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Kegelgräber von Meyersdorf.

Die Gegend um Marnitz ist reich an Gräbern der Vorzeit in Kegelform. Einzeln finden sie sich fast überall; unter den Gruppen aber zeichnen sich als die größten aus: die Gruppe bei Neu=Mühle und die bei Meyersdors. Erstere hat schon in frühern Zeiten Aufmerksamkeit erregt, und sollen mehrere Gräber derselben schon vom Herrn Ober=Zoll=Inspector Hauptmann Zinck aufgegraben sein (vgl. Frid. Franc. Erl. S. 57, Nr. 17 und S. 71, Nr. 1). Letztere aber war bisher wohl ganz unbeachtet, und sie wäre gewiß in einigen Jahren ganz verschwunden, da man den Bewohnern der umliegenden Dörfer erlaubt hatte, die nutzlosen Steinhügel beliebig abzutragen, wäre nicht Herr Herm. Burmeister vor 3 Jahren in den Besitz von Meyersdorf gekommen. Dieser hatte kaum aus der Form der Hügel und aus den vielen zerstreut liegenden Scherben diese Hügel für Gräber der Vorzeit erkannt, als er alles Steineausbrechen an dieser Stelle strenge untersagte und so die noch übrig gebliebene, nicht unbedeutende Anzahl von Gräbern der Zerstörung entzog. - Man hat Grund zu hoffen, daß auch der jetzige Besitzer von Meyersdorf, Herr Peters, für die Erhaltung der Gräber Sorge tragen wird. - Der Begräbnißplatz liegt nordwestlich von dem Hofe und Dorfe Meyersdorf auf einem etwas erhabenen, steinigten und sandigen Ackerstücke ohne einen besondern Namen. Im Süden wird der Platz durch eine von Westen nach Osten sich hinziehende Vertiefung, welche an einigen Stellen als Wiese benutzt wird, begränzt, wahrscheinlich das ausgetrocknete Bette eines kleinen Flusses. Der Begräbnißplatz hatte gewiß früher einen viel größern Umfang, man hat ihn aber soviel als möglich einzuschränken gesucht, um den Boden zu benutzen. Dadurch liegen jetzt einige der größern Gräbern vereinzelt im bebaueten Acker, die größte Zahl aber ist in 2 Gruppen, eine länglichrunde und eine halbkreisförmige, geschieden. In den Gruppen liegen die Gräber sehr dicht aneinander gedrängt und die meisten sind wohl erhalten. Die nicht durch Abgraben oder Abpflügen gelitten haben, sind vollkommen rund. Der Umfang und die Höhe der Kegel ist sehr verschieden. Manche sind 5-8' hoch und haben einen Basisdurchmesser von 30-36', andere dagegen erheben sich kaum über den Urboden und halten im Durchmesser der Basis nur 6-8'. Die meisten Kegel haben einen Ring von größeren Feldsteinen außerhalb der Basis, einige auch einen aus der Rasendecke wenig hervorragenden Ring von kleinern Steinen innerhalb des Randes des Kegels. Einige Grabhügel

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bestehen größtentheils aus Steinen, mit Erde untermischt; andere dagegen haben mehr Erde als Steine. Bei einigen sieht man nur eine Rasendecke, bei andern ragen mehr oder weniger Steine aus derselben hervor. Einige haben nur kleine Feldsteine, von welchen die länglichen größtentheils aufrecht stehen, andere dagegen enthalten auch einzelne größere Steine, welche schräge liegend im Mittelpuncte des Kegels zusamenstoßen und so ein Gewölbe bilden. Die Erde im Kegel ist der des unbebaueten Urbodens, aber nicht der des bebaueten Ackers gleich, welche letztere wohl durch vieljährige Bebauung eine andere Beschaffenheit und Farbe bekommen hat. Auffallend ist, daß sich in einigen Gräbern durchaus nichts findet, kein größerer, platter Stein, keine Scherbe, keine Kohle, noch eine auffallend gefärbte Erde. Die meisten aber von denen, welche geöffnet wurden, enthielten Urnen, welche größtentheils schon zertrümmert waren. Diese standen in Steinkisten von verschiedener Größe und Gestalt. Einige bestanden aus 5 großen, platten Steinen, von denen der eine, flach auf dem Urboden, oder sehr wenig über demselben liegend, die Grundlage, 3 andere, welche sich im Dreieck an diesen lehnten, die Seitenwände, und der 5te, auf letzteren flach aufliegend, den Deckel der Kiste bildeten. Andere waren viereckig, und noch andere rund, welche letzteren als Seitensteine nur kleine, längliche, auf den Grundstein gesetzte Steine und zum Theil auch nur einen sehr kleinen Deckstein hatten. - Der von der Urne freigelassene Raum der Kiste war fest mit Erde angefüllt, welche immer der des Urbodens gleich und hin und wieder mit kleinen Eichenholzkohlen untermischt war. Gewöhnlich fanden sich in jedem Grabe 2 Urnen, eine größere und eine kleinere, zuweilen auch eine große und mehrere kleine. Aber in den kleinen fand sich stets nichts als Erde, der des Urbodens gleich. Es scheinen also unter jedem Hügel nur die Ueberreste Eines Individuums geborgen zu sein. - Die Urnen selbst, an welchen die Gestalt noch mit Bestimmtheit erkennbar war, waren alle von verschiedener Form; ebenso war auch ihre Masse sehr verschieden an Feinheit und Farbe. Einige Urnen hatten einen hohen, bis an ihren Bauch genau überpassenden, schalenförmigen Deckel; andere, welche einen sehr kurzen und weiten Hals hatten, waren ganz ohne Deckel. Henkel fanden sich an keiner Urne und eben so wenig Verzierungen. Herr Burmeister hat indeß auf einer andern Stelle des meyersdorfer Feldes bei einem schon zerstörten, einzeln liegenden Kegelgrabe eine mit schrägen Strichen verzierte kleine Scherbe gefunden. Gepflasterte Brandstätten fanden sich nirgends.

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Ueber jedes einzelne abgetragene Grab zu berichten, würde zu weit führen, da von dem Inhalte derselben nichts gerettet ist; es finde hier nur das Raum, was sich über die Auffindung der Gegenstände, mit welchen Hr. Burmeister dem Vereine ein Geschenk gemacht hat, berichten läßt.

Kegelgrab von Meyersdorf No. 1.

Auf der eben besprochenen Begräbnißstätte bei Meyersdorf ward vom Hrn. Herm. Burmeister, Hrn. Amtsauditor Mau in Güstrow und dem Unterzeichneten im Sommer 1836 ein Kegelgrab eigenhändig aufgegraben. Das Grab war ungefähr 5' hoch, hatte einen Basisdurchmesser von ungefähr 24', und zeigte weiter nichts Auffallendes, als daß sich die runde, nur aus kleinen Steinen bestehende Kiste bedeutend nach der westlichen Seite des Kegels hin befand. Sie enthielt nur eine große, wohl erhaltene, dunkelbraune Urne, mit scharfem Bauchrande in der Mitte des Gefäßes, dessen oberer Theil eine fast senkrechte Wand hat, ohne Verzierungen, wie Frid. Franc. Tab. VI, Fig. 1, 8" hoch, 9 1/2" in der Oeffnung, 12" im Bauchrande, 4" in der Basis, und war mit verbrannten Knochen angefüllt. Unter diesen Knochenüberresten lag ein vom Roste sehr angegriffenes Messer von dünner Bronze mit einem ringförmigen Griffe, der durch Unvorsichtigkeit abgebrochen ward, und mit einem halbmondförmigen Ausschnitte im Rücken, wie Frid. Franc. Tab. XVIII, Fig. 10, ausgebrochen und sehr verbogen, ferner ein Fragment von einer Nadel und ein Ring von Bronze. Ueber diese Urne war ein weit und genau überpassendes, schalenförmiges Gefäß als Deckel gestülpt von der Masse und Farbe der großen Urne, mit einem kleinen Henkel, ungefähr wie Frid. Franc. Tab. XXXV, Fig. 13, nur mit etwas ausgeschweiftem Rande, 5" hoch, 10" in der Oeffnung, 12" im Bauche und 3 1/2" in der Basis.

Kegelgrab von Meyersdorfs No. 2.

Die Vorhingenannten deckten ein zweites Grab derselben Gruppe auf, welches dem vorigen an Größe ungefähr gleich war. Es hatte in der Mitte auf dem Urboden eine Kiste, welche aus 5 platten, rohen Feldsteinen bestand, deren Seiten nach innen ein Dreieck bildeten. In dieser befanden sich 2 Urnen dicht neben einander, von denen die größere bis auf ein Stück der Mündung unverletzt, die kleinere aber nur zur Hälfte freigestellt wurde. Letztere war ungefähr 6" hoch und hielt in der Mündung 5", im Bauche 6 1/2" und in der Basis 3" im Durchmesser. Die größere Urne hatte bei 8" Höhe

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fast dasselbe Verhältniß, nur daß sie im Bauche noch mehr gerundet war. Beide waren von gelblicher Farbe, bestanden aus grobkörniger Masse, waren nach außen rauh und verwittert, nach innen glatter, hatten fast gar keinen Hals und waren ohne Verzierung, Henkel und Deckel. Nachdem wir die Urnen, sorgfältig bedeckt, die Nacht über hatten stehen lassen, war am folgenden Morgen die noch übrige Hälfte der kleinern gänzlich zertrümmert und die größere zerfiel, trotz aller möglichen angewendeten Vorsicht, ebenfalls in unzählige Scherben, indem sie herausgehoben ward. Die kleinere enthielt nur Erde von nicht auffallender Beschaffenheit; die größere hingegen war mit Stückchen verbrannter Knochen angefüllt. Unter den Knochen in der größern Urne lag ein Scheermesser von dicker Bronze, 3 3/4" lang, 1 3/4" breit, ungefähr wie Frid. Franc. Tab. XVIII, Fig. 7, mit eingegrabenen Verzierungen auf der rechten Seite.

Kegelgrab von Meyersdorf No. 3.

Aus einem andern, früher abgetragenen Kegelgrabe ist nur die senkrechte Hälfte einer kleinen Urne gerettet; diese ist ein kleines, hellbraunes Gefäß, mit parallelen Reifen über dem Bauchrande, mit zwei kleinen Henkeln, wie Frid. Franc. Tab. XXXV, Fig. 8, ungefähr 5" hoch, 5" weit im Bauche und 3" in der Mündung.

Jarchow, im August 1839.

A. J. F. Tapp, Cand. d. Theol.