![]() ![]() |
Seite 37 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
|
:
Die Stadt Boizenburg ist durch ihre Lage an der Elbe vor anderen mecklenburgischen Städten bevorzugt. Im Mittelalter führte die Salzstraße von Lüneburg nach den Ostseeländern sowie eine Landstraße über Mölln nach Lübeck hier
![]() ![]() |
Seite 38 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
über die Elbe 136 ). Dieser günstigen Lage verdankt die Stadt Boizenburg es wahrscheinlich, daß sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründet wurde. Im Jahre 1241 werden Ratmänner dieser Stadt genannt 137 ) und über 20 Jahre später (1267) wurde ihr das lübische Stadtrecht verliehen 138 ). Wie aus der Urkunde hierüber, die städtische Verhältnisse bereits voraussetzt, hervorgeht, handelte es sich bei dieser Verleihung wohl nur um eine Bestätigung eines bereits vor 1267 bestehenden Rechtszustandes 139 ). Die Stadt hat unzweifelhaft schon vorher bestanden 140 ).
Die verhältnismäßig frühe Stadtgründung hatte jedoch nicht nur verkehrsgeographische Voraussetzungen, die mit der günstigen Lage Boizenburgs erfüllt waren, sondern auch die historische Entwicklung wirkte dabei mit, die diesen Ort schon seit langer Zeit zu einem bevorzugten Platz gemacht hatte.
Schon in slavischer Zeit war die Burg, die wahrscheinlich der wendische Volksstamm der Polaben 141 ) sich dort gebaut hatte, der Mittelpunkt des Landes, das nach ihr das Land Boizenburg genannt wurde 142 ). Bei der Bedeutung dieser Burg ist es wahrscheinlich, daß auch eine slavische Ansiedlung in ihrer Nähe bestand 143 ).
![]() ![]() |
Seite 39 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Infolge der deutschen Kolonisation wurde die Herrschaft der Slaven auch hier beseitigt, aber die bedeutende Stellung dieser Burg dauerte auch unter der deutschen Herrschaft fort. Sie blieb der Mittelpunkt des Landes. Vermutlich stand dieses im Anfang der Kolonisation unter der besonderen Herrschaft Heinrichs des Löwen 144 ), der die günstige Lage Boizenburgs in unmittelbarer Nähe seiner beiden Stützpunkte Lüneburg und Artlenburg erkannte und diesen wichtigen Ort durch eine Besatzung sicherte. Um das Jahr 1170 erscheint urkundlich mehrmals ein Graf von Boizenburg 145 ), woraus sich ziemlich sicher erkennen läßt, daß damals schon eine deutsche Burgbesatzung den wichtigen Elbübergang bewachte.
Neben der deutschen Burg wird sich hier schon sehr früh eine deutsche Ansiedlung entwickelt haben. Denn außer der Burg hat auch schon zu Zeiten Heinrichs des Löwen eine Zollstätte dort bestanden, weil der Flußübergang hierfür geeignet war. Den Hamburgern wird schon von Heinrich dem Löwen eine Befreiung von diesem Zoll bewilligt 146 ). Auch eine Kirche war vielleicht schon vor der Stadtgründung vorhanden, denn mehr als 20 Jahre früher, als uns Ratmänner von Boizenburg genannt werden, lesen wir 1217 von einem Priester von Boizenburg in den Urkunden 147 ).
Vielleicht haben wir die erste deutsche Ansiedlung in "Altendorf" zu suchen, das in der Nähe des heutigen Boizen-
![]() ![]() |
Seite 40 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
burg liegt. Dafür spricht der Name Altendorf selbst, in dem uns die Erinnerung an die alte Siedlung aufbewahrt zu sein scheint. Es ist anzunehmen, daß die Bürger, die bei der Gründung in die Stadt zogen, die alte Siedlung so benannten. Zu dieser Annahme paßt auch sehr gut, daß der Stadtplan 148 ) keine Ähnlichkeit mit einem Dorfgrundriß erkennen läßt; denn die Stadt ist kreisförmig angelegt und hat regelmäßige, sich rechtwinklig schneidende Straßenzüge. Die Gründung erfolgte also wahrscheinlich in der Weise, daß neben einem bereits bestehenden Dorf die Stadt neu gebaut wurde. Ein ursprüngliches deutsches Dorf kann uns also, wenn es überhaupt noch vorhanden ist, nicht in der heutigen Stadt, sondern nur daneben erhalten sein. Andererseits ist auch die Möglichkeit, daß Altendorf die Wiek der alten Wendenburg gewesen ist, wie Schlie 149 ) es behauptet hat, nicht von der Hand zu weisen.
Die Städte in den deutschen Grafschaften Mecklenburgs sind gewöhnlich aus Dörfern erwachsen. Wenn Boizenburg eine Ausnahme macht, so ist der Grund hierfür wohl in der günstigen Lage dieses Ortes zu suchen. Schon früh scheint sich hier ein Marktverkehr entwickelt zu haben. Jedenfalls ist im Jahre 1218 in einer Urkunde des Grafen von Schwerin von einem Boizenburger Scheffelmaß die Rede 150 ). Diese Nachricht läßt auf einen gewissen Marktverkehr in Boizenburg schließen. Vielleicht hat der Markt schon von Anfang an an der Stelle gelegen, wo später die Stadt neben dem Dorf gegründet wurde.