp S. Gallen auendt vnd bernd yn 4 stunden dal.

1546 starff martinus lutter yn godt; de tyding brachte de prier vnd schaffer van marien E ersten yn rostok yn mynes veddern huss.

1549 was eyne grote pestilentie.

1550 wordt brunswick belegert von hertoch hinrich.
yn dissem yar wordt ock meydeborch belegert von hertoch yürgen van mekelenborch; Hertoch moritz was syn helper; disse belegering warde yar und dach; hertoch yürgen wordt noch gevangen yn meydeborch gebracht.

1551 was eyn grausam storm vn wedder, also dat vele bome vth der Erden weyden, ock vele schepe vorgyngen; dyt schach yn der arne.

1552 don storff Hertoch Hinrick van mekelnborch, den de

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landesknechte plegen fredemaker tho schelden, was olt 73 vnd hedd geregert 43 yar.
In dissem yar wordt franckfordt am meyn belegert; Hertoch yurgen van meckelenborch wordt domals dar vor erschaten.
yn dissen suluen yar was eyn auervth grodt storm, de groten schaden dede.
In dissen suluen yar worden de monik vth den beiden klosteren Marien Ehe vnd Dobbran vordreuen van den hertogen van meckelenborch.

1555 yn dissen yar helt hertoch Johann Albrecht van meklenborch hochtidt myt des hertogen van pruysen dochter bynnen der wismar.

1556. Vmme de sulue Tydt wordt der stadt rostok angemutht van yren fursten hertzoch Johan Albrecht vnd Vlrich gebroder, dat se scholden betalen etlike dusendt fl., welker ere selige vader Hertzoch Albrecht gemaket tho der tydt don he wolde konink yn Dennemerken werden anno 1536

1557. Don wordt eyn borgermeyster myt namen Her peter brummer vnd eyn Radther her Jochim Voss affgeverdigt na denn fursten, dar suluest an tho horen, wat der fursten beger was; don hebben de rostoker vnd de landtsaten vnd ock anderen stede eyn yder na antal de schulde vp syck genamen; don suluest hebben de rostocker ock angenamen 80 dusendt fl. tho betalen. Dat sulue wordt dar na dem her peter brummer van der gemeyne tho gemeten, dat he sulkes vnd etlik dynk mehr scholde bauen syne Instruction den fursten bewyllet hebben, vnd quam myt den Borgermester entliken dar hen, dat he des Radtstules entzettet wordt, vnangesen, dat he syck tho Rechte bodt vnd syne vnschuldt tho erwisenn; he hefft ydt auerst nycht vnderlaten, sunder syne sake ymme kamerricht anhengych gemaket;

1561 ys gestoruen ynn dissem yar.

1558 ym september starff der lofflik keyser Carolus des namens de 5.

1559. In dissen yar           vngeverlih wordt dat kloster Marin E dale gebraken vnd de stene na Gustrow gevort dat slot dar myt tho buwen.
vnd don Docter bowke syne huse buwen wold yn der breden strat, dar let he ok vast 40 voder halen van den stükk stenen van marine.

1559 den 22. yanuari word eyn hoch gelerder man myt namen Jochimus Grypeswoldt van Luneborch beyder Rechten Licentiaten vnd professer yn der vneuersitet Rostok

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van synem eygen dener yn synem garden ym Juristen Collegium by syner waning, also he gynck und las ymme bock, listich vnd vorretelik myt eynem Ror dorch geschaten, ouerst he leued so lange, dat he wordt getrostet vom eynem prediger H. Jochim schroder vnd dat hillige hochwerdige sacarament entfink.

1559 Is Godthardt ketler des vorigen meysters Coadiutor yndt meysterampt yn lyffland geeschet, syne tydt ys lange yar yn grotem kryge vnd yammer tho gebracht.
In dissem yar quam yck tho wanen den XI. september.
In dissem yar yp nye yar starff de lofflik koninck yn Dennemerk Chresteianes, des namens des ander. Syn sone frederikus word konink yn syne stede. De fynck strackt an den negesten sommer tho krygen myt synen helpers alse hertoch Aleff vnd hertoch Johan van Holsten gegen de Dytmarschen vnd gewan ydt ok vmme de tydt Johannes babtiste, nam den suluen dydtmarschen alle geschutte grot vnd kleyn sampt aller munition vnd makede se denstbar, dat land was tho vorn ock myt yn der Hense, musten tho der tydt ock sulkes vorlaten vnd moten schattinge geuen gelick de anderen buren ym lande tho Holtsten.
Na disser victorie wordt de yunge konink modech, fynk kordt dar na myt dem sweden ock an tho krygen; hyr tho weren em behulplik de stadt van Lubeck; de lubschen weren beter gerustet yn der see, alse de koninck von Dennemerken. Wat ouerst de orsacke was, dat de konink vnd lubschen den krych anfyngen yegen den sweden ys tho sende uth dem Entseggebreue, den de konink öffentlik hefft drucken laten, welker hir na volgett.

1560 In dyssem yar wordt Wylhelm fursten breg . . ., eyn older her . . vellin gevangen van dem Muscowitter vnd yn de Musschow gevordt, dar he ock gestoruen ys.
In dissem yar starff Gustauus konink yn sweden, ock eyn furste van pommern hedt Philippus.
In dyssem yar starff de framm vnd hochgelart philyppus melanton den 19 aprilis tho wyttenberch.

1560 Don gyngk eyn Rad van Rostock sampt der borgerschop . . uste tho rade, we se wolden de 80 dusendt fl. tho wege bryngen vnd konden der sake nycht eyns werden. De radt wold up alle dynck zyse setten, de menheyt wold, men scholde den hundersten pennick geuen. Entlik wordt ydt denne noch vordragen, dat men scholde den hundersten pennik geuen, wo wol eyn Radt ser hefftich dar wedder was.

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1561 Don wordt Godthardt keteler tho eynem hertoge gemaket vam koning tho polen vnd don wordt de düdsche orden affgelecht yn Liffland.
In dissem yar den frydach vor micheli starff eyn prediger tho vnser leuen frawen hedt Andreas martine eyn magister vnd eyn rostoker Kyndt.

1562 Don nam Hertoch Johann vth Finlandt des koninges van polen sygysmund swester mit namen katrina thor Ehe.


Bei dieser Gelegenheit theile ich einige chronistische Aufzeichnungen mit, welche sich zufällig gefunden haben und welche auch theilweise zur Ergänzung und Berichtigung der oben angeführten Nachrichten dienen.

Des kaiserlichen Rathes Heinrich Brömse
Aufzeichnungen.

In einem Bande auf der Regierungs=Bibliothek zu Schwerin, welcher mehrere Schriften des D. Nic. Marschalcus Thurius aus dessen Druckerei enthält, finden sich mehrere handschriftliche Randbemerkungen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu Marschalci Annales Herulorum. Auf dem Titel des Buches steht geschrieben:

Thomas Heinricus a Wickeden.
Donum amicissimi domini cognati mei
domini Diderici a Brombsen,
anno 1656, qui mihi retulit, ea, quae
in marginalibus huius libri annotata sunt,
scripta esse manu domini Heinrici Brombsii
J. U. D. J. C. Caroli V Imperat Consilarii.

Hiernach stammen diese Randbemerkungen von dem kaiserlichen Rathe Dr. Heinrich Brömse, einem Bruder des lübecker Burgemeisters Dr. Nicolaus Brömse. Er hatte mit dem Herzoge Erich von Meklenburg zu Rostock und Bologna studirt; er schreibt selbst, an der Stelle, wo von dem Herzoge Erich die Rede ist:

(Ericus.) Meus commilito et Rostochii ac etiam Bononie h. Bromse. (fol. M. I.)

An der Stelle, wo erzählt wird, der Fürst Nicolaus habe sich seine Gemahlin Rixa aus dem Kloster geholt, fügt er hinzu:

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Ita in presentiarum agunt vestales ao. M. CCCCC. XXIX. (fol. H. I.)

Also schrieb er diese Bemerkungen um das J. 1529.

Die Bemerkungen von einigem historischen Interesse sind folgende:

Die Princessin Catharine, im J. 1512 an den Herzog Heinrich von Sachsen=Freiberg vermählt, schildert er also:

Catherina pulchritudine excelluit mirum in modum, facies autem vna cum Erico, crines splendicantes illis, coloris aurei, orbibus inuolutis, venustate quidem in vmbilicum usque dependuli, continuis spinulis chorusci, veris cincinnis crispulis decorati. (Fol. M. I.)

Wo des Episcopats des Herzogs Balthasar gedacht wird, fügt er über den Herzog und Bischof Magnus hinzu:

Sic et in presentiarum Hinrici filius episcopus eiusdem est ecclesie, attamen vestitu laycus; huius nomen Magnus (fol. L. IV.)

Ueber die Schlacht bei Pankelow sagt er (vgl. Francke A. u. N. M. VIII, S. 224):

Sed victores euaserunt Rostochienses: cesi multi ac signifer eius vnacum vexillo Rostochium perductus. Inibi quoque clausit diem extremum. Reliqui, nisi fuga salutem nacti, cesi ac capti fuissent omnes, nec dux ipse Magnus euasisset: cum et bursam eius ac pugionem ei ligam a corpore dissoluentes armiductore eorum ducem tenente ac dicente: "Hodie vinum nostrum vna nobiscum estis bibituri." Tum consul quidam nomine Preen Rostochiensis: "Non sic, inquit, putas principes ab arboribus decerpi?" ac bombardule ictu eum adeo vulnerauit, ut ducem amplius tenere nequit: ex quo etiam vulnere ipse: quam plurimum vini claretici: quod Rostoch - (fol. L. III.)

Ueber die Feindseligkeiten vor Mölln, (vgl. Rudloff Meckl. Gesch. III, 1, S. 24) fügt er über den Herzog Heinrich hinzu:

Muros vix dum conspexisset, non sine maximo discrimine, declinauit. Lirimeris taliter obsessa, vt summo cogitatu quareret, quonam modo salua honestate obsidionem solueret. Existente tunc in ea belli praefecto, germano meo domino Theoderico Bromsen, consule Lubicensi,

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qui nihil molestius tulit, quam celerem eius abitionem, quod testantur littere ad me Bononie, cum tunc inibi bonis litteris incumberem, sat impatienter misse, XVIII. equitibus predam amplam, etiam igne prelucente, dum terram eius euaderent, egregie feliciter et Lirimiri euntes - - - - (fol. M. I.)


In einem Copialbuche der Universität Rostock vom J. 1531 finden sich folgende chronistische Aufzeichnungen:

Anno octuagesimo sexto venerabilis dominus Thomas Rode, primus prepositus ecclesie collegiate sancti Jacobi intra Rozstock, que tunc etiam instauratur; Anno tamen octuagesimo septimo in die sancti Felicis in Pincis ante regentiam Medie Lune manibus impiorum occubuit.
   Anno octuagesimo septimo sub cuius (?) procuratura Rozstok a principibus Magnopolensibus et eorum complicibus circumuallata et Wernemundis deuastata est. -
   Per totum istum annum aduectiones et deuectiones a principibus oppido Rozstock fuerunt prohibite.