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Alter Taufstein zu Rülow.

Seit Jahren ruhte am Eingange zum Thurm unsrer Kirche bis auf den Rand von etwa 3 Zoll in die Erde versunken ein alter Taufstein, der die obern Theile roher Figurenbildung auf

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seinem äußern Umfange erkennen ließ. Theils um ihn vor Beschädigungen der Schuljugend zu schützen, theils um ihn von dem darin angesammelten Regenwasser zu befreien, ward ich veranlaßt, ihn aus der Erde heben zu lassen, und ihm dann seine Stelle auf einem freien Rasenplatze vor dem hiesigen Pfarrhause anzuweisen. Zufällig fand ich im Thurm selbst den massiven Fuß, auf welchem jener ehemals gestanden. Auch jetzt dient derselbe jenem als Unterlage. Dieser Fuß ist ein grobkörniger, hie und da röthlich gesprenkelter Granit, 1 F. 3 Z. hoch, rund und ziemlich glatt bearbeitet, in abgestutzter Kegelform, oben 1 F. 8 Z., unten 1 F. 17 Z. im Durchmesser haltend, doch mit drei an den Seiten hervorragenden Füßen. Der Taufstein selbst, von einer dunklern Granitmasse, hie und da mit eingesprengten unausgebildeten Granaten, ist rund, hat 9 1/2 F. äußern Umfang, ist 1 F. 8 Z. hoch bei einem innern Durchmesser von 2 F. 4 Z. Der Rand ist 3 3/4 Z. dick. Der innere Raum ist muldenförmig 1 F. 4 Z. tief. Mit roh gearbeiteten Gebilden ist der ganze äußere Umfang des Steins versehen. In der Mitte der gekreuzigte Heiland, das Haupt mit dem Heiligenschein umgeben, die Füße frei auf einer Unterlage stehend. Die Andeutungen von Fingern sind bei aller Rohheit der Sculptur unverkennbar. Zur rechten Seite unmittelbar unter dem gekreuzigten Arm - die Höhe des Steins hat sich dem Verhältniß der Figuren nicht fügen wollen - eine weibliche Figur, die mit der linken Hand den Fuß des Gekreuzigten berührt, den rechten Arm über die eigne Brust gelegt. Zur Linken des Kreuzes eine zweite weibliche Figur, durchaus roh mit unförmlichen Armen, die wie Henkel - den zuweilen von Bäckern geformten Semmelpuppen ähnlich - am Körper sitzen. Auf jede der beiden Figuren folgt die Lilie, leidlich geformt; dann zur Rechten zwei menschliche Antlitze, das erstere mit einem Nimbus, das andere mit einem Stirnbande. Darauf erblickt man weiter fort an dieser Seite ein kleineres menschliches Antlitz mit Stirnband auf einem Postament stehend. Ein höchst roh gezeichnetes Menschengesicht schließt die Reihe der Gebilde an dieser Seite. Zur Linken des Gekreuzigten folgen auf die schon gedachte weibliche Figur und Lilie noch zwei menschliche Antlitze, denen der rechten Seite ähnlich, doch zu jeder Seite mit der Lilie.

Der Taufstein hat wahrscheinlich ein weit hinauf reichendes Alter. Die rohe Steinmetz=Arbeit in den Figuren läßt, wie Herr Archivar Lisch bei eigner Ansicht desselben äußerte, seine Entstehung in den frühsten christlichen Zeiten unsers Vaterlandes ahnen.

Sponholz.