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Die Burg der Bischöfe von Schwerin zu Warin.
(Vgl. Jahresber. III, S. 166-169.)
Die bischöfliche Burg zu Warin ist im vorigen Jahre von dem Vereine noch einer Untersuchung würdig geachtet; die Resultate sind im Jahresber. III, S. 166 flgd. niedergelegt. Seitdem ist im Anfange dieses Jahres 1839 der Abbruch des Gebäudes erfolgt, wobei durch den Herrn Bau=Conducteur Tischbein noch einige Entdeckungen gemacht sind, welche zur Unterstützung und Erläuterung jener Beschreibung hier eine Stelle finden mögen. Es ist nämlich eine ganze Reihe von Ziegeln an das Großherzogl. Alterthums=Cabinet eingesandt, deren Verzierung und ehemalige Stelle im Gebäude jetzt noch klarern Aufschluß über das Alter desselben zu geben vermögen.
Das Hauptgebäude (III, S. 166) hatte in der Vorderfronte nach dem innern Hofraume hin im zweiten Stock 5 Fenster. An der rechten obern Ecke eines jeden Fensters war, mit Kalk bedeckt, ein großer viereckiger Ziegel mit dem erhaben
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modellirten, rechts gelehnten Wappen der von Bülow eingemauert. Von diesen Ziegeln sind 3 schwarz glasurt und 2 unglasurt. Diese Ziegel haben 11" Quadrat in der Oberfläche und 4'' Dicke. Nach mehrern Anzeichen ist immer ein kleiner Lehmklumpen erst in eine Form mit dem Wappen gedrückt und dieser dann in den Ziegel eingelegt, worauf beide Theile zusmmen gebrannt und verbunden sind. Außerdem fanden sich an derselben Außenwand hin und wieder unregelmäßig viel kleine Ziegel mit dem v. bülowschen Wappen, theilweise schwarz glasurt, unter dem neuern Kalkputze vermauert; diese Ziegel haben die Gestalt einer Raute (Rhombus) von 4 1/2" in den Seitenlinien und sind gegen 2'' dick. - Alle Ziegel mit dem v. bülowschen Wappen sind gleichmäßig roth gebrannt.
Diese Entdeckungen sprechen wohl unbezweifelt dafür, daß der Mitteltheil des Gebäudes unter dem Bischofe Friederich II. von Bülow (1365-1375) erbauet war (vgl. III, S. 168). Uebrigens hatte schon der Bischof Hermann von Schladen (1262-1292) während der Gefangenschaft des Fürsten Heinrichs des Pilgers das Bischofshaus zu Warin befestigt, nach Kirchberg Cap. 135:
Syne wonunge machte her vil starg;
Waryn vnd Butzowe
Vmmemurete her sundir drowe
Vnd machete si sundir raste
Mit graben borglich vaste.
An der Hinterfronte dieses Mittelgebäudes war ein hohes, viereckiges, dreistöckiges Gebäude mit sehr hohen Giebeln, der Bischof genannt. Dieses Gebäude hatte mit dem Mittelgebäude keinen Zusammenhang und Verband. Die Wappenziegel deuten auch auf eine neuere Zeit des Baues. An dem westlichen Giebel waren über 3 spitzbogigen Vertiefungen drei Reihen von Wappenziegeln, jede von 3 Stück neben einander, im Ganzen 9 Ziegel, eingemauert. Diese Ziegel, von 1' Quadrat in der Oberfläche und von 3" Dicke, haben in erhabener Modellirung einen rechtsgelehnten Schild, auf dem ein Schwan steht, der im Schnabel aus dem Schilde hinaus ein Band mit dem Worte: fides . hält. Einige dieser Ziegel sind schwarz glasurt, andere nicht; die glasurten sind gleichmäßig roth gebrannt, die unglasurten sind von schönem, weißlich=gelbem Thon. Unter dem westlichen Giebel waren noch drei unglasurte Ziegel mit dem Schwan in einer Reihe eingemauert; ein anderer Ziegel mit dem Schwan, jedoch glasurt, saß in gleicher Höhe in der südwestlichen Ecke, mit dem Wappenschilde gegen Süden
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gekehrt. - Auf der innern Seite dieses westlichen Giebels, in der Mitte desselben, über einem Spitzbogen, stand noch ein unglasurter Ziegel mit dem Schwan, dessen Schild deutliche Spuren von aufgetragener blauer Farbe trägt. Eine Mauersteinschicht unter diesem Wappen saß ein gewöhnlicher Ziegel von alter, großer Form, auf dem mit großen gothischen Buchstaben mit eingeritzten Umgrenzungen 1 ) der breiten Buchstaben die Jahrszahl
d. i. 1448 steht. Ein zweiter gewöhnlicher Ziegel, welcher ebenfalls mitten im Mauerwerk des westlichen Giebels des Bischofs vermauert war, enthielt auch die mit einfachen Zügen eingeritzte Inschrift:
d. i. 1448. Nach diesen unzweideutigen Beweisen leidet es keinen Zweifel, daß das große Gebäude, der Bischof genannt, von dem Bischof Nicolaus I. Böddeker (1444-1457) (vgl. Jahresber. III, S. 169) erbauet worden sei, der auch zu Bützow ein ähnliches Gebäude aufführte. Es mögen diese Gebäude zu den ältern vielstöckigen Häusern des Mittelalters gehört haben; etwas Thurmähnliches hatten sie allerdings noch.
Die übrigen Wappenziegel saßen an der Außenseite oder der östlichen Wand (vgl. III, S. 167) des östlichen Flügels: nämlich links von dem ersten Fenster im zweiten Stock zwei unglasurte rothe Ziegel mit dem Schwan und über denselben zwei Ziegel mit dem v. bülowschen Wappen, von denen der erste unglasurt, der zweite glasurt ist; rechts an demselben Fenster saß ein unglasurter Ziegel mit dem Schwan. Ueber dem daneben stehenden Strebepfeiler waren noch 3 Wappenziegel eingemauert, von denen die beiden obern das v. bülowsche Wappen, der untere den Schwan führen. Es kann daher die im Jahresber. III, S. 169 ausgesprochene Vermuthung dahin festgestellt werden, daß die Flügel der Burg unter dem Bischofe Friederich II. von Bülow (1365-1375) erbaut und unter dem Bischofe Nicolaus I. Böddeker (1444-1457) restaurirt wurden.
Der Curiosität wegen wird hier noch bemerkt, daß über der Gartenthür in der Hinterwand des Mittelgebäudes ein neuerer Ziegel eingemauert war, mit dem eingeritzten Spruche:
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Die leut die sagen immer
die Zeiten werden schlimmer,
aber die Zeiten bleiben immer
und die Leut werden schlimmer,
1754 d. 24ten Julii.
In baulicher Hinsicht bemerkt der Hr. Bau=Conducteur Tischbein Folgendes. Die Steine, aus denen der Bischof erbaut war, sind bedeutend größer, als die Steine von dem Mittelgebäude und den Flügeln. Dies scheint gegen die Erfahrung, daß die Steine in ältern Zeiten größer waren, und gegen die Zeiten, aus welcher die Wappenziegel rühren, zu streiten. Aber es kommen noch am Ende des 15. Jahrhunderts sehr große Ziegel vor und der Bischof kann aus den Steinen der ältesten Burggebäude aus dem 13. Jahrh. erbaut sein, von denen nichts mehr vorhanden ist. - Das Mauerwerk war im Allgemeinen schlecht. Am Mitteltheil und an den Flügeln war es noch am besten gearbeitet: das Mauerwerk bestand gleichsam nur aus einen halben Stein starken Mauern, die gegen einander aufgeführt waren, also unter sich zu einem festen Ganzen keinen Verband hatten, oder in der Maurersprache zu reden, bestand das Mauerwerk nur aus Lauferschichten, und nur an einigen Stellen, z. B. bei Oeffnungen, war Verband anzutreffen. Am "Bischofe" hatte man innerlich und äußerlich nur einen halben Stein starke Lauferschichten aufgeführt, den so gebildeten innern Raum aber mit Schutt und kleinen und großen Feldsteinen ausgefüllt; ja zum Theil schien statt des Mörtels nur kalkartige Erde genommen zu sein. Der Kalk zeigte sich überall wenig bindend, am Bischof und am Mittelgebäude am besten; daher war auch der Abbruch leicht zu beschaffen. Am östlichen Flügel schien der sogenannte Sparmörtel, aus Kalk, Lehm, Sand und Asche bestehend, in Anwendung gebracht zu sein. Bei den Kellermauern war das Mauerwerk etwas fester, da es größten Theils aus Feldsteinen besteht; der Kalk ist jedoch dem übrigen gleich. G. C. F. Lisch.
Weiterer Nachtrag zur Geschichte der Bischofsburg von Warin.
Die in Jahrb. III, S. 169 ausgesprochene Ansicht, daß die Bischofsburg zu Warin unter dem Bischofe Nicolaus Böddeker (1444-1457) restaurirt worden sei, wird durch neuere Entdeckungen noch mehr bestätigt.
Das Hauptgebäude, der "Bischof" genannt, stand nach hinten auf einem Plateau, das in einiger Entfernung in den
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Burggraben abfiel. In diesem Plateau fanden sich viele mittelalterliche Scherben. Der Herr Bau=Conducteur Tischbein theilt hierüber aus seinem Tagebuche Folgendes mit: "Die Fundamente des Bischofs lagen sehr tief und es fanden sich in einer Tiefe von etwa 10' unter der jetzigen Erdoberfläche an der östlichen und südlichen Außenmauer immer noch mit eisernem Gitterwerk verwahrte Lichtöffnungen. Wahrscheinlich ist also der Wall an der Ostseite später bedeutend erhöhet oder der dort umherlaufende Graben bis zur Höhe des Walles ausgefüllt. Es lagen unter dem Bischofe zwei und drei Keller, zum Theil verschüttet, unter einander".
Diese Entdeckung wird durch einen Ziegel mit einer Inschrift, der sich später im Bauschutte fand, bestätigt. Die Inschrift in zwei Zeilen lautet:
d. i. [Anno] M°CCCC°XLVII Hinricus praepositus fecit reformare. Orate pro eo. - Am Ende der Inschrift ist ein rechtsgelehnter Wappenschild eingeritzt: ein längs getheilter Schild, in der rechten Hälfte mit einem sechsstrahligen Stern, in der linken Hälfte mit einer halben Sonne, wie es scheint. - Inschrift und Wappen sind nicht eingegraben oder mit doppelten Linien eingeschnitten, sondern von einer geläufigen, festen Hand mit einem Griffel eingeritzt, dem Anschein nach von dem Propst eigenhändig.
Sämmtliche Inschriften und Wappen ergeben nun, daß die Bischofsburg zu Warin während der Regierung des Bischofs Nicolaus Böddeker unter der Leitung des schweriner Dompropstes Heinrich restaurirt, und die Restauration im J. 1447 angefangen und im J. 1448 vollendet ward.
G. C. F. Lisch.