zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 82 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Gußform für Schnallenringe.

Im November 1839 gelangte der Verein in den Besitz einer seltenen Gußform, welche der Herr Lieutenant v. Levetzow (aus Ludwigslust) zu Hannover als einen auf einem meklenburgischen Gute gemachten Fund geschenkt erhalten hatte und dem Vereine freundlichst als ein seltenes Stück übergab. Die Form ist aus feinem Thonschiefer, 4 3/4" lang, 2 1/2" breit, nach der Gießöffnung hin etwas zugespitzt, und 5/8" dick; es ist das mittlere Stück einer doppelten Form, welches grade die obern Seiten der Güsse enthält: die beiden anliegenden Rückseiten sind verloren gegangen. Die Form hat an zwei entgegenstehenden Ecken Bindlöcher und an den beiden andern gegenüberstehenden Ecken Vertiefungen, in welche Knöpfe der Rückseiten hineingepaßt haben werden. Außerdem hat die Form durch das Innere

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 83 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

des Steins Kanäle zum Austreiben der Luft. Die am wenigsten bedeutsame Ecke ist abgeschlagen. Die Form ist für runde Schnallen bestimmt. An der einen Seite ist die Form eines großen, runden, glatten Schnallenringes, im Ganzen gegen 1 3/4", in dem Metallringe 3/8", in der Oeffnung 7/8" im Durchmesser, und daneben die Form der dazu gehörenden Zunge, welche in der Anfügung über einen Dorn gegossen werden mußte und mit einer muschelartigen Verzierung geschmückt ist. - Die andere Seite enthält 1) die Form zu zwei blattförmigen Ohr ringen; 2) die Form zu einem sechsseitigen Schnallenringe, 3/4" im Durchmesser, mit blumenförmigen Ornamenten an drei Seiten; 3) die Form zu einem runden Schnallenringe von 7/8" im Durchmesser, auf dessen einer, der obern, Hälfte Runenschrift eingegraben ist. Diese Charaktere weichen durchaus von allen bekannten Schriftzügen ab, scheinen größtentheils aus contrahirten Runen zu bestehen und in dem Falle, daß man dieses annimmt, erscheint jede Hälfte der Charaktere als ein Runenzeichen. Die Entzifferung ist jedoch bis jetzt noch nicht möglich geworden, und es bleibt die Abbildung und möglicher Weise die Aufklärung einem anderen Orte vorbehalten. Die Gebrüder Grimm "wagen" zur Zeit noch keine Erklärung. Was das Alter dieser Gußform betrifft, so scheinen sie in die letzte Zeit des Wendenthums zu fallen; dem deutschen Mittetalter gehören nämlich diese runden, breiten, platten Schnallenringe oder Spangen an, welche in dieser Form unter den heidnischen Grabalterthümern bis jetzt noch nicht bemerkt sind.

G. C. F. Lisch.