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X.

Beiträge

zur

ältern Buchdruckergeschichte Meklenburgs.


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A.

Zur
ältern Buchdruckergeschichte der Stadt Rostock.

Auf Veranlassung der Geschichte der Buchdruckerkunst in Meklenburg vom Archivar Lisch

von

Dr. Gottl. Mohnike,

Consistorial=Rathe und Superintendenten zu Stralsund.


Zu S. 44 - 45.

E in Exemplar von Lactantii Opera, gedruckt 1476 bei den Brüdern vom gemeinsamen Leben zu Rostock, findet sich auch auf der Universitäts=Bibliothek zu Greifswald. Es war vormals auf der Kirchen=Bibliothek zu Wolgast, welche vor einigen Jahren durch Kauf an die Universität zu Greifswald gekommen ist. Die Sammlung besteht größtentheils aus Büchern, die zur katholischen Zeit den regulirten Augustiner=Chorherren zu Jasenitz in Pommern gehört haben, und sie enthält viele Incunabeln und andere merkwürdige Drucke, mit und ohne Jahrszahl, unter andern noch eine, gleichfalls im Jahr 1476 zu Basel gedruckte Ausgabe des Lactantius. Es ist sicher noch manches andere alte in Rostock gedruckte Buch in dieser Sammlung.

Delprat (Verhandeling over de Broedershap van G. Groote) gedenkt S. 158 nur dieser, bei den Brüdern zu S. Michaelis in Rostock herausgekommenen Ausgabe des Lactantius; er handelt überhaupt nur kurz von dem rostocker Fraterhause und hat keine andere Quelle gehabt als den einzigen Jahrgang des Rostocker Etwas vom J. 1739 (nicht 1793, wie verdruckt ist). Durch einen Irrthum steht: Te

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Rostock in Pommeren. An mehreren Stellen des gründlich gelehrten Buches wird übrigens der Verdienste der Brüder vom gemeinsamen Leben um die Verbreitung der Typographie gedacht. Ich werde das für die Geschichte der Kirche, Litteratur und Pädagogik höchst wichtige Werk nächstens deutsch bearbeitet und mit einem Anhange versehen herausgeben.

Ein altes, vielleicht zu Rostock gedrucktes Missale.

Zu S. 48.

Eine stralsundische Zunft, die der Großfuhrleute, besitzt in ihrer Amtslade ein altes Missale, das sicher aus dem Schlusse des funfzehnten oder doch aus dem Anfange des sechszehnten Jahrhunderts stammt - es fehlt nicht nur der Titel, der vielleicht gar nicht da gewesen ist, sondern auch die Bezeichnung des Druckortes und des Druckjahrs. Da die Stadt Stralsund zu dem Sprengel des Bischofes zu Schwerin gehörte, so leidet es wohl keinen Zweifel, daß dieses alte liturgische Buch eine Agende der schwerinschen Diöcese war, und es liegt der Gedanke sehr nahe, daß es in Rostock, und zwar von den Brüdern vom gemeinsamen Leben zu S. Michael, gedruckt sei. Ich habe das Buch mit denjenigen Nachrichten zusammengehalten, welche Herr Archivar Lisch in seiner Geschichte der Buchdruckerei in Meklenburg bis zum Jahr 1540 über mehrere in Rostock gedruckte Plenarien und Missalien gegeben hat, aber nirgends die gewünschte Uebereinstimmung gefunden; die meiste jedoch mit demjenigen Plenario, welches Herr Lisch S. 47 und 48 beschrieben hat.

Es ist dieses stralsundische Missale 1 ) in gespaltenen Columnen in Folio, mit großen und schönen Missallettern gedruckt, welche den von Lisch (Tab. 1., Nr. 1, 2 u. 3) mitgetheilten sichtbar gleichen. Die Seitenzahl der Blätter steht am Rande in der Mitte der ersten Seite eines jeden Blattes; außerdem finden sich die Signaturen A bis Z; nach Z noch drei Blätter mit


1) Später habe ich noch ein Bruchstück (vgl. Jahrb. IV, S. 51) eines von den Michaelisbrüdern auf Pergament gedruckten Plenarii (vgl. Jahrb. IV, S. 47) gefunden, welches eine dem schweriner Plenarium ähnliche Einrichtung hat, auch in der Zahl der 35 Zeilen, aber im Satze ganz verschieben ist. Auch hat dieses neu aufgefundene Bruchstück, außer den Folienzahlen auf dem Rande, auch schon Signaturen; der vorliegende Bogen hat Folienz. Lxxxiii und Sign. Liii. - Das andere in Jahrb. IV, S. 51 erwähnte Bruchstück hat auch schon Sign. Ciii zur Follenz. xix ; jedoch sind hier die Festtage noch mit Roth eingeschrieben, wie überhaupt der rothe Druck hier noch ganz fehlt, den alle übrigen Missaldrucke der Michaelisbrüder haben.
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der Signatur Signatur acht Blätter haben dieselbe Signatur; vier Bogen sind demnach in einander gelegt; die erstere Hälfte ist aber nur signirt; auf jeder Seite sind 35 Zeilen; der Druck ist in Schwarz und Roth; die Anfangsbuchstaben eines jeden Abschnitts sind roth gemalt; alle großen Buchstaben haben einen rothen Strich; manche Stellen sind auch roth unterstrichen. Der Anfangsbuchstabe des ganzen Buches ist ein schönes, roth gemaltes A (Ad te levavi animam meam) , inwendig grün und weiß geziert; ähnlich verzierte Anfangsbuchstaben finden sich noch einige. Der größte Theil des Buchs ist auf Papier gedruckt, ohne alles Wasserzeichen. Zwischen Blatt Lxxxviij und Lxxxix sind acht auf Pergament gedruckte, nicht signirte Blätter eingelegt, welche den eigentlichen Meßcanon enthalten; es scheint jedoch wenigstens ein Pergamentblatt verloren gegangen zu sein. Auf der Rückseite des dritten Pergamentblattes ist ein Crucifix; an der Seite desselben stehen Maria und Johannes: ein Engel umklammert den Stamm des Kreuzes und hält einen Kelch unter die Füße des Heilandes zum Auffangen des Bluts; zwei andere Engel schweben unter den ausgebreiteten Armen des Heilandes und fangen gleichfalls in Kelchen das Blut aus den Wunden seiner Hände auf; der eine hält auch einen Kelch unter das aus der rechten Seite Jesu strömende Blut: dieses und das aus der linken Hand strömende ist roth. Der am reichsten mit schönem Blau und Roth gezierte Buchstabe ist das unmittelbar auf dieses Crucifix folgende T (Te igitur, clementissime pater) . Blatt Cviij ist eingelegt, und nur zur Hälfte bedruckt; die Blätter Vj, Xcj und Cxxxvij fehlen in dem Exemplar; bei Blatt xciiij ist ein auf der einen Seite bedrucktes Quartblatt eingelegt: die letzte Blattzeichnung ist Clv - bei den folgenden vier Blättern fehlt sie.

Angehängt ist ein Blatt gleichfalls in gespaltenen Columnen bedruckt, welches Vorschriften für den die Messe lesenden Priester enthält, die ich in Illgens Zeitschrift für die historische Theologie B. 2, St. 2, S. 191 u. s. w. bereits mitgetheilt habe. Der Druck ist enger, so daß die Columne 43 Zeilen faßt, auch nicht so wohlgefällig sich darstellend wie der des Missals.

An dem Buche ist eine Bulle mit einem wächsernen Siegel, auf welchem das bekannte Wappen der Stadt Stralsund, der Strahl, mit der Umschrift: Sigillum civitatis Stralsund, befindlich ist. Daß das Buch zur katholischen Zeit wirklich in einer der hiesigen Kirchen gebraucht worden ist, geht aus den vielen ledernen Knöpfen hervor, welche an mehrere Blätter, vorzüglich an die Pergamentblätter des Meßcanons geheftet sind. Da nun das Amt derhiesigen Fuhrleute

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zur katholischen Zeit einen eigenen Altar in der hiesigen S. Marien=Kirche 1 ) hatte, so ist es mehr als wahrscheinlich, daß dieses Missale auf diesem Altar gebraucht worden und bei der Einführung der Reformation von diesem Altare in die Lade des Amtes gewandert ist, welches dieses alte kirchliche Buch noch heute als einen großen Schatz betrachtet.

Ich habe es sorgsam durchgesehen, aber nichts darin gefunden, was sich unmittelbar auf die schweriner Diöcese bezieht. Auch in dieser Hinsicht weicht es also ab von dem von Lisch S. 47 und 48 beschriebenen Plenario.


Antwort auf des Ketzers Hans Michelsen von Malmö Brief.

Zu S. 58 und 59.

Münter führt in seiner Kirchengeschichte von Dänemark und Norwegen Th. 3 S. 143 diese Schrift an und bemerkt, daß sich noch ein paar Exemplare davon erhalten hätten; irrt aber, wenn er sagt: sie sei vermuthlich in Odense gedruckt worden. In seinem Exemplar muß also der Schluß gefehlt haben, wo Rostock als der Druckort und die Brüder des S. Michaelis=Klosters als die Drucker bestimmt angegeben werden; auf dem Titel des der königlichen Bibliothek zu Kopenhagen gehörigen Exemplars muß aber die erste Zeile fehlen, welche die Worte "Kurze und gehörige Antwort" dänisch enthält, die sich bei Lisch, der über dieses Buch Nachricht aus Kopenhagen erhalten hatte, nicht finden.

Johann Mickelsen oder Michelsen (Johannes Michaelis, Michaelius), Bürgermeister zu Malmö und Geheimschreiber Königs Christian II. von Dänemark, der seinem Herrn auch in die Verbannung folgte, und 1532 zu Garderwik gestorben ist, übersetzte, mit Hülfe einiger Andern, das Neue Testament zuerst in das Dänische, ließ solches 1524 zu Leipzig bei Melchior Lotther (nicht Hans Lofther, wie bei Münter S. 128 steht) in zwei Theilen in Octav drucken, und fügte einigen Exemplaren einen Brief an Johann von Wendeland, Bürgermeister zu Danzig, hinzu, in welchem er die katholische Geistlichkeit besonders angriff. Gegen diesen Brief trat 1527 der Carmeliterprior Paul Eliä, ein in der Reformationsgeschichte Dänemarks sowohl als anfänglicher Beförderer, wie


1) Vgl. Zober: Die ehemaligen Altäre der St. Marienkirche zu Stralsund von Franz Wessel 1839, Sundine, S. 243 - 244.
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auch als nachheriger Gegner der Kirchenverbesserung, sehr bekannt gewordener Mann, in der oben gedachten Antwort auf. Wie Emser Luthers deutsche Uebersetzung angriff, so griff Paul Eliä die dänische von Johann Mickelsen an; vgl. Münter a. a. O. S. 183 u. s. w.; er verweiset auf Olivarii vita Pauli Eliae; m. s. auch Joh. Moller: Hypomnemata ad Bartholin de Scriptis Danorum, p. 291 u. 371, wo aber und zwar an beiden Stellen die Jahrszahl 1526 steht. Ueber Mickelsons Neues Testament handelt umständlich die dänische Bibliothek St. 1 (Copenh. u. Leipz. 1738) S. 120 - 136, und besonders D. Henderson in der Schrift: A Dissertation on Hans Mikkelsens (or the first Danish) Translation of the new Testament. Copenh. 1813. Der Titel des neuen Testaments von Mickelsen ist:

"Thette er thz Noye testamenth paa Danske rett effter latinen vdsatthe". M. D. XXIIII. 8.


Alte dänische Erklärung des apostolischen Symboli.

Zu S. 61.

The tolff Artikle off wor christelige Tro met then hellige Scrifftis horklarelse oc upbyggelse; ihuilken the gewedt oc begyndelse haffun. Alle christen Menniske gantzske nyttelige, met ent Register." -

So giebt Münter K. G. v. D. u. N. Th. 3. S. 235 den Titel des Buches vollständig an; die Rückseite des Titelblattes stellt die Maria als Himmelskönigin dar. Münter setzt die Entstehung des Buches in das Jahr 1528; und da er es vor sich hatte und Nachricht über den Inhalt desselben giebt, so ist seine Angabe sicher die richtige. Ich vermuthe, daß Franz Wormordus der Verfasser dieser kurzen Erklärung des apostolischen Symbolums ist; Wormorsens eigentlicher Uebertritt zur evangelischen Lehre datirt sich wohl erst von 1530. Münter nennt S. 235 die Brüder im S. Michaelskloster zu Rostock irrig Franciscaner.


Francisci Wormordi Uebersetzung des Psalters ins Dänische.

Zu S. 59.

Der Titel von Francisci Wormordi (Franz Wormorsen) dänischer Uebersetzung der Psalmen ist folgender:

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"David's Psaltere vdset paa Danske, af B. Fran cisco Carmelita met nogen söie Underschede till the Steder, som mest geordes behoff, oc mett ent skönt Register bag i Boghen om huer Psal mitz Brygilse, Dygdt og Crafft. Er til söiet Athanasii Bog om Psalterens Crafft udsat aft Broder Paulo Helie Carmelita. 1528.

4. 1 Alphabet und 11 Bogen. Am Schlusse des Buches steht, daß es zu Rostock bei den Brüdern zu S. Michaelis am 5. September 1528 herausgekommen sei. Ich habe den Titel aus D. Friedrich Münters Kirchengeschichte von Dänemark und Norwegen Th. 3, S. 237 genommen; aus den kleinen Abweichungen, die sich in der Angabe desselben in der dänischen Bibliothek oder Sammlung von Alten und Neuen Gelehrten Sachen aus Dännemark St. 3 (Copenh. u. Leipz. 1739) S. 75 finden, geht hervor, daß Münter das Buch gleichfalls vor sich gehabt hat. Nach der dänischen Bibliothek steht noch auf dem Titel: Cum gratia et priuilegio Regiae M. Auf der zweiten Seite des Titelblatts findet sich das Wappen des Königs von Dänemark mit den untergezeichneten Sprüchen Esaiä 40 u. 1. Petr. 1: Alles Fleisch ist wie Gras: und darunter die Wappen eines dänischen Edelmannes Anders Bilde und seiner Gattin Petronille Oluffs dotter (Oluffs Tochter). Die hierauf folgende Anrede an den Leser ist nicht von Franz Wormorsen, sondern, wie es scheint, von Paulus Eliä; in der Zueignung des Buches spricht Wormorsen von der Entstehung seiner Uebersetzung. In der dänischen Bibliothek findet sich bis S. 125 eine umständliche Relation über das Buch nebst Mittheilung vieler Stellen aus demselben.

Franz Wormorsen oder Franciscus Wormordus (nicht Wormodus) war gebürtig aus Amsterdam, zuerst Carmeliter zu Helsingör, darauf Prediger zu Malmö in Schonen (damals zu Dänemark gehörend), ward 1537 Superintendent oder erster evangelischer Bischof zu Lund in Schonen, wo er auch 1551 am 19. November gestorben ist. Er spielt eine wichtige Rolle in der Reformationsgeschichte von Dänemark. Im Jahr 1537 ließ er zu Malmö eine dänische Uebersetzung von Luthers kleinem Katechismus drucken, über welche Bischof D. Mynster zu Kopenhagen in der trefflichen Schrift: Om de danske Udgever af Luthers litle Katechismus S. 47 und 48 sich umständlich äußert.


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Ein merkwürdiges Exemplar von Nicolaus Marschalks Institutiones reipublicae militaris ac civilis.

Zu S. 113 und 114.

Dieses ganz vollständige und sehr wohl erhaltene Exemplar ist auf der Rathsbibliothek der Stadt Stralsund, in der Gräflich Löwenschen Sammlung. Im Jahr 1581 hat es der durch seine eigenthümlichen Schicksale, namentlich durch seine fast sechsjährige Gefangenschaft in Polen bekannte Herzog Christoph von Meklenburg, Bischof von Ratzeburg und eine Zeitlang Erzbischof von Riga, besessen, und ihm seinen jetzigen Band in gepreßtem, braunem Leder geben lassen. Auf der Vorderseite dieses Deckels stehen in Gold die Buchstaben:

V.          G.          G.
C.          H.          Z.          M.
A   N   N   O
1581.

Auf das zweite Vorsetzblatt hat der Bischof und Herzog eigenhändig geschrieben:

Ich vertraw Gott Erwarte der Zeit.
          Christoph hertzog zu Mecklnburgk etc. .

Ueber der ersten Zeile steht

15         E         8   1

Das lateinische E (sicher Episcopus bedeutend) 1 ) ist mit einer etwas unförmlichen Krone geziert. Die beiden mitgetheilten Zeilen werden von einem Handzeichen des Herzogs eingeschlossen. Von Meklenburg ist das Buch späterhin nach Schweden gewandert und in königliche Hände gekommen, denn in dem Portal steht unter dem Titel das Wort

Carolus.

Man denkt zunächst wohl an Carl XII., aber in dessen mir vorliegender Handschrift hat der Buchstabe C manches sehr Charakteristische, welches hier fehlt. Von den übrigen schwedischen Königen, die den Namen Carl geführt haben, liegen mir keine eigenhändige Namensunterschriften vor. Es hat wenigstens noch ein Wort dabei gestanden, ist aber fortradirt; wahrscheinlich ist es das Wort Rex gewesen. Unterhalb Carolus steht jetzt geschrieben: Olof Lilieström. Auch ein schwedischer General=Gouverneur oder Landshöfding hat das Buch besessen, wie aus den dem Hinterdeckel eingepreßten Worten hervorgeht :


1) Wahrscheinlicher: Elisabeth, des Herzogs Gemahlin, Prinzessin von Schweden, verm. 1581.
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CLAWES BELKE
KON. MT. ZV SCHWEDEN
STADTHALTER AUFF CRONEN
BURCH.

Durch den Generalgouverneur Grafen Löwen, der seine ganze Bibliothek der hiesigen Stadt vermacht hat, ist das Exemplar wieder nach Deutschland gekommen.

In bibliographischer Hinsicht ist dieses Exemplar dadurch merkwürdig, daß nicht bloß der Titel des mit Arabesken und Figuren reich verzierten Bogens, sondern auch das Blatt hinter der Vorrede und die sämmtlichen Holzschnitte des achten und neunten Buches, so wie das Druckerzeichen Marschalks und der zum Turnier gerüstete Ritter zu Roß auf der letzten Seite vielfarbig, in Roth, Grün, Gelb und Blau, ausgemalt sind; bei dem Titelblatt ist dieses recht gut gelungen, am schlechtesten bei den Kriegs= und den andern Maschinen.

Es kommen in dem mit schönen lateinischen Typen sehr stattlich gedruckten Buche nicht bloß viele einzelne griechische Worte, sondern auch viele ganze Verse griechischer Dichter in der Ursprache, zuweilen vier, sechs bis acht Verse, hinter einander vor, woraus erhellt, daß des Marschalkus Officin doch nicht ganz arm an griechischen Typen gewesen sein muß; ganze griechische Bücher sind jedoch aus ihr nicht hervorgegangen. Die Accente und andere grammatische Zeichen fehlen völlig. Ich bemerke hier noch, daß das Blatt H i, auf welchem vier griechische Distichen stehen, in dem hier besprochenen Exemplar doppelt ist. Von den bis 1540 in Rostock gedruckten Büchern kenne ich keines, das ich hinsichtlich der typographischen Ausstattung den Institutionen des Marschalkus Thurius an die Seite setzen, noch vielweniger vorziehen möchte.

Es dringt sich die Frage auf: Wo blieb die marschalksche Officin, als ihr Stifter und Inhaber 1525 starb? In Rostock muß sie nicht geblieben sein, denn dann wäre sie wohl in die Hände von Ludwig Dietz gekommen, und diesem fehlten ja bis gegen 1540 Lateinische Typen; griechische hatte er auch damals noch nicht, und mag er vielleicht nie gehabt haben. M. s. Lisch S.182.

Es wünschen sicher Mehrere mit mir, daß Herr Archivar Lisch das Verzeichniß der Drucke von Ludwig Dietz bis zu dem Todesjahre des wackeren Mannes 1559 fortführen möge.

Das Vollständigste, was wir über Nicolaus Marschalk besitzen, verdanken wir Herrn Archivar Lisch. Auch Förstemann spricht von ihm und der Druckerei, die er schon in

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Erfurt hatte, in dem Aufsatze: Zur Geschichte der Buchdruckerkunst in der Provinz Sachsen, in den Provinzialblättern für die Provinz Sachsen, Juni, 1839. Nr. 77, S. 310. Die von Lisch beschriebenen Epitaphia quaedam mirae vetustatis führt Förstemann zwar an, bemerkt jedoch, daß er sie nie gesehen habe.


Joannitii Introductoriis in artem medicam Galeni.

Zu S. 149.

Introductorius
liber Joannitii in artem
Galeni totius medi=
cine prima fun=
damenta
prebes.

Joannis Cruse subitarium Ogdrastichon in commendationem libri.

Noscere se quicunqz eupit: qui Delphica magni
     Jura facit, presens ingrediatur opus.
Quod licet exiguo fit septum limite lector:
     Non tamen in precio displicitare potest
Radicis medicina suas siz tendit, in amplum
     Excretura breui frondiferumqz nemus.
Hinc siluescentem pulcra sine sentibus hortum
     Hunc cole, qui fructus expetis inde nouos.

Auf der Rückseite des Titels beginnt die Zuschrift des Buches durch den Herausgeber Johannes Cruse an die Magistri artium und die Studirenden der heiligen Medicin in Rostock (Joanes Cruse Magistris artium in Academia Rostochiana sacr ae Medicin ae studiosis ae ternam salutem dicit), welche schließt:

Valete Rostochii er ae dibus Lun ae Quarto nonas Novembris. Anno dni Millesimo quingentesimo decimo septimo.

Auf der Rückseite des zweiten Blatts beginnt das eigentliche Buch mit der Ueberschrift:

Isagoge Joannitii ad Tegni Galeni.

Weil Ludwig Dietz keine griechische Typen hatte, so druckte er das Wort τεχυη durch Tegni aus. Der erste Buchstabe in dem ersten Worte Medicina ist ein zierlich in Holz geschnittenes lateinisches M, mit schwarzem weißgesprenkelten Grunde:

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die Striche des m, so wie die der Einfassung des Grundes sind weiß, innerhalb des m sind rothe arabeskenartige Blumenverschlingungen. Die Anfangsbuchstaben der sämmtlichen folgenden Paragraphen sind kleine deutsche Buchstaben in verhältnißmäßig großen Räumen. Das Ganze schließt mit dem Eide des Hippokrates nach der lateinischen Uebersetzung des Peter Paul Vergerius, natürlich nicht des bekannten Bischofs von Capo d'Jstria und nachherigen Lutheraners, sondern eines ältern Gelehrten desselben Namens, der auch aus Capo d'Jstria stammte und bereits um das Jahr 1428 gestorben war.

Gleich nach diesem Eide folgt Ludwigs Dietz Druckerzeichen, das größere, ganz so groß, wie das Tab. IV. Nr. 16 abgebildete, nur daß in dem Bande nicht die Worte stehen τελος id est FINIS, und unter diesem steht:

Impressum Rostochii per
Ludouicu Dietz ad vij Jdus Novemb.
Anno post ortu salutis huane.
M CCCCC. Xvij.

Sechszehn Blätter in Quart: das letzte Blatt ist unbedruckt. Ohne Blatt= und Seitenztahlen und ohne Custoden, jedoch mit Signaturen A bis D. Papierzeichen: ein in ein Oval auslaufendes Rechteck, in welchem eine Krone und neben derselben unter andern zwei Lilien.

Eigenthum der Königlichen Universitätsbibliothek zu Greifswald, jedoch nicht aus der ehemaligen Wolgastischen Kirchenbibliothek, zusammengebunden mit zwei gleichfalls sehr seltenen Büchern: einer von dem Engländer Richard Crocus, Professor zu Leipzig, besorgten Ausgabe der Ekloge des Decius Ausonius vom gequälten Cupido nach der mündlichcn Erklärung des Alexander Hegius, ohne Jahrszahl 1 ), und einer der ältesten Ausgaben des ersten Buches der Epistolae obscu-


1) Decii Ausonii magni Ecloga in qua Cupido eruciatur scholiis ex ore prelegentis Alexadri obiter exceptis, pulchre illustrata.Vier Blätter in Quart. Richard Crocus Wappen mit dem Buchstaben R. C. in einer Randleiste mit Arabesken. Auf der Rückseite des Titels die Dedication an Doctor Heinrich Stromer, den Leibarzt des Cardinals Albert von Mainz, lipsia dartirt octavo idus Julij, ohne Angabe des Jahrs. Ganz am Schlusse des Büchleins:"Exemplaria bene correcta vendit Baccalaureus Martinus Herbipolensis" und das Zeichen dieses Martinus, den ich so wenig als diese Ausgabe der Ekloge des Ausonius bei Panzer in den Annal. gefunden habe. Richard Crocus, ein Freund Huttens und mehrerer Anderer unter den berühmtesten seiner Zeitgenossen, war einer der Hauptbeförderer des Studiums der griechischen Literatur in Deutschland. Auf sein Wappen mache ich hier aufmerksam. Daß der auf dem genannte Titel Alexander kein anderer als der berühmte Humanist Alexander Hegius ist, leidet wohl keinen Zweifel.
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rorum virorum, der dritten, vielleicht schon vom Jahr 1515, sicher nicht nach 1516: der ersten, in welcher der Appendix Epistolarum sich findet. Leider fehlen an diesem Exemplar die letzten Blätter

Ob der Joannitius, der lateinische Bearbeiter von Galens τέχνμ ιατρική, der bei Jöcher aufgeführte gelehrte Pole Clemens Joannicius, zu Kaiser Maximilians I. Zeit, ist, stelle ich anheim, vermuthe es aber; der rostocker Herausgeber M. Johann Cruse war Rector der Burse oder Regentie vom halben Mond; es findet sich sein Name auch bei einem Crucifix, das 151(8) gleichfalls aus der Officin des Ludwig Dietz hervorging (Lisch S. 150), so wie auf einigen 1527 gleichfalls bei Ludwig Dietz gedruckten theologischen Thesen. Bei Ludwig Dietz sind noch zwei andere medicinische Bücher gedruckt worden. Vgl. Lisch S. 153 bis 155.


Johannes Cr ue tzeberch
korte berychtynge,
1526.

Vgl. vorhergehende Abhandlung Nr. IX.


Liborius Schwichtenbergs Handweiser u. s. w. 1527.
Eyn handtwy=
ser to dem rech=
ten Christlicken
wege eynem
islicke vra
me Chri=
ste gantz
nutte.

Unter dem Titel drei Blätter um einen achtstrahligen Stern (wahrscheinlich bei L. Dietz).

In einer Einfassung - oben ein von zwei Knaben gehaltenes Band, in welchem oben die Zahl 18 und unten die Worte "ick. nicht." stehen; an der Seite Säulen mit Figuren, Köpfen und Arabesken; ganz unten zwei in einen gewundenen Schwanz auslaufende Sphinxe, jedoch nicht so, wie in dem Zeichen mehrerer Drucke des Marschalcus Thurius.

Das seinem Inhalte nach polemische Buch ist den beiden Herzogen Georg und Barnim von Pommern gewidmet. Der

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Verfasser bezeichnet sich durch die Anfangsbuchstaben seines Namens: "L. S. prester". In Quart, ohne Blatt= und Seitenzahlen und Custoden, jedoch mit Signaturen A bis Ovj; jeder Bogen hat 4 Blätter. Der ganze Bogen B fehlt in dem mir vorliegenden Exemplar. Am Schlusse des Buches steht

Gedr ue cket to Rozstock jm jare 1527.

Der Verfasser, ein eifriger Anhänger der alten Kirche, hieß Liborius Schwichtenberg, und kommt in der pommerschen Reformationsgeschichte namentlich als Gegner des Paul von Rhoda und Bugenhegens vor. Er stammte aus Friedland, war Canonicus an der Collegiat=Kirche zu Greifswald, 1521 auch Official des Triebseeischen Archidiaconus und 1528 selbst Verwalter des Archidiaconats von Triebsees. - Gegen den Handweiser trat Paul von Rhoda, erster Generalsuperintendent zu Stettin, in einer 1527 zu Wittenberg gedruckten Schrift auf, mit einer Vorrede Bugenhagens. Beiden erwiederte Schwichtenberg 1532 in einer zweiten Schrift, gedruckt zu Frankfurt an der Oder, mit Heftigkeit.

Das Nähere 1 ) über die drei Schriften behalte ich mir vor für die baltischen Studien, und verweise hier nur auf Kosegartens neuestes Programm: De Academia Pomerana ab doctrina Romana ad evangelicam traducta. Gripesvoldiae 1839, p. 25. Kosegarten hatte nur die Schrift des Paul von Rhoda vor sich.

Den Handweiser führt Scheller S. 180 unter Nr. 704 an, jedoch unvollständig ohne die Anfangsbuchstabe im Namen des Verfassers, und mit dem Zusatze: "Unbekannt". Das Buch muß entweder bei den Brüdern vom gemeinsamen Leben oder bei Ludwig Dietz gedruckt sein. Im Besitz des Herrn Pastors Dr. Ziemssen zu St. Marien in Stralsund.


Dänische Uebersetzung von Justus Menius Oeconomia christiana.

Zu S. 181.

Nach dem Leben Hans Tausens in der Dänischen Bibliothek St. 1 (1738) S. 27 ist eine dänische Uebersetzung von Justus


1) Zuerst enthält das Buch auf 11 Seiten einen
Sermon van dem alder Hochwerdigesten Hylligen Sacramente des Lyues vnde Blodes Christi gedahen tho Vredelande Hauelberge. styffte. jnn dem daghe Corporis Christi. Anno XXV.
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Menius Oeconomia christiana 1538 zu Rostock gedruckt worden. Auch Alb. Bertholin De scriptis Danorum (Ed. Hafn. 1666. Ed. Hamb. 1699: in beiden S. 90) führt sie an, in Octav. Ist diese Angabe richtig, wie nicht zu bezweifeln ist, so muß auch dieses Buch bei Ludwig Dietz gedruckt sein.


Die Bibliothek der S. Nicolai=Kirche zu Stralsund hat eine Ausgabe der lateinischen Bibel: Colon. 1527 in Folio. Die Krämpen des Buches haben die Inschrift: Liber apud S. Michaelem in Rostock.


Vincentii Bellovacensis libri.

Zu S. 46.

"Unsere barther Kirchen=Bibliothek besitzt auch das Buch "von Vintcentius Bellovacensis, dessen Beschreibung Ihnen Deecke mitgetheilt hat. Das Ganze besteht aus drei verschiedenen Büchern, die in dieser Ausgabe zu einem verbunden sind; der gewöhnliche Titel paßt eigentlich nur für das zweite Buch; dieses zweite hat Schlosser auch nur übersetzt." (Briefliche Mittheilung des Hrn. C. R. Mohnike.)