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Erklärung der Steindrucktafel mit
den römischen Alterthümern
von Gr. Kelle.
Auf dem Gute Gr. Kelle bei Röbel, an der Westseite des Müritzsees ward im J. 1837 ein großes Kegelgrab von wenigstens 8' Axenhöhe abgetragen. Der Hügel enthielt unter der dicken Erddecke ein großes kegelförmiges Gewölbe von Feldsteinen, welche eine auf dem Urboden stehende Steinkiste bedeckten. Das Grab glich im Bau also ganz den Kegelgräbern aus der Bronzezeit. In der Steinkiste wurden viele merkwürdige Alterthümer gefunden, welche von dem Besitzer des Gutes, dem Herrn Vice=Präsidenten von Bülow, dem Verein zum Geschenke gemacht wurden und im Jahresbericht III, 1838, S. 42 - 57, als römische Alterthümer aus der letzten Zeit der Republik ausführlich beschrieben und erläutert sind. Des hohen Interesses wegen wird hier eine Abbildung der gefundenen Alterthümer mitgetheilt.
Es fand sich in der Steinkiste:
Fig. 1. eine große kraterförmige Urne von dünner Bronze, welche zerdrückt war und nur in einigen Randstücken erhalten ist; sie hatte die Asche, als eine dunkle, "torfartige" Materie enthalten. Die Mündung hatte ungefähr 16" im Durchmesser.
Fig. 1 a. ist ein Durchschnitt des Randes dieser Bronze=Urne in natürlicher Größe dargestellt.
Fig. 1 b. ist ein Stöpsel oder Handgriff, der vielleicht zu einem Deckel der Bronze=Urne gehört hat, in verkleinertem Maaßstabe; er ist 2 1/4" hoch.
Neben dieser Urne lag:
Fig. 2. eine silberne Schöpfkelle, 2 3/4" hoch und 7" im Durchmesser des Randes, von fast ganz reinem Silber, 1 Pfd. 14 Loth köln. schwer, mit einem Griffe, der mit ciselirten Reliefs (caelatura, argentum caelatum) geschmückt ist.
Fig. 2 a. ist der Griff der silbernen Schöpfkelle in natürlicher Größe dargestellt; es wird bei der großen Deutlichkeit der Zeichnung, an welcher nichts zu ergänzen ist, auf die eben angeführte Beschreibung und Erläuterung verwiesen.
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Fig. 3. eine Schöpfkelle aus Bronze, 3" hoch und 5" im Durchmesser, fast so dünne wie ein Laubblatt getrieben und auf der Drehbank nachgearbeitet und mit Kreisen verziert, nur zum Handhaben eingerichtet, da sie auf den Griff zurückfällt, wenn sie hingestellt wird.
Fig. 4. ein Griff von einer ähnlichen Schöpfkelle aus Bronze. Nach einigen Fragmenten hatte das Grab außerdem noch ein ähnliches kleines Bronzegefäß enthalten, welches aber ebenfalls zerdrückt war.
Fig. 5. ein Messer aus Bronze von einer prachtvollen Goldfarbe, mit einem leberfarbenen Ueberzuge bedeckt, der allen Rost ferne gehalten hat.
Fig. 6. eine Scheere aus gleicher Bronze mit demselben Ueberzuge bedeckt.
Fig. 7. ein Griffel aus Elfenbein, vom Kupferoxyd (der nahe stehenden Bronzegefäße?) schön grün gefärbt.
Fig. 8. ein Beschlagring aus Bronze, mit dem Ueberzuge des Messers und der Scheere bedeckt.
Fig. 9 a. b. c. drei Würfel (tali) aus Elfenbein mit 0, 3, 4 und 6 Augen, wohl erhalten.
Fig. 10 a - e. fünf Brettsteine aus Elfenbein zu einem Kriegsspiele (ludus latrunculorum); einer ist weiß, drei sind rosenroth und einer grün (vom Oxyd der Bronzegefäße?) gefärbt. - Fig. 10 giebt einen senkrechten Durchschnitt dieser Brettsteine.
G. C. F. Lisch.
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