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Schäferbeil von Lehsen.

In früheren Zeiten führten die Schäfer Meklenburgs eigenthümliche, mit langen Stielen versehene Beile, die ihnen zur Vertheidigung und Sicherstellung ihrer Person und ihrer Heerde als Waffe dienten.

Nachfolgender blutigen That verdankt das lehsensche Schäferbeil seine bisherige Erhaltung und Aufbewahrung.

Es war im Jahre 1759, als Meklenburg im siebenjährigen Kriege von preußischen Truppen feindlich überzogen und hart mitgenommen ward. Der Feind erlaubte sich vielfach gewaltsame Werbungen, und namentlich wurden die Schäferknechte häufig, bei nächtlicher Weile, in ihren Schäferkarren aufgehoben und in den Soldatenrock gesteckt. Der Schäferknecht Albrecht zu Lehsen, ein großer, wohlgestalteter Mensch, war mehrfach den Nachstellungen preußischer Werber entgangen. Die Furcht, daß auch ihn einmal das Schicksal so vieler seiner Genossen treffen werde, hatte denselben auf den Gedanken gebracht, seinen Karren mit einer zweiten kleinen Thür zu versehen, um aus dieser im Nothfalle entkommen zu können. Nur zu bald sollte eintreffen, was begründete Ahnung fürchten ließ. In der Nacht vom 13. auf den 14. April 1759 ward der einsame Schäferkarren des Schäferknechts Albrecht von einer Patrouille preußischer Husaren überfallen und der donnernde Ruf: ,,Bursche, komm heraus, oder wir schießen!" weckte den harmlosen Schäfer aus dem Schlafe. Nach dreimaligem, vergeblichem Rufen durchbohrte eine Pistolenkugel den Karren. Jetzt schlüpft der Schäfer aus seiner Noththür; es galt ihm Leben oder Tod. Verzweiflungsvoll stürzt er sich auf den im Wahne sicherer Beute an dem entgegengesetzten Ende des Karrens harrenden Husaren und kühne, mit seinem Beile vollführte Hiebe strecken den Husaren=Unterofficier Bernatowitz, einen polnischen Edelmann, leblos zu Boden. Durch schleunige Flucht entzog der Schäferknecht sich

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der ihm drohenden Strafe; allein schon nach Verlauf von 20 Tagen ward derselbe ein Opfer der Blattern. Sowohl der Schäferknecht, als auch der preußische Husaren=Unterofficier sind auf dem wittenburger Kirchhofe begraben worden.

Auf dem Stiele dieses Schäferbeils befinden sich Worte ungefähr des Inalts eingeschnitten:"Kein Glück steht ganz in dieser Welt ungekränkt".

Lehsen, den 13. März 1840.

von Laffert.