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der
zu
Wismar, Schwerin und Gadebusch
von
G. C. F. Lisch,
großherzoglich=meklenburgischem
Archivar
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Vorwort.
D ie Geschichte des fürstlichen Residenz=Schlosses zu Schwerin ist stets der Gegenstand lebhafter Unterhaltungen gewesen, so wenig man auch über den Bau bisher gewußt hat. Die Befriedigung einer wissenschaftlichen Wißbegierde der Gebildeten war hinreichende Veranlassung dazu, die Geschichte dieses alten Baues zu erforschen. Dringende Aufforderung zur Bearbeitung derselben gab aber eine auf die Quellen zurückgehende Unterhaltung hoher Personen bei der Feier des denkwürdigen Regierungs=Jubiläums des hochseligen Großherzogs Friederich Franz. Seitdem ist die Geschichte dieses Schlosses unausgesetzt der Gegenstand aufmerksamer Forschung gewesen, in welche nach und nach auch die Geschichte der Schlösser zu Wismar und Gadebusch hineingezogen werden mußte, da diese drei Bauten demselben heimischen Baustyl aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts angehören und zur Charakterisirung jener gebildeten Zeit nicht wenig beitragen, überhaupt aber mit ihrer Geschichte oft den Boden der vaterländischen Geschichte und Cultur bilden. Auch die Geschichte der Baukünstler dieser Zeit war zum klaren Verständniß wesentlich nothwendig.
Die Forschung hatte mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen, da über den Bau aller drei Schlösser fast gar keine Acten existiren; alles Material mußte aus unzähligen, weit zerstreueten, gelegentlichen Notizen in Rechnungen, Tagebüchern, Inventarien, Briefen u. s. w. zusammengebracht werden, die nur ununterbrochene Aufmerksamkeit, oft nur ein gutes Glück in die Hände spielte. Uebersehen ist nichts, was einigermaßen Hoffnung zur Gewinnung irgend einer Nachricht gab. Strenge, oft wörtlich aus den Quellen geschöpft ist jeder Satz, fast jedes
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Wort, sobald es irgend eine Thatsache enthält. Die Richtigkeit aller Angaben kann sicher verbürgt werden; dagegen mußte die Mittheilung der Quellen selbst unterbleiben, da für jede Thatsache ein größeres Actenstück von gewöhnlich sonst nicht wichtigem Inhalte hätte abgedruckt werden müssen; durch dieses Verfahren würde diese Abhandlung einen übermäßigen Umfang erhalten haben, ohne dadurch an Werth zu gewinnen. Dennoch wird diese Abhandlung für die Zukunft den Werth der Quellen erhalten, da sich diese schwerlich je werden wieder zusammenbringen lassen. - Die beigegebene Lithographie des Grundrisses des schweriner Schlosses ist nach der saubern, nach dem Bau selbst angefertigten Originalzeichnung des Herrn Bau=Conducteurs Tischbein genommen.
Schwerin, im Februar 1840.
G. C. F. Lisch.
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D ie fürstliche Residenz zu Wismar hat so viele merkwürdige Schicksale 1 ) erlebt, wie wohl kaum ein anderes Gebäude in Meklenburg. Nachdem die Stadt Wismar sich, nach ihrer Gründung im Anfange des 13. Jahrhunderts, zu einiger Bedeutung erhoben hatte und die fürstliche Burg Meklenburg abgebrochen war, erbauete der Fürst Johann I. von Meklenburg, der Theologe genannt, im J. 1256 eine feste Burg 2 ) in der Stadt Wismar und erhob sie zur Residenz 3 ) der
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Fürsten von Meklenburg 1 ). Diese Burg stand innerhalb der alten, noch nicht ummauerten Stadt auf dem Weberkampe 2 ), vor der jetzigen Stadt rechts am Ausgange vor dem altwismarschen Thore. Als die Wismaraner in den Fehden um die vormundschaftliche Landesregierung während der Pilgerfahrt des Fürsten Heinrichs des Pilgers, auf vorher ausgesprochene Empfehlung desselben, ihre Stadt im J. 1276 mit einer Mauer umzogen 3 ), waren sie schon so übermüthig, durch diese die Burg von der Stadt abzuschneiden 4 ), so daß die Burg vor die Stadt zu liegen kam 5 ); jedoch stand nach Aufführung der Mauer der
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fürstliche Marstall noch innerhalb der Stadt 1 ). Diese Burg brannte im J. 1283 ab 2 ), muß aber nach den zunächst folgenden Nachrichten an derselben Stelle wieder aufgebauet sein. Im J. 1300 sah sich der alternde Fürst Heinrich der Pilger nach vielen Zwistigkeiten veranlaßt, mit der widerspenstigen Stadt, als diese zur Züchtigung mit dem Banne belegt war, zur Wegräumung fernerer Hindernisse eines guten Einverständnisses, einen Vertrag 3 ) einzugehen, nach welchem die alte Burg alsbald abgebrochen werden sollte und den Fürsten, weil sie eine Wohnung in Wismar nicht entbehren konnten, ein Platz zur Erbauung eines Hofes ohne Befestigung innerhalb der Stadt angewiesen ward 4 ). Ja der greise Pilger und sein Sohn, der Löwe, mußten sich am 28. März 1300 gegen die Stadt verpflichten, wenn der Abbruch der vor der Stadt gelegenen und an die Stadt verkauften Burg am 1. Mai nicht begonnen sei, mit ihren Räthen und Vasallen auf Einlager nach Wismar zu gehen, und wenn die Burg am 8. Sept. nicht völlig zerstört worden sei, diese mit allen noch stehenden Gebäuden der Stadt zu überlassen ; dabei mußten sie sich ebenfalls unter Verwillkührung des Ein lagers verpflichten, dafür zu sorgen, daß binnen vierzehn Tagen der Bann von der Stadt genommen und der Gottesdienst wieder hergestellt werde 5 ). Den Bau des den Fürsten gestatteten Hofes vollendete der Pilger ( † 2. Januar 1302) wohl noch selbst 6 ). Heinrich II., der Löwe, des Pilgers Sohn, verschmerzte jedoch die Keckheit der Stadt nicht; sein Unwille stieg zum Zorn, als die Wismaraner ihm im J. 1310 die Feier der Vermählung 7 ) seiner Tochter Mathilde mit dem Herzoge Otto von Lüneburg in ihrer Stadt verweigerten 8 ). In der deßhalb entstandenen
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Fehde brachen die Rostocker, als Helfer der Stadt Wismar gegen die Fürsten, den fürstlichen Hof im J. 1310 1 ). Jedoch zwang der Fürst bald die Stadt und brachte es dahin, daß er, an der Stelle des von den Rostockern gebrochenen Hofes, innerhalb der Stadtmauern zwischen dem Kloster der schwarzen Brüder und dem meklenburger Thore, im J. 1311 eine Feste mit einem starken hohen Thurme baute 2 ), aus welcher ein Thor , neben einem andern starken, hohen Thurme, durch die Stadtmauer nach dem Weberkamp außerhalb der Stadt führte. Diese Feste lag hiernach unbezweifelt in der meklenburger Straße neben dem noch stehenden sogenannten schwarzen Kloster nach dem meklenburger Thore hin und war von dem Weberkampe, auf welchem das alte Schloß des Fürsten Johann gestanden hatte, nur durch die Stadtmauer geschieden. Der Weberkamp muß sich also von dem altwismarschen Thore gegen das meklenburger Thor hin erstreckt haben. Die Stelle dieser oder der frühern ältesten Feste ging den Fürsten in. der Folgezeit auch nicht verloren; die ganze Folgezeit hindurch bis in das 17. Jahrhundert besaßen sie in der meklenburger Straße einen geräumigen Hof, der meklen=
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burger Hof 1 ) genannt, welcher kurz vor dem Jahre 1644 einstürzte 2 ).
Doch der Wachsthum der Stadt stand noch bevor, und mit diesem stieg ihr Muth, und so wußte sie gleich nach dem Tode des Löwen am 18. März 1329 die in ihren Mauern residirende Vormundschaft seines minderjährigen Sohnes Albrecht des Großen dahin zu bringen, daß diese der Stadt das fürstliche Schloß innerhalb der Stadt am meklenburger Thore 3 ) mit dem Thurme und dem Bergfrit (Burgfried, Verschanzung) verkaufte 4 ). Dagegen gestattete dieselbe den Fürsten die Bewohnung eines andern Hofes innerhalb der Stadt bei der St. Georgen=Kirche, im Osten derselben, welcher Hof schon dem Fürsten Heinrich II., dem Löwen, Albrechts Vater, gehört hatte 5 ).
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An dieser Stelle hat denn auch seitdem immer der fürstliche Hof zu Wismar gestanden, im Osten der St. Georgen=Kirche, zwischen dieser und der St. Marien:Kirche, unter den Namen des Fürstenhofes und des Tribunals 1 ).
Als der Fürst, nachherige Herzog Albrecht, mit dem Anfange des Jahres 1337 nach erlangter Volljährigkeit die Herrschaft seiner Väter selbstständig angetreten hatte, zeigte er sich zwar der Stadt Wismar freundlich, trug jedoch gegen sie schweren Zorn im Herzen wegen der Versetzungen und Zerstörungen der Schlösser 2 ) unter seinen Vorfahren und söhnte sich erst im J. 1339 ganz aus. Seine Macht auf die Städte gründend, befestigte er jedoch den Fürstenhof nicht wieder, sondern war, im Gefühle seines Ansehens, mit dem einfachen Hofe an der St. Georgen=Kirche zufrieden, welchen er um das J. 1356 und späterhin einer seiner Nachfolger Heinrich um das Jahr 1430 weiter ausbauten 3 ). Den Platz der zweiten Feste, der Burg Heinrichs des Löwen, in der meklenburger Straße muß er jedoch von der Stadt Wismar wieder erlangt und mit einem Hofe bebaut haben, da dieser in spätern Zeiten, wie eben bemerkt, unter dem Namen des meklenburger Hofes 4 ) im Besitze der Herzoge vorkommt, wobei zu bemerken ist, daß im 16. und17. Jahrhundert der Für=
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stenhof an der St. Georgen=Kirche auch oft der meklenburger Hof genannt wird, während dann der eigentliche meklenburger Hof: das Haus in der meklenburger Straße heißt.
Der Fürstenhof oder das Tribunal.
Die Geschichte des jetzigen Fürstenhofes erfordert eine vorläufige kurze Beschreibung desselben.
Der Fürstenhof besteht jetzt aus drei Theilen, welche einen fast dreieckigen Hof einschließen, von dem die Eingänge in das Innere der Gebäude führen. Diese Theile sind folgende:
1) Der alte Hof, mit der langen hintern Seite der Ostseite der St. Georgen=Kirche gegenüber, "an der hohen Straße", oder am St. Georgen=Kirchhofe der Länge nach in der Richtung von S. nach N. gleichlaufend mit der "hohen Straße", welche vom St. Georgen=Kirchhofe nach der lübischen Straße führt 1 ).
2) Der neue Hof, welcher im rechten Winkel mit dem alten zusammenhängt und der Länge nach von W. gegen O. vom St. Georgen=Kirchhofe gegen die Kirchen=Gebäude von St. Marien läuft, mit den gegenüberliegenden Häusern eine Straße: "am Fürstenhofe", oder: "am Tribunal" bildend.
3) Der Stall auf dem Hofe, schräge hinter den beiden Hauptgebäuden stehend, so daß er mit denselben beinahe ein rechtwinkliges Dreieck bildet.
Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert wird des fürstlichen Hofes zu Wismar anders nicht besonders gedacht, als daß seiner auf friedlichem Wege Erwähnung geschieht 2 ). Der alte Bau mußte aber im sechszehnten Jahrhundert neuen Ereignissen weichen, und in dieses Jahrhundert fällt die Erbauung des Fürstenhofes, wie er zum größten Theile jetzt noch steht.
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1) Das älteste Gebäude.
Ob von den alten Gebäuden des Fürstenhofes an der St. Georgen=Kirche aus dem 14. oder 15. Jahrhundert noch etwas steht, läßt sich nicht mit Bestimmtheit angeben. Wenn noch etwas davon vorhanden ist, so kann dies nichts anders sein, als der jetzige Stall auf dem Hofe.
Wahrscheinlich diente dieses Gebäude immer als Stall; denn der älteste Hof der Fürsten stand an der Stelle des neuesten Gebäudes an der Straßenecke am St. Georgen=Kirchhofe.
Außerdem wird noch von den alten Nebengebäuden öfter genannt:
ein altes Backhaus, ohne Werth;
ein Thorweg auf dem Hofe nach der Marienkirche hin;
ein Stück Mauer in der Fronte des neuen Gebäudes,
nach der Marienkirche hin.
2) Der alte Hof.
Als der Herzog Heinrich der Friedfertige sich mit der Prinzessin Helena von der Pfalz zu vermählen beabsichtigte, bereitete er Festlichkeiten vor, welche zu den größten gehören, die in Norddeutschland gefeiert sind. Die Vermählung ging am 12. Junius 1513 vor sich. Da aber Schwerin die große Zahl der erwarteten Gäste nicht aufnehmen konnte 1 ), so ward die Stadt Wismar zur Feier der Vermählung bestimmt. Zur Aufnahme seiner jungen Gemahlin ließ der Herzog ein neues Schloß an der Stelle des alten Fürstenhofes an der St. Georgenkirche bauen. Das Gebäude ward im Jahre 1512 begonnen und einige Zeit nach Ostern 1513 kurz vor der fürst=
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lichen Hochzeit vollendet. Die Aufsicht über den Bau und die Rechnungen führte der Priester Heinrich Stolp ( † 1526) zu Wismar, Pfarrherr von Lübow, Vikar an der St. Marienkirche zu Wismar, fürstlicher Capellan und des Herzogs Heinrich vieljähriger vertrauter Diener 1 ). Der "neue Baumeister" hieß Georg 2 ); der Maurermeister hieß Ertman oder Ertmar Boeth oder Bot 3 ). Die Fenster, vielleicht gemalte, lieferte der "Meister Gerdt der Glaser zu Bützow"; wahrscheinlich blühete dort die Glaserei von der Zeit des Bischofs Conrad Loste ( † 24. Dec. 1503), der die Kirche zu Bützow mit schönen gemalten Glasfenstern zieren ließ. Die Steine lieferte der Probst von Neukloster aus seiner Ziegelei. Nach einer Recapitulation ward im J. 1513 aus der Chatoulle des Herzogs Heinrich 1085 Mark "am hauß zur Wißmar verbauet".
Dieser alte Hof Herzogs Heinrich war im J. 1576 und in den folgenden Jahren zwei Stockwerk hoch. Er enthielt unter der Erde die Keller. Im ersten Stock war links die Hofdornitz oder Hofstube 4 ) und rechts die Küche, beide gewölbt, jede mit einem eigenen gewölbten Eingange, wie noch heute; die Gewölbe mit den starken Säulen stehen noch und tragen, wie die Gewölbe in der alten Hofstube des schweriner Schlosses, noch den Charakter einer alten Zeit, sind jedoch kürzer, stärker und ohne Verzierungen.
Nach dem Schloßhofe hin hatte das Haus drei Erker und nach der Kirche hin fünf Giebel in Holz gemauert. Auf dem Hofe stand am Gebäude ein Windelstein (Treppenhaus) in Holz gemauert. Im J. 1576 lag das Gebäude schon sehr wüst.
Im J. 1516 erhielten die Herzoge Heinrich und Albrecht von dem competirenden Bischofe Heinrich von Ratzeburg zur Beförderung des Gottesdienstes die Erlaubniß, einen (verdeckten) Gang von diesem fürstlichen Hofe nach der St.
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Georgen=Kirche zu bauen 1 ), unter der Bedingung, daß der Altar, welcher deshalb abgebrochen werden mußte, ohne Schmälerung seiner Einkünfte und ohne Schaden, an eine andere passende Stelle versetzt werde. Wahrscheinlich ging dieser Gang aus dem zweiten Stock und ließ einen Durchgang über die Straße frei; vielleicht mündete er links vom Altar am hohen Chor, wo noch der fürstliche Stuhl (von gewöhnlicher Bauart) 2 ) mit dem geschnitzten meklenburgschen Stierkopf zwischen den Stühlen der Geistlichkeit und des Magistrats der Stadt steht.
Von diesem alten Bau stehen noch die Ringmauern und die Gewölbe des Erdgeschosses. Eine Feuersbrunst verzehrte in der schwedischen Zeit den oberen Theil dieser Seite und den nördlich daran stoßenden Theil ganz und ein neueres Gebäude füllt jetzt die Ecke an der Straße zwischen den beiden Hauptgebäuden.
In dieser nördlichen Ecke, an der Stelle des neuesten Baues in gleicher Flucht mit dem Hofe H. Heinrichs, stand der älteste Hof, drei Stockwerke hoch, ganz in Stein und "vorderwärts" mit vier kleinen Giebeln in Holz gemauert.
3) Der neue Hof.
Mit der Regierung des hochgebildeten Herzogs Johann Albrecht I. begann für Meklenburg eine neue, glänzende Zeit für Wissenschaft und Kunst. Die fürstlichen Schlösser waren alle klein, unwohnlich und verfallen; der junge Fürst richtete daher zuerst sein Augenmerk auf die Erbauung anständiger Fürstenhöfe und öffentlicher Gebäude. Er reis'te im J. 1550 nach Wismar, um die fürstlichen Gebäude zu besichtigen, und fand, daß sie alle einer wesentlichen Verbesserung bedurften. Er schlug daher dem Herzoge Heinrich, seinem Oheim, in einem Schreiben d. d. Wismar 30. Junius 1550 vor, das von demselben 151 2/3 erbauete Haus um ein Stockwerk zu erhöhen, weil darin kein "fürstlich Gelaß sei, um stattliche Gemächer einzurichten". Da man aber dann eine Zeit lang während des Baues gar nichts haben würde, so sei es seine Ansicht, daß man auf dem Platze daneben einige fürstliche Gemächer zurichte, damit es nicht so gar schimpflich stehe und ihnen zum Spott gereiche. Auf die dringenden Bitten des Herzogs
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Johann Albrecht um Beschleunigung des Baues erwiderte ihm am 15. Julius 1550 der Herzog Heinrich: er habe sich bei seinem Beilager (1513) mit seiner Gemahlin, der Pfalzgräfin, mit den vorhandenen Gebäuden beholfen und könne, namentlich bei bevorstehender Aernte, sich auf nichts weiter einlassen, als den Bau der Schnecke (des Treppenhauses) 1 ) an dem von ihm aufgeführten Gebäude vorzunehmen; jedoch wolle er an den Präceptor des Antonius=Klosters zu Tempzin schreiben, daß er Steine brennen lasse, und den Propst zu Neukloster auffordern, seine verfallene Ziegelei fordersamst wieder aufzurichten.
Kaum hatte der Herzog Johann Albrecht (1552) den Thron bestiegen und in den wichtigen Religionsangelegenheiten durch kriegerisch und reformirende Handlungen seine Stellung einigermaßen befestigt, als er auch ernstlich an die Einrichtung seines Hauses dachte. Zu seiner Vermählung mit der preußischen Prinzessin Anna Sophie (24. Februar 1555), welche wiederum zu Wismar gefeiert ward, ließ er den neuen Hof daselbst aufführen.
Der Bau ward im Sommer 1553 angefangen und im J. 1554 vollendet 2 ). Das Haus ward gegen Osten hin im rechten Winkel an den alten Hof Heinrichs angesetzt, wie es jetzt noch
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dasteht. Der Platz war nicht ganz frei, sondern war mit einigen Buden besetzt, welche die Stadt Wismar dem Fürsten zum Abbruch verehrt hatte 1 ).
Das "lange, neue Haus", wie es in den Inventarien immer heißt, war drei Stockwerk hoch. Du die Mitte des Gebäudes ging eine schön gewölbte Auffahrt auf den Hof; links vom Eingange war die Hofstube, rechts der Pförtner und anderer Diener Wohnungen; im zweiten Stock war der "lange Tanzsaal", im dritten Stock (von welchem man eine reizende Aussicht hat) der große Eßsaal, daneben der Herzogin Gemach und die Rathsstube. Auf dem Hofe an der östlichen Ecke stand angebauet ein viereckiger Windelstein (Treppenhaus), welcher zu den obern Gemächern führt; die Gemächer im Erdgeschosse haben Eingänge vom Hofe. Vor dem J. 1574 war das Gebäude mit einem "Schraubdache in Kalk" gedeckt und unterm Dache standen Giebel mit kleinen Gemächern; beide wurden 1574 abgebrochen, weil von der Last dieser Gemächer das ganze Gebäude gesunken war.
Mit Ausnahme der alten Giebel 2 ) steht noch heute das Gebäude in seinen Ringmauern, mit den Gewölben und mit den Verzierungen der Außenseite, so wie mit dem Windelstein, wie es erbauet ist.
Dieser neue Fürstenhof zu Wismar vom Jh. 1554 verdient von allen weltlichen Gebäuden Meklenburgs und vielleicht Norddeutschlands aus alter Zeit die größte Aufmerksamkeit, weil er in einem großartigen Style erbauet ist und alle architektonischen Ornamente nicht allein architektonische Zwecke zeigen, sondern auch noch in ihrer ursprünglichen Bestimmung erhalten sind 3 ).
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Vor allen Dingen sind es die großartigen Verhältnisse und Dimensionen, welche die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Bei einer nicht unbedeutenden Länge und Höhe hat das Gebäude in jedem Stockwerk nur sieben Fenster Fronte. Pforten, Fenster und die Balkenlagen zwischen den Stockwerken sind mit Reliefs bekleidet, welche den Charakter der Berechnung für dieses Gebäude tragen. Diese Reliefs zieren beide Hauptseiten des Gebäudes, straßenwärts und hofwärts, den Windelstein mit eingerechnet.
Zwischen dem ersten und zweiten Stock läuft ein Relief aus Sandstein, dem Anschein nach zwei Fuß hoch, gedrängt voll Figuren, muthmaßlich die Darstellung einer und derselben Begebenheit in ihrem Fortgange, vielleicht aus der biblischen Geschichte 1 ).
Zwischen dem zweiten und dritten Stock läuft eine Reihe von Verzierungen aus gebranntem Thon, bestehend aus viereckigen Werkstücken, welche in einem Kranze, wie in einem Medaillon, Brustbilder im Relief zeigen, wie sie auch am Schlosse zu Schwerin vorkommen.
Die in geschwungenen Linien gewölbte Auffahrt ist an beiden Seiten mit Karyatiden aus Sandstein, Satyrn darstellend, geschmückt, jedoch in einem reineren Styl, als die am Portale zu Schwerin. Im Gesimse über der Pforte steht die oben erwähnte Inschrift, über der Inschrift das meklenburgische Wappen (mit zwei Greifen als Schildhaltern).
Die vier Pforten zum Gebäude sind alle auf dem Hofe. Sie sind gewölbt und mit Ornamenten aus gebranntem Thon verziert. Im Gesimse stehen immer vier von den Medaillons mit den menschlichen Köpfen, zwei männliche und zwei weibliche, je paarweise bei einander. In jedem Dreieck unter dem Gesimse neben den Pilastercapitälen steht ein kleineres Medaillon mit Männerköpfen, wie es am Schlosse zu Schwerin nicht vorkommt 2 ). Ueber dem Gesimse steht eine Krönung in Form eines Halbkreises (ein abgerundeter Giebel) aus gebranntem Thon. Das Giebelfeld ist von einer halben Rosette im Relief gefüllt umher steht im Halbkreise die Inschrift:
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Dieselben Werkstücke finden sich auch am Schlosse zu Schwerin 1 ).
Die Fenster sind mit Ornamenten ausgebranntem Thon bekleidet. Verzierungen mit Laubwerk fassen die Fenster ein; an den Seiten stehen flache Karyatiden, welche dreieckige Giebel tragen. Alles zeigt hier weise Berechnung: die Karyatiden am Mitteltheile des Gebändes haben Kapitäler, die am Obertheile nicht.
Die Ornamente aus gebranntem Thon 2 ) (die "gedruckten Steine ") fertigte schon seit der zweiten Hälfte des Jahres 1552 der Steinbrenner Statius von Düren 3 ) auf der Ziegelei zu Schwerin; noch im J. 1557 stand er in herzoglichen Diensten 4 ). Neben ihm lebte im J. 1557 zu Schwerin noch ein "alter Ziegelbrenner". Zu derselben Zeit arbeiteten auch holländische Ziegelbrenner zu Dömitz, und auch in Wismar arbeiteten Ziegelbrenner auf fürstliche Rechnung.
Die Deckenverzierungen für die Säle in den Schlössern zu Wismar und Schwerin malte im Jahre 1554 der
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Meister Jacob Strauß zu Berlin: auf Leinwand mit vergoldeten Rosen; die Decken wurden in Berlin gemalt und nachher angeschlagen.
Die Oberaufsicht und die Geldberechnung über den wismarschen Schloßbau von 1554 führte der Rentmeister Andreas Bessel 1 ).
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in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
H öchst interessant wäre die Beantwortung der Frage, welche Künstler und Werkleute das Schloß zu Wismar geschaffen und den Styl desselben verbreitet haben; leider fließen, trotz alles Forschens, die Quellen für den Zeitraum von 1552 bis 1560 nur sehr spärlich. Außerdem ist in Beziehung auf den Schloßbau zu Wismar und die gleichzeitigen Bauten zu Schwerin auch überall nur wenig von bedeutenden Namen zu finden, indem diese Bauten wahrscheinlich von sogenannten Maurermeistern ausgeführt wurden. Im J. 1552 war Gabriel 1 ) von Aken als Maurermeister in des Herzogs Johann Albrecht I. Diensten. Dieser holte in den J. 1552 und 1553 (Fundament=)Steine zum Bau aus Dänemark 2 ), legte den Grund zu dem wismarschen Schlosse und vollendete das Fundament im J. 1553 mit Hülfe eines andern Meisters Michael und dessen Sohnes. Außer Gabriel von Aken lebte in Wismar noch ein zweiter Maurermeister Valentin von Lira. Die Meister Gabriel und Valentin standen nicht freundlich zu einander, und als den Bausteinen Valentins beim Ankaufe der Vorzug gegeben ward,
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verließ Gabriel von Aken plötzlich den fürstlichen Dienst und zog um Andreä (30. Nov.) 1553 nach Lübeck, von wo er dem Herzoge am 4. April 1554 einen Absagebrief schrieb. Da die Vollendung des Schlosses wegen der bevorstehenden Vermählung des Herzogs (im J. 1555) eilte, so ward die Weiterführung des Baues sogleich dem Maurermeister Valentin von Lira übertragen.
Es hatte aber sicher seine Schwierigkeiten, einen verlassenen großen Bau fortzuführen; daher wandte sich der Herzog Johann Albrecht 1. sogleich nach dem Abgange Gabriels von Aken an den Kurfürsten August von Sachsen mit der Bitte, ihm im Anfange des kommenden Jahres 1554 seinen Oberzeug= und Baumeister Caspar Voigt zu senden, um ihm "zu seinen vorhandenen Gebäuden räthlich zu sein". Der Kurfürst versagte zwar dem Herzoge die Erfüllung dieser Bitte nicht ganz, bemerkte aber in seinem Antwortsschreiben, d. d. Lochau am 19. December 1553, daß sein Baumeister noch mit dem Festungsbau von Dresden beschäftigt sei und den Befehl erhalten habe, gleich nach dem leipziger Weihnachtsmarkte das Fundament zum neuen Schlosse zu Leipzig (der Pleißenburg) abzustecken und die Erde ausgraben zu lassen, damit im nächsten Frühling mit dem Mauerwerke dieses Gebäudes der Anfang gemacht werden könne; wenn der Grund ausgegraben sei, wolle der Kurfürst dem Baumeister gerne auf einige Wochen Urlaub geben. Als der Baumeister Caspar Voigt aber nicht kam, bat der Herzog im April 1554 den Kurfürsten noch ein Mal, denselben zu ihm zu beurlauben, damit er des Herzogs "angefangenen Bau besichtigen und seinen Rath mittheilen" möge; der Kurfürst bedauerte jedoch am 28. April 1554, daß er wegen der vielen unternommenen Bauten seinen Baumeister im nächsten Sommer und Herbste nicht entbehren könne, übrigens denselben auch sonst täglich gebrauchen müsse 1 ). - Am Weihnacht des J. 1554 schickte der Herzog Johann Albrecht seinen "Maurer" nach Weimar an den Herzog Johann Friederich den Aeltern von Sachsen, um dessen Schloß Grimmenstein, namentlich die Schließung der Gewölbe unter dem Walle zu besichtigen; der Herzog erlaubte dies, wiewohl nur ungern und unter strenger Aufsicht, und gab dem Maurer einen erbetenen Polirer oder Meistersknecht mit nach Meklenburg "zu den vorhabenden Bauten".
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Der Maurermeister Valentin von Lira führte während der Zeit den Bau zu Wismar im Jahre 1554 zu Ende und war noch im J. 1556 in herzoglichen Diensten; wahrscheinlich fiel er sich am Ende des Jahres 1556 beim Schloßbau zu Schwerin zu Tode 1 ).
Ohne Zweifel ist also der Schloßbau von Wismar von dem niederdeutschen Maurermeister Gabriel von Aken angelegt und von dem Maurermeister Valentin von Lira zu Ende geführt.
Alle Forschungen ergeben nun unbestreitbar daß in der Zeit von 1552 bis 1556 alle Schloßbauten in Meklenburg von Männern ausgeführt wurden, welche den Titel Maurermeister trugen; es kommt in dieser Zeit durchaus kein Baukünstler unter dem Titel eines Baumeisters vor 2 ).
Mit dem Anfange des Jahres 1557, seitdem die Herzoge Johann Albrecht und Ulrich die neuen Schloßbauten zu Schwerin, Dömitz und Güstrow und die Befestigung der Häuser Schwerin und Dömitz begannen, erscheint eine ganze Reihe von Baumeistern und andern Künstlern in Meklenburg und das Bauwesen nimmt hier eine ganz veränderte Richtung.
Zunächst tritt im Dienste der Herzoge eine ganze Künstlerfamilie auf, welche längere Zeit in Meklenburg wirkte: die der Par oder Parr (auch Pharr oder Pahr), dreier Brüder 3 ): Franz Parr, Johann Baptista Parr und Christoph
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Parr, welche entweder gleich als Baumeister auftraten, oder sich mit der Zeit zu Baumeistern emporschwangen.
Zuerst erscheint der Baumeister Franciscus Parr, welcher im Dienste des Herzogs Ulrich von Meklenburg=Güstrow, des Herzogs Johann Albrecht Bruder, stand aber auch von dem letztern zu Rathe gezogen und öfter nach Schwerin gerufen ward. Er baute seit dem J. 1558 (sicher bis 1565) das Schloß zu Güstrow nach dem Brande für den Herzog Ulrich wieder auf 1 ) und erscheint im J. 1562 zuerst öfter in Schwerin als Rathgeber zu den Bauten des Herzogs Johann Albrecht. - Sein Nachfolger scheint der Bildhauer, "Steinmetz Philipp Brandin" geworden zu sein, der noch im J. 1591 des Herzogs Ulrich "bestallter Baumeister" war.
Ein anderer war der Baumeister Johann Baptista Parr, auch Hans Parr genannt, Bruder des Franz Parr, des Herzogs Johann Albrecht I. Baumeister. Dieser war sicher schon im J. 1557 in des Herzogs Diensten. In der Mitte des J. 1557 holte er Kalk aus Dänemark und im Anfange des J. 1558 Sandsteine aus Pirna; im Laufe des Jahres 1558 bauete er auch den Thurm zu Lübz. Gleichzeitig hatte er auch den neuen Schloßbau zu Schwerin angefangen, zu welchem er im Herbste 1558 die Gerüststangen stellte.
In dieser Zeit wird er nur Maurermeister 2 ) genannt; später erscheint er als Baumeister. Sicher schon im J. 1564 war er in Schwerin ansässig und leitete noch im September 1571 die dortigen neuen Schloßbauten 3 ). Am Neujahr 1570
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erneuerte der Herzog seine Bestallung auf drei Jahre 1 ). Gegen das Lebensende seines Fürsten fühlte Johann Parr jedoch wohl, daß er nicht mehr nach seinen Wünschen wirken könne und ging daher, mit Zustimmung des Herzogs, im J. 1572 in die Dienste des Königs von Schweden 2 ), in welchen er bis in das Jahr 1578 blieb; im October d. J. lebte er schon wieder in Schwerin. - Er besaß während der neuen Schloßbauten zu Schwerin "vor der Burg" ein Haus mit einem Garten, welches er von Andreas Bugenhagen gekauft hatte. Als er nach Schweden ging, verpfändete er für 100 fl. diese Besitzung an den damaligen Marschall Heinrich Below, welcher sie an den Herzog verkaufte, der sie zum Garten 3 ) (dem jetzigen sogenannten "Alten Garten") machte. Nach seiner Rückkunft aus Schweden reclamirte er sein Eigenthum wiederholt, bis ihm im J. 1581 der Herzog Ulrich die geforderte Entschädigung zuerkannte. - Hiernach ist dieser Johann Baptista Parr wohl ohne Zweifel des Herzogs Johann Albrecht I. Baumeister während dessen neuer Schloßbauten zu Schwerin gewesen. - Vor seinem Abgange nach Schweden bauete er noch das fürstliche Haus zu Fürstenberg, so wie im J. 1570 die alte Kanzel im Dom zu Schwerin, am nordwestlichsten Pfeiler neben der Orgel im Auftrage des Dom=Capitels, dessen Wappen und Inschrift zum Gedächtnisse dieses Kanzelbaues noch an dem Pfeiler steht.
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Ein dritter war der Steinmetz und Baumeister Christoph Parr, Bruder des Johann Baptista Parr und des Franz Parr und Schwiegersohn des Schulrectors Dabercusius zu Schwerin. Dieser stand sicher schon seit dem J. 1558 theils als Steinmetzmeister, theils als Baumeister neben seinem Bruder in des Herzogs Johann Albrecht I. Diensten, indem er im J. 1558 die Pforte am Aufgange zum Schlosse zu Schwerin baute 1 ), und hatte sich bald nach dem Jahre 1563 auch ein Haus zu Schwerin gekauft. Von 1558 - 1561 arbeitete er auch als "Steinmetz" unter seinem "Bruder Franz" an dem neuen Schloßbau zu Güstrow; in den Jahren 1562 - 1564 wirkte ein anderer "Steinmetz, Hans Strale", am Schloßbau zu Güstrow. Auch er ging ungefähr im J. 1572 aus des Herzogs Diensten, indem ihn im November 1573 dieser "seinen gewesenen Baumeister" nennt. In den J. 1572 und 73 bauete er (der "Baumeister Christoff Pahr") 2 ) für den Fürsten noch den fürstlichen Kirchenstuhl, der Kanzel gegenüber, das jetzt sogenannte adeliche Chor, im Dome zu Schwerin 3 ). Diesem Manne wird in den Acten Schläfrigkeit, Langsamkeit und Nachlässigkeit zum Vorwurfe gemacht; allerdings kommt er auch am wenigsten in den Verhandlungen und Rechnungen zum Vorschein 4 ).
Ohne Zweifel ist es also, daß Johann Baptista Parr der Hauptbaumeister des Herzogs Johann Albrecht I. während der Neubauten desselben zu Schwerin war.
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Nach der Entdeckung der Baumeister der fürstlichen Schlösser aus dem 16. Jahrhundert in Meklenburg läßt sich vielleicht auch etwas über den Styl ihrer Bauten sagen.
Die mit den thönernen Ornamenten bekleideten Schlösser zu Wismar und Schwerin (1552 - 1556) sind noch von ächt niederdeutschen oder niederländischen Meistern ausgeführt, und es ließe sich dieser eigenthümliche Styl wohl ein niederdeutscher oder niederländischer nennen, um so mehr, da auch die Ziegelbrenner und andere Arbeiter neben den Maurermeistern Niederländer oder Niederdeutsche waren oder doch niederländische Namen führten. Trotz aller anderer Einflüsse hielt sich dieser Styl dennoch einige Zeit in Meklenburg, indem noch im J. 1570 der Herzog Christoph das Schloß zu Gadebusch in demselben Geschmacke aufführen ließ.
Die Herkunft der Parr ist dunkel. Der Name Parr kommt sehr häufig in Spanien vor und es wäre glaublich, daß die Parr spanisch= niederländische Künstler 1 ) waren, welche in der nahen Verbindung zwischen Spanien und den Niederlanden nach Deutschland kamen. Die rein hochdeutsche Bildung dieser Männer läßt jedoch schon auf eine deutsche Geburt dieser Männer schließen; aus dem Begehren des Herzogs Johann Albrecht nach dem kurfürstlich=sächsischen Baumeister möchte man freilich annehmen können, daß er auch die Parr aus Sachsen kommen ließ, wie in der Mitte des 16. Jahrhunderts so viele Sachsen nach Meklenburg kamen, wenn nicht die Schreibweise auf eine rheinisch=niederländische Herkunft deutet. Dennoch blieben italiänische Einflüsse nicht ferne. Der Styl der neuern Bauten des 16. Jahrhunderts dürfte daher wohl eher ein deutsch=italiänischer sein; der ausgezeichnete Bau des güstrowschen Schlosses (jetzigen Landarbeitshauses) scheint auch hiefür zu sprechen.
Der italiänische Einfluß auf die neuern Schloßbauten im 16. Jahrhundert zeigt sich schon mit dem Beginne derselben 2 ).
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Jedoch ist es gewiß, daß italiänische Baukünstler noch nicht zu der Zeit im Lande waren, als die Gebäude mit den thönernen Verzierungen zu Wismar und Schwerin aufgeführt wurden.
Der unmittelbare italiänische Einfluß taucht in Meklenburg zuerst auf, als der Herzog Johann Albrecht I. den Plan faßte, die Schlösser zu Dömitz und Schwerin kunstgemäß zu befestigen. Am 25. Januar 1557 empfahl der Herzog Herkules von Ferrara, welcher mit dem Herzoge Johann Albrecht in Briefwechsel stand, einen Baumeister Francesco a Bornau von Brescia (Bressensis). Dieser ward auch alsbald in Dienst genommen und kam mit wenigstens acht welschen Maurergesellen, alle aus Trient (von Trendt), und einem italiänischen Ziegler gegen das Ende des Jahres 1557 nach Meklenburg 1 ).
Ehe er seine Arbeit begann, hatte jedoch schon ein anderer italiänischer Baumeister, Namens Paul 2 ), vielleicht des Francesco Sohn, mit einem ihm untergeordneten Maurermeister Hanß Rogatsis 3 ) die nothwendigsten Vorarbeiten ausgeführt, zu denen namentlich die Herbeischaffung von Arbeitsgeräth (an "Hacken, Schaufeln und Spaten") und Baumaterialien und Steinen und die Ausgrabung des Grundes gehörte; zu diesem Zwecke besorgte er auch die Abbrechung der Klostergebäude zu Schwerin und Tempzin 4 ).
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Im J. 1558 scheint Francesco a Bornau seine Arbeiten begonnen zu haben 1 ). Unter ihm arbeitete jedoch Meister "Hans Ragatz" fort, welcher noch am 27. März 1562 den Auftrag erhielt, die "neuen Welschen für Dömitz anzunehmen". Im J. 1566 war dieser aber schon gestorben und der Herzog hatte "des verstorbenen welschen Baumeisters Sohn, Jacob Ragatz", der noch im J. 1581 als "Maurer" zu Schwerin auf der Schelfe wohnte, "zu seinem "welschen Posaunenbläser Francesco Magli" auf seine Kosten ins Haus gegeben. In Schwerin führte seitdem unter Francesco a Bornau der Meister Christoph Haubitz die Schloßmauern und Bastionen auf.
Am Ende des Jahres 1568 war Franz von Borno schon mehrere Jahre im Lande gewesen 2 ). - Diese Italiäner arbeiteten, neben den Baumeistern Parr, gewiß bis zum J. 1570 zu Dömitz 3 ), aber auch mitunter zu Schwerin.
Zu der Zeit, als Francesco a Bornau in meklenburgischen Diensten war, ließ der Herzog in den Jahren von 1562 bis 1568 auch mehrere Male des "Churfürsten zu Branden=
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"burg welschen Baumeister Francisco
Archiamarel oder besser Chiaramela
1
),
gewöhnlich Giromella in gedruckten Büchern
genannt, nach Schwerin holen und empfing von ihm
Rath und Pläne (Modelle)
2
), vorzüglich wohl
für die Befestigung der Schlösser zu Dömitz und
Schwerin. Am 27. September 1567 bat der
"Markgraf" Johann von Brandenburg von
Spandau aus den Herzog, dem "Baumeister
Franciskus Chiaromella de Gandin, Ritter
. " zu Spandau, dafür daß
dieser ihm vieler Wege fleißig gedient, eine
Ergötzung zu bewilligen.
Gegen das Ende seines viel bewegten und reichen Lebens ward die Wirksamkeit des Herzogs Johann Albrecht einfacher und er beschränkte sich in seinen letzten Jahren mehr auf seine alten Diener, so auch in Hinsicht auf die Baumeister. Die Brüder Johann Baptista und Christoph Parr waren im J. 1572 aus seinem Dienste entlassen und die Arbeiten der Italiäner hören mit dem J. 1570 auf. Statt aller dieser schloß sich der Fürst
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an seinen alten Maurermeister Christoph Haubitz, den er zu seinem Baumeister ernannte. Christoph Haubitz ward zuerst im J. 1549 vom Herzoge als Maurermeister zu Wittenburg angenommen 1 ). Im J. 1562 arbeitete er zu Schwerin als Maurermeister bei den neuen Schloßbauten "nach alter Weise". Nachdem er im J. 1563 eine neue Bestallung erhalten hatte, machte er mit dem Herzoge die bekannte Reise nach Preußen, wahrscheinlich um hier Erfahrungen zu sammeln und alte, tüchtige Bauten zu sehen. Seit seiner Rückkehr aus Preußen war er nun fortwährend in Schwerin beschäftigt. Er hatte unter der obern Leitung des Baumeisters Johann Baptista Parr den Bau der Schloßkirche und unter der obern Leitung des Baumeisters Francesco a Bornau den Bau der Wallmauern und Basteien an der südlichen Seite des Schlosses, dem Schloßgarten gegenüber, im Verdinge; im J. 1567 waren bei dem Ausbau und der Einrichtung des neuen Zeughauses und der alten Hofstube viele Arbeiter unter ihm thätig. Nach dem Abgange der Brüder Parr nennt er sich in Contracten und Quitungen ausdrücklich des Herzogs Johann Albrecht "Baumeister" 2 ) und wird auch so genannt. Im J. 1572 verhandelte er zu Wismar mit dem Herzoge "wegen der wismarschen Wasserleitung", die er auch im J. 1573 ausführte, im J. 1574 leitete er die Restauration des fürstlichen Hauses zu Rehna und die Bauten zu Schwerin und Dömitz und noch am 2. Oct. 1575 schloß der Herzog mit ihm 3 ) einen Contract, auf dem Fürstenhofe zu Wismar unter dem alten Hause den Keller zu wölben und in drei Theile zu scheiden, den Marstall zu schrauben und neu zu decken, u. s. w. -In diesen Jahren führt er auch die damals häufig vorkommenden bittern Klagen über rückständige Forderungen: er sei 24 Jahre des Herzogs Diener gewesen, habe viel ausgeführt, sei jetzt kränklich und schwach und habe noch viel zu fordern; endlich
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war noch seine Besoldung von Michaelis 1575 bis Ostern 1576 rückständig. - Seit dem J. 1570 bauete er auch für den Herzog Christoph das neue Schloß zu Gadebusch und wiederholte, ein Kind älterer Zeit, hier noch ein Mal und wohl zuletzt den Styl der Bauten mit den Verzierungen aus gebranntem Thon, welcher in den Jahren 1554 und 1555 in Wismar und Schwerin Baustyl war. Im J. 1583, als der Herzog Christoph ihn als "Baumeister" in Dienste genommen hatte, verkaufte er sein Haus in Schwerin an den Rath der Stadt. Zuletzt erscheint er im J. 1584 als des Herzogs Christoph Baumeister; auch war er in seiner letzten Zeit Baumeister des Herzogs Johann, so daß er am Ende des 16. Jahrhunderts der einzige Baumeister in Meklenburg gewesen zu sein scheint.
So viel zur Widerlegung der Ansicht, als seien die mit thönernen Ornamenten verzierten Gebäude zu Wismar, Schwerin und Gadebusch italiänischen Ursprungs aus dem 16. Jahrhundert oder gar aus der wallensteinschen Zeit, da die welschen Baumeister erst 1557 ins Land kamen, dagegen die Hauptgebäude dieses Styls zu Wismar und Schwerin schon im J. 1555 vollendet waren, und zwar durch niederdeutsche Künstler, und derselbe Styl sich zu Gadebusch nur noch ein Mal durch einen Jünger dieser alten Schule ausnahmsweise wiederholte.
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U eber die frühesten Bauten am fürstlichen Schlosse zu Schwerin und über die Schicksale desselben sind durchaus keine andere Nachrichten vorhanden, als die bekannten, ganz allgemein gehaltenen: daß der letzte Wendenkönig Niclot im J. 1161 die alte wendische Burg Zuerin bei seinem Rückzuge vor der andringenden sächsischen Macht in Brand steckte 1 ) und der Herzog Heinrich der Löwe von Braunschweig sie wieder aufbauen ließ und mit der neuen Grafschaft und der Burg Zuerin den ersten Grafen, Guncelin von Hagen, belehnte, dessen Nachkommen, als Grafen von Schwerin, ihren Hauptsitz in der Burg Schwerin hatten. Mit der Erwerbung der Grafschaft verlegte der Herzog Albrecht von Meklenburg in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts seine Residenz nach Schwerin, und seit dieser Zeit ist die Burg oder "Festung Schwerin" (castrum Zuerin) immer Hauptresidenzschloß der Herzoge von Meklenburg geblieben.
Von allen alten gräflichen und herzoglichen Gebäuden des Schlosses aus dem Mittelalter ist aber nichts mehr vorhanden, sondern im Anfange der neuern Geschichte, vorzüglich während des 16. Jahrhunderts, sind an der Stelle der alten Gebäude nach und nach neue aufgeführt, und von der alten Burg der Grafen ist nichts übrig geblieben, als der bloße Name, um so mehr da die Burg im ganzen Mittelalter keine besonderen Schicksale erlebt hat, wie es bei der Fürstenburg von Wismar der Fall ist. So unbestreitbar dieser Ausspruch, schon nach dem Styl der Gebäude, ist, so schwierig wird dem Forscher der Beweis desselben, da über den Bau auch dieses Schlosses nur wenige unbedeutende Actenstücke vorhanden sind und die
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Geschichte desselben vorzüglich nur aus weit zerstreueten Ueberschriften und Inventarien in Landestheilungs= und Vormundschafts=Acten, aus Rechnungen und Tagebüchern und hunderten von kleinen, zufälligen Vorkommenheiten geschöpft werden kann.
So viel ist aber gewiß, daß im Anfange des 16. Jahrhunderts das Schloß zu Schwerin, wie alle Schlösser des Mittelalters, aus einer großen Menge einzelner Gebäude ("Häuser, Gemächer, Gebäude, Säle, Dornitzen" genannt) bestand, an deren Stelle nach und nach eine geringere Zahl größerer Gebäude getreten ist; dennoch ist durch die vielen Bauten am Schlosse noch jetzt keine Einheit hervorgebracht, vielmehr trägt die "Festung Schwerin" der Anlage nach noch immer etwas von dem Charakter des Mittelalters.
Das Schloß zu Schwerin besteht gegenwärtig aus sieben verschiedenen Haupttheilen oder "Häusern" und "Gebäuden", welche einen innern Schloßhof einschließen 1 ).
A. Das lange Haus mit dem Portal.
Der älteste Theil des Schlosses ist in seinen Hauptmauern wohl der nordöstliche Theil desselben, dem großen See gegenüber, derjenige Theil mit den Verzierungen aus gebranntem Thon, an welchen im Schloßhofe das Hauptportal angebauet ist. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, namentlich seit dem J. 1520, werden die "Häuser", welche die Herzoge Heinrich V. der Friedfertige (1503 - 1552) und Johann Albrecht I. (1552 - 1576) auf der Burg Schwerin theils vorfanden, theils neu erbauten, wiederholt genau aufgezählt; in allen Beschreibungen wird dieses Hauses aber als eines, damals schon vorhandenen gedacht: es ist also schon im J. 1503 fertig gewesen. Es ist in den Mauern sicher unter dem Herzoge Magnus II. (1477 - 1503) erbauet, da es in den Acten der Landestheilung vom J. 1520 das "große neue Haus" genannt wird; damals gehörte es dem Herzoge Albrecht 2 ). Daß der Herzog Heinrich der Friedfertige diesen Theil des
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Schlosses in den ersten Jahren seiner Regierung erbauet haben sollte, ist schon hiernach und auch deshalb nicht wahrscheinlich, da dieser Fürst zuerst ein anderes "Haus" auf der Burg bewohnte und im Laufe seiner Regierung, kurz vor seiner Vermählung 1 ), sich zu Schwerin, wie zu Wismar, ein neues
Haus erbauen ließ; auch möchte ein durchgreifender Ausbau schon im J. 1553, wie er wirklich ausgeführt ward, noch nicht nöthig geworden sein. Urkundlich bezeugt ist es dabei auch, daß der Herzog Magnus für das Schloß zu Schwerin, namentlich für die Kapelle auf demselben viel that, so daß in einer Urkunde vom J. 1503 der Sorge dieses Herzogs und seiner Gemahlin Sophie für die Kapelle rühmend gedacht wird. - Uebrigens zeugt schon die hohe und bequeme Bauart dieses Schloßtheils für dessen jüngern Ursprung. - Dieses Gebäude enthielt im J. 1520 die "große Hofdornitz" (Hofsaal, Versammlungssaal, in einem alten Inventarium auch "der Edelleute Dornitz" genannt), das "Tanzhaus" und die Wohnzimmer des Herzogs Albrecht und seiner Umgebungen, von denen bald nach 1552 ein Raum zum großen Eßsaal abgenommen ward 2 ). Daneben wird immer des Sommerhauses gedacht; dies ist entweder der Zwinger, die jetzige sogenannte Bleikammer, oder es stand auf der Stelle der jetzigen Schloßkirche. - Alles dieses war schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts baufällig 3 ); es scheint gleich im Anfange
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nicht völlig ausgebauet worden zu sein, daher die unaufhörlichen Veränderungen und Nachhülfen mehr schadeten, als nützten.
Bald nach dem Antritt seiner Regierung ließ der Herzog Johann Albrecht I., vorzüglich zu seiner Vermählung (24. Febr. 1555), nicht allein das Schloß zu Wismar bauen, sondern auch zunächst die bessern Gebäude auf der Burg zu Schwerin restauriren 1 ), ehe er hier zu neuen Bauten schritt. Er richtete das lange Gebäude nicht allein im Innern neu ein, sondern verzierte es auch im Innern und im Aeußern mit Ornamenten aus gebranntem Thon 2 ). Diese Ornamente waren ursprünglich für das Schloß zu Wismar bestimmt, wurden aber auch für die fürstlichen Häuser zu Schwerin und Gadebusch benutzt; - daher die Zweckmäßigkeit und Einheit, in welcher sie zu Wismar zum ganzen Bau stehen; daher aber auch die Unregelmäßigkeit und Zufälligkeit, in welcher sie am schweriner Schlosse erscheinen, wo sie häufig ohne Wahl und ohne Achtung der Raumverhältnisse untergebracht sind. Im Anfange des J. 1554 ward das Haus bedacht. - So hat denn ohne Zweifel der Herzog Johann Albrecht I. diesem Gebäude, welches kurz vor dem J. 1500 erbauet sein mag, im J. 1553 die jetzige Gestalt gegeben. Hiefür zeugt überdies noch eine Tafel aus gebranntem Thon in der höchsten Giebelspitze an der Seeseite über der sogenannten Damentreppe mit des Herzogs Wappen und einer Inschrift; diese Tafel ist ganz der gleich, welche über dem Eingange zum Zeughause steht; die Inschrift lautet:
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Diese Wappen und auch wohl alle übrigen Ornamente aus Thon fertigte im J. 1552 der Steinbrenner Statius von Düren 1 ), welcher in diesem Jahre 7 Gesellen und 7 Zupfleger beschäftigte. Unter dieser Inschrift, unten, über der Thür an der Damentreppe, steht, halb vermauert, der thönerne Thürbogen , der sich zu Wismar über jeder Thür findet, mit der Legende: IS . GOT . MIT . VNS . WOL . KAN . WIDDER . VNS . 2 ) - Den Ausbau selbst hatte der Maurermeister Michel und sein Sohn, der neben dem Maurermeister Gabriel von Aken in Wismar thätig war; auch arbeitete der Maurermeister Hans Voringk mit 8 Gesellen im Jahre 1554 am Schlosse. - Ein Baumeister während der Restauration war wohl nicht angestellt; wahrscheinlich leiteten die Maurermeister Michael und Valentin von Lira aus Wismar die Bauten, welche auch nicht viel künstlerische Berechnung zeigen.
In dem Bestreben der neuern Zeit, die Gebäude wohnlicher zu machen, ließ der Herzog Johann Albrecht I. im J. 1555 auch das Hauptportal (den Windelstein, d.i. Treppenhaus mit einer doppelten Treppe) 3 ) im Schloßhofe an diesen Theil des Schlosses anbauen und überhaupt die Restauration desselben vollenden.
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Ueber dem Eingange des Portals steht in Stein gehauen die Inschrift:
und an mehrern Stellen auf den thönernen Verzierungen mit kleinen Ziffern die Jahrszahl 1555, die auch im Innern des Hauptsaales angebracht ist. An beiden Seiten der Inschrift ist, nach der Vermählung des Herzogs, das meklenburgische und das preußische Wappen (das Wappen seiner Gemahlin) gesetzt; über der Auffahrt zum wismarschen Schlosse, welches vor der Vermählung des Herzogs erbauet ward, steht allein das meklenburgische Wappen. Außerdem sind an dem Portale noch zwei Stücke von dem Relief aus Sandstein angebracht, welches um das Schloß zu Wismar zwischen dem ersten und zweiten Stock läuft.
Dieses Gebäude besteht ursprünglich aus zwei verschiedenen Theilen oder Häusern, wie noch heute die Verschiedenheit der Richtung, der Giebel und der Tiefe anzeigt; beide stoßen dort, wo das Portal angebauet ist, im Schloßhofe in einem stumpfen Winkel zusammen. Diese beiden Theile sind durch den Durchbau und die Verkleidung mit den thönernen Verzierungen einigermaßen zu Einem Gebäude verbunden. Dennoch unterscheidet, sich der nördliche Theil noch in manchen Dingen von dem südlichen, welcher an das Gebäude mit der Hofküche stößt. Dieser südliche Theil (A. 2.) wird im 16. Jahrhundert öfter "des Bischofs Haus" genannt, wahrscheinlich weil er dem Bischofe Magnus (1516 - 1550) und darauf dem Herzoge, Bischofe und Administrator Ulrich zu Güstrow gehörte, Bischof Magnus hier auch einige Zeit wohnte.
In dem langen Hause waren im 16. Jahrhundert nach mehreren Inventarien folgende Localitäten:
1) der gewölbte Weinkeller, welcher unter beiden Theilen des Gebäudes liegt;
2) im Erdgeschosse der Hofsaal (entrée) oder die Hofdornitz mit einem doppelten Gewölbe auf Säulen in der Mitte. Dieser große Saal ist jetzt zum Theile durch Zwischenwände verbauet. Früher nahm der Saal das ganze Erdgeschoß des nördlichen Hauptgebäudes (A. 1.) ohne Zwischenwände ein und hatte vier frei stehende Säulen; man trat in denselben unmittelbar durch die beiden Eingänge in dem später angebaueten Portale und am Zwinger bei der Damentreppe. In dem südlichen Theile, dem "Bischofshause"(A. 2.), stehen noch die alten Gewölbe mit den mächtigen Säulen über dem südlichen Theile des Hof=
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kellers; dieses Gewölbe ward schon im 16. Jahrhundert, wie noch heute, zur Speisekammer benutzt. - Das Entresol, die ehemalige Martinsmannskammer, jetzt die Feuerwärterstube, war schon am Ende des 16. Jahrhunderts in den Saal hineingebaut; es ging dort das Gesinde zu Tische. - Das Gewölbe 1 ) des Hofsaales mit den Säulen und Gewölberippen aus gebranntem Thon muß ebenfalls der Herzog Johann Albrecht I. seit 1552 in die alten Mauern haben hineinbauen lassen, da dieselben Verzierungen der Gewölberippen und auch einig Kragsteine zu der Schloßkirche benutzt sind, welche actenkundig 1560 - 1563 erbauet ist. Im Jahre 1567 war der Maurermeister Christoph Haubitz noch mit dem Ausbau des Saales beschäftigt. Und wahrscheinlich sind die vier Gewölbe, welche nach Beilage No. 4 im J. 1571 von dem Baumeister Joh. Bapt. Parr geschlossen wurden, die vier Doppelgewölbe dieses Saales. - Der Hofsaal diente zum Versammlungszimmer und auch wohl zum Zechsaal: der Saalherr hatte hier Schränke, in welchen die zinnernen Kannen und Becher standen. Später war in dem durchbaueten Saale über hundert Jahre lang (von der Zeit des Herzogs Friederich Wilhelm I. bis zum J.1835) das fürstliche Archiv; gegenwärtig werden in demselben die Großherzoglichen Alterthümer=Sammlungen und die Sammlungen des Vereins für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde aufbewahrt. - Rechts vom Eingange war an diesem Saale die Speisekammer in Gewölben eingerichtet. - Nur in den ersten Jahrzehenden nach der Erbauung, im Uebergange vom Mittelalter zur neuern Zeit, ist dieser Saal zu seinem Zwecke benutzt. Er hat fast immer leer und wüst gestanden, die Zeiten ausgenommen, in welchen er die alterthümlichen Schätze des Vaterlandes aufnahm. Er ist zum
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beständigen Wohngemache zu groß, zu hoch und zu dumpf. Schon im 17. Jahrhundert scheint er zum Versammlungsorte der Dienerschaft benutzt worden zu sein, da es zu den Pflichten des Burgvogtes gehörte, "in der Hofstube gute Ordinanz zuhalten". Gerhard Piloot nennt den Saal im J. 1619 den "Vorsaal".
3) im zweiten Stock der Tanzsaal, bis zum J. 1840 der Kirchensaal genannt, weil er, ein als Wohnzimmer unbenutzter Raum, Vorzimmer oder nur Flur zur Schloßkirche und zu fürstlichen Wohnzimmern war, im J. 1839 wieder ausgebauet. In diesem Saale, an der Hauptwand desselben, steht, nach der gelehrten und sinnigen Weise des Herzogs Johann Albrecht I., die bis zum Herbste des J. 1839 durch einen Bretterverschlag verdeckt gewesene griechische Inschrift:
Neben dieser Inschrift hingen über einigen thönernen Reliefs (Greisen, Löwen und Engel), mit denen auch die Außenseite dieses Baues geschmückt ist, noch im J. 1838 die Bilder des Herzogs Johann Albrecht I. und seiner Gemahlin, Anna Sophie von Preußen, auf einem und demselben Brette , Knieestücke in Lebensgröße, sehr ausdrucksvoll, wahrscheinlich nach dem Leben von einem Schüler der kranachschen Schule um das Jahr 1560 (von dem Hofmaler Gaulrapp aus Schwerin, den der Herzog von Lucas Kranach hatte unterrichten lassen,) in Oel gemalt, in einem gleichzeitigen, geschmackvollen Rahmen. Dieses große Bild des Erbauers und Wiederherstellers des Schlosses, des gelehrtesten Fürsten Meklenburgs, ist jetzt ein Stockwerk tiefer in den Saal der Alterthümer hinab versetzt. - Wahrscheinlich im 17. Jahrhundert ward dieser Saal mit ledernen Tapeten geschmückt; auf ihnen hingen die vielen großen Bilder meklenburgischer Fürsten, welche jetzt einstweilen zurückgesetzt sind. - Unter der Regierung des kunstliebenden Herzogs Christian Ludwig II. wurden in diesem Saale die berühmten Schauspiele und Redouten gegeben; hier war es, wo Schönemann,Eckhof und Ackermann mit so großem Erfolge die Bretter betraten 1 ).
Rechts von diesem Saale, in dem sogenannten "Bischofshause", war früher die große Rathstube 2 ) (Sitzungssaal des fürstlichen Geheimenraths).
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4) im dritten Stock war früher der große Eßsaal (die Eßstube), welcher aber schon im J.1576 zu Wohnzimmern für die Gemahlin des Herzogs Johann Albrecht I. eingerichtet war.
5) darüber im vierten Stock waren(1576) die Gemächer der Herzogin von Kurland, Schwester des Herzogs Johann Albrecht I.
Auf dem Schloßhofe war nach der Inschrift und andern Nachrichten seit 1555 der Windelstein A. 3. (das Portal) angebauet, welcher vor dem Tanzsaal eine kleines Zimmer enthielt, in welchem der Herzog Johann Albrecht I. seine Feuergewehre verwahrte. Dieses Portal ist eine Zusammensetzung im Styl des Treppenhauses und der Verzierung des Portals am neuen Fürstenhofe zu Wismar. In dieser Zeit wurden überhaupt "Windelsteine" vor die alten Häuser vorgebauet, um die Treppen aus den großen Gemächern zu schaffen. Die Geschichte dieses Portals ist für die Erbauung dieses Theils des Schlosses wichtig. Die Ringmauern dieses großen Hauses standen schon vor der Erbauung des Portals und man trat daher unmittelbar vom Schloßhofe durch die Thür in den großen Saal, aus welchem dann eine Treppe in die obern Gemächer führen mußte. Die Wölbung des jetzigen Alterthümersaales im Erdgeschosse muß daher nach der Vollendung des Portals geschehen sein, weil das Gewölbe durch den ganzen Raum und keine Treppe durch das Gewölbe geht. Wahrscheinlich sind also die oben, unter "No. 2 Hofsaal" erwähnten vier Gewölbe, welche im J. 1571 von dem Baumeister Joh. Bapt. Parr geschlossen wurden, die vier Doppelgewölbe dieses Saales, der schon unter der Regierung des Herzogs Johann Albrecht nicht recht benutzt ward, weil man damals fühlte, daß es sich in den gewölbten Erdgeschossen starker, umwallter und ummauerter Gebäude nicht angenehm wohne.
Nach der Seeseite hin war der Zwinger in vier Gewölben mit dem unterirdischen Gefängnisse oder dem Burgverließ angebauet (A. 4.). In den ältesten Zeiten war auf demselben ein kleiner Garten; im J.1576 war er mit Blei gedeckt, daher er noch heute die Bleikammer heißt; diesen Namen führte das Gebäude schon im J. 1626. Noch im J. 1705 ward die Bleikammer neu mit Blei gedeckt; jetzt hat das Gebäude ein Ziegeldach. Im J. 1716 wird berichtet, daß "vor diesem" die Oberhofmeisterin oben in der Bleikammer logirt habe. In dem unterirdischen Gefängnisse, das Burg=
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verließ genannt, soll vor Zeiten, nach der Sage, eine eiserne Jungfrau gestanden haben; im J. 1839 fanden sich hier noch fünf gewaltige, zweischneidige Schwerter, welche früher in einer Maschine gesessen haben müssen. In der Mauer sitzt ein eiserner Ring und ein eisernes Band mit Gelenk und zum Vorlegen eines Schlosses eingerichtet.
B. Das Zeughaus.
Dieses Gebäude, rechts an der Auffahrt, liegen dem langen Hause mit dem Portale gegenüber. Ueber die Geschichte dieses Gebäudes ist ebenfalls kein directes urkundliches Zeugniß vorhanden; jedoch ist nach allen Andeutungen die Geschichte desselben der des langen Hauses gleich. Im Jahre 1520 wird es das "neue Büchsenhaus" genannt; das alte Büchsenhaus, welches noch im J. 1532 auch benutzt ward, lag unten am großen See. Im J. 1520 wurden in dem neuen Büchsenhause (dem jetzigen Zeughause) im Erdgeschosse die schweren Geschütze (Büchsen) aufbewahrt; in dem "obersten Theile" war die Harnischkammer. Dieses Gebäude muß ebenfalls der Herzog Magnus ( † 20. Nov. 1503) in den letzten Jahren seines Lebens aufgeführt haben; er sah jedoch den Ausbau nicht: die Einrichtung überließ er seinen Söhnen in den Jahren 1505 bis 1507 1 ). Allem Anschein nach hatte das Gebäude ursprünglich nur zwei Stockwerke. In den J. 1515 und 1516 wurden vom Herzog Heinrich dem Friedfertigen Zimmer (Dorntzen) über der Harnischkammer angelegt und das Dach ward neu gebauet: kurz es ward 1516 ein dritter Stock aufgesetzt. - Im J. 1553, also noch vor den neuen Bauten, war das Gebäude, wie jetzt, drei Stock hoch, und das Erdgeschoß war das "Zeughaus", die beiden oberen Stockwerke bildeten die "Rüstkammer". Die Restaurirungen und Ausschmückungen des Schlosses durch den Herzog Johann Albrecht I. erstreckten sich auch auf dieses Gebäude; er ließ es mit den oft erwähnten Thonverzierungen schmücken, jedoch nur mit Reihen von Brustbildern; dies geschah im J. 1553, wie die oben S.36 erwähnte Tafel mit Wappen und Inschrift über dem Eingange klar aussagt. - Unter den thönernen Medaillons mit Brustbildern zwischen dem ersten und zweiten Stock zeichnen sich unter den vier ersten nach der Auffahrt auf den Schloßhof hin das dritte und vierte vom
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Ende dadurch aus, daß sie Bänder in den Händen halten, auf welchen einige Buchstaben stehen. Auf dem einen steht: GOT. HEF. , auf dem andern: INAG. ELIS ; jenes heißt wohl: Gott helf; das INAG ist wohl Abkürzung: IN. NOT. ALLEIN. GOT ; das ELIS bleibt dann noch dunkel. Sicher sind dies Wahlsprüche der abgebildeten Fürsten und könnten allerdings zur Erkennung derselben fördern 1 ). Uebrigens weichen diese beiden Brustbilder darin von allen übrigen ab, daß sie nicht von einem Kranze eingefaßt sind.- Doch bald nach dieser Restaurirung waren neue Bauten nothwendig; im J. 1566 ließ der Herzog das Zeughaus "senken"; es ward zu diesem Zwecke das Dach abgenommen und neu aufgesetzt, auch sonst viel gebauet; wahrscheinlich hatte auch dieses Gebäude Giebel, welche bei dieser Gelegenheit abgenommen wurden, wie es auch beim Schlosse zu Wismar geschah.- Die Arbeiten an dem "neuen Zeughause" leitete noch bis in das Jahr 1567 der Maurermeister Christoph Haubitz. Nach des Herzogs Adolph Friederich I. Disposition (zwischen 1608 und 1622) wurden damals zu der neuen Einrichtung des Schlosses die Räume der Rüstkammer zum Saale und zu Wohnzimmern umgeschaffen. Im vorigen Jahrhundert 2 ) wohnte hier die Prinzessin Ulrike; darauf hatte die Großherzogl. Kammer hier ihren Sitz; im J. 1837 wurden hier Wohnzimmer für den Herzog Gustav eingerichtet. Das erste Stockwerk dient noch fortwährend zum Zeughause 3 ).
C. Die Bildergallerie.
Zwischen der Kirche und dem Zeughause, auf dem Raume, wo jetzt die Küsterwohnung und darüber die Bildergallerie (C. 1.), die gewölbte Auffahrt(C. 4.) und der leere Platz mit den Ruinen (C. 2.) am Zeughause hinter den Gebäuden der Schloßwache (C. 5.) sich befinden, stand noch in den Jahren 1576, 1592 und 1610 eine Reihe von Gebäuden, welche zu den ältesten des Schlosses gehörte und, nach Erbauung der Kirche, früher den Schloßhof schlossen. Diese Gebäude, welche wohl zu den alten Häusern des castrum Zuerin gehört und vielleicht die letzten Reste des alten Schlosses gebildet haben, da sie vorzugsweise die Burg genannt wurden, waren:
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1) des Herzogs Heinrich (1503-1552) "altes Haus", zunächst an der jetzigen Kirche, viereckig, drei Stock hoch, im Erdgeschosse gewölbt, noch im J. 1520 die Wohnung des Herzogs. Es enthielt in jedem Stock ein Gemach und einige Kammern; im ersten Stock waren die "Brief=Canzlei=Gewölbe" (Archiv), im zweiten des Herzogs, im dritten der Herzogin Gemächer. Vor dem Hause im Hofe stand ein Windelstein in Holz gemauert. Im J. 1576 war dieses Haus schon sehr wüst.
2) der neue Thurm über "dem Thor"(C. 2.), zunächst am Zeughause, stadtwärts, viereckig, vier Stock hoch über dem Thor. Das Thor war gewölbt; über dem Gewölbe waren vier Stockwerk, in Holz gemauert, aufgeführt; im Dache hing die Schlageuhr. Dieser Thurm war von dem Herzoge Johann Albrecht I. an der Stelle eines alten neu aufgebauet, jedoch im J. 1576 noch nicht vollendet; erst die Vormundschaft seiner Söhne (1576 - 1586) führte den Bau im Dache ganz aus. Die Auffahrt zum Schlosse, von der noch die Grundmauern stehen, hatte, nach der Lage dieses Thurms, ihre Richtung durch die jetzige Reitbahn grade in der Verlängerung der Schloßstraße. Nach dem Burgsee hin stand ein steinernes äußeres Pforthaus zum Eingange und die Auffahrt ging also durch zwei Gewölbe. Zwischen beiden stand ein großes Thor von gehauenen Steinen, in welchem Flügelthore, stark mit Eisen beschlagen, hingen; dieses Thor bauete im J. 1558 der Steinmetz Chriestoph Parr (man vgl. oben über die Baumeister). Im Aufgange war ein Thor mit Gitterflügeln mit starken Nägeln beschlagen und mit einer Sperrkette versehen; darüber stand das meklenburgische und das preußische Wappen 1 ). Alles dies scheint hiernach vom Herzoge Johann Albrecht I. gebauet zu sein, der seit dem J. 1558 durch den italiänischen Baumeister Francesco a Bornau das Schloß stark befestigen ließ. Am Wasser standen Blockhäuser; die Brücke hatte zwei Zugbrücken. Vor der Burg stand ein langer Stall.
Nach außen hin war neben dem neuen Thurme eine Anlehnung an das Zeughaus für die Pförtnerwohnung und zum Wachthause, vier Geschosse hoch, aufgeführt.
"Im Platze" stand am neuen Thurme das Pforthaus, auch die kleine Hofstube genannt, zwei Gemächer hoch, in
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jedem eine Stube und eine Kammer für das Gesinde, im J. 1576 sehr baufällig. In diesem Pforthause lag in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine beständige Wache von sechs "Lantzknechten".
3) Zwischen dem neuen Thurme und des Herzogs Heinrich altem Hause stand (C.3.), ungefähr an der Stelle der jetzigen Schloßwache (C. 5.), als Schlußstein, "das Häuslein mit dem spitzigen Dach" (oder: "Giebel"), vier Stock hoch, jedes mit einem Gemache. Dieses Gebäude enthielt 1520 die Canzlei; im J. 1576 war im ersten gewölbten Stock die Silberkammer, im zweiten des Rentmeisters Gemach, wo die Landregister und Briefe aufbewahrt wurden; damals war es sehr baufällig, ward aber gebessert.
Die meisten dieser alten Gebäude, an der Stelle von C. 1, 3, 4 und 5, sind in dem Zeitraume zwischen 1617 und 1622 1 ) eingegangen. - Der Herzog Adolph Friederich (1608 - 1658) entwarf bald nach dem Antritt seiner Regierung den Plan zu einer Restauration 2 ) und gleichmäßigen Einrichtung des ganzen Schlosses: im Innern sollte alles möglichst verbunden und in gleiche Höhe gelegt werden, das Aeußere sollte in allen Außenwänden eine gleiche Gestalt erhalten, wobei der innere Hof rund umher mit zwei "Gängen" 3 ) (d.h. nach der Zeichnung: mit zwei gewölbten und durch Säulen gestützten Colonnaden über einander) aus Werkstücken, bei welchen eine bequeme Verbindung die Absicht war, geschmückt werden sollte. Dabei wollte er an der Stelle der alten Gebäude (C.) ein neues aufbauen lassen.
Der Herzog beredete zu diesem neuen Bau und den übrigen Verschönerungen des Schlosses 4 ) schon im J. 1612 den Grund=
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plan mit seinem holländischen Baumeister Capitain Evert Piloot 1 ) und ließ alsbald Zurüstungen zur Ausführung machen. Jedoch ward der Bau erst im J. 1617 mit dem Abbruch der alten Häuser begonnen; in einem von dem Hofmeister Samuel v. Behr geführten Protocoll der Verhandlungen des fürstlichen Geheimen=Raths vom 1. März 1617, zu welchen der Fürst auch den Piloot, weil die Bauten auf der Insel Pöl 2 ) zu Frage standen, zuzog, ward beschlossen:"wegen abbrechung Hauses zu Swerin soll von der Kirche abbrochen werden bis an den Thurm". Die vollständigen, noch vorhandenen, saubern Grundrisse und Ansichten wurden im J. 1619 von Piloot entworfen. Der Thurm (C.2.), dessen Ruinen, in ihrem Umfange noch erkennbar, noch jetzt auf dem Walle zwischen der Schloßwache (C. 5.) und dem Zeughause (B.) liegen, blieb also stehen und muß erst späterhin abgebrochen sein; auch in Piloots Grundriß des Schlosses vom J.1612 sind die Mauern dieses Thurmes aufgenommen, woraus hervorzugehen scheint, daß dessen Abtragung nicht im Plane des neuen Baues lag.
Im Jan. 1618 kam des Kurfürsten von Brandenburg Baumeister Johann Baptista de Salla nach Schwerin, um seinen Rath zum Schloßbau zu ertheilen 3 ).
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Im J. 1619 wurden ernsthafte Vorbereitungen zum Bau getroffen. Wahrscheinlich noch vor diesem Jahre, gewiß noch vor der ersten Vermählung des Herzogs im J. 1622, ward von demselben der Plan zu der Einrichtung des neuen Hauses eigenhändig niedergeschrieben, und im J. 1624 war schon einige Zeit am Fundament gearbeitet. Die Ausführung des Baues ward durch die hereinbrechenden Stürme des dreißigjährigen Krieges gestört. Nach einer allgemeinen Sage soll Wallenstein einen "Flügel" des Schlosses erbauet haben; daß dies nicht der Fall sei, ist außer allem Zweifel, da kein Gebäude auf der Burg vorhanden ist, dessen Erbauung durch die ange=stammten Landesfürsten sich nicht nachweisen ließe. Möglich ist es freilich, daß Wallenstein das vom Herzoge Adolph Friederich gelegte Fundament zum neuen Hause fortbauen ließ; auf jeden Fall ist dies aber so wenig, daß es nicht mehr aufzufinden ist 1 ). Von Wallenstein besteht also im Schlosse zu Schwerin nichts; vielmehr störte er den Bau. Dazu kam, daß der Baumeister Piloot im Februar 1629 starb; damit hörte der Bau einstweilen von selbst auf. Die auf einem Fundamentsteine, nach Westphalens handschriftlicher Chronik von Schwerin, eingehauene Jahreszahl 1629 kann sich daher auf die Absichten Wallensteins und - den Tod des Baumeisters beziehen; im J. 1629 kam man nicht über den Fundamentstein hinaus.
Der Herzog Adolph Friederich nahm in den Jahren 1635 - 1643 den Bau wieder auf, der aber nicht weit gedieh, da nur das Fundament, die gewölbte Auffahrt (C. 4.) und die jetzige Küsterwohnung (C. 1.), also ein kleiner Theil des Erdgeschosses fertig ward.
Das beabsichtigte Gebäude sollte im untern Stock Gewölbe für die Archive und die Kostbarkeiten, in den oberen Stockwerken die Wohnzimmer für den Herzog und dessen Familie enthaltene; das Gebäude sollte dann an einer Seite mit der Kirche, an der andern Seite mit den, aus der Rüstkammer entstandenen Säälen (Speisesaal und Audienzsaal) in Verbindung gebracht und dazu das alte Back= und Brauhaus (E.) am andern Ende des Zeughauses in eine Küche umgeschaffen werden.
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Auch ließ der Herzog Adolph Friederich I., statt der alten Gebäude in den Außenwerken an der alten Auffahrt, im 1647 den Wall auf beiden Seiten der jetzigen Auffahrt aufwerfen 1 ) und, mit Veränderung der früheren Richtung, die jetzige Auffahrt einrichten; über der Auffahrt zum Walle rechts von der Schloßwache steht unter dem herzoglichen Wappen die Inschrift:
Die Richtung der Auffahrt ward nach dem Plane Piloots von diesem deshalb verändert, weil an die Stelle der alten Auffahrt, welche an einer Ecke des Schlosses lag, eine Bastion kommen sollte; man hatte im dreißigjährigen Kriege die Wichtigkeit der Befestigung des Schlosses erkannt, und einem regelmäßigen Festungsbau mußten damals andere Rücksichten weichen. Der Herzog Adolph Friederich ließ jedoch, als der Friede nahete, die Bastion nicht aufführen, sondern schloß den alten Wall und die Ruinen der alten Gebäude mit einfachen, geradlinigen Mauern.
Das in Holz gemauerte Gebäude der Gemälde=Gallerie (C. 1.) über dem gewölbten Erdgeschosse der Auffahrt und der Küsterwohnung ist unter dem Herzoge Christian Ludwig (1747 - 1756) errichtet, welcher überhaupt das Schloß im Innern "vor dem besorglichen Verfall" sicherte.
D. Das Haus mit der Schloßuhr.
Nächst dem langen Gebäude mit dem Portal (A.) und dem Zeughause (B.) ist das Haus mit den zwei Giebeln nach dem Schloßhofe hin, an welchem der Thurm (D. 1.) mit der Uhr im Schloßhofe aufgebauet ist, das älteste der noch stehenden Gebäude. Noch im ersten Viertheil des 16. Jahrhunderts stand an der ganzen Südseite des Schlosses nach dem Schloßgarten hin eine Reihe verschiedener Gebäude: die Capelle, ein altes, massives Gebäude für die Chorschüler, eine fürstliche Wohnung, ein altes Gebäude für den Schloßvogt und den Küchenmeister und das alte Back= und Brauhaus, welches noch steht.
Die Schloßcapelle hat im 16. Jahrhundert viele Schicksale erfahren; die alte Capelle stand an der Südwestseite des Schlosses, nach dem Schloßgarten hin. Der Herzog Magnus that viel für dieselbe; in den Jahren 1486 und 1503 wurden für dieselbe Indulgenzbriefe ertheilt. Der Herzog Heinrich
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der Friedfertige ließ beim Antritte seiner Regierung die Schloßcapelle neu bauen. Auf Einladung des Herzogs weihete 1 ) der Bischof von Ratzeburg am Laurentiustage 1507 die neue Capelle, weil der neu gewählte schweriner Bischof Peter Wolkow außerhalb Landes war 2 ). - Im J. 1514 war das Gewölbe dieser neuen Capelle eingestürzt und die Herzoge ließen zum zweiten Male eine neue Capelle in den Jahren 1515-1520 aufführen. Der Maurermeister Andreas Techel 3 ) führte den Bau zu Ende, über welchen mit demselben der Contract 4 ) am Montage nach Martini 1515 geschlossen ward. Außerdem wird noch ein Baumeister Hans beim Bau der Capelle genannt. Vom J. 1515 bis weit in das J. 1517 ward zugleich am Abbruch der alten Capelle und am Fundament der neuen gearbeitet. Im J. 1520 wurden die Altartücher gekauft.
Im J. 1520 wurden die Gebäude an der Südseite des Schlosses zwischen den Herzogen Heinrich und Albrecht getheilt, und alsbald begann der Herzog Heinrich der Friedfertige für sich den Bau eines neuen Hauses an der Stelle alter Gebäude an der Südseite. Dies ist des Herzogs Heinrich neues Haus, wie es noch nach seinem Tode genannt ward und wie es noch jetzt mit dem Thurm (Windelstein) mit der Schloßuhr steht. Im Frühling 1525 ward es mit Dachziegeln gedeckt; es ist also zwischen 1520-1525 erbauet. Es war (noch 1592) schloßwärts schwarz und weiß 5 ) mit
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Historien bemalt. Im J. 1576 war es schon baufällig, diente jedoch noch im J. 1592 zur Wohnung der Söhne des Herzogs Johann Albrecht I.
Vor dem Hause stand schloßwärts ein "gemauerter Windelstein" (der jetzige Thurm mit der Uhr), unter welchem sich der Bierkeller befand. Dieser Thurm erhielt im J. 1715 einen neuen Glockenstuhl für die Schlaguhr, nachdem der große Sturm den Thurm zerstört hatte, und ward unter dem Herzoge Christian Ludwig im J. 1752 im Mauerwerk erhöhet, mit Kupfer gedeckt und mit einem neuen Uhrwerke versehen; im J. 1792 ward unter dem Herzoge Friederich Franz die Spitze dieses Thurmes reparirt und der Knopf neu gefüllt.
E. Das Brau= und Backhaus.
Zwischen dem Gebäude mit dem Thurme und dem Zeughause, in der westlichen Ecke, steht das ehemalige Brau= und Backhaus, jetzt im Erdgeschosse wüst und zum Holzstalle benutzt. Es wird im J. 1576 ein "alt gemauert Gebäude" genannt. Es sind darüber keine weitern Nachrichten vorhanden, als daß im J. 1513 an den neuen Brauhause zu Schwerin gearbeitet und im J. 1514 das Backhaus daselbst gedeckt ward. Vielleicht stammt das Gebäude aus diesen Jahren, vielleicht ist es älter; immer ist es jedoch für die Geschichte des Schlosses nicht von Bedeutung. Im J. 1716 standen in dem Brauhause noch Backöfen, welche gebraucht wurden.
F. Das Gebäude über der Schloßküche.
Dieser neuere Haupttheil des Schlosses in der südöstlichen Ecke, zwischen dem langen Hause mit dem Portale (A.) und Herzogs Heinrich Hause mit dem Thurme (D.), vor welchem die Gallerie von dem Portale bis zur verdeckten Treppe vorbeiführt, ist, nachdem schon der Herzog Albrecht der Schöne im J. 1546 mit dem Ausgraben des Grundes zur Küche den Anfang hatte machen lassen, von dem Herzoge Johann Albrecht I. von Grund aus neugebauet und wird das "neue Gebäude Herzogs Johann Albrecht über der Hofküche" genannt. Dieses Gebäude scheidet sich in zwei Theile:
1) in den südlichen Theil (F. 1.), welcher mit der Außenseite dem Schloßgarten zugewandt ist; dieser Theil ist wohl an der Stelle der ehemaligen, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zwei Mal neu gebaueten Capelle und des alten Gebäudes für die Priester und Chorschüler aufgeführt und ward noch von
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dem Herzoge Johann Albrecht I. vollständig zu fürstlichen Gemächern eingerichtet;
2) in den östlichen Theil (F.2.), welcher mit der Außenseite dem großen See zugewandt ist; dieser Theil, welcher auch vor dem Neubau zur Küche und zum Fleischboden bestimmt war und an die Speisekammer in dem langen Gebäude stieß, ward von dem Herzoge Johann Albrecht I. im Innern nicht völlig ausgebauet, sondern im Erdgeschosse, wie noch heute, zur Hofküche und in den oberen Theilen zu wirthschaftlichen Bedürfnissen eingerichtet. Noch im J. 1610 hieß das ganze Haus das "Küchengemach"; den innern Ausbau führte erst der Herzog Adolph Friederich I. durch.
Als die Restaurirung der alten Gebäude sich ihrem Ende näherte, begannen im J. 1554 die Vorarbeiten mit dem Aufgraben des Grundes zur Küche. Bis zum Ende des J. 1556 leitete der Maurermeister Valentin von Lira den Bau. Bald darauf kam der Maurermeister Caspar Behm aus Wismar, der im J. 1567 auch ein fürstliches Gebäude auf der Insel Pöl bauete, und führte, in Gemeinschaft mit dem Zimmermeister Paul Breigel, den Bau bis zum J. 1564 fort, bis im J. 1569 ein Maurermeister Dominicus nach Schwerin geholt ward, um den Bau zu vollenden. Ueber diesen Bau sind nur wenig Nachrichten mehr zu finden, als daß z. B. der Herzog im J. 1557 zu demselben die Summe von ungefähr 10,000 Thalern hergab, und daß die Gesimssteine und andere gedruckte Steine zu den Küchenpfeilern auf dem Rathsziegelhofe zu Schwerin gemacht wurden. Der Herzog Ulrich schlug bei dieser Gelegenheit vor, die Giebel massiv aufbauen zu lassen 1 ). Der Baumeister dieses Gebäudes war seit 1557 ohne Zweifel Johann Baptista Parr. Ein Baumeister Rochus Nievoran kommt mit monatlicher Besoldung im Dienste des Herzogs Johann Albrecht im J. 1564, aber sonst nicht weiter, vor. Steine wurden zwar auch zu Schwerin gebrannt, doch kamen wohl viele noch von den beiden Kirchen vor dem altwismarschen und dem lübschen Thore zu Wismar und der Kirche zu Nakenstorff bei Neukloster, welche wüst standen und im J. 1554 abgebrochen wurden; der größere Theil der Steine von der letztern Kirche ward freilich zum Bau des Fürstenhofes zu Wismar genommen. Zu den Bauten zu Schwerin und Dömitz wurden vorzüglich wohl Steine von der Klosterkirche zu Schwerin und von dem Kloster zu Tempzin
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genommen, welche Gebäude im J. 1557 abgebrochen wurden; vgl. S. 15, 27 und 28. Die Berechnung führte im Anfange der Rentmeister Andreas Bessel und nach dessen Tode (1560) der Hauptmann Srellan Wakenitz.
Im J. 1592 war dieses ganze Gebäude, wie des Herzogs Heinrich neues Haus, schwarz und weiß mit Historien bemalt. Die äußere Ausstattung, wie sie jetzt ist, ward von dem Herzoge Adolph Friederich I. während der neuen Anlagen von 1614 - 1643 mit großen Unterbrechungen ausgeführt und ist eine Probe davon, wie der Fürst nach G. Piloot's Risse das ganze Schloß herstellen wollte. - Der steinerne Gang vor der Hofküche ward im J. 1656 neu aufgeführt.
G. Die Schloßkirche.
Der Theil des Schlosses, in welchem sich die Schloßkirche, deren frühere Schicksale bei dem Gebäude D. mit der Schloßuhr erzählt sind, befindet, ist zugleich mit dem " neuen Gebäude über der Küche " (F.) unter dem Herzoge Johann Albrecht I. von Grund aus neu erbauet. Nach den nöthigen Vorarbeiten ward im März des Jahres 1560 das Fundament 1 ) gelegt und im J. 1563 war die Capelle vollendet 2 ). Zum Gedächtniß der Vollendung dieses Baues ließ der Herzog zwei Inschriften setzen, welche an der östlichen Wand auf dem jetzigen adelichen Chor noch zu finden sind und also lauten:
DEO OPT. MAXIMO IOANNES ALBERTVS DVX MEGAPOL. VERAE RELIGIONIS ER GO CON STRVXIT DED ICAVITQVE AN N O MDLXIII.
und
ΘΕΩι ΒΕΛΤΙΣΤΩι ΤΕ ΚΑΙ ΜΕΓΙΣΤΩι ΙΩΑΝΝΗΣ ΑΛΒΕΡΤΟΣ ΗΓΕΜΩΝ ΜΕΓ ΑΠΟ ΛΙΤΗΣ ΤΗΣ ΑΛΗΘΙΝΗΣ ΘΡΗΣΚΕΙΑΣ ΕΝΕΚΑ ΩιΚΟΔΟΜΗΣΕ ΤΕ ΚΑΙ ΚΑΘΙΕΡΩΕΝ ΕΤΕΙαφξγ.
Der Bau dieser Kirche ist in hohem Grade dadurch merkwürdig, daß während des Baues derselben italiänische Bau=
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meister unmittelbaren Einfluß in Meklenburg erlangten und, bis auf Gerhard Piloot während des dreißigjährigen Krieges, die niederländischen und sächsischen Bau Baukünstler etwas in den Hintergrund drängten. Der Baumeister dieser Kirche ist ohne Zweifel des Herzogs Johann Albrecht Baumeister Johann Baptista Parr zu Schwerin, welcher noch im J. 1568 mit der Vollendung der Kirche beschäftigt war. Die Maurerarbeit hatte der Maurermeister, nachherige Baumeister Christoph Haubitz im Verdinge. Zugleich mit dem Bau der Kirche ward die Befestigung der Schlösser zu Dömitz und Schwerin ausgeführt. Zunächst für diese Befestigung ward im J. 1557 der italiänische Baumeister Francesco a Bornau von Brescia mit italiänischen Maurergesellen aus Trient nach Meklenburg gerufen. Außer diesem rief der Herzog Johann Albrecht I. des Kurfürsten von Brandenburg italiänischen Baumeister Francesco Archiamarel oder Chiaramelo von Spandau und seines Bruders Ulrich Baumeister Franciscus Parr von Güstrow, der zu gleicher Zeit das Schloß zu Güstrow baute, nach Schwerin, namentlich wiederholt in dem Jahre 1562, als am fleißigsten an der Schloßkirche gebauet ward, um Rath und Modelle zu geben. Unter dem Einflusse dieser Baumeister ward denn auch wohl unstreitig der Bau dieser Capelle geleitet, zu welcher sächsische Bildhauer und Steinmetzen den Schmuck aus gehauenen Steinen lieferten, der überhaupt meistens da angewandt ward, wo italiänischer Einfluß schon durchgedrungen war. Die Oberaufsicht über die neueren Schloßbauten führte der (Schloß=) Hauptmann Stellan Wakenitz 1 ), welchem für die Bauten zu Schwerin und Dömitz ein Bauschreiber untergeordnet war.
Für die Schloßkirche waren in den Jahren 1560 - 1563 eine große Menge verschiedener Arbeiter und Künstler beschäftigt.
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Schon im J. 1560 hatte der Herzog einen holländischen Ziegelbrenner und noch früher, 1552, den Steinbrenner Statius von Düren vom Niederrhein, der die thönernen Verzierungen modellirte und brannte; die thönernen Gewölberippen der Schloßkirche kommen auch am Gewölbe des Hofsaales im langen Hause A. vor. Die vielen und mächtigen gehauenen Werksteine von Sandstein lieferte der Steinmetz Matthias Heintze zu Pirna im J. 1560 durch Jürgen Fues und Joachim Fungk zu Pirna, welche dieselben, nebst Holz und Brettern, auf der Elbe hinab nach Dömitz spedirten. Die Pflastersteine von Sandstein zu der Capelle wurden im J. 1562 ebenfalls zu Pirna gekauft. Die steinerne Thürverkleidung machte der Bildhauer Hans Walcher zu Dresden 1 ) und die Kanzel von Sandstein der Steinmetz Simon Schröder zu Torgau 2 ). Den alabasternen Altar arbeitete der kurfürstliche Bildhauer zu Torgau, welcher den Stein selbst in Begleitung zweier Gesellen die Elbe hinab über Dömitz (am 3. Junii 1562) nach Schwerin brachte, wo der Herzog ihm am 7. August 1562 ein Kleid und Reisegeld zur Heimkehr schenkte. An den beiden äußersten Säulen auf dem Altar steht die Jahreszahl 1562 und außerdem auf der äußersten Säule zur rechten Hand die Inschrift V. D. M. I. Æ . 3 ). In der Krönung des Altars steht das Monogramm G. S. verschlungen 4 ). Als der Herzog im J. 1562 zu Maximilians Krönung nach Frankfurt reiste, besuchte er auch am 8. October den neue entdeckten Alabaster= Steinbruch zu Uslar und kaufte dort Alabasterblöcke, aus welchen der Steinmetzmeister Philipp Brandin 5 ) von Utrecht zu Schwerin in den
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Jahren 1563 - 1569 die Taufe 1 ) und mehrere Tafeln und auch der "Steinhauer Conrad Floris" im J. 1567 Inschriften für die Kirche machte; andere "alabasterne Historien" kamen 1563 aus den Niederlanden, woher auch der niederländische Maler Peter Bökel in demselben Jahre drei "gemalte Bilder" 2 ) für die Capelle mitbrachte. Die Schranken um die Taufe und die Kirchenstühle 3 ) wurden beim Bildschnitzer Christian von Velthofen aus Hamburg im J. 1562 bestellt, neben welchem der Schnitzkermeister (Tischler) Christian aus Parchim, der auch das Holzwerk der Orgel im Dom bauete, arbeitete. Ein alabastern Crucifix und einige Bilder kaufte der Herzog bei einem Krämer zu Rostock für 110 Thaler. Die Orgel bauete wahrscheinlich der Orgelbauer Antonius Morß aus Antorf (Antwerpen) zu Schwerin 4 ). Die Decke
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über dem Altar ward erst im J. 1572 von dem Maler Peter Orbach gemalt.
Nach Vollendung der Kirche ließ der Herzog Johann Albrecht I. über derselben Wohnzimmer für sich einrichten; in diesen waren im Herbste des J. 1563 der Steinmetz Christoph Parr, der italiänische Maurer Jacob Platen und der niederländische Maler Peter Bökel von Antorf 1 ), bei der Vollendung derselben, beschäftigt. Jedoch noch im J. 1571 ließ der Baumeister Joh. Bapt. Parr durch die Maurermeister Claus Schultze und Sebastian Ließmann vier Gewölbe in den welschen Gemächern auf dem Schlosse zu Schwerin schließen, welche wahrscheinlich in diesem Theile des Schlosses und zwar in den minaretartigen Thürmchen zu suchen sind, wenn nicht der große Hofsaal in dem Gebäude A darunter verstanden werden kann. Im J. 1592 bewohnte diese Zimmer die fürstliche Wittwe Johann Albrechts; sie sind seitdem auch immerfort die Lieblingswohnungen und eigentlichen Wohnzimmer der Landesfürsten im Schlosse zu Schwerin geblieben, wie sie auch in der That wohl die reizendste Aussicht in Meklenburg gewähren, so daß auch der Czaar Peter der Große davon betroffen ward und Ansichten aufnehmen ließ.
Die jetzige äußere Ausstattung ist, gleich der des neuen Gebäudes über der Küche, unter dem Herzoge Adolph Friederich I. im Plane der gleichmäßigen Einrichtung des ganzen Schlosses ausgeführt. Jedoch war der Giebel über der Kirche brückenwärts, nach der Bildergallerie (C. 1.) hin, noch im J. 1671 offen, wie noch heute derselbe den unterbrochenen Bau zeigt.
Freilich wollte auch der Herzog Friederich Wilhelm I. (1692 - 1713) an dem Kirchengebäude bauen lassen; er schloß auch 1705 mit dem Baumeister Antoni Petriny einen Contract darüber ab, aber einige Monate nach dem Ableben des Herzogs (31. Julii 1713) findet sich ein neuer Anschlag (vom 15. December 1713) über den Ausbau des Kirchengebäudes: dieser Anschlag, wie der erste Contract, sind aber nicht ausgeführt.
H. Die Nebengebäude.
Das Schloß hat immer einige Nebengebäude gehabt. Einige derselben sind ohne Bedeutung, wie das Waschhaus,
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Schlachthaus mit Rauchkammer, Torfscheure, u. s. w., andere haben für die Culturgeschichte einiges Interesse. Von diesen sagt der Pastor G. Westphalen ( † 1728) in seiner handschriftlichen Chronik von Schwerin, Cap. VII, §. 6: "Unter "den An= und Neben=Gebäuen (des Schlosses) gehören die "Schloß=Apotheke, die Müntze, das Laboratorium in chym. Sachen, das Comödien= und Gewächshaus, der Pulverthurm und endlich die corps de guarde ". Einige von diesen Gebäuden lassen sich noch einigermaßen nachweisen:
1) Das Komödien= und Gewächshaus (H. 1.). Als unter dem Herzoge Friederich Wilhelm I., ungefähr von 1702 bis 1712, die Schauspielkunst bevorzügt ward 1 ) und nachdem schon am Ende des 17. Jahrhunderts mehrere kleinere Gewächshäuser angelegt waren, ward auch am Schlosse ein Orangerie=Haus gebauet und ein Komödienhaus oder Komödiensaal damit in Verbindung gesetzt. Es lag dicht am Schlosse, "grade gegen Südwest", der Hinterbrücke gegenüber, also dort, wo noch heute Wohngebäude zwischen den beiden Basteien, dem Schloßgarten gegenüber, hineingebauet sind; an diese Stelle ist auch in einem gleichzeitigen Grundrisse des Schlosses die Orangerie eingetragen. Das Orangeriehaus ward, im J. 1708 bis 1710, zum Theile aus den Materialien der abgebrochenen Küchenmeisterei zu Kraak 2 ), neu aufgeführt und hatte ein plattes, eisernes Dach. Bald nach der Vollendung des Gebäudes ward auch ein Komödienhaus in demselben eingerichtet; beide lagen unter demselben (eisernen) Dache. Nachdem kurz vor dem Tode des Herzogs Friederich Wilhelm die (französische) Hofschauspielertruppe aufgelöset war, verfiel das "Gewächs= und Komödien=Haus 3 ) und um das Gebäude zu retten, ward die Orangerie im J. 1718 in das Manufacturhaus auf der Neustadt versetzt, wo sie denn in den folgenden stürmischen Zeiten bald unterging; das Orangerie=Gebäude ward zu Wohnungen aptirt, wie es noch jetzt steht und theilweise erst im J. 1838 durchgebauet ist.
2) Das Laboratorium stand ebenfalls an der "Hinterbrücke" (vielleicht bei H. 2.). Im J. 1720 drohete es den "täglichen Niederfall".
3) Die Münze 4 ) stand im J. 1695, nachdem die Officin
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in diesem Jahre von Dömitz nach Schwerin versetzt war 1 ), am "Wasser", d. i. am großen See, und war mit Pallisaden umgeben. Nach einem Grundrisse vom Schlosse aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts stand sie an der Wallmauer des Schlosses, rechts vom Aufgange zur sogenannten Damentreppe (H. 3.), zwischen dieser und der jetzigen Wohnung des Ober=Kastellans (H. 4.). Als der Herzog Christian Ludwig im J. 1750 die Münze zu Schwerin wieder herstellte, ließ er sie auf dem "Schlosse in der Befestigungs=Mauer nach der Garten
"Seite gegen Süden" 2 ), bei H. 2, anlegen, wo die Münze vollständig blieb, bis im J. 1759 auf der Neustadt in dem ehemaligen Sturmschen Hause, dem jetzigen Münzgebäude, ein Walzwerk für die Schloßmünze eingerichtet ward 3 ), welches nach und nach die ganze Münze in sich aufnahm und der Münzstraße den Namen gab; im J. 1778 war die Münze schon vollständig in der Münzstraße 4 ).
4) Die Schloßapotheke ward noch im J. 1717 ausgebauet. Sie war, mit einer Destillirstube, von dem Herzoge Johann Albrecht I. im J. 1553 in dessen neuem Gebäude auf dem Schlosse eingerichtet und lag, nach dem erwähnten Grundrisse, am Schlosse vor dem großen See neben der Münze, weiter rechts von dem Aufgange zur Damentreppe, dort wo jetzt des Ober=Kastellans Wohnung steht, bei H. 4.
5) Die Badstube (H. 5.) war ebenfalls vom Herzoge Johann Albrecht I. eingerichtet und war auf dem Walle neben der Bleikammer hinter der Küche am südlichen Ende des großen langen Gebäudes angebauet. Sie enthielt: im Vorgemache ein Ankleide= oder Ruhezimmer, im zweiten Zimmer ein Schwitzbad und Wasserbad, im dritten Zimmer ein "Wildbad" (Mineralbad) und im Vorgange ein Laboratorium zum Bereiten gebrannter Wasser. Nachdem, wie es scheint, diese Anstalt etwas verfallen und eine mangelhaftere am Wasser eingerichtet war, ward im J. 1716 wieder eine Badstube in dem alten, dazu bestimmten Gebäude "neben der Bleikammer" eingerichtet. In den neuern Zeiten bis auf den heutigen Tag beherbergt dieses Gebäude die Hof=Conditorei.
Die Befestigung 5 ) des Schlosses ist zur Zeit des Herzogs Johann Albrecht von dem Baumeister Francesco
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a Bornau, unter Beirath des kurfürstlich=brandenburgischen Baumeisters Francesco Chiaramello, im J. 1557 1 ) und den folgenden Jahren, zugleich mit der Festung Dömitz, angelegt und von dem meklenburgischen Maurermeister, nachmaligen Baumeister Christoph Haubitz ausgeführt; von dieser alten Befestigung steht noch, der Grundlage nach, der hintere Theil, dem Schloßgarten und dem See gegenüber, wenn auch hin und wieder Renovationen vorgenommen sind. Der vordere, nördliche Theil der Befestigungsmauern ist kurz vor dem J. 1647 unter dem Herzoge Adolph Friederich, mit Veränderung der Richtung der Auffahrt, neu aufgebauet.
Aus dieser Darstellung geht hervor, daß die jetzigen Gebäude des Schlosses zu Schwerin nicht über das 16. Jahrhundert hinausreichen, vielmehr wohl alle innerhalb dieses Jahrhunderts, oder doch sicher zwischen 1480 und 1580, aufgeführt sind; die Hauptbauten wurden von den Herzogen Magnus II. (1477 - 1503), Heinrich V. dem Friedfertigen (1503 - 1552), Johann Albrecht I. (1552 - 1576) und Adolph Friederich I. (1608 - 1658) unternommen. Das Meiste für das Schloß that der Herzog Johann Albrecht I., und der Ausspruch des Andreas Mylius hat seine Richtigkeit, wenn er sagt, daß meist unter diesem Fürsten die Häuser auf dem Schlosse zu Schwerin gebauet und verfertigt seien. Die unter dem Herzoge Adolph Friederich I. entworfenen Ideen und durch dessen Baumeister Piloot angefangenen Restaurationen bleiben für künftige Veränderungen allerdings von großer Wichtigkeit.
Der Burggeist Petermännchen.
Seit Menschengedenken und länger ist in Meklenburg die Sage von dem schweriner Burggeiste, Petermännchen genannt, allgemein bekannt, - die Sage von einem gutmüthigen Zwerge, der wachsam umhergeht, still, freundlich und beobachtend den Menschenkindern erscheint und nur den Unfreundlichen schreckt
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und zur Besserung straft, den Sorglosen neckt. Die häufigen Erzählungen von seinem Erscheinen sind alle ziemlich ähnlich und gleichen dem hier mitgetheilten Verhöre, welches die älteste schriftliche und ausführliche Nachricht von dem viel besprochenen Burggeiste zu sein scheint. Diese Nachricht kam im vorigen Jahrhundert mit andern fürstlichen Papieren aus den herzoglichen Wohnzimmern auf dem Schlosse zu Schwerin ins Archiv.
von dem sich ehedem in dem hochfürstlichen Schloße zu Schwerin öfters sehen laßenden sogenandten Kleinen Mängen, wie es der seel. Daniel Gardemin, gewesener Cammer=Laquay bey des hochseel. Herrn Herzoges Friederich Wilhelm hochfürstl. Durchlaucht gar ofte an seine Frau, die jetzige Witwe Castellanin
Gardeminen hieselbst erzehlet.
Eß were nemblich solche positur nur gantz Klein gewest, älterlich, mit Runtzeln, aber nicht fürchterlich von Angesichte, einen etwas langen, weißen, spitzen, fast biß auf die Brust hangenden Bahrt, kurtze, graue, krause Haare, ein Calotgen auf dem Kopfe, und ein Krägelgen umb den Halß, einen langen bis auf die Füße hangenden schwartzen Rock mit gantz engen Ermeln, forne eines guten finger breits mit weiß aufgeschlagen, etwas große und forne breite Schue anhabend. Dieses Mängen were gedachter Gardemin so gewohnt und dreiste geworden, daß er es öfters auf einer gewissen Windel=Treppe (so sich oben auf der seite befunden, wo der Gottsel. Durchl. Hertzog logiert gewest), in welchen Öffnungen umb der Treppe her es so eben hette stehen Können, mit dem Lichte nahe ins Gesichte geleuchtet, wobey es gantz stille gestanden, gar offte vor und neben ihm gegangen, auch einstmahls wie er seinen Durchl. Herrn des Abends späte über die Gallerie geleuchtet, Höchstderselbe gesaget: "Daniel, mich werden die Haare am Kopfe kriechend und mich schaudert so". "Ja, Gnädigster Herr", were seine Antwort gewest, "sehen Sie nicht, was Wir vor Gesellschafft bey unß haben?" Worauf dieselbe ihm schweigen heißen und gesaget, Sie sehen nichts. Es hatte sich meistens auf dem Gange und der Seite, wo die Cleyder=Cammer gewest, befunden, auch hette er solchen einige mahl aus einer gewißen Cammer, welche sich auf den Gange, wen man in dem Gebäude die breite Treppe aufsteiget, und obgleich fenster darin, dennoch sehr finster ist,
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und anitzo der Castellanin Meynung nach, einige Mädgens darin wohnen, können sehen. Einstmahls were er, der Gardemin, nebst einem Pagen, deßen Nahme entfallen, zu bette gangen, welcher deßfallß bey ihm geschlaffen, weil Ihr Herr zeitig außwollen, hetten eine Keule vom Lämmerbrathen zum Frühstück auf dem Tische liegen gehabt, und beyde mit offenen Augen gesehen, wie das Mängen gekommen, nach dem Brathen gegriffen, und unter großen Gelächter damit fortgelauffen, hetten auch des andern Morgens, allem suchen ohngeachtet, nichtes davon wieder gefunden. Reden oder Antworten hette er ihn niemahlen hören; wen er aber durch schelt= und Fluchworte sey angegriffen, were des Nachts ein solches gepolter über Ihre Cammer gewest, daß keiner kein Auge hette zuthun können. Nachdem were oftgedachter Gardemin einsmahls des Abends mit der Abschenke außen Keller kommen, und dieses positürgen immer kurtz und langsam vor ihm hergegangen; weil ihm nun eben was wiederliches arriviret, daß der Kopf nicht recht gestanden, hette er aus Unmuth gesaget: Du Kröte gehe aus dem Wege, oder ich nehme die Flasche und schlage dich auf den Kopf, du solt diß oder das werden! Worauf er eine solche derbe Ohrfeige zum recompens bekommen, daß er über eine halbe Stunde ohne empfindung gelegen, biß ihn andere gefunden, mit Eßig bestrichen und so weg gebracht, da sein Kopf den einige Tage darauf noch mahl so dicke wie ordinair gewest. Weil ihm nun mit raison were bedeutet, nicht so brutal mit diesen Ehrbaren Mängen umbzugehen, hette Er auch nachhero mehr respect gebrauchet, und soviel alß nur immer möglich seine Gesellschaft evitiret und ihm aus den Wege gegangen.
Hanß Christopf Dankward, Fürstl. Sahl=Knecht hieselbst, Verzehlete und versicherte mir Gestern gantz feste, offt erwehntes Mängen Zu denen Zeiten einmahl gesehen zu haben; sein bey sich ha bender Mops, were solchen eher alß Er gewahr worden; Er hette vorm rothen Gemach am Camin in vorbeschriebener Kleydung gestanden. Weil er sich nun gefürchtet und ihm überdem die Sprache schwer würde, hette er nicht fragen mögen, wer er were, oder was er wolte? sondern were wieder hingangen, wo er herkommen.
Bützow den 12ten Novembris 1747.
And. Br. Heymann.
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G adebusch ist seit den frühesten Zeiten der meklenburgischen Geschichte wohl ununterbrochen abwechselnd Residenz und Nebenresidenz der Fürsten und Herzoge von Meklenburg, ja vielleicht die älteste städtische Residenz derselben gewesen bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts. Alle alten Bauten bis zu dieser Zeit sind jedoch spurlos verschwunden. Dagegen steht in einer angenehmen sanften Landschaft auf einer durch Natur und Kunst erhöheten und umwalleten Terrasse zwischen der Stadt und dem Flüßchen Radegast ein mächtiges Gebäude, welches der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts seinen Ursprung verdankt und mit den Schlössern Wismar und Schwerin demselben besondern Baustyl angehört, also schon deshalb noch heute eine gewisse architektonische Bedeutsamkeit hat.
Nachdem der Herzog Christoph von Meklenburg im J. 1569 nach vielen Leiden und Opfern von dem erzbischöflichen Stuhle Lieflands gestiegen war 1 ), kehrte er wieder nach seinem Vaterlande zurück und erhielt hier (27. Jan. 1570), nachdem er von seinem Bisthum Ratzeburg Besitz genommen hatte, zu seinem bessern Auskommen die Aemter Gadebusch und Tempzin. Mit gebildetem Geiste und mildem Sinne 2 ) wandte er sich auf seinen Gütern wissenschaftlichen und künstlerischen Beschäftigungen zu 3 ). Eine dieser Beschäftigungen war die Erbauung des Schlosses zu Gadebusch, das noch jetzt in seinem Aeußern vollkommen erhalten ist und als Amtshaus benutzt wird.
Der Bau ward schon im J. 1570 begonnen und im J. 1571 vollendet. Es fehlt auch über diesen Bau fast ganz an Acten. Das einzige Actenstück ist ein Contract des Herzogs
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Christoph mit dem Maurermeister Christoph Haubitz vom 2. April 1571:
"Als nemlich ehr Unß inwendich sechs Monats frist Vnser zu Gadebusch angelegt steinern Haus dreier gemecher hoch, sowoll die Kuchen vnd backhauß von steinen fertigen solle vnd wolle".
In den Inventarien von 1597 bis 1610 wird das Haus beständig das
"Neu gemauerte Haus drei gemecher hoch"
genannt.
Der Bau stammt also ohne Zweifel von Christoph Haubitz, welcher seit dem J. 1549 unter dem Herzoge Johann Albrecht I. als Maurermeister diente und nach dem Abgange der Baumeister Brüder Parr (1572) desselben Baumeister ward 1 ). Haubitzens Jugend fällt in die Zeit, wo der Fürstenhof zu Wismar mit den Verzierungen aus gebranntem Thon aufgeführt ward, und daher läßt es sich erklären, daß noch im J. 1571 dieser Styl sich im Schlosse zu Gadebusch wiederholte 2 ). - Nach dem Tode des Herzogs Johann Albrecht ward Christoph Haubitz Baumeister des Herzogs Christoph und kommt als solcher noch im J. 1584 vor.
In den Jahren 1590 und 1591 lebte "des Herzogs
"Christoph Baumeister Bartholomäus Gories zu Gadebusch", der noch für Bezahlung von Schloßbaurechnungen zu sorgen hatte. - Den Wall ließ der Herzog vom Wallsetzer Hans von Kassel neu aufführen; zu diesem Walle hatten einige Bürger "hinter der Vestung" Scheuren und andere Gebäude abbrechen müssen. "Lusts halber" ließ der Herzog den Wall mit Wein bepflanzen, wie es der Herzog Ulrich auf dem Walle zu Güstrow gethan hatte. Außer einer neuen Küche und einem neuen Backhause ward für den Fürsten auch ein "Diestelier=Gemach" in einem eigenen Gebäude eingerichtet, um hier alchymistische Versuche anzustellen.
Bald nach Vollendung des Schlosses vermählte sich der Herzog (27. October 1573) mit der dänischen Prinzessin Dorothea, welcher er die Aemter Gadebusch und
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Tempzin zum Leibgedinge verschrieb. Nach dem Tode dieser Fürstin (am 11. Novbr. 1575) schloß der Fürst eine zweite Ehe mit des Königs Gustav I. von Schweden Tochter Elisabeth (14. Mai 1581), welche dieselben Aemter zum Leibgedinge 1 ) erhielt. Als der Herzog am 3. März 1592 starb und seine nachbleibende Gemahlin ( † 20. Novbr. 1597) mit ihrer Tochter nach Schweden ging, fielen die Aemter wieder an das meklenburgische Fürstenhaus zurück. Die nach dem Tode dieser Fürstin und bei der bald darauf erfolgenden Landestheilung wiederholt aufgenommenen Inventarien (aus dem Zeitraum von 1597 bis 1610) sind die vorzüglichsten Quellen für die Geschichte des Schlosses zu Gadebusch.
Das Schloß zu Gadebusch ist das dritte in der Reihe derjenigen Schlösser Meklenburgs aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, welche in einem eigenthümlichen Styl mit Ornamenten aus gebranntem Thon verziert sind. Das Schloß zu Wismar hat unter denselben eine vollkommene architektonische Einheit; das Schloß zu Schwerin ist in den verzierten Theilen mit den thönernen Ornamenten vom Bau zu Wismar nur mehr aufgeputzt; nach dem Muster des schweriner Schlosses, durch einen alten Baumeister, in dem noch der Geist dieses Styls wohnte, ist das gadebuscher Schloß aufgebauet, wenn auch mit etwas mehr Geschmack, da es, wie das wismarsche, ein Längsgebäude ist, während das schweriner Schloß aus Giebelhäusern besteht, zu dem in den Giebeln die viereckigen Thonstücke nicht recht passen wollen.
Das Schloß zu Gadebusch ist ein Oblongum von bedeutender Länge und in drei Stockwerken massiv aufgebauet. Zwischen dem ersten und zweiten, und zwischen dem zweiten und dritten Stock laufen Gesimse von denselben thönernen Medaillons mit den fürstlichen Brustbildern, wie sie am wismarschen Schlosse zwischen dem zweiten und dritten Stock stehen und auch am schweriner Schlosse häufig vorkommen; jedoch fehlen hier, wie zu Wismar, die Medaillons mit den antiken Brustbildern und Thiergestalten, wie sie zu Schwerin häufig vorkommen. Die Fenster sind durch senkrechte Leisten aus Thonverzierungen, jedoch ebenfalls, wie zu Schwerin, nicht in regelmäßigen Entfernungen, geschieden; diese bestehen aus den ursprünglich zu Fenster= und Thürornamenten bestimmten Verzierungen. Mit denselben Verzierungen und mit kleinen Medaillons ist der westliche Giebel stadtwärts geschmückt. Auf
2) Vgl. v. Rudloff III, 2, S. 67 und v. Lützow III, S. 134. [Anm. Fußnote 2 wurde im Text nicht angegeben]
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dem Hofe am Ende des Gebäudes nach der Auffahrt hin ist ein viereckiges, gewölbtes Treppenhaus (Windelstein) angebauet, der einzige Eingang zum Schlosse. Die Formen der Verzierungen am Hauptgebäude sind den Schlössern zu Wismar und Schwerin entnommen; das Portal zum Windelstein hat aber mehrere eigenthümliche Verzierungen aus gebranntem Thon. Es fehlen hier durchaus Wappen und Inschriften, kurz alle directen historischen Zeugnisse; dagegen sind über dem Portale drei Reliefs aus Thon angebracht, den Sündenfall, die Kreuzigung und die Erlösung darstellend. - An der Hinterseite sind nach beiden Enden hin im Styl des Gebäudes zwei Secrete angebauet; diese finden sich sonst an den alten Schlössern nicht.
Im Innern ist, mit Ausnahme einiger Thürverzierungen an den Hauptthüren, alles modernisirt und durchgebauet. Nach den Inventarien hatte:
"Auffem Hause vnd binnen Walles, Das neu gemeurte Haus, drei gemecher hoch,"
folgende Einrichtung.
Unter dem Hause war ein gewölbter Keller 1 ).
Am Ende des Hauptgebäudes stand ein massiver gewölbter Windelstein mit einer Windeltreppe.
Im ersten Stock war ein Vorgemach mit drei Thüren: zum Eingange, zum Secret und zum großen Saale, alle mit thönernen Ornamenten verziert.
Dann folgte der lange große Saal ohne Zwischenwände im Innern des Gebäudes, mit 16 Fach Fenstern, welche nach beiden Seiten hinaus gingen, mit drei messingenen Kronen, mit einem Schenktisch und einem Trompeterstuhl. Hier hingen 8 Bilder, wahrscheinlich fürstlicher Personen, und die " Feldreuterfahne, so Herzog Christoffer in Leiflandt führen laßen".
Im zweiten Stock waren die Zimmer der Herzogin: zuerst ein Vorgemach, dann der Herzogin Ge=
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mach mit vielen Bildern auf Leinwand und Kupfer und der Herzogin Schlafkammer, ebenfalls mit Bildern in Rahmen.
Im dritten Stock waren die Zimmer der Prinzessin (des "Fräuleins") Margarethe Elisabeth und der Hofdamen, ursprünglich die Zimmer des Herzogs Christoph. Hier war: ein Vorgemach, des Fräuleins Gemach, dabei neben einer Küche ein Badestübchen, zu welchem eine Treppe von der Herzogin Schlafkammer aus dem zweiten Stock hinaufführte, des Fräuleins Kammer und der Frauenzimmer (Hofdamen) Stube und Kammer, zu welchen Gemächern ebenfalls eine Treppe von der Herzogin Gemächern hinaufführte.
Im Giebel auf dem Boden war der "Altfrauen Kammer".
Zur größern Beglaubigung vorstehender Angaben und zur klarern Einsicht in alte Einrichtungen wird eine Beschreibung aller alten Schloßgebäude, wie sie noch im 17. Jahrhundert standen, von Interesse sein.
Im Aufgange stand ein Pforthaus mit einem Ziegeldache ("doppeltem Flumdach") und zwei Schornsteinen, mit einer gewölbten Auffahrt, mit zwei Giebeln, nach außen und nach dem Schloßhofe hin; in diesem Pforthause war über dem Gewölbe die Canzlei, bestehend aus Canzleistube, Kammer, Vorgemach und zwei Gängen.
An jeder Seite des Pforthauses stand ein runder Zwinger, von Grund auf gemauert, mit einem spitzigen Ziegeldache. In jedem Zwinger war oben ein Gemach, zu welchem man von dem Vorgemache der Canzlei gelangte. In dem einen Zwinger war unten des Pförtners Wohnung.
Vor dem Pforthause war eine Brücke und eine Zugbrücke. Nach dem Schloßplatze hin, mehr aufwärts, war noch ein "Thor vorm Hause oder Platze" mit zwei Flügeln.
Rechts vom Pforthause stand auf dem Platze in gleicher Richtung mit dem noch stehenden neuen Gebäude, dort wo jetzt die Wirthschaftsgebäude stehen, das alte fürstliche Haus, 4 Stockwerk hoch, die zwei untern massiv, die zwei obern in Holz gemauert, mit Ziegeldach (von doppelten "Hohldachsteinen") und wahrscheinlich mit Giebeln, da das neue Schloß im Gegensatze der übrigen Gebäude ein Queergebäude genannt wird. Im ersten Stock war die gewölbte Hofkapelle, im zweiten Stock Herren=Gemächer, im dritten Stock der kleine Saal mit Tischen, hölzernen Bänken an den Wänden, hölzernen Stühlen, einer messingenen Krone und Bildern an
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den Wänden, im vierten Stock Wohnungen für das Hofgesinde.
Zwischen diesem alten und dem neuen Hause stand ein kleineres Gebäude 1 ), in Verbindung mit dem alten Hause, unten massiv, oben in Holzwerk gemauert; im ersten Stock war die Hofstube, welche in alten Schlössern im ersten Stock nie fehlt.
Dann folgte in gleicher Flucht das noch stehende, oben beschriebene neue Schloß, zunächst dem Windelstein vor der Hofstube.
Hiemit hörte die Reihe der fürstlichen Wohnungen auf.
Im rechten Winkel daran lag stadtwärts das Queerhaus, zwei Stockwerke hoch, mit Bretterdach; um das Dach war ein Gang mit gedreheten Pfosten und mit zwei geschnitzten Bogen; zu dem Gange führten zwei Treppen. In diesem Hause war "weilandt Hertzogk Christoff Diestelier="Gemach"; darin stand ein Heerd mit einem Schornstein mit mehrern Ausmündungen, eine kupferne Pfanne und eine eiserne Münzpresse mit Zubehör, welche vom Herzoge Christoph wohl als pharmaceutische Presse benutzt ward.
Den Schloßgebäuden gegenüber an der andern Seite des Hofes, wo jetzt der Eingang zum Garten ist, standen die Wirthschaftsgebäude: zuerst stadtwärts das Brauhaus und daneben in der Ecke zwischen demselben und dem Queerhause ein Brunnen, den 1546 Herzog Albrecht graben ließ; dann feldwärts: die Küche, die alte Küchenmeisterei, die neue Küchenmeisterei und das Backhaus, alle massiv und ein Stockwerk hoch.
In der Mitte des Platzes vor dem jetzigen Schlosse stand ein massiver großer, hoher, runder Thurm, oben ein Gemach hoch in Holzwerk aufgemauert und hier mit einem Umgange mit einer Gallerie; auf dem Thurme stand ein spitziges Dach mit Blech gedeckt, mit zwei Erkern, in deren einem die Uhr mit Zifferblatt war; die Schlageglocken hingen in der Spitze des Daches. In dem obern Theile von Fachwerk war eine Thürmerwohnung. In dem massiven Theile waren drei Gewölbe übereinander über der Erde und ein Gewölbe unter der Erde; letzteres war ein Gefängniß (Burgverließ); in den beiden folgenden Gewölben stand Geschütz, im
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vierten Gewölbe war das Obergefängniß; zu diesem obenstehenden Gefängniß ging auswendig eine hohe Treppe 1 ).
Früher ging um das Schloß auch eine Mauer, welche bei dem Brunnen stand, noch 1546. Um das Schloß war ein Wall; an diesem stand stadtwärts noch ein massiver runder Zwinger, mit einem hölzernen Mannesbilde auf dem spitzen Dach, und durch den Wall ging ein Gewölbe zu diesem Zwinger.
Wo noch jetzt der Garten ist, war der "Lustgarten auffm
"Hause" mit einem Lusthäuschen, vier Stockwerk hoch, mit einem spitzen Dach mit Spänen gedeckt; dieses Haus war aus gedreheten Pfosten mit vielen Fenstern und einem Umgange, und im Mitteltheile waren der "Herren und Hofjunker" Wappen gemalt.
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Nr. 1.
Contract der Herzoge Heinrich und Albrecht von Meklenburg mit dem Maurermeister Ertmar Boeth über die Erbauung des fürstlichen Hofes zu Wismar.
D. d. Wismar 1512. März 26.
Nach dem Originale im Großherzogl. Geh. u. Haupt=Archive zu Schwerin.
Wy Hinrick vnnd Albrecht gebruder vonn gots
gnadenn Hertogen to Meckelnborch, Forstenn to
Wenden, Greuen to Swerin,
.
. Bekennen, dat wy vnnszen leuen
getruwenn Ertmar Boeth vor vnnszen murer tor
Wiszmar an vnszem nien angefangen Husze to
arbeiden nafolgennder wysze bestellenn hebben
laten, alszo dat hie die beiden mueren an
sulfftigem husze noch einer stegeringe
1
) hoch
vorhogenn vnnd beide geuele daran muren, die
hauedornze
2
), so darin gemaket
werth, geweluen, die sulue inwendich vnnd dat
hus bauen ok inwendich denneken
3
) scholle, dargegenn
wy eme twehundert gude marck, daruon hie sine
knechte suluest vorszolden scholle, vnnd
darneuen emhe vnnd sinen knechten fryge kost to
geuen vnnd vorszorgen to laten, versproken vnnd
togeseggt hebben, die wy eme also in maten, wo
vorberurt, verreken to laten versprekenn vnnd
toseggen mit orkunde dusszes breues, die
getwefechtigt
4
) vtheinander
gesneden vnnd mit vnszem to Ruge
5
)
vpgedruckeden pitzir verszegelt vnd geuen is in
vnser stat Wismar am Frydage anuntiationis Marie
6
) anno dni
.
. duodecimo.
Auf der Rückseite steht neben dem
fürstlichen Siegel die Registratur: ertmer
bot bestallung als einen maurmeister des
Neuenhauses zur Wismar Anno
. 12.
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Nr. 2.
Conctract der Herzoge Heinrich und Albrecht von Meklenburg mit dem Maurermeister Andreas Techel über die Erbauung einer Capelle auf dem Schlosse zu Schwerin.
D. d. Schwerin 1515. Nov. 12.
Nach dem Originale im Großherzogl. Geh. u. Haupt=Archive zu Schwerin.
Tho wetenn dat wy Hinrick vnnd Albrecht gebruder
van godds gnaden Hertogen tho Mekelnborg,
Fursten to Wenden,
.
. vnns mit vnnszem lieuen
beszundern Andreszen Techel Mhurmeystern up
huten datum eines gebuwes haluen voreinigt vnnd
vordragen hebben, wo nhafolget, alszo dat hie
vnns in vnnszer borch tho Swerin eine nyge kerke
mit viff pilern, twe geweluen auer ander, twen
gengen einen auer den andern an einer syden,
twen geueln, eine Sacristien vnder vnnd bauen
geweluet, vnnd die Mhuren sostein vothe hogher,
als die Mhuren, die an der itzigen Capellen
sint, vptehn, vnnd in die Capellen vier altaria
mhuren vnnd diesulue Capellen decken, dar gegenn
wy emhe twehundert gulden vnnd twe kleyder geuen
schollen vnnd wyllen, als wy emhe solcke twe
hundert gulden vnnd twe hoffkleyder tho geuen
verspreken vnnd thoseggen, doch dat gemelter
Meister Andreas alle Mhur= und Pleges=Knechte,
die hie tho solcker arbeyt gebruket, den wy eten
vnnd drinken auer solcker arbeit vorsehn laten
wyllen, van solcken twen hundert gulden belonhen
vnnd sick in schirstuolgenden osterfeyrdagen by
solck arbeit vorfugen scholle, alles in Crafft
diszes brieffs, die getwefechtigt mit vnsem tho
Rugge upgedruckten pitzer vorsigelt in vnszer
Cantzeley vnnd den andern gemeltem Meister
andreszen vorreket vnnd gegeuen is tho Swerin am
Mandage nha Martini Anno
.
. XVto.
Nach dem Originale mit dem auf der Rückseite aufgedruckten Siegel des Herzogs Heinrich.
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Nr. 3.
Contract des Herzogs Ulrich von Meklenburg mit dem Baumeister Franz Parr über die Auferbauung des abgebrannten Schlosses zu Güstrow.
D. d. Güstrow 1558. Febr. 9.
Nach dem Originale im Großherzogl. Geh. u. Haupt=Archive zu Schwerin.
Kunt vnnd wissentlich sey, das der
Durchlauchtiger Hochgeborner Furst und Her, Her
Vlrich Hertzogk zu Meckelnnburgk, Furst zu
Wendenn
.
. vnnser gnediger Furst vnnd Her,
auff heute dato mit dem Bouwmeisternn Frantzenn
Parren wegen wider erbauwung S. f. g.
abgebrandtenn Hauses zu Gustrouw dermassenn
vbereinkommen vnnd vortragen, das S. f. g. will
gemeltem Frantzenn Parren inn erbauwung
desselben Hauses, szo viell die schlichte mheur
betrifft, jedere drei gewonnliche Gustrouwische
ellen lang vnnd breit vnnd ein stein dicke zu
meuren alwege sechs lubesche schilling, vnd
dartzu alle wochen zwei scheffel rogkenn vnnd
anderthalben scheffel gersten gebenn vnd
entrichtenn, auch inen denselben meister auffm
Hause alletage zu geburender maltzeit mit
notturfftigem mahll vnnd seinen klepfer mit
futter versorgenn, ime auch zur furderung seiner
Arbeit teglich sechs hanndtreicher haltenn, vnnd
alle notturfft, so er zum gebeuw ahnn stein,
kalch oder sonsten bedarfft, zur Hanndt
schaffenn, jedoch vonn den alten steinenn denn
kalch durch S. f. g. leuthe abschlagen vnnd
reinigen vnnd die grunden nach aller notturfft
bereumenn lassenn, Darjegenn sich gemelter
Meister Frantz Par vorpflichtet vnnd
vorsprochen, solchenn gebew vnnd arbeith nach
seinen hochstenn vnnd eussersten vermugenn vnnd
bestenn verstande obtzusein vnd dasselbig
vleissig vnnd getrewlich zu furdern, wie er
solchs bei jedermenniglich zur pilligkeit soll
vnnd will voranthwurtenn, auch seine
meurergesellen vnnd handtreicher von dem seinen
mit kost vnd besoldung die Zeit ober zu sorgenn
vnnd zu unterhaltenn. Was aber die gewelbe vnd
andere kunstliche arbeidt, so zu diesem
furstlichen gebeuw sollen gethan werden,
belangt, wollenn S. f. g. sich mit gemeltem
Bawmeister alsdann, wann die angefangenn vnnd
ins wergk gestellet werdenn, auch mit ime
gnediglichen vorgleichenn vnnd vortragenn. Zu
Vrkund sein dieser schriffte zwei gleichs lauts
mit S. f. g. vnd vielgemelts Frantzen Parrenn
aufgedruckten pitschiern vorsiegelt, derer einer
bei S. f. g. die
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ander bei demselben Frantz Parren in vorwarung.
Actum Gustrow Midtwochens den IX Februarii Anno
. LVIII.
Nr. 4.
Contract des Baumeisters Johann Baptista Parr mit den Maurermeistern Sebastian Lismann und Nicolaus Scholz über die Aufführung von vier Gewölben im Schlosse zu Schwerin.
D. d. Schwerin 1571. Sept. 23.
Nach dem Originale im Großherzogl. Geh. u. Haupt=Archive zu Schwerin.
Vorzeichnis was Ich Johan Baptista par aus
beuelich M. G. F. vnd hern, als nemlich das Ich
mich heute dato mitt den beiden meistern Bastian
Lisman vnd Claus scholtz alhir zu schwerin
wonhafftig der vier gewelben halben, so f. f. g.
vber der andern neuen geschnitten gewelben Im
schlos schwerin geschlossen werden sollen
.
., vorglichen vnd vortragen habe,
Das sie die 4 gewelwen aufs treuelichest vnd
standthafftigest machen vnd schlissen solten,
wie sich den das gebueret, auch Ihnnwendig fein
schlecht ausgethunichet vnd weis gemacht, bis
eronter gleich dem pflaster; sie sollen auch ein
gesims hunter dem gewelbe errumber ziehen, wie
die hintterste gewelbe sein. Die Thuerren aber
sollen gar schlecht sein, dan der schnittcher
sol hultzene thuern darfur machen. Vnd vor
solche Arbeit habe Ich Ihnen von m. g. f. vnd
hern wegen dreissigk taller zugesagt zu geben
vnd alle tage 6 personen, die Inen handtreichen
thuen
.
. Als getreullich vnd vngefer mit
meiner Eigen handt geschriben vnd mit meinem
pittschafft vorferttiget. geschen vnd geben zu
schwerin den drey vnd zwantzigesten Septtembri
Anno
.
. 71.
Nr. 5.
Contract des Herzogs Johann Albrecht von Meklenburg mit dem Baumeister Christoph Parr über die Erbauung des fürstlichen Stuhls im Dome zu Schwerin.
D. d. Schwerin 1572. April 21.
Nach dem Originale im Großherzogl. Geh. u. Haupt=Archive zu Schwerin.
Kund vnd offenbar sey idermenniglich, Als zwischen dem durchlauchtigen hochgebornen fürsten vnd Hern, Hern Johans
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Albrechten, Hertzogen zu Mekelburg
.
., an einem, vnd Christoffer Parn
bawmeistern am andern thail, ein geding vnd
bawvertrag, belangend einen fürstlichen Stuell,
welcher in der Thumbkirchen zu Schwerin gegen
dem Predigstuel vber zwischen vier pfeiler soll
gebawet werden, vorgefallen, Das solcher auf
nachfolgende weise mit seinen angehengten
Conditionen vorglichen vnd beschlossen ist
worden, Als nemlich, das gemelter bawmeister
Christoffer Parr denselbigen fürstlichen Stuel
zwischen die vier pfeiler oder seulen einfassen
vnd auf ein fest, zierlich gewelb setzen soll,
das auch solcher Stuel gegen dem Predigstuel so
weit herfür gehen soll, das das gesichte die
Kirche hinlang auf vnd ab vnverhindert gehen
mag. Es soll auch dieser fürstlicher Stuel zum
zirlichsten mit seulen, Compartimenten vnd
historien außgeschnitten vnd formirt werden, wie
solches an einem fürstlichen Stuel zum besten
vnd schönsten sich gebüret, Oben sol ehr mit
einer schönen decken beschlossen werden, vnd sol
einen artigen Camin haben, welcher mit einer
subtilen fewermauer an einem pfeiler hinauf vnd
zum dach hinaus gefüret werden soll. Diß alles
soll gemelter bawmeister mit seinen gesellen vnd
gehülffen in bester vnd bestendigster form
machen, die einem solchen fürstlichen
Kirchenstuel vnd gemach woll anstehet vnd
gebüret. Dagegen will hochermelter Hertzog
Johans Albrecht Alabaster, Zigelsteine, kalck
vnd andere darzu notwendige materien zur gnüge
vnd zum fürderlichsten vorschaffen vnd die
treppen durch einen zimmerman hienauf bawen vnd
oben vber den Stuell die balcken, so viel
derselben zu der decken nötig, legen lassen. Es
will auch seine fürstliche gnade vielgemeltem
bawmeister zu seiner belohnung für die gantze
arbeit zur genüge vnd ohne verzug zweihundert
thaler an gelde vnd ein drömpt Roggen betzalen
vnd geben lassen. Alles one gefehr. Zu mehrer
verkundt der warhaidt seindt dieser
vertragszettel zwene eines lauts aufgerichtet,
einer aus dem andern geschnitten mit A. B. C. D.
verzaichnet vnd idem thaill einer zu gestalt
worden. Geschehen vnd gegeben zu Schwerin den 21
Aprilis, Anno
.
. 72.
Auf Papier, nicht unterschrieben und besiegelt, jedoch am untern Ende durch die Buchstaben A. B. C. D. in Schlangenlinie ausgeschnitten.
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Nr. 6.
Quittung des Baumeisters Christoph Parr über die Auszahlung der letzten Gelder für die Erbauung des fürstlichen Stuhls im Dome zu Schwerin.
D. d. Schwerin 1573. Nov. 10.
Nach dem Originale im Großherzogl. Geh. u. Haupt=Archive zu Schwerin.
Ich Christoffer Pahrr Baumeister beken mit dieser Handschrifft, das ich von wegen meines gnedigen fursten vnd hern, hern Joan Albrecht hertzogen zu Meckelnburgk von dem Achtbarn vnd Erbarn Jochim Plessen, fürstlichen Meckelnburgischen kammer=Secretario den letzten Rest, so mir sein f. g. von dem fürstlichen Stuel in der thumkirch nachstendig, nemlich dreizehenthalbe thaler, zu voller genüge bekommen vnd entphangen habe. Sage hiermit gemelten hern kammer Secretarium der zalung quit vnd ledig. Zu Mehrer vrkund hab ich mein gewonlich pitschier wissentlich vnden vffgedruckt. Actum Swerin, den 10 Nouembris anno 73.