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Kegelgrab zu Ruchow.
In den Jahren 1820 und 1821 ließ Se. Durchlaucht der
Fürst von Schaumburg=Lippe eines der größten
Kegelgräber im Lande in der Art aufdecken, daß ein
Kreuzschnitt durch das Grab gezogen wurde. Der
Hügel, Königsberg genannt (abgebildet auf der
Titel=Vignette des Friderico=Franciscei), lag auf
dem Meiereifelde von Ruchow, ganz in der Nähe des
tieplitzer Kruges, rechts von der Landstraße von
Sternberg nach Güstrow, und hatte ungefähr 20'
Axenhöhe und 200' Umfang. Dieses Kegelgrab gab die
reichste Ausbeute, die wohl je ein Grab gegeben hat,
und daher erregte der Fund damals großes Aufsehen;
er ward zuerst zu Ruchow, darauf zu Boldebuck
aufbewahrt, bis der durchlauchtigste hohe Beförderer
des Vereins ihn diesem zur Aufbewahrung in der
Vereinssammlung überließ, in welche sie denn am 26.
Februar 1840 versetzt ward. Beschrieben ist die
Aufgrabung mit dem Funde wiederholt im Freimüth.
Schweriner Abendblatte 1821, Nr. 139, und im Frid.
Franc. Erläut. S. 43 flgd.; die Haupturkunde über
den Fund bleibt aber der bei den Alterthümern bisher
befindlich gewesene, hier angehängte
Aufgrabungsbericht ("Verzeichniß
. ") des wail. Gutsaufsehers und
Organisten Lindig zu Ruchow, welcher mit der Leitung
der Aufgrabung, bei der auch schon der
Unterzeichnete öfter, auch mit dem Professor
Schröter, gegenwärtig war, beauftragt war. Es soll
hier daher nur eine kurze, kritische Beschreibung
der aufgefundenen Gegenstände gegeben
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und ihre Deutung versucht werden; die in ( ) gesetzten Buchstaben und Zahlen bezeichnen die Nummern des Lindigschen Aufgrabungsberichts.
I. Ungefähr in der Mitte des Hügels stand eine Wölbung von Feldsteinen (B), in der Richtung von Osten gegen Westen, in einer Länge von ungefähr 14 Fuß. Unter derselben lag in derselben Richtung auf einem Steinpflaster ein ausgehöhlter Eichenstamm von 12' Länge und 6' Breite, in welchem die Leiche unverbrannt beigesetzt war. Der Eichenstamm war zum größten Theile vergangen, jedoch noch nach seiner ganzen Ausdehnung erkennbar, ja es wurden noch ziemlich große Stücke von demselben ans Tageslicht gefördert. Die Gebeine der Leiche waren jedoch, bis auf die Hirnschale, welche fehlte, fast alle gut erhalten und deuteten auf einen männlichen Körper von ungewöhnlicher Länge von ungefähr 7 Fuß; die Zähne waren alle gesund; die Arme lagen ausgestreckt neben dem Körper; das Gesicht war gegen Osten hingewandt. Neben diesen Gebeinen fand sich auch noch das schon calcinirte untere Ende des Oberarmbeins (humeri) von einem Pferde (nach der Bestimmung des Hrn. Professors Steinhof zu Schwerin); es ward also nach altem Gebrauche das Streitroß mit dem Helden begraben.
Die Alterthümer neben diesem Gerippe waren folgende:
1) (B. 3.) Neben dem Körper, zur linken Seite desselben, lag ein Schwert von Bronze, welches einen hölzernen Griff mit halbmondförmiger Ueberfassung über die Klinge gehabt hatte; das ganze Schwert, mit der nur 3" langen Griffzunge, ist etwas länger, als gewöhnlich, mißt 2' 4" und ist in 4 Stücke zerbrochen, deren Bruchenden oxydirt sind. Das Schwert ward also, wie es stets beobachtet ist, zerbrochen ins Grab gelegt.
2) (B.4.) Zur rechten Seite des Gerippes lag ein Scheermesser von Bronze, wie Frid. Franc. Tab. XVIII, Fig. 8, jetzt in 3 Stücke zerbrochen; ins Grab gelegt ward es in 2 Stücken, da nur 2 Bruchenden oxydirt sind.
Daneben lag ein kleiner viereckiger Beschlag von Bronze, in der Form wie Frid. Franc. Tab. XV, Fig. 9, nur kleiner, wahrscheinlich Griffbeschlag des Messers.
3) und 4) (B. 1. u. 2.) An jeder Hand lag bei den Fingerknochen ein spiral=cylindrisch gewundener Finger=Ring von doppeltem, an den Enden verbundenem Golddrath, von 4 und 5 Windungen.
5) (B. 5.) Wahrscheinlich auf der Brust lag eine Heftel aus Bronze mit zwei Spiralplatten, wie Frid. Franc. Tab.
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XI, Fig. 3 ("zwei Haarnadeln" nach Lindig), in sehr viele Stücke zerbrochen und stark oxydirt, und
6) (B. 6.) eine kurze Nadel von Bronze mit rundem,
gewölbtem Knopfe ("Bruchstücke von Ringen,
Knöpfen
. " nach Lindig, der Nr. 5 und 6
vermengt); die Rückenwirbel des Skeletts sind
wahrscheinlich durch Nr. 5 und 6 von Oxyd grün gefärbt.
Zu den Füßen der Leiche stand
7) (B. 7.) eine schwarze Urne von feiner Urnenmasse, welche einen kleinen Henkel gehabt hatte, ungefähr wie Frid. Franc. Tab. VI, Fig. 9, 5" hoch und 7 1/2" weit, ohne Verzierungen, und
8) (B. 8.) die Bruchstücke einer kleinern, jetzt restaurirten, dunkelbraunen Urne von sehr feiner Urnenmasse und schöner Form mit senkrecht gekerbtem Bauchrande, mit einem kleinen Henkel, 3 3/4" hoch und 6" weit.
Außerdem sind noch vorhanden:
9) (B. 9.) die meisten Knochen des Gerippes und
10) (B.10.) einige Reste von dem eichenen Sarge.
Die Gebeine, von denen die der rechten Seite am besten und nur die des rechten Beines fast ganz erhalten sind, deuten nur auf einen sehr hohen, kräftigen Bau von ungefähr 7 Fuß Länge; das Schenkelbein (femur) mißt 20 1/2" mekl. (= hamburger) Maaß, die Ausdehnung des Schenkelkopfes mit gerechnet. Es sind die noch vorhandenen Rückenwirbel, wahrscheinlich durch die durchgefallene Brustheftel, und einige Fingerknochen, vielleicht der linken Hand, wahrscheinlich durch das Schwert, von Oxyd grün gefärbt. Die Zähne sind alle gut erhalten. Vom Schädel sind nur einige kleine Fragmente vorhanden.
II. Zur linken Seite der mit Feldsteinen überwölbten Leiche stand in gleicher Richtung eine zweite Wölbung (D.) von 10 Fuß Länge, welche keinen Sarg, dagegen auf dem Boden auf einem Feldsteinpflaster eine Masse schlammiger, übel riechender Erde enthielt; hier fanden sich auf einem kleinen Raume von 2 Quadratfuß sehr viele Alterthümer zusammengedrängt. Zu diesem Begräbnisse war offenbar schon Leichenbrand angewandt. Es fand sich an Alterthümern:
11) und 12) (D. a. u. b.) zwei goldene Fingerringe aus spiral=cylindrisch gewundenem, doppeltem Golddrath, aus 4 1/2 und 5 1/2 Windungen, wie Nr. 3 und 4, nur etwas feiner im Drath und enger;
13) (D. g.) zwei gewundene Halsringe aus Bronze, ungefähr wie Frid. Franc. Tab. X, Fig. 2.
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14) (D. h.) zwei Paar massive Handgelenkringe aus Bronze, wie Frid. Franc. Tab. XXII, Fig. 3;
15) (D. e.) eine große Nadel aus Bronze ("Lanzenspitze" nach Lindig), mit einem großen, platten Knopfe, in vier Stücken, deren Bruchenden oxydirt sind, wie Frid. Franc. Tab. XXIV, Fig. 2, nur etwas dünner und feiner, beim Funde 24 1/2", jetzt 19" lang, da die Spitze fehlt;
16) (D. f.) eine große Nadel aus Bronze ("Dolch" nach Lindig), mit Doppelknopf, in vier Stücken, deren Bruchenden oxydirt sind, 9 1/2" lang;
17) (D. i.) ein gekrümmtes Messer aus Bronze, mit bronzener Griffzunge, ungefähr wie Frid. Franc. Tab. XVI, Fig. 13;
18) (D. d.) eine runde Büchse von Bronze mit plattem Deckel, mit Henkeln zum Durchschieben eines Riegels, zwei auf dem Rande und einem in der Mitte des Deckels auf der untern Seite verziert, wie Frid. Franc. Tab. XII, Fig. 3; in derselben fanden sich, dem Anscheine nach, Reste von Birkenrinde;
19) (D. k.) ein Paar Handbergen von Bronze, ganz wie Frid. Franc. Tab. IV, wenn auch zerbrochen und in den Bruchenden oxydirt, doch vollständig vorhanden;
20) (D. c.) eine Urne von sehr dünne getriebener Bronze, mit einem angenieteten, zerbrochenen Henkel, mit rundem, wenig aus getriebenem Bauche, im Untertheile ganz zerbrochen, ursprünglich 3 1/3" hoch und im Rande 6" weit;
21) (D. 1.) Bruchstücke von einer thönernen Urne von grobkörniger, im Innern geglätteter, im Aeußern rauher Masse, welche ungefähr 12" Höhe und 10" Weite gehabt haben mag.
Vergleicht man die beiden Steingewölbe I und II, so ergiebt es sich unbestreitbar, daß sie zwei verschiedene Begräbnisse bildeten, welche später durch Einen Hügel verbunden wurden, das erste Begräbniß I, in welchem noch die Leiche unverbrannt beigesetzt ward, gehörte eben so unbestreitbar einem Manne und zwar einem Krieger; das zweite Begräbniß II scheint einer weiblichen Bestattung mit Leichenbrand anzugehören. Daß die beigesetzten Leichenreste und Alterthümer Weibern gehört haben, dafür redet der gänzliche Mangel an Waffen und das Vorhandensein von weiblichem Schmuck, wie Haarnadeln, Handringen, Halsringen, und weiblichem Geräth, wie Büchse und Messer (das Messer in II ist ein gewöhnliches, das Messer in I ein Scheer=Messer). Ja, man kann noch weiter gehen und vermuthen, daß die Alterthümer in II zwei erwachsenen weiblichen Wesen (zwei Frauen des Mannes in I) gehört haben,
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da sich die Schmuckgegenstände alle doppelt finden, wie die Halsringe, Armringe und Haarnadeln. Dann würde jeder Frau ein goldener Fingerring, deren jeder in II auch etwas enger und feiner im Drath ist, als die beiden Ringe in I, gehört haben, und daher dürfte es sich erklären lassen, daß der Mann zwei goldene Spiralringe trug. Denn in ähnlichen Verhältnissen, wo ein Mann und eine Frau in demselben Hügel beigesetzt wurden, findet sich bei jeder Leiche nur ein goldener Spiralring (vgl. Jahresbericht IV, S. 27), der nach wiederholten Erfahrungen die Bedeutung eines ehelichen oder Trau=Ringes haben dürfte. Würden diese Vermuthungen Stich halten, so gehörten auch alle in II gefundenen Alterthümer zum weiblichen Geräth und daher auch die bisher sogenannten Handbergen, welche, wie schon Frid. Franc. Erl. S. 33 folgd. ausgesprochen ist, nur Armbänder mit auslaufenden Spiralwindungen sein dürften.
Es würde hiernach jeder der beiden Frauen gehören:
ein Halsring,
ein Paar Armringe,
ein goldener Fingerring,
eine Haarnadel,
eine Urne,
und einer von beiden im Ganzen oder zum Theile:
die Büchse,
das Messer,
die Handbergen.
III. Zu den Füßen der beiden Begräbnisse I und II, gegen Osten, fand sich eine dritte Steinanhäufung (A.). Unter dieser standen vier thönerne Urnen, welche zertrümmert waren, nämlich:
22) Reste einer großen Urne mit glatten, hellbraunen Flächen;
23) eine kleine, kürbisförmige, schwärzliche Urne, 3 1/2" hoch, gegen 4" weit im Bauche, auf der Oberfläche mit eingekratzten, senkrechten Parallelfurchen, von je 6 Furchen verziert;
24) Reste einer großen, grobkörnigen, hellbraunen Urne mit rauher Oberfläche;
25) eine kleinere, rundbauchige, schwärzliche Urne, 5" hoch und 6" im Durchmesser im Rande.
In diesen Urnen lagen
26) (A. d.) die verbrannten Knochen von Kindern, ungefähr zwischen 10-15 Jahren. Wahrscheinlich gehört nach der Zahl der Urnen und der Menge der Knochen diese Bestatung zweien Kindern.
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In der kleineren Urne lagen
27) (A. c.) viele Enden von eng spiral=cylindrisch gewundenem Bronzedrath, Reste eines Halsbandes, wie Frid. Franc. Tab. XXXII, Fig. 6.
In der Urne Nr. 23 lag
28) (A. a.) ein enger spiral=cylindrisch gewundener Fingerring aus Bronze von 3 Windungen, von denen nur die mittlere erhalten ist.
Außerdem fanden sich
29) (A. b.) sehr dünne Blättchen aus Bronze, deren Bestimmung nicht mehr zu errathen ist.
IV. Zur linken Seite des weiblichen Begräbnisses in II, in der Höhe etwas über demselben, wurden zwischen Steinen (C.) noch mehrere Alterthümer entdeckt, nämlich:
30) eine große Urne mit schwärzlicher Oberfläche.
In der Urne lag
31) (C. a.) ein goldener Fingerring für einen starken Finger, aus zwei gewundenen Reifen zusammengelöthet, auf der Außenseite stark abgetragen und abgeplattet;
32) (C. b.) ein Doppelknopf aus Bronze, wie Tab. XXXII, Fig. 22, mit einer vertieften, kreuzförmigen Verzierung auf der obern gewölbten Fläche; der Knopf enthielt bei der Aufgrabung noch Reste von Leder;
33) (C. c.) ein viereckiger Beschlag (Stabbeschlag ?) von Bronze, der bei der Aufgrabung noch mit Holzresten angefüllt war, wie Frid. Franc. Tab. XV, Fig. 9 und wie ein gleicher Beschlag (vgl. Jahresbericht V) in dem Königsgrabe von Lehsen gefunden ward.
Nach dem Stabbeschlage oder Scepterring könnte dieses Begräbniß einer ältern, männlichen Person gehört haben. Damit mag denn auch die abweichende Form des Fingerringes in Beziehung stehen.
Man kommt von selbst zu der Vermuthung, daß dieser Hügel einer ganzen Krieger= oder Fürsten=Familie angehört habe.
G. C. F. Lisch.
Verzeichniß
der Gegenstände, welche bei Aufgrabung eines Grabhügels auf dem ruchower Meiereifelde in der Nähe des tieplitzer Kruges und der schwerinschen Landstraße in den Jahren 1820 und 1821
A. Am östlichen Abhange des Hügels haben gestanden:
Bruchstücke von vier roh gearbeiteten thönernen Urnen, die mit Knochen angefüllt gewesen sind. Dazwischen lagen:
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B. Aus dem zuerst geöffneten Grabgewölbe nach Süden sind erhalten:
1) ein Ring von 5 zusammenhängenden, spiralförmigen und elastischen Windungen von doppeltem Golddrath, der einfach etwa 1/2 Linie dick ist, Durchmesser 11 Linien, am Finger getragen, wie
2) ein Ring von 6 Goldgewinden, von denen das eine etwas beschädigt. Das Gold an 1) wie an 2) ist sehr fein, hell und glänzend. Gesammtes Gewicht 1 1/8 Loth. Beide Ringe lagen bei den Fingerknochen.
3) ein Kupferschwert in 4 Stücke zerbrochen, die Klinge in der Mitte erhaben, mit feinen Reifeln gearbeitet; im Heft, das ebenfalls eine bogenartig erhabene Verzierung zeigt, sitzen noch einige Nägel, mit welchen seine Bekleidung befestigt gewesen. Ganze Länge 2' 9" und 6 Linien. Lag auf der linken Seite des Körpers.
4) ein schmales Messer von Kupfer, in 3 Stücke zerbrochen, daneben ein kleines gereifeltes, inwendig hohles Viereck, vermuthlich Stielbeschlag des Messers. Lag auf der rechten Seite des Körpers.
5) zwei Haarnadeln, in mehrere Stücke zerbrochen, oben mit runden Platten aus gewundenem Kupferdrath.
6) Bruchstücke von Ringen, Knöpfen
. , zum Theil unkenntlich, alles Kupfer.
7) eine Urne aus schwarzem gebrannten Thon, der Henkel abgebrochen und schon geborsten, Höhe 5 Zoll.
8) Bruchstücke einer zweiten Urne, die verziert gewesen. Beide zu den Füßen.
9) Knochen, welche der Lage nach 8 Fuß lang lagen. Der Sarg ist nach genauer Ausmessung 12' lang und 6' breit gewesen. Der Deckel, der Boden und die Seitenwände waren freilich schon vergangen; doch fanden sich hin und wieder noch einige Stückchen Olm, woraus die Länge und Breite auf
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dem Fundamente, worauf der Sarg gestanden hatte, ausgemessen ward.
10) die aufgenommenen Olm=Stücke vom Sarge.
C. Noch über dem zweiten Grabgewölbe nach Norden sind gefunden:
a. ein goldener Fingerring, aus 2 gereifelten zusammengelöthet. Durchmesser 11 Linien, Gewicht 1/3 1/2 Loth.
b. ein doppelter Knopf von Kupfer, auf der einen Seite mit einer kreuzartigen Verzierung, das Gewand zusammenhaltend.
c. ein viereckiger Beschlag eines hölzernen Stiels aus Kupfer mit erhabenem Rande. Sämmtliche Stücke befanden sich zwischen Bruchstücken einer Urne.
D. In dem zweiten Grabgewölbe, welches gar keine Spur von einem Sarge zeigte und wo die schlammigte, übelriechende Erde nur aus Laub und Moos bestanden haben muß, fanden sich in zweifüßiger Entfernung:
a. b. zwei Ringe von Golddrath, den obigen ähnlich, beide von 6 Windungen, Gesammtgewicht 7/8 Loth.
c. eine kupferne Opferschale, sehr dünn, im Boden und an der Seite beschädigt, der Handgriff fehlt, an den Niethen ist es noch zu sehen, wo selbiger gesessen. Höhe 3" 4 Linien, Durchmesser des Randes 6".
d. eine kupferne runde Büchse mit Deckel, letzterer hatte aber ein großes rundes Loch, woran aber der Henkel und Griff, abgebrochen, nicht aufzufinden war. Höhe 1 1/4", Durchmesser 4". In der Büchse befindet sich eine unkenntliche Masse, die zuerst weich war, jetzt, getrocknet, Spuren von Baumblättern zeigt.
e. eine Lanzenspitze (in 4 Stücken, ganze Länge 2" 6 Linien, aber bei der großen Dünne mehr zum Schmuck als zum wirklichen Gebrauch), wie sie Herr Professor Schröter nennt; allein mehrere achtbare Männer wollen selbige als zum Erstechen der Opferthiere bestimmt bezeichnen.
f. ein kurzer Dolch, der in mehrere Stücke zerbrochen und durch Grünspan sehr beschädigt worden ist, soll gleichfalls zum Tödten der Opferthiere gebraucht worden sein.
g. zwei zierlich gereifelte halbmondförmige Ringe, wovon der eine beschädigt war; sie haben mit den einwärts gebogenen Spitzen in einander gehängt und sollen ein Halsband gebildet haben. Mehrere Gelehrte nennen sie Ringe an der Sturmhaube. Weite 6 1/4";
h. vier dicke zierlich gearbeitete Kupferringe, die inwendige Weite noch nicht 3", Beschläge zu Speerschaften.
i. eine kupferne gekrümmte Messerklinge.
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k. das Räthselhafteste des ganzen Fundes, doppelt vorhanden. Aus Kupferreifen, die dicker werden und gröber gereifelt sind, so wie sie nach außen zu laufen, sind zusammen gebogen zwei runde Platten, 4 1/2" im Durchmesser; sie liegen horizontal, werden aber durch einen senkrecht stehenden Ring verbunden, der, aus der Randspirale einer jeden Platte auslaufend, in der Mitte zusammengelöthet ist. Seine Weite hält 3", seine Breite 7 Linien. Beide Exemplare haben durch einen 10' hohen Steindruck sehr gelitten, jedoch das eine minder; von beiden sind alle einzelnen Theile vorhanden.
l. Trümmer einer groben, ungebrannten, grobgearbeiteten Urne.
m. vier Stückchen aus der zusammengerückten schlammigen Erde, jetzt getrocknet.
Ruchow, im August 1821.
Fürstlich Schaumburg=Lippescher
Gutsaufseher und Organist
J. G. Lindig.