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IV. Nachrichten von alten Schriftwerken.
Kirchenbuch von Neuenkirchen (bei Bützow).
Die Gewohnheit der Geistlichen in früherer Zeit, in das Kirchenbuch ihrer Pfarre Notizen aus der Chronik der Gemeinde oder des Landes und manches Andere einzutragen, was nach dem jetzigen Zuschnitt der Kirchenbücher nicht in dieselben gehört, macht ältere Schriften dieser Art oft zu reichen Fundgruben von nicht unerheblichen historischen Angaben und von Curiositäten der verschiedensten Art. Leider reichen nur sehr wenige Kirchenbücher unsers Vaterlandes einigermaßen weit hinauf: fast überall sind die ältesten durch Brand oder auf andere Weise verloren gegangen. Um so willkommner müssen Mittheilungen aus den noch vorhandenen ältern Kirchenbüchern sein. Die folgende, die einen nicht uninteressanten Beitrag zur Geschichte der Cultur, insbesondere der geistlichen Bildung und Beredsamkeit, aus den letzten Decennien des 17. Jahrhunderts liefert, verdankt der Verein dem Herrn Hülfsprediger Günther zu Neuenkirchen.
Jochim Susemihl, von 1650 bis 1699 Pastor zu Neuenkirchen bei Bützow, hat das von ihm geführte Kirchenbuch mit einer Betrachtung bevorwortet, welche, insoweit sie noch leserlich ist, nach getreuer Abschrift lautet, wie folgt.
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IN IES - - - - -
1661.
Cras audiemus von der Fischerei petri, wie er durchs Netss eine gr. Menge Fische beschlossen. Luc. 5. rede nun mit der Erde die wirds dich lehren und die Fische im meer werdens dir erzehlen, das Gotts weisheit sei unerforschlich, seine Almacht unrmlich, und das s. weisheit sich über alles erstrecke. Job. 12. 7. sonderlich sehen wirs am Wasser. Da wimmelts ohne Zahl beide Gros und kleine Thir ψ 104. v. 25. das Meer, das so groß und weit ist, da wimmelts ohne Zahl, beide groß und kleine Thiere. In welchen Worten David gedenket
I . des orts, da die Fische gefunden werden, nehmlich in mari, denen Flüssen, Seen, Teichen wo nun des Wassers so viel ist, das sie darin gehen und sich neren können. obgleich nicht alle art Fische in allen Wasser gefunden werden. In meer wimmeln die Seefische. In den Teichen sonderliche art. in den Flüssen auch sonderliche arten. Etliche auch gehen lieber in süss wasser. Etliche in saltzigen, Etliche können beides vertragen: Etliche nur eine Art Wassers, so das was im süss lebet, das stirbet bald im saltzigen, und was im saltzig lebet das stirbet bald im süss Wasser. Also hat Gott das Wasser zu einer Speiskammer gemacht, daraus fast der groste theil Menschen täglich viel gespeiset wird. Gott hat die E. -
II.
gedenket Dav. der natürlichen
Bewegung der Fische. da Wimmelt es. dan es ist
wol ein natürlich Ding, aber auch zugleich ein
Wunder das ein lebendiges thir im kalt Wasser
gezeuget wirt und lebet darinnen. Es ist mitten
in der tieffe und kompt doch kein Wasser in
seinen Leib. Es kan in Wasser essen und
einschlucken und das Wasser kommt nit mit
herrein. Es hat Herz und Blut ja etliche haben
auch Nasen oder an deren stad die Kifen, oder
Fischohren. Es (lebet) in mari und erstickt doch
nicht. Ob es aber dabei auch Luft im Wasser an
sich ziehe und Athen hole, ob es dabei schlafe
wie thier und Menschen, das - - Wissen die natur
Forscher. Wir wundern - - - - - -
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- - - ut videmus in hyeme, wenn es unter dem
Eise keine Luft hat, das es erstickt. Vident,
audiunt, olfaciunt in aquis was frisch ins
Wasser kommt, currunt velocissime so schnell als
ein pfeil, rudern sich fort mit schwantz und
flosfedern, welches man mit lust und bewundern siehet.
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III. gedenket Dav. der menge ohne Zahl. Zwar für Gott sind sie nit unzehlbar. den er weis wol mehr zu zehlen, als diese geschöpffe. notum ipsi est quot guttulae pluviae et arena maris. Aber wir müssen sie für uns ohne Zahl halten. Die naturkundigen haben sich unterstanden die Art oder Fischgattung zu zählen, wiewol sie nimmer sind eins worden. Balt haben sie gezehlt 153, und gemeinet diese zahl sei die allergewisseste. Darum das man in der h. Schrift lieset, so viel habe petrus auf Xsti befehl auf das Land in einem Zuge gezogen, Wiewol Johannes nicht der Arten sondern nur blos der Zahl und Grösse gedenkt. Aber daraus schlissen wollen, es sei nur so viel Arten, läßt sich nit aus textu beweisen. Balt haben sie gezehlet 176 und mögen alzusammen noch wol soviel davon nit geredet haben, als Salomon allein, wie s. s. testimonium dat: er habe von viehe und vögeln, von geWürm und von Fischen geredet. Welcher ohne Zweifel verständig gewesen ist, und doch ists dabei geblieben, was Dav dixit: ohne Zahl.
Wir müssen uns verwundern über der Fische Ankunft - - . Ihres Wesens Unterschied, Grösse 1. Cor.15 (39). Ihrer Decke, Haut, schl (eim) , Form und gestalt, Farbe pahrung. Was hat Gott für ein Reichtumb und Fülle an Fischen. Nennet nur für euch Stockfisch, Hering, Schollen, Lass damit er die mitternächtige See erfüllet. Wie viel 1000 Land und Leud, wie viel 1000 schock und steig, wie viel 1000 tonnen werden (gefangen) damit viel Länder und Königreiche gespeiset. Also sehe man wie es Gottes Güte ausbreitet, in dem Gott das Leben giebt nit allein dem was auf Erden lebet, sondern auch Allem was im Wasser und weitem meer gehet, und preisen CHRISTUM als einen maj. Gott und Schöpfer aller Fische. Er beweiset dis mit seinem Sprechen bei des fünfften Tags Werk Gen. 1 v 20. ψ 8. v. 9. Esaj. 50. v. 2. Ich mache das meer trocken und mache die Wasserströme als wie Wüsten das ihre Fische für Wassers mangel sterben. herlich hat Chriš sein Regiment über die Fische im meer, über alles was im Meer gehet. Solches siehet man an dem herlichen Wunder Luc. 5. da er petro befahl auf die Höhe zu fahren und nach Auswerff des netss einen Zug zu thun, welcher mit seinem gefallen eine solche Menge Fische beschlos, das auch das Netts zerrissen und dennoch soviel heraus gebracht, das er 2 naves, so vorhanden gewesen damit gefüllet hat: also das sie gesunken. da siehet man ex verbis circumstantibus das sich die Fische auf Christi geheis gesamelt und nach seinen Befehl in das Netts gelaufen sind. Nisi enim hoc Christi jussu factum,
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so hätte petrus per noctem viel ehe und mehr Fische gefangen als bei tage, ut constat ex piscutia, da sie des Nachts mehr als des Tages gefangen werden.
Nonne miraculum post resurrectionem a mortuis? Da petrus mit andern Jüngern per totam noctem gefischet und nichts gefangen stehet Jesus des morgens am Ufer und ruffet die Jünger zu sich und da sie kommen sehen sie Fische auff Kolen liegen (: ohne netz, ohne Fang, das mans nit weis, wo es zugegangen :) in ihrem netz aber bringt er nach seinem gebot u. befehl zusammen 153 große Fische. Joh. 21, v. 4. 9. 11. Er ist der Herr ψ 115 v der die Fische des meers dem Noa und seinen Söhnen in die Hände gab Gen. 9. 2. Cr kann schaffen das Fische des meers sich sammeln das es dem Volk ganz so - - - - - - - - - - - - War es nicht ein Wunder da er - - hamum ins Wasser gehen ließ ward ein Fisch an petri Angel gebracht mit dem stater welchen petrus für sich und für seinen Meister einlegte an stad des Zinsgroschens der Obrigkeit zu Dank mat. 17. Pisces in mari indicant nobis I Dei omnipotentiam. das stumme und seellose Wasser bringt lebendige Thier herfür durch Gottes Almacht. 2 Sapientiam das er einer jeden Creatur eine bequeme Wohnung zugeordnet, Speise und Unterhalt. Sapiens Salomon ob er gleich viel davon geredet, so hat er doch nicht davon gewust millesimam partem von dem was Gott von diesen geschopffen weis. pisces non possunt vivere ohne Luft, und ist doch kein Lufft im Wasser. 3 Fortitudinem. Gott rümt sich oft in s. s. seiner Starken macht das ers mit den Gottlosen macht, wie ers mit den Fischen des Meeres macht. Habac da lies er dem pharao sagen: du solt erfahren, das ich der Herr ein Starker Gott bin. Siehe das Wasser im Strom wil ich in Blut verwandeln das die Fische im Strom sterben sollen. Exod. 7, 17. 18 Er wandelte ihr Wasser in Blut und tödtet ihre Fische. ψ 105, 29. Das lies er auch jenem König in Aegipten ankündigen. Ezech. 29 v. 4. 5. 6. ψ 74 pisces in diluvio werden gebrauchet zu Nachrichtern, das sie der Menschen Fleisch verzerten Gen. 7. Zeph. 1. v. 3. Os. 4, 3. Ich wil die Fische im Meer wegnehmen.
Dieses alles soll uns dienen zur Danksagung ut Deum pro usu et esu piscium laudemus, ipsumque rogemus er wolle die Früchte und das Vihe offn Lande und die Fische im Wasser segenen und bewahren. Amen.
Neuenkirchen, den 7. Junius 1839.
Günther, Hülfsprediger.