zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 58 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Kegelgrab von Wittenburg No. 2.

(Vgl. Jahresber. IV, S. 28-30.)

Am 8. August d. J. öffnete ich im Auftrage des Vereins einen kleinen Grabhügel auf dem wittenburger Stadtfelde, dicht am hagenower Wege, 20 Schritte südlich von einer Sandgrube, durch deren Anlage der Klasberg, ein Kegelgrab zu der südlichen Reihe Kegelgräber gehörend, vor meheren Jahren zerstört ist. Der Boden, aus gelbem Sande und Steingerölle bestehend, senkt sich nordwestlich nach der Stadt hin. Der von mir geöffnete Hügel war kaum bemerkbar, erhob sich 3' über den Urboden, war völlig rund, oben flach, hielt 30' im Durchmesser und war aus brauner Haideerde aufgehäuft. Bei dem Auf=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 59 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

graben zeigten sich gleich im Osten einige braune Urnenscherben und etwa 8' von der Mitte eine braune Urne; weiterhin südlich 6' von der Mitte standen 4 braune Urnen neben einander in einem Viereck; nördlich 7' von der Mitte fand sich wieder eine Urne und 9' nordwestlich noch eine braune Urne. Alle Urnen waren mit mäßigen Steinen umstellt, oben aber unbedeckt und hatten einen platten Stein zur Unterlage, 1/2' über dem Urboden. Sonst fanden sich nur am Rande des Hügels einige größere Steine. 4' vom nördlichen Rande lag 1/2' über dem Urboden ein völlig erhaltener Schädel mit mehreren guten Zähnen, doch war er sehr mürbe; das Gesicht war nach Westen gekehrt, der Scheitel nach Süden. Von den Urnen ist

1) die östliche inwendig schwarzbraun, 10" hoch, hält 5" in der Basis, 9 1/2" im Bauche und 7" in der Oeffnung. In dieser wie in allen übrigen waren Knochen, Asche und Sand enthalten.

2) Von den 4 südlichen Urnen ist

a. die eine aus feinerer Masse, 7 3/4" hoch, 3 7/8" in der Basis, 8" im Bauche und 6 1/2" in der Oeffnung haltend;

b. die zweite aus gleicher Masse ist 8 3/8" hoch, hält 4 1/2" in der Basis, 8 1/2" im Bauche, 6" in der Oeffnung und ist oberhalb der Bauchweite mit roh eingeritzten Figuren versehen, welche kreis=, halbkreis= und wellenförmig sind, entweder mit ähnlichen parallelen oder graden Linien inwendig ausgefüllt;

c. die dritte Urne ist etwas gröber, 7 7/8" hoch, hält 4 7/8" in der Basis, 10 1/8" im Bauche und 8 3/8" in der Oeffnung. Der Boden dieser Urne war mit Bodenstücken einer andern Urne belegt. Unter den Knochen fand sich ein fast herzförmig gebogener Drath (ein offener Ring oder eine Oese) von Bronze, mit glänzendem edlen Roste bedeckt; die Oese ist 5/8" hoch, der Drath ungefähr eine Linie dick 1 );

d. die vierte Urne dicker und gröber ist 9" hoch, hält 4 1/2" in der Basis, 9" im Bauche und 7" in der Oeffnung.


1) Nach den in der hannoverschen Münzzeitung Bd. IV, 1838, Nr. 3, S. 37-50 enthaltenen Bearbeitungen der neuesten Forschungen dürfte es kaum einem Zweifel unterliegen, daß sich die meisten Völker in der ältesten Zeit ihrer Geschichte der Ringe (in Gold, Silber und Kupfer) als Geld bedienten (Ringgeld). Auch in Beziehung auf die Germanen ist dies sehr wahrscheinlich. Der hier zur Frage stehende, bei Wittenburg gefundene Ring, der sonst wohl nur für einen Ohrring angesehen werden könnte, gleicht nun ganz den in der Münzzeitung a. a. O. Tab. X, Fig. 225-227 abgebildeten Geldringen. Auch im Frid. Franc. Tab. XXIII, Fig. 17-19 sind einzelne und ineinander geschürzte goldene Ringe abgebildet, welche dort für Ohrringe erklärt sind, aber ebenfalls diesen Geldringen gleichen.
G. C. F. Lisch.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 60 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

3) Die nördliche und

4) die nordwestliche Urne waren beide zerdrückt, scheinen nach den Bruchstücken aber der Masse und Form nach der vorigen gleich gewesen zu sein.

Zwei andere weiter südlich am hagenower Wege liegende Hügel von gleichem Umfange und gleicher Höhe, aber von gelbem Sande aufgeworfen und mit Haide bewachsen, enthielten nichts an Alterthümern.

Wittenburg, den 15. August 1839.

J. Ritter.