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II. Nachrichten von mittelalterlichen Baudenkmälern.

Die Kirchen und andere mittelalterliche Bauwerke zu Rostock.

Die Kirchen zu Rostock 1 ) haben weder im Baustyl, noch in der Ausschmückung, noch überhaupt an Alterthümlichkeit


1) Rostock hat vier Hauptkirchen: die Jacobi=, Marien=, Nicolai= und Petri=Kirche und außerdem die Kloster=Kirche zum heiligen (  ...  )
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den Werth, den man in der alten, gefeierten Stadt suchen zu müssen glaubt und den z. B. die Schwesterstadt Wismar bewahrt; die Kirchen Rostocks zeichnen sich auch weder durch Größe, noch durch Kühnheit im Bau aus, obgleich man ihnen eine gewisse Reinlichkeit und Gediegenheit in der ganzen Ausführung, im Material und in einzelnen Gliedern nicht absprechen kann. Die einzige Kirche, welche mehr als gewöhnlich ist, ist die Marienkirche, in der Form eines regelmäßigen Kreuzes erbaut; die Wölbung ist sehr hoch, vielleicht so hoch, als die des Doms zu Schwerin, das Aeußere ist sehr reinlich und würdig gestaltet, die Fenster sind in ihrer Höhe bewundernswerth, auch der architektonische Schmuck, namentlich an der Südseite, verdient alle Beachtung: und doch hat die Kirche nichts Hinreißendes, nichts Begeisterndes; ja es fällt die geringe Ausdehnung auf, sobald man das Innere betritt. - Von den übrigen Kirchen hat keine im Bau etwas besonders Bemerkenswerthes als die Jacobi=Kirche; in dieser Kirche sind die Wände des Schiffes über den Pfeilern, welche das Hauptgewölbe tragen, mit architektonischen Giebelverzierungen aus Stein in Relief geschmückt, wie sie in Doberan auf die Wand gemalt sind; diese Art architektonischen Schmucks findet sich in den Kirchen Norddeutschlands selten. - An Gußwerk besitzen die Marien=, die Nicolai= und die Petri=Kirche sehenswerthe alte Taufkessel (Fünten) aus Bronze, welche zu den ältesten im Lande gehören, namentlich der in der Marien=Kirche, welcher reich mit Figuren besetzt ist. An Schnitzwerk in Holz besitzt nur die Nicolai=Kirche noch einen hohen, alten Altar und das lebensgroße Bild eines meklenburgischen Fürsten, mit einem Schilde mit dem meklenburgischen Stierkopf zu Füßen. In der Jacobi=Kirche steht im hohen Chor links vom Altar ein geschnitzter Stuhl mit dem fünfschildigen, herzoglichen Wappen; diese ehemalige Stifts=Kirche besuchten also die Herzoge als ihre Pfarrkirche in Rostock. - Interessant wegen ihrer alten Einrichtung ist die Kirche des Klosters zum Heil. Kreuz. Hier ist noch ein hoher Chor, durch Schranken von dem Schiffe geschieden und ein oberer Chor für die (ehemaligen Cistercienser=) Nonnen: alle Abtheilungen mit Altären, u. s. w. Der geschnitzte Altar ist nur von mittelmäßiger Arbeit; aber


(  ...  ) Kreuz. Die Kirche des Hospitals zum Heil. Geist ist vor ungefähr zwei Decennien, die Kirche des Dominikaner=Klosters zu St. Johannis ist 1837 flgd. abgebrochen; die Kirche des Franziskaner=Klosters zu St. Katharinen ist zum Krankenhause, die Kirche der Brüder vom gemeinsamen Leben zu St. Michaelis ist in ein Wollmagazin umgewandelt. Kirchen vor den Thoren sind längst verschwunden.
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der Sacramentthurm neben demselben ist dem bewundernswerthen Thürmchen in der Doberaner Kirche gleich und verdient große Aufmerksamkeit. An den Schranken des hohen Chors, innerhalb desselben, am Eingange, links vom Altare, steht ein großer Beichtstuhl (oder Fürstenstuhl?) von geschnitzter Arbeit, wenn auch nicht sehr alt, doch noch aus guter Zeit und vollständig, und verdient, schon der Seltenheit wegen, Zeichnung und Studium. Ueber demselben hängt das lebensgroße Bild der Königin Margaretha von Dänemark, Stifterin der Kirche (1270), leider restaurirt. Eine große Menge alter Leichensteine möchte bei anhaltendem Studium Ausbeute geben. Ein vollständiger, äußerst reicher Apparat von Reliquien, Altärchen u. dgl. noch mit allem kindischen Flitterstaat wird wohl selten in einer protestantischen Kirche so wohl erhalten gefunden.

Dagegen ist Rostock an alten, gediegenen Privathäusern, nämlich Giebelhäusern, so reich, wie wohl selten eine Stadt, mit Ausnahme Nürnbergs, und ein zeichnendes Studium derselben dürfte sehr belehrend sein. Ist auch der untere Theil vieler Häuser verbaut, so findet sich doch noch eine äußerst große Zahl vollständig erhaltener Giebel. Viele Häuser sind jedoch noch vollständig erhalten. Unter diesen zeichnen sich besonders zwei Häuser neben einander an der schmalern Seite des Schildes, der Möncherstraße queer gegenüber, durch ihren äußerst zierlichen und sehr alten Styl mit durchbrochenen Rosetten und schönen Bogen aus; auch das ehemalige Eschenbachsche Haus am Hopfenmarkte steht mit seinem ganzen Schmuck, wie es scheint aus dem 15. Jahrhundert, unangetastet da.

G. C. F. Lisch.