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Ueber die Verbreitung der bronzenen Alterthümer aus der Zeit der Kegelgräber.
Das nordöstliche Deutschland, namentlich in den Ostseeländern Holstein, Meklenburg und Pommern, hat in seinen zahlreichen Kegelgräbern die uralte Bronzecultur ohne Ausnahme rein von jedem andern Einflusse erhalten; die Kegelgräber und die Bronzegeräthe weichen hier plötzlich der Eisencultur. Aehnlich ist es auch in Skandinavien. Anders verhält es sich schon im südlichen und westlichen Deutschland, wo die Erkenntniß der Bronzecultur durch manche andere Erscheinungen nicht wenig gehemmt wird. Von hohem Interesse ist es nun, von irgend einem Puncte, vielleicht von den genannten Ostseeländern aus,
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die Verbreitung dieser Bronzecultur zu verfolgen. Am erfolgreichsten scheint diese Verfolgung gegen Südost werden zu können. In den Marken Brandenburg und in Schlesien sind nicht wenig bronzene Geräthe aus der Zeit der Kegelgräber gefunden, und in Ungarn findet man sie an verschiedenen Stellen in großen Massen. Auf diese Erscheinung hier aufmerksam zu machen, ist der Gegenstand diese Zeilen.
Am 10. 1839 schrieb der Herr Rath und Professor Dr. E. A. Zipser zu Neusohl in Ungarn an den Unterzeichneten. Nachdem dieser Gelehrte die mineralogischen Studien berührt hat, fährt er fort:
"Anders verhält es sich mit den in Ungarn aufgefundenen Antiquitäten,. die man vielleicht ohne Grund für römisch erklärt, obschon sie das wenig bekannte Werk Cimeliotheca musei nationalis Hungarici, sive. Catalogus historico=criticus antiquitatum, raritatum et pretiosorum eiusdem instituti etc. anführt. Indessen wird man vom Gegentheil belehrt, nimmt man das Friderico=Francisceum zur Hand. Durch Vergleichung überzeugt man sich nämlich, daß dieselben Handbergen, Lanzenspitzen, Schwerter, Fibeln, Frameen, Urnen u. dgl. auch in den nördlich 1 ) gelegenen Comitaten Ungarns vorkommen. So ist der Hügel Harsàs (lies: Harschasch, deutsch: Lindenhain) im Neograder Comitate als eine große Niederlage benannter Vorkommnisse durch die Ausgrabungen meines Freundes Franz Edlen von Kubiny bekannt und in der ungarischen Zeitschrift Sas (der Adler) näher beschrieben worden, was freilich nicht ganz zweckmäßig war, da grade in jenem Theile Deutschlands, in welchem ähnliche Alterthümer vorkommen, niemand die magyarische Sprache versteht. Das Einzige macht alle Vermuthungen schwierig, daß man keine Gräber nachweisen kann, die Alterthümer vielmehr zerstreut findet, oft in Gegenden, wo man sie am allerwenigsten vermuthen würde. Die Sammlung meines Freundes von Kubiny enthält mehrere tausend Stücke, selbst solcher Antiquitäten, die im oben angeführten Werke nicht vorkommen. Vor einigen Jahren hat man drei Stunden
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von Neusohl unter einem Felsen mehrere Handbergen, hohle fein geschlagene Knöpfe mit Heftchen an den Seiten nebst vielen andern Dingen gefunden, die von Bronze gearbeitet sind. Die Sachen lagen, wie es heißt, in einem Kessel, dessen zertrümmerte, verbogene Theile ich besitze, und von denen ich fast glaube, daß sie eher einer Urne angehört haben. Das Unglück wollte es, daß die Sachen in die Hände eines rohen Zigeuners kamen, der das Meiste verdarb."
In einem zweiten Schreiben vom 12. October 1839 heißt es:
"Indessen will ich das fleißig sammeln, was die nördlichen Gegenden an Alterthümern enthalten. Hieher gehört der Harsàs, den ich diesen Sommer mit 36 bis 40 Mann untersuchte. Seine Kuppe konnte nicht gegraben werden, weil sie angebaut war, dagegen ward die Abdachung umgewühlt und ich fand mehrere Töpfe von verschiedenen Formen mit einem oder zwei Henkeln, viele Scherben und Bruchstücke von Urnen und eine Art Geräthe oder Schleifstein, an dem es auffallend ist, daß er aus Trachit ist, der mehrere Meilen in der Umgebung von Harsàs nicht vorkommt. Ich habe übrigens die schönen Bronzesachen meines Freundes v. Kubiny diesen Sommer fleißig gezeichnet. Umgebogen finden Sie einige Umrisse."
(Dies sind Urnen, ferner Frameen, Lanzenspitzen, Fibeln mit zwei Spiralplatten, Armringe, Nadeln, alles aus Bronze, Streitäxte aus Stein, wie diese Geräthe häufig in Meklenburg gefunden werden.)
G. C. F. Lisch.