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Kegelgrab von Wohld (beiWittenburg) No. 2.

(Ueber das wohlder Kegelgrab No. 1 vgl. Jahresber. III, S. 61.)

Dieses Kegelgrab liegt südöstlich von dem am 9. Mai d. J. geöffneten Grabe auf dem wittenburger Stadtgute Wohld und ist das größte von den zu dieser Gruppe gehörenden, da seine Höhe 12 Fuß und sein Durchmesser 72 Fuß betrug. Früher war es mit Gehölz bewachsen, seit längerer Zeit aber beackert. Die aufgetragene Erde bestand aus gelbem Sande; hin und wieder war sie etwas fester und lehmartiger.

Wegen der bedeutenden Größe des Grabes ward die obere Erde abgefahren, bis noch eine Höhe von 7 Fuß über dem Urboden in der Mitte blieb, wo sich ein Steingewölbe zeigte. In der abgetragenen Erde des obern Teils zeigten sich Spuren von Kohlen, aber nicht von bedeutender Größe, und zwei ziemlich große Stücke eines harzigen Körpers von dunkelbrauner Farbe. Sie sind sehr leicht, sehr glatt und lassen sich schaben; sie sind gebräuntem Bernstein ganz gleich, zergehen aber nicht an der Lichtflamme und geben erhitzt auch keinen Geruch von sich. Sodann begann die Aufgrabung des untern Theils des Grabes von Osten her. Der Rand war vollkommen mit mäßigen Steinen regelmäßig umsetzt. Etwa 4 Fuß vom äußersten Rande nach innen erhob sich eine Steinmauer, welche um das Grab im Kreise regelmäßig lief, 8 Fuß im horizontalen Durchschnitte breit, nach oben aber fast 2 Fuß weiter über ihre Grundfläche hinaus nach innen sich überlegend, so daß sie, wie ein halbes Gewölbe, sich über den innern Theil des Grabes legte. Auch unter dieser kreisförmigen Steinwand war die Erde mit kleinen Kohlen gemischt; zwischen den Steinen derselben lag ein Knochen, und unter denselben zwei kleine Scherben vom oberen Rande einer grobkörnigen gelbröthlichen Urne; beides erst im nordwestlichen Rande. Dann folgte wieder eine Erdschicht, welche den innern Steinkegel umhüllte. Die Erdschicht zwischen der Steinwand und dem innern Stein=

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gewölbe war auf einigen Stellen stark mit Asche durchmischt, aber nirgends eine Spur von Alterthümern. Grade in der Mitte des Hügels stand ein einziges Steingewölbe, am Grunde von ovaler Form, 32 Fuß lang von Osten nach Westen und 25 Fuß breit von Süden nach Norden. In diesem Gewölbe war von oben hinab eine ovale kesselförmige Vertiefung, am oberen Rande von Osten nach Westen 8 Fuß lang und von Süden nach Norden 5 Fuß breit, bis auf 3 1/2 Fuß mit Sand angefüllt und in dieser Tiefe noch 6 Fuß lang und 2 Fuß breit. Umher lagen Steine, von denen mehrere flach und breit waren. Bei Abtragung des Gewölbes, welches sich bis zum Rande des Kessels 7 Fuß hoch erhob, fanden sich in der nordwestlichen Ecke, etwa 3 Fuß über dem Urboden, zwei zusammengehörende Bruchstücke Bronzedraht, offenbar Reste von einer Heftel oder Nadel; trotz aller Sorgfalt war nichts weiter davon zu entdecken; jedes ist etwa 1/5 Zoll dick und etwa 8/10 Zoll lang, etwas gebogen und stark durch und durch oxydirt. Etwas weiter, etwa 1 Fuß in die Seitenwand hinein, ebenfalls 3 Fuß über dem Urboden lag zwischen den Steinen, von brauner Modererde umgeben, eine Framea mit Schaftkerbe von Bronze, schön modellirt und mit Furchen verziert, mit hellgrünem Roste dick überzogen, über 5 1/2 Zoll lang, an der Schärfe 1 Zoll 5 Linien, bei der Schaftkerbe nach außen 3/4 Zoll breit, und in der Mitte 11 Linien breit und 8 3/4 Linien dick. In der Schaftkerbe sind auf der einen Seite Holzsplitter angerostet, auf der andern Seite saß noch über einen Zoll Länge das Holz des Schaftes, anscheinend Eichenholz, unversehrt, in die Schaftkerbe eingelassen, zerbrach aber etwas beim Herausnehmen; etwa 10 Linien von vorne an gerechnet ist der Eindruck eines um den Schaft und die Framea gelegt gewesenen Ringes deutlich vorhanden. Noch einen Fuß weiter nach Norden in dem Steingewölbe zeigte sich eine zweite Stelle mit Modererde angefüllt, worin ein breiter dünner Knochen von sehr weißer Farbe mit Schwarz durchmischt lag; er war aber so mürbe, daß er in Staub und Splitter zerfiel, auch wurde er in der Luft gelblich. Ein halbrunder, sonderbar geformter, röthlich und dunkelgrau gefärbter, feinkörniger Sandstein, halb so groß wie ein antiker Schleuderstein, ist wohl durch die Natur so gebildet, aber auffallend bleibt es, daß grade an den Begräbnißstätten und in den Urnen sich so häufig von Natur auffallend gebildete Steine finden.

Wittenburg, Mitte Septembers 1838.

J. Ritter.     

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