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LXXXVI Schwerin, 1. Juli 1922.
des
Vereins für Mecklenburgische
Geschichte
und Altertumskunde
über das Vereinsjahr vom 1. Juli 1921 bis dahin 1922.
Inhalt: Geschäftliche Mitteilungen. Anl.: Stifter und Förderer des Vereins. Veränderungen des Mitgliederbestandes im Vereinsjahre 1921/22.
Die erfreuliche Zunahme der Mitgliederzahl, die wir schon in den letzten Berichten hervorheben konnten, hat auch im verflossenen Vereinsjahre angehalten. Es sind 82 Mitglieder eingetreten, verstorben sind 13, ausgetreten 16 Mitglieder. Unter denen, deren Tod der Verein zu beklagen hat, sind fünf langjährige Mitglieder: der Bürgermeister a. D. Geh. Hofrat Otto Dahse in Güstrow, der 51 Jahre lang dem Verein seine Treue bewahrt hatte, der Bürgermeister a. D. Dr. jur. et phil. h. c. Adolph Becker in Rostock, Mitglied seit 1882, ein begeisterter Freund der heimatlichen Geschichte und langjähriger Vorsitzender des Rostocker Altertumsvereins, der Oberst a. D. Paul Köhler in Schwerin, der seit 1889 unserem Verein angehörte und einer der regelmäßigsten Besucher der Vortragsabende und Versammlungen war, der Rentner Max Bölckow und der Oberstleutnant a. D. Ernst v. Holstein, beide in Schwerin, Mitglieder seit 1895 und 1896. Von den korrespondierenden Mitgliedern ist verstorben der Reichsantiquar a. D. Oscar Montelius in Stockholm, ein Bahnbrecher auf dem Gebiete der prähistorischen Forschung, der seit 1875 zu unserm Verein in Beziehungen stand. Am 30. Juni 1922 zählte der Verein 2 Ehrenmitglieder, 9 korrespondierende und 613 ordentliche Mitglieder. Das ist der höchste Bestand an ordentlichen Mitgliedern, der seit der Vereinsgründung zu verzeichnen ist. Wir dürfen daraus schließen, daß die Freude an der vaterländischen Geschichte nicht nachgelassen hat, und fühlen uns in der Hoffnung gestärkt, den Verein durch die
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schweren Zeiten hindurchzuführen, in der die Erfüllung so mancher unserer Aufgaben durch die steigende Geldentwertung erschwert oder unmöglich gemacht wird.
Sehr bedauerlich ist es, daß wir wegen der hohen
Druckkosten noch lange außerstande sein werden, den
von Archivrat Dr. Stuhr fast fertig gestellten
Nachtragsband zum Urkundenbuche herauszubringen. Das
Ministerium für Unterricht hat dankenswerter Weise
einen Zuschuß von 6000
in den Haushaltsplan für 1922/23
einsetzen lassen und das gleiche für die nächsten
Jahre zugesagt; doch wird diese Summe für die
Weiterarbeit am Nachtragsbande und an den Regesten
des 15. Jahrhunderts verbraucht werden.
Am 7. Registerbande zu den Jahrbüchern hat Archivobersekretär Carow rüstig weitergearbeitet.
Die Mecklenburgischen Volksüberlieferungen des Prof.
Wossidlo in Waren, ein Werk, das der Verein
bekanntlich unterstützt, sind vom Verfasser nach
Kräften gefördert worden. Prof. Wossidlo hat
vorgeschlagen, dem Verein Text und Anmerkungen der
noch in Arbeit befindlichen Bände 4 und 5 zu
überlassen, obwohl wir ihm nur das kleine uns dafür
zur Verfügung stehende Kapital von 5500
in Kriegsanleihe zu bieten haben.
Wann das Werk vollendet sein wird, steht noch dahin.
Der Abdruck wird einer Späteren Zeit vorbehalten
bleiben müssen, doch wäre Schon der Schatz des
fertigen Manuskriptes für den Verein ein wertvoller Besitz.
Der Tauschverkehr mit fremden Vereinen und Instituten ist, wie Schon im letzten Jahresberichte erwähnt wurde, reger geworden, abgesehen von den Vereinen in den feindlichen Staaten. Die deutschen Vereine, zumal die am Schwersten bedrängten österreichischen, haben mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen wie wir, doch bemühen sie sich restlos, die Fortsetzung ihrer Zeitschriften zu ermöglichen. Gekündigt hat den Tauschverkehr die Zentralstelle für deutsche Personen- und Familien-Geschichte in Leipzig. Aufgenommen ist der Verkehr mit der Elbinger Altertumsgesellschaft, die den 1. Band der Elbinger Jahrbücher übersandt hat, mit dem Verein für Geschichte der Stadt Wien, von dessen Mitteilungen ebenfalls der 1. Band erschienen ist, endlich mit der K. Universitätsbibliothek in Lund, die uns die Lunds Universitets Årsskrift (Acta Universitatis Lundensis) seit 1905 gegen unsere Jahrbücher von Band 74 an zugestellt hat. Die Zahl der Austauschvereine beträgt zurzeit 297, einschließlich der in feindlichen Ländern, mit denen der Verkehr, wie gesagt, noch ruht. - Dem Verein für lübeckische Geschichte und Altertums-
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kunde, mit dem wir seit 1845 in Verbindung stehen, haben wir zu seinem hundertjährigen Jubiläum am 4. Dezember 1921 ein Glückwunschtelegramm gesandt.
Unsere Bildersammlung, die sich jetzt im Archiv befindet, ist durch Geschenke des Bilderwarts Reg.-Rat Dr. Wunderlich um einige Bilder mecklenburgischer Fürsten und Beamten sowie durch mehrere hundert Stück Karten mit Ansichten mecklenburgischer Städte und Gegenden vermehrt worden.
An Vorträgen haben wir im verflossenen Winter sechs zu verzeichnen, die Sämtlich im Archivsaal stattfanden und rege besucht waren. Es Sprach am 28. Oktober Generalleutnant von Woyna über Mecklenburgs territoriale Entwicklung an der Hand von ihm entworfener Karten, von denen Sanitätsrat Dr. Nissen Lichtbilder angefertigt hatte. Am 24. November folgte ein Lichtbildervortrag des Lektors an der Landesuniversität Dr. Gehrig über Bauten und Bilderwerke der Renaissance in Mecklenburg, am 19. Dezember ein Vortrag des Gymn.-Prof. Dr. Wagner über den Feldzug des Herzogs Christian Louis und des Regiments Halberstadt für Ludwig XIV. in den Jahren 1672-74, am 20. Januar ein Vortrag des Archivrats Dr. Techen aus Wismar über Straßennamen in den norddeutschen Städten, am 22. Februar ein Lichtbildervortrag des Prof. Beltz über die Bronzezeit in Mecklenburg, endlich am 24. März ein Vortrag des Dr. phil. Rütz über Mecklenburg und die Bestrebungen zur Einigung Deutschlands 1850-66.
Der Sommerausflug vom 5. Juli, der erste seit 1914, führte die etwa 40 Teilnehmer in das Schöne Städtchen Gadebusch zum Besuche der historischen Bauten dort, des altehrwürdigen, leider wegen Baufälligkeit zum Abbruch verurteilten Rathauses, der Kirche, deren romanische Formen aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts stammen, und des im Johann-Albrecht-Stil errichteten Schlosses, von dessen Gartenterrasse man das Feld übersieht, wo im Jahre 1712 die Schlacht bei Wakenstädt geschlagen wurde. Unvergeßlich ist das malerische Stadtbild des Marktplatzes mit dem Rathause und der darüber hinausragenden Kirche. Nach dem Mittagessen im Schützenhause bot der Nachmittag Gelegenheit zu einem Spaziergange nach dem Güstower Werder. Der gastlichen Aufnahme in der Stadt, für die der Bürgermeister, nunmehrige Amtshauptmann Reinhardt, gesorgt hatte, haben wir dankbar zu gedenken. Das Gefallen an dem Ausfluge war bei den Teilnehmern so groß, daß der Wunsch ausgesprochen wurde, öfter im Jahre Solche Fahrten zu unternehmen.
Die 87. Generalversammlung wurde am 29. April 1922 im Archivsaal abgehalten und vom Staatsminister Dr. Langfeld ge-
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leitet, der zu Beginn der Tagung der verstorbenen
Großherzogin Marie warme Worte des Gedenkens
widmete. Den Geschäftsbericht erstattete der 2.
Sekretär, ebenso den Kassenbericht für das
Vereinsjahr 1920/21 in Vertretung des
Rechnungsführers. Die Einnahmen betrugen 10 720,32
einschließlich eines Kassenbestandes
von 1029,22
am Schlusse der vorigen Rechnung, die
Ausgaben 5973,54
. Der Bestand belief sich am 30. Juni
1921 auf 4746,78
. Hierzu kommt ein von der Renterei
belegtes Kapital von 4500
, so daß das Vereinsvermögen 9246,78
betrug
1
).
Die Rechnung war geprüft und lag aus. Entlastung
wurde erteilt. Dann erörterte der 1. Sekretär
Archivrat Dr. Stuhr die bedrängte Finanzlage des
Vereins. Die Druckkosten für das Jahrbuch waren im
April auf das Dreißigfache des Friedenspreises
gestiegen (sie haben sich seitdem noch sehr
erheblich vermehrt). Es sei daher nötig, die
Mitgliederbeiträge für das laufende Vereinsjahr zu
erhöhen. Außerdem sollten an Banken und
Privatpersonen Werbeschreiben verschickt werden mit
der Aufforderung, den Verein als Stifter bei einer
einmaligen Zahlung von mindestens 3000
oder als Förderer bei einer
widerruflichen Beitragszahlung von mindestens 100
jährlich zu unterstützen. Ein Antrag
des Geh. Archivrates Dr. Grotefend, den § 7 der
Satzung dahin zu verändern, daß die
Generalversammlung jedesmal den Beitrag für das
folgende Vereinsjahr festsetzen solle, wurde
angenommen
2
). Für 1921/22 wurde
der Beitrag auf 25
, für 1922/23 auf 30
festgesetzt. Auch erfuhren die Preise
der Vereinsschriften eine Erhöhung; die neuen Preise
sind auf der letzten Seite dieses Jahrbuches
angegeben. - Auf Archivrat Dr. Stuhrs Vorschlag
wurde beschlossen, in diesem Jahre zwei Ausflüge zu
unternehmen, am 10. Juni nach Kleinen und Dorf
Mecklenburg und am 8. Juli nach Wismar. - Die
Vereinsbeamten wurden wiedergewählt. - Den Vortrag
auf der Versammlung hatte Archivar Dr. Steinmann
übernommen. Er Sprach auf Grund eigener Forschungen
über die Finanz-, Wirtschafts- und
Verwaltungspolitik der mecklenburgischen Herzöge im
15. und 16. Jahrhundert (siehe Dr. Steinmanns
Aufsatz in diesem Jahrbuche). -
Der Erfolg der inzwischen verschickten Schreiben zur Werbung von Stiftern und Förderern bis zum Schlusse des Vereinsjahres
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ergibt sich aus der Anlage. Vielfach sind Vereinsmitglieder Stifter und Förderer geworden. Neue sind hinzugekommen, die dadurch zugleich die ordentliche Mitgliedschaft erworben haben. Ihnen allen Sei für ihre dem Verein gewährte Hülfe herzlich gedankt.
Mit besonderer Befriedigung können wir die Mitteilung
machen, daß das Ministerium für Unterricht auf einen
Antrag des Vereins hin beschlossen hat, zu den
Druckkosten des Jahrbuches einen jährlichen
Staatszuschuß von 10 000
für zunächst fünf Jahre zu
befürworten, dessen erste Rate (1922/23) in den
Nachtrag des Haushaltsplanes eingestellt werden
soll. Es ist uns eine angenehme Pflicht, dem
Ministerium für Unterricht auch an dieser Stelle
aufrichtigsten Dank hierfür auszusprechen.
An dem Ausfluge nach Kleinen und Mecklenburg am 10. Juni beteiligten sich 50 Mitglieder und Gäste. Man traf mit dem Morgenzuge in Kleinen ein und wanderte zur Schwedenschanze und zum Wallensteingraben, über deren Entstehung und Bedeutung Archivrat Dr. Stuhr an Ort und Stelle Aufschluß gab. Unter der freundlichen Führung des Oberförsters Mörer zu Moidentin und des Pastors Böhmer zu Mecklenburg wurde die Wanderung durch das schöne Gehölz am Loostener See und am Wallensteingraben entlang bis nach Brusenbeck fortgesetzt, wo am rauschenden Bach das Mittagessen eingenommen wurde. Nach einstündigem Marsche erreichte man darauf Mecklenburg, den alten Stammsitz des mecklenburgischen Fürstenhauses. Auf der Höhe des einstigen Burgwalles zeichnete Pastor Böhmer ein eindrucksvolles Bild der Burggeschichte. Unter den alten Bäumen des Pfarrgartens wurde der Kaffee eingenommen, und der freundliche Gastgeber ließ es sich nicht nehmen, zum Schlusse die ehrwürdige Dorfkirche zu zeigen. -
Präsident: | Staatsminister Dr. Langfeld, Exz. |
Vizepräsident: | Ministerialdirektor v. Prollius. |
Erster Sekretair: | Archivrat Dr. Stuhr. |
Zweiter Secretair: | Archivar Dr. Strecker. |
Rechnungsführer: | Oberfinanzinspektor Wichmann. |
Bücherwart: | Regierungsrat Dr. Voß. |
Bilderwart: | Regierungsrat Dr. Wunderlich. |
Repräsentanten: | Geh. Ministerialrat Krause. |
Stadtrat Gütschow, | |
Geh. Archivrat Dr. Grotefend, | |
Generalleutnant v. Woyna, Exz. |
Der zweite Vereinssekretär:
W. Strecker.
Schwerin, 1.Juli 1922.
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Anlage.
(bis 30. Juni 1922).
Es stifteten:
Kammerherr Henning v. Bülow auf Rodewalde 3000
.
Amtshauptmann Ernst Reinhardt, Schwerin 3000.
Fabrikbesitzer Dr. Friedrich Carl Witte, Rostock 5000.
(bis 30. Juni 1922).
Es erklärten sich zur Zahlung eines Jahresbeitrages
von 100
und mehr bereit:
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Reichsantiquar a. D. Oscar Montelius, Stockholm, gestorben am 4. November 1921. Korr. Mitglied seit dem 5. Jan. 1875.
a) Eingetreten sind:
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b) Ihren Austritt haben erklärt:
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c) Verstorben sind:
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N ach dem Beschlusse einer früheren Generalversammlung sollen an die Mitglieder des Vereins die vor ihrem Eintritt erschienenen Vereinsschriften zu bedeutend ermäßigten Preisen abgegeben werden.
1. Jahrbücher und Jahresberichte des Vereins:
a) bei Bezug mehrerer aufeinander folgender Bände: Bd. 21, 23-34, 36-44, 54-84 je 10 Mk.
b) einzelne Jahrgänge (soweit vorhanden und stets die jeweiligen letzten zwei Jahrgänge) statt 30 Mk. je 15 Mk.
2. Sonderabzüge aus den Jahrbüchern:
a) Wigger , Stammtafel des Großherzoglichen Hauses (zum Aufziehen), aus Bd. 50, (statt 15 Mk.) 10 Mk.,
b) Crull, Die Wappen der Geschlechter der Mannschaft, aus Bd. 52, (statt 15 Mk.) 10 Mk.
c) Krieg, Die Kirchenbücher in Mecklenburg-Strelitz, aus Bd. 68, (statt 6 Mk.) 3 Mk.
d) Moeller, Geschichte des Landespostwesens in Mecklenburg, aus Bd. 62, (statt 30 Mk.) 15 Mk.
e) Stuhr, Der Elbe-Ostsee-Kanal zwischen Dömitz und Wismar. Mit 2 Karten, aus Bd. 64, (statt 10 Mk.) 5 Mk.
3. Register über die Jahrbücher Bd. 31-40 (Statt 15 Mk.) 10 Mk.
- " " " " 41-50 (statt 15 Mk.) 10 Mk.
- " " " " 51-60 (statt 15 Mk.) 10 Mk.
4. Mecklenburgisches Urkundenbuch , Bd. 1-23 (statt je 50 Mk.) je 25 Mk. Bd. 24 (statt 30 Mk.) 15 Mk.
5. daraus: Mecklenburgische Siegel , 3 Hefte (statt je 12 Mk.) je 8 Mk.
6. Mecklenburgische Geschichtsquellen : Techen, Die Chroniken des Klosters Ribnitz. 1909. (statt 30 Mk.) 15 Mk.
Die Bestellungen auf diese Bücher sind direkt an die Vereinssekretäre zu richten.