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Wendenkirchhof von Leussow (bei Eldena).

In der Nähe des Dorfes Leussow, eine kleine Viertelstunde südlich von demselben, ist ein von Natur hoch aufgesetzter sandiger Erdrücken von ziemlich großer Ausdehnung, der von den Bewohnern der Heidenkirchhof genannt wird, auf welchem immer Spuren von Alterthümern gefunden sind. Der Herr Lehrer Bade zu Schwerin, aus Leussow, gab dem Vereine Nachricht von diesem Begräbnißplatze und zugleich das Versprechen, an Ort und Stelle Nachforschungen anzustellen. Er zog zunächst genauere Nachricht ein und vernahm, daß dicht unter der ganzen Oberfläche des Sandrückens die Urnen in

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sehr großer Zahl zwischen Steinen verpackt ständen, daß beim Pflügen häufig Urnenscherben ans Tageslicht kämen, weil die Urnen sehr hoch ständen, und daß auch hin und wieder einzelne beschädigte Urnen, die von den Leuten zertrümmert worden seien, auch wohl metallene Alterthümer ausgepflügt wären. Dies Alles fand Herr Bade bei der Untersuchung an Ort und Stelle bestätigt. Er stellte auch einige Nachgrabungen an, fand jedoch nur hin und wieder zwischen Steinen Urnenscherben, da schon Alles durch den Pflug zerstört war.

Es gelang ihm indessen, eine Urne, die jedoch bald auseinanderfiel, da sie schon zertrümmert war, an ihrem ursprünglichen Standorte und in ihrer Form zu beobachten. Sie hatte die gewöhnliche, schalenförmige Gestalt der Urnen in den Wendenkirchhöfen, war von brauner Farbe und mit Zickzacklinien verziert. Zwischen den verbrannten Gebeinen fanden sich ungefähr 20 hohle Halbkugeln von dünnem Bronzeblech, ungefähr 1/2" im Durchmesser, am Rande viermal halbmondförmig ausgeschnitten; von den dadurch stehen bleibenden 4 Spitzen sind zwei geenüberstehende länger als die beiden andern und nach innen hakenförmig umgebogen. Wahrscheinlich sind dies Buckel, welche vermittelst der hakenförmigen Umbiegungen zum Putz aufgeheftet wurden. Einige unter den Gebeinen gefundene Augen= und Schneidezähne sind sehr klein und deuten auf eine junge Leiche.

Ueber die daselbst gefundenen Spindelsteine vgl. unten. Leussow lag mitten in der Jabelhaide, in welcher sich die wendische Cultur in Meklenburg am längsten erhielt; vgl. Jahrb. I, S. 7 und II, S. 177.

G. C. F. Lisch.