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VI.

Plattdeutsche

Redensarten und Sprichwörter.

Von J. Mussäus.


1) D e Giez helpt wol up, äwer he helpt nich dragen: der Geiz hilft wohl auf, aber er hilft nicht tragen, z. B. beim Holzholen, da Jemand größere Stücke nimmt, als er tragen kann, d. h. ein Geizhals übernimmt sich leicht.

2) He wart liederlich up de Tehen gan: er fängt ungemein an auf den Zehen zu gehen, d. h. er wird stolz.

3)He kickt hüt mit 'n fett Mul ut hogen Finstern: er guckt heute mit einem fetten Maul aus hohen Fenstern, d. h. heute thut er mal groß.

4) Van 'n grötern Braden let sick 'n gröter Stück afsnieden: von einem größern Braten läßt sich ein größeres Stück abschneiden, d. h. bei einem größern Ackerwerke ist größerer Vortheil.

5) Katt un Mus gahn beid ehr Nohrung na: Katz und Maus gehen beide ihrer Nahrung nach, d. h. Vornehme und Geringe wollen beide leben.

6) Wat buten wol för Weder is, seggt de Foß un sitt hinner 'n Marlhalm: was draußen wohl für Wetter ist, sagt der Fuchs und sitzt hinter einem Grashalm, d. h. du prahlst mit Kleinigkeiten.

7) Half Busch, half Rock, segt de Scheper un sitt hinner 'n Knüttelsticken: halb Busch, halb Rock, sagt der Schäfer und sitzt hinter einer Stricknadel, d. h. du brüstest dich mit geringen Dingen.

8) Wo Rok is, is ok Für, seggt de Foß un schitt up 't Is: wo Rauch ist, ist auch Feuer, sagt der Fuchs und sch. - - aufs Eis, d. h. du prahlst mit Vorzügen etc. . und es ist nichts dahinter.

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9) Wo de Tun am siedsten is, is am lichtsten äverstiegen: wo der Zaun am niedrigsten ist, ist am leichtesten übersteigen, d. h. geringe Leute sind stets unterdurch.

10) Man kan in 'n Krog oft för 'n Schilling wat to weten kriegen, wat 'n Daler wierth is: man kann in einem Kruge oft für einen Schilling etwas erfahren, was einen Thaler werth ist, d. h. in Gesellschaften lernt man zu.

11) Ick hürt to, wat de Klock slög: ich hörte zu, was die Glocke schlug, d. h. ich war auf meiner Hut.

12) Wer ümmer up sinen Kop besteiht, de kümt am Enn ok up den Kop to stahn: wer immer auf seinen Kopf besteht, der wird am Ende noch auf dem Kopfe stehen, d. h. der Eigensinnige leidet zuletzt Schaden.

13) Wen de Koh hürt, de fat s' an 'n Start: wem die Kuh gehört, der fasse sie an den Schwanz, d. h. der Herr muß im Nothfall seine Sachen zuerst anfassen und das Meiste zu ihrer Rettung thun.

Anmerkung. Das Gleichniß ist von einer Kuh hergenommen, die auf nassen Triften in ein Sumpfloch versunken ist (Riehlock).

14) De Wind weiht wol Barg tohop, äwer ken dick Bük: der Wind weht wohl Berge zusammen, aber keine dicke Bäuche, d. h. ohne Nichts kommt Nichts.

15)Barg un Dal begegnen sick nich, äwer wol Minschenkinner: Berge und Thäler begegnen sich nicht, aber wohl Menschenkinder, d. h. man muß an Vergeltung stets denken.

16) Je dicker Drank, je fetter Swin: je dicker Trank, desto fettere Schweine, d. h. flüssige Speisen geben keine Kräfte.

17) Hojahn Ener gegen 'n Backawen an: gähne Jemand gegen einen Backofen an! d. h. gegen hohe Leute richtest du nichts aus.

18) De Dreck wart Schit, wenn he natt wart: der Dreck wird Sch - -, wenn er naß wird, d. h. wer Pech angreift, besudelt sich.

19) He spreckt so gäl, oder: he führt jümmer mit 'n Meßwagen: er spricht so gelb, fährt immer mit dem Mistwagen, d. h. er führt stets Zoten im Munde.

20) Arm un Been kan man nich an 't Füer leggen, 't möt Holt sin: Arm und Bein kann man nicht ans Feuer legen, es muß Holz sein, d. h. Holzholen ist nicht zu wehren.

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21) He het em god flöht: er hat ihn gut geflöht, d. h. geschlagen.

22) En oll' Klipp un 'n nie Schipp is doch nich vel nütt: eine alte Klippe und ein neues Schiff ist doch nicht viel nütze, d. h. im Heirathen muß das Alter nicht zu ungleich sein.

23) It is nich god, wenn de Minsch to tiedig in 'n Dau geiht; denn het he den ganzen Dag natt Föt: es ist nicht gut, wenn der Mensch zu frühe Morgens in den Thau geht; dann hat er den ganzen Tag nasse Füße, d. h. man muß nicht zu groß anfangen; sonst kommt man nie auf einen grünen Zweig.

24) Wer dat letzt ut de Kann drinken will, den fölt de Deckel up de Snut: wer das letzte aus der Kanne trinken will, dem fällt der Deckel auf die Nase, d. h. man darf nie unmäßig im Genusse sein.

25) 'n grawen Knust is beter as 'n leddig Fust: eine grobe Brotkruste ist besser, als eine leere Faust, d. h Etwas ist besser als Nichts.