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B. Aus der Zeit der Kegelgräber.

a. Gesammelter Inhalt ganzer Gräber.

Kegelgrab von Lehsen (bei Wittenburg).

In der letzten Hälfte des Julius d. J. öffnete ich ein Kegelgrab auf dem früher zu Wittenburg, jetzt zu Lehsen gehörigen Acker, der Bahlenkamp genannt, etwa 160 Schritte rechts von der projectirten Chaussee. Der Hügel, in der Basis völlig rund, war im Umkreise mit Steinen, die aber mit Erde bedeckt waren, umgeben und maß im Durchmesser 88 Fuß. Oben war der Hügel flach und scheint nach und nach abgepflügt zu sein. Bei der von Osten angefangenen Nachgrabung fanden sich dicht unter der Oberfläche überall Kohlen und Asche, auch Scherben von Urnen grober Masse. Nach den Berichten des Gutsherrn sind an diesem Grabe früher öfter Urnen durch den Pflug zerstört. Die gefundenen Scherben sind fast 1/2" dick, stark mit grobem Kiessande vermengt und gelbroth gebrannt; sie scheinen von schlichten, rundbauchigen Urnen, wie sie in den Kegelgräbern gefunden werden, zu stammen. In der südlichen Hälfte des Hügels zeigten sich 2 Steinhaufen, welche sich genau von Osten nach Westen erstreckten, der südlichere 34 Fuß, der nördlichere 32 Fuß lang, jeder aber 16 Fuß breit. Die Steine waren in Form eines Backofens aufgethürmt bis zu der Höhe von 7 Fuß über dem Urboden, und stießen, da der Hügel in der Mitte nur 9 Fuß Höhe hatte, an der südlichen Seite fast an die Oberfläche. Die Steinhügel hatten aber in der Mitte eine kesselförmige Vertiefung fast bis zum Urboden hinabgehend und kegelförmig mit Erde ausgefüllt. Unter dem südlichen Steinhaufen fand sich, auf kleinen Steinen liegend und mit kleinen Steinen bedeckt, in Sand verpackt, ein sehr weiter Fingerring aus doppeltem, an beiden Enden geschlossenem Draht

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von reinem Golde, vier Windungen hoch, 1 5/8 Ducaten schwer; der Ring paßt für einen starken Mannsfinger. - In dem nördlichen Steinhaufen zeigten sich leise Spuren von verwitterten Knochen und unter denselben eben so leichte Spuren von verwittertem, nicht verbranntem Holze. Dazwischen fand sich, ebenfalls auf und unter kleinen Steinen und in Sand verpackt, ein zweiter engerer Fingerring aus doppeltem, an einem Ende geschlossenen und am andern Ende zusammengedreheten Draht von reinem Golde, 4 1/2 Windungen hoch, gegen 2 Ducaten schwer, für einen Frauenfinger passend. Um diesen Ring zerstreut lagen kleine Glasperlen von schöner blaugrünlicher Farbe; es wurden 9 ganze Perlen und Bruchstücke von mehrern gefunden. (Diese Perlen sind fast kugelförmig, von schönen Verhältnissen und klarer Farbe; sie sind von hoher antiquarischer Bedeutung, da Glasperlen in alten (germanischen) Kegelgräbern höchst selten, in Meklenburg bisher nie sicher beobachtet sind. Ein Stück von diesen Perlen gerieth vor dem Löthrohre in Fluß; eine zweimalige Schmelzung desselben Stücks griff die Farbe durchaus nicht an. - Die Glasperlen aus Wendenkirchhöfen sind nie so edel an Gestalt und Farbe. D. Red.)

Auf dem Urboden des Grabes außerhalb der Steinhaufen zeigten sich nirgends klare Brandstätten; aber die Steine waren alle sehr geschwärzt und an den Seiten der Steinhaufen war die Erde stark mit Kohlen und Asche vermischt. Die größern Kohlen scheinen von härterm Holze zu sein; selten zeigten sich Kohlen von Tannenholz. In dem nördlichen Steinhaufen fanden sich viele verkohlte Eicheln.

Ohne Zweifel ist unter den beiden Steinhaufen, welche zu einem Kegelhügel verbunden sind, ein Ehepaar bestattet. In der Nähe stehen noch einige Kegelgräber; früher sollen hier viel mehr vorhanden gewesen sein.

Der Herr von Laffert, Besitzer des Gutes Lehsen, gab nicht nur freundlichst Erlaubniß zur Aufdeckung des Hügels, sondern stellte auch drei Tage hindurch die nöthige bedeutende Mannschaft zum Aufgraben und schenkte freigebig den ganzen Fund dem Vereine.

Wittenburg, den 1. August 1838.

J. Ritter.