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Steinkisten bei Genzkow.
In der jüngsten Zeit kam ich auf dem Wege nach Friedland, unmittelbar an der Landstraße, auf der Feldmark Genzkow, etwa 500 Schritte jenseits der sadelkowschen Grenze, auf eine so eben von Steinsprengern geöffnete, schön erhaltene Steinkiste zu. In Friedland benachrichtigte mich der Herr Bau=Conducteur Mühlpfort ebenfalls von dieser Aufgrabung, mich zur nähern Besichtigung einladend. Diese stellte ich sofort auf der Rückkehr an. Ein ausnahmsweise ganz verständiger und mehr als gewöhnlich gebildeter junger Schachtmeister, der die
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Steinkiste selbst aufgegraben, führte mich nicht nur sehr freundlich, sondern gab mir auch über das bei sorgfältig geführter Arbeit Vorgekommene umständliche Nachricht. Die Steinkiste, mit dem Erdboden gleich, lag in der Tiefe des Thals, welches der Höhenzug der Südgrenze des friedländischen Werders mit dem Höhenzuge der genzkower Berge auf dieser Seite bildet, in gleicher Höhe mit den Wiesen, am fälschlich sogenannten Landgraben, einer Verbindung des Datzebaches mit dem friedländischen Teich, ein Beweis, daß doch wenigstens zur Zeit der Errichtung dieser Steinkiste schon trocknes Land dort war.
Die gedachte Steinkiste bestand aus 5 bedeutenden Granitplatten, von denen eine, fast herzförmige, von vorzüglich harter Masse, das Kopfende gegen S. bildete; die beiden Längsseiten waren von je zwei dergleichen Platten gebildet; der Stein am Fußende war von den Arbeitern schon weggenommen und zerschlagen. Die Masse dieses Steines war weniger hart, von jener dem rothen Feldspath nahe kommenden Farbe. Die Kiste hatte also die Richtung von S. nach N., war durchaus ohne Erd= oder Steinhügel; die Deckplatte, welche nicht die ganze Fläche bedeckt hatte, ebenfalls schon zerschlagen, hatte mit der Oberfläche des umgebenden Erdreichs gleich gelegen. Die Tiefe des Grabes betrug 3 1/2 Fuß, die Länge 5, die Breite 2 1/2 Fuß. Die Zwischenräume der einzelnen Granitplatten, nicht die mindeste Kunst, auch nicht einmal die rohste, verrathend, fand ich noch mit zerschlagnen Feldsteinstücken und einem eisenhaltigen Lehm sorgfältig fest ausgemauert, namentlich die beiden Winkel am Kopfende. Der Inhalt der Kiste, noch umherliegend, war oben, außer einer mit der angrenzenden Erdart gleichen, ein grobgrandiger Sand, der nach unten plötzlich in eisenhaltigen Lehm überging. Der Fußboden des Grabes von dieser letztern Erdart war wie eine Tenne fest geschlagen. Auf diesem hatte der Schachtmeister an der östlichen Seite hart an den Steinplatten eine zerbrochene Urne gefunden, wovon ich nur noch eines kleinen Bruchstücks habhaft wurde. Die Form ist daraus nicht mehr zu erkennen; die Masse ist jene hier oft vorkommende: Sandlehm mit Glimmer, äußerlich von gelber, nach innen von schwärzlicher Farbe. Daneben hatte der Mann der ganzen Länge des Grabes nach auf der westlichen Seite zerstreute und in Splitter zerfallene Knochen in Menge gefunden. Nur wenige derselben vermochte ich aus der aufgeworfenen Erde zu sammeln. Schade, daß ich bei der Aufgrabung selbst nicht gegenwärtig war! Von einer Brandstätte, von Kohlen u. s. w. war nirgends eine Spur; die Knochensplitter selbst verrathen nicht das Mindeste vom Feuer.
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Wahrscheinlich also eine unverbrannt beigesetzte Leiche. Fünf Schritte davon, noch näher an der Wiese, fand sich eine zweite Steinkiste, der vorigen ganz ähnlich, geöffnet; doch war keine Messung oder nähere Untersuchung mehr möglich, weil die Arbeiter die Steinplatten schon über einander gestoßen hatten. Der Schachtmeister fügte nur bei dieser hinzu, daß in der Tiefe der Lehm wie Schlamm von Wassertheilen durchdrungen gewesen sei. - Schon vor 20 Jahren erinnere ich mich, daß ganz in der Nähe dieser Steinkisten eine bei weitem großartigere, die halb über die Erdoberfläche hervorragte, wahrscheinlich von Schatzgräbern geöffnet war. Die Deckplatte, ein schöner großer Stein, war abgehoben und lag in zwei Hälften neben der Kiste. Uebrigens ist die bezeichnete Gegend wohl an 3000 Schritte westlich von der Kegelgräbergruppe auf dieser Feldmark entfernt 1 ). Wie jene Steinkisten in der Tiefe liegen, befinden sich diese Kegelgräber auf der Höhe.
Rülow, im Junius 1840.
Sponholz.