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des
Schwerin, im Juli 1875
Das mit dem 10. d. M. abgelaufene vierzigste Jahr der geordneten Wirksamkeit unseres Vereins ist auf dem Felde der Literatur der Geschichte unserer Heimath im Ganzen ein recht fruchtbares und gesegnetes gewesen. Was zunächst die Thätigkeit des Vereins selbst während dieses Jahres betrifft, so habe ich vor allem die Freude, meinen Bericht mit der Anzeige beginnen zu können, daß grade mit dem Schlusse desselben der letzte Bogen des 9. Bandes unseres Urkundenbuches die Presse verlassen hat. Der neue Band ist einer der stärksten der bisher erschienenen, und bringt auf 93 Bogen 875 Urkunden, so daß die Gesammtzahl der bisher in diesem großen Nationalwerke gedruckten meklenburgischen Urkunden bereits 6602 beträgt, wodurch das Material zu einer beglaubigten Geschichte unserer Heimath bis zum Schlusse des Jahres 1345 nunmehr vollständig, gesichtet und geordnet der wissenschaftlichen Bearbeitung vorliegt. Von diesen gesammten Dokumenten sind über zwei Drittel bisher ungedruckt, mithin vollständig unbekannt und unbenutzt, und mindestens die Hälfte des letzten Drittels war nur aus entlegenen und fehlerhaften Drucken bekannt, die Zahl derer
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aber, welche in dem neuen Abdrucke nach dem Originale, soweit dasselbe noch vorhanden ist, nicht irgend eine Berichtigung oder Erläuterung empfangen hätten, ist verschwindend klein. Unter den 875 Documenten dieses Bandes sind 195 von den einheimischen Fürsten, den Herren von Meklenburg und Werle und den Grafen von Schwerin, ausgestellt, darunter weithin die meisten von Herrn Albrecht von Meklenburg oder seinen Beamten (2), dagegen nur 49 von anderen Fürsten, darunter eine Kaiserurkunde, 33 von deutschen Reichsfürsten, mit Einschluß der Grafen von Holstein und Schleswig, und 15 von auswärtigen Fürsten, den Königen von Schweden, Dänemark und England, meistens die Handelsverhältnisse der Seestädte betreffend. Ferner 132 von der Geistlichkeit Meklenburgs, einschließlich der Bischöfe von Camin und Havelberg, deren Sprengel bekanntlich Theile von Meklenburg mit umfaßten, und 46 von auswärtigen Geistlichen, darunter nicht eine einzige päpstliche Bulle. 74 andere Urkunden sind von einheimischen Städten, namentlich Rostock und Wismar, nur sehr wenige von Schwerin, Güstrow, Parchim, Neubrandenburg, Malchin, Kröpelin, Crivitz und Goldberg ausgestellt, und 11 von auswärtigen Städten, namentlich Lübek, Lüneburg und andern; endlich nicht weniger als 348 von meklenburgischen Privatpersonen, und zwar ziemlich zur einen Hälfte von Rittern und Knappen, zur andern von Bürgern der Städte, und 20 gehören auswärtigen Privatpersonen an. Schon diese Zahlen charakterisiren den betreffenden Zeitraum von 1337 bis 1345 als wesentlich friedlich, und in der That kommt der ganze reiche Inhalt dieses neuen Bandes des großen Werkes fast ausschließlich der Geschichte der Entwickelung der innern Verhältnisse unsrer Heimath zu Gute. - Die äußere Ausstattung ist natürlich dieselbe, wie die der frühern Bände; die Zahl der dem Texte beigedruckten Siegelholzschnitte beträgt 27, nämlich 7 geistliche, 11 fürstliche, 1 städtisches und 8 adlige Familien=Siegel. - Zur rechtzeitigen Herbeischaffung des Materials für den folgenden Band, sowie für die dritte Abtheilung des Werkes, wird kein Fleiß und keine Mühe gespart. So sind z. B. Herr Archivar Dr. Wigger und Herr Archiv=Registrator Jahr erst kürzlich mit einem Schatze von fast 500 Urkunden des 14. Jahrhunderts aus dem Rostocker Stadtarchiv von einer dreitägigen Reise dorthin zurückgekehrt.
Auch der erste Theil des 40. Bandes der Jahrbücher des Vereins, 9 Bogen stark, lag bereits in der General=
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Versammlung, die dies Mal des einfallenden Sonntags wegen auf den 12. d. M. verlegt werden mußte, vollendet vor. Die erste und umfänglichste Abhandlung desselben enthält eine gründliche Geschichte der Pilgerfahrten meklenburgischer Regenten nach dem Orient im Zeitalter der Kreuzzüge von dem Herrn Archivar Dr. Wigger, welche in drei Abtheilungen zerfällt, deren erste, S. 2-26, sich mit der Wallfahrt des Obotritenfürsten Pribislav und des Grafen Gunzel I. von Schwerin, 1172, die zweite, S. 27-38, mit der Kreuzfahrt des Grafen Heinrich I. von Schwerin, 1197, und die dritte, S. 39-86, mit der Pilgerfahrt und der Gefangenschaft des Fürsten Heinrich I. von Meklenburg, 1271-1298, beschäftigt. In dieser gediegenen Arbeit besitzt Meklenburg zum ersten Mal eine vollständige und zuverlässige Darstellung dieser interessanten und charakteristischen Episoden aus der Geschichte seines edlen Fürstenhauses, welche auf der sorgfältigsten Benutzung aller bisher bekannten occidentalischen und orientalischen Quellen beruht, und durch welche diese Forschung endgültig abgeschlossen sein dürfte, da die Entdeckung neuer Quellen kaum zu hoffen ist. - Hieraus folgt zunächst der Abdruck einer bisher unbekannten Verordnung des Herzogs Wallenstein über die Einführung gleichen Maaßes und Gewichtes in Meklenburg vom 6. Mai 1629, mitgeteilt von dem Herrn Geh. Archivrath Dr. Lisch, und ihr schließt sich dessen Mittheilung einer Sammlung von 50 eigenhändigen Briefen Wallensteins aus der Zeit von 1627-1630 unmittelbar an. Diese höchst interessanten und für die Besitzergreifung Meklenburgs durch den Usurpator sehr wichtigen Briefe sind fast alle an den Obersten Sant Julian, den Statthalter Wallensteins in Meklenburg, gerichtet, und durch den Herrn Ministerialrath Samwer zu Gotha in dem Archive zu Wallsee in Niederösterreich, einer ehemaligen Sant Julianischen Besitzung, entdeckt, und demnächst mit Erlaubniß Sr. Hoheit des Herzogs Ernst von Sachsen=Koburg, als jetzigen Besitzers der Herrschaft Wallsee, durch den Herrn Prof. Dr. Ottokar Lorenz in Wien an Lisch zum Zwecke der Veröffentlichung eingesandt worden. Herr Prof. Lorenz hatte ohne Zweifel vollkommen Recht, wenn er in seinem Begleitschreiben bemerkt, daß er diesen literarischen Schatz keinen bessern Händen anzuvertrauen wisse, als dem Gründer und Leiter des historischen Vereins Meklenburgs, dessen mühsame, in den Jahrbüchern des Vereins erst vor Kurzem mitgeteilten Forschungen über die Wallensteinsche Regierung Meklenburgs durch diese neue
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Entdeckung eine ebenso unerwartete, als glänzende Bestätigung gefunden haben. Auch für die allgemeine Geschichte Deutschlands sind diese Briefe, nicht ganz ohne Interesse, wenn gleich nur von untergeordnetem Werthe. Wallenstein erscheint hier ganz als der treue Diener seines Kaisers, wie ihn neuerdings z. B. Droysen geschildert hat, wogegen Prof. Gindeli in Prag den Charakter dieses ebenso viel geschmähten, als hoch gepriesenen Mannes, in einer auch in meklenburgischen Zeitungen abgedruckten Abhandlung über den Erwerb des ungeheuren Vermögens des einfachen böhmischen Landjunkers, aufs neue tief herabsetzt, vielleicht doch von dem national czechischen Standpunkte des Herrn Verfassers aus etwas zu einseitig und ungerecht, jedenfalls ohne genügende Begründung einer so schweren Anklage. - Den Schluß dieses Jahrgangs bilden zwei kleinere Abhandlungen von Lisch über die Familie Grelle und v. Grelle und zur Topographie der Pfarre Klütz.
Unter den hierher gehörigen historischen Arbeiten außerhalb des Vereins verdienen zwei größere Schriften zur neuesten Geschichte unseres Fürstenhauses den ersten Platz. In der königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler und Sohn in Berlin erschien nämlich ein besonders für Meklenburg hochwichtiges Werk unter dem Titel: Der Antheil der unter dem Commando Sr. K. H. des Großherzogs von Meklenburg=Schwerin vereinigt gewesenen Truppen am Kriege 1870/71. Nach officiellen Quellen bearbeitet, mit 2 Uebersichtskarten, 3 Situationsplänen und 5 lithographirten Skizzen. 8°. 1875. Dies in kriegswissenschaftlicher Beziehung von allen competenten Richtern sehr hoch gestellte Werk ist nicht eigentlich für Laien, sondern vorzugsweise für Militärs geschrieben, ist aber jedenfalls unter allen über denselben Gegenstand erschienenen Schriften das vollständigste und gründlichste, und in jeder Beziehung ein würdiges Denkmal der patriotischen Betheiligung Meklenburgs, voran seines heldenmüthigen Fürsten, - des einzigen regierenden deutschen Landesherrn, außer dem greisen Königlichen Kaiserlichen Oberfeldherrn, der es sich nicht nehmen ließ, seine Truppen persönlich zu Gefahr und Sieg zu führen, - an dem großen Freiheitskampfe und dem Wiederaufbaue des deutschen Reiches, der nie erloschenen Sehnsucht zweier Generationen unseres Volkes. Im Uebrigen muß es hier genügen, auf den in den "Mecklenburgischen Anzeigen" 1875, Nr. 96, 97, 101 und 118, mitgetheilten größeren Auszug aus dem Werke selbst und dessen Beurtheilungen durch die Presse zu verweisen.
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Diesem kriegerischen Werke steht eine heitere Friedensbotschaft würdig zur Seite, nämlich die in der Sandmeyerschen Hofbuchdruckerei in Schwerin. 8°. 1874 erschienenen: "Erinnerungen aus dem Oriente." Ein Tagebuch, als Manuscript gedruckt. Dies einfach aber fließend geschriebene, eben so unterhaltende, als belehrende Buch enthält auf 410 Seiten eine vollständige Beschreibung der Reise Ihrer Königl. HH. unseres Großherzogs und der Frau Großherzogin nach dem Oriente im Jahre 1871, angeblich von einem militärischen Begleiter der hohen Reisenden. Die Schrift verdient daher mit Recht einen Platz in der historischen Literatur Meklenburgs, als ein gleichzeitiger officiöser Bericht über die neueste Pilgerfahrt unseres Fürstenhauses nach dem heiligen Lande in modernem protestantischen Geiste.
Zu den erschienenen Arbeiten über die ältere Geschichte Meklenburgs gehört dagegen die Chronik der Vorderstadt Neubrandenburg, zusammengetragen durch Franz Boll, Pastor zu S. Johannis daselbst. Der Verfasser, auch sonst als einer der tüchtigsten Historiker unseres Landes bekannt und geachtet, hat die Vollendung dieser seiner letzten Arbeit leider nicht erlebt, da er kurz nach dem Erscheinen des 4ten, bis zum Jahre 1816 reichenden Heftes am 20. März d. J. verstarb, worauf sein Sohn, Professor der Anatomie in Rom, den Druck des letzten Heftes besorgt hat. Früher, seit der Gründung unseres Vereins, dem 3. Dcbr. 1834, ordentliches Mitglied und fleißiger, hochgeschätzter Mitarbeiter desselben, trat der Verstorbene, ein ungewöhnlich thätiger und vielseitig gebildeter Mann, im Jahre 1856 unerwartet und, wie der Berichterstatter versichern zu können in der Lage ist, in Folge eines bedauerlichen Mißverständnisses aus, und hat uns seitdem leider auch seine literarische Mitwirkung entzogen. Unter seinen Beiträgen für die Jahrbücher sind die bedeutendsten die Abhandlung über die deutsche Colonisation Meklenburgs (Band 13, S. 57 ff.); über den Obotritenfürsten Mistuwoi (B. 18. S. 60 ff.) und über die Prilwitzer Götzen (Bd. 19, S. 168 ff. u. 20 S. 208 ff.) Sein bedeutendstes Werk ist aber die 1846/47 in 2 Bänden herausgegebene Geschichte des Landes Stargard. 1 ) Die obgedachte Chronik ordnet den Stoff nicht annalistisch, sondern fachlich in kleinern und größern Abschnitten mit besonderen Ueberschriften, z. B. von der Gründung der Stadt 1218, die Einwohnerschaft und die
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städtischen Einrichtungen bis zur Reformation u. s. w. Seine Quellen beschränken sich anscheinend auf gedruckte Werke und das Neubrandenburger Rathsarchiv. Beigegeben sind die wichtigsten Urkunden der Stadt und einzelne seltene kleinere Druckschriften, z. B. ein Bericht über die Zerstörung der Stadt durch Tilly. Der Verfasser war ein Bruder Ernst Boll's, des bekannten Naturforschers und Verfassers einer sehr verbreiteten Geschichte Meklenburgs, woran auch Franz mitbetheiligt war.
Ein anderer wichtiger Beitrag zur Geschichte des Städtewesens in Meklenburg ist gleichfalls von einem Mitgliede und gediegenen Mitarbeiter des Vereins: F. Crull, Dr. med. in Wismar: Die Rathslinie der Stadt Wismar. Halle 1875. XLIV und 134 S. 8°. Nachdem der Herr Verfasser in der höchst interessanten Einleitung das Alter des Rathes (d. h. der Stadt), dessen Besetzung und Ergänzung, die Bedingungen der Wahl, die Zahl der Mitglieder, ihre Vorsteher (Bürgermeister), die Vertheilung der Geschäfte, die Amtseinnahmen, die Stellung der Mitglieder zu einander und der Bürgerschaft eingehend besprochen hat, folgt die wahrscheinlich fast vollständige Matrikel selbst in 3 Abtheilungen, nämlich 1) von 1246-1344, für welchen Zeitraum die Zeugenreihen der Urkunden die einzige Quelle bilden, 2) von 1344-1510 nach der noch im Stadtarchive vorhandenen, von dem Stadtschreiber Nicolaus Swerk begonnenen und seinen Nachfolgern sehr sorgfältig fortgesetzten Rathsmatrikel, d. h. die alljährlichen Protokolle über die Besetzung des Rathsstuhles; endlich 3) von 1510-1829, wo die Stadtsecretaire nur die jedesmaligen Neuwahlen von Bürgermeistern und Rathmannen eintrugen.
Schon etwas früher, im Jahre 1874, erschien in der Schmiedekampf'schen Buchhandlung hieselbst ein gleich verdienstliches, auf überaus mühsamen Forschungen, bei welchen keine irgend zu ermittelnde Quelle unbenutzt geblieben ist, beruhende Arbeit von dem Dr. med. A. Blanck, Oberstabsarzt und Mitglied des Vereins: Die meklenburgischen Aerzte von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, mit kurzen Angaben über ihr Leben und ihre Schriften, 255 S. 8°. Das Verzeichniß ist rein chronologisch, nach dem Datum der Promotion, wo dasselbe zu ermitteln war, geordnet; ein alphabetisches Personal=Verzeichniß erleichtert aber die Benutzung, wenngleich die Hinzufügung eines Orts=Verzeichnisses von den meisten Lesern gewiß sehr dankbar anerkannt sein würde. Das Haupt=Verdienst des Werkes besteht aber
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in den sehr sorgfältig gesammelten literarischen Notizen, wodurch dasselbe zu einem sehr wichtigen Beitrage zur Geschichte der Medicin in Meklenburg überhaupt geworden ist. Gelegentlich sei bemerkt, daß der Herr Verfasser gegenwärtig mit einer ähnlichen Arbeit über die Naturforscher Meklenburgs beschäftigt ist, wozu ihm reiche Beiträge von allen Seiten zu wünschen wären.
An diesem Orte möge zugleich eine kurze Hinweisung auf das seit etwa zwei Jahren heftweise erscheinende Sammelwerk: "Allgemeine deutsche Biographie" Platz finden, welches auch eine Reihe kurzer (theilweise doch wohl allzukurzer) Biographien von verdienten Meklenburgern, von dem Secretair Fromm hieselbst, Mitgliede des Vereins, enthält.
Ferner gehört hierher die 1874 in Leipzig bei Leinert erschienene Geschichte der Juden in Meklenburg, von dem Lehrer und Prediger der jüdischen Gemeinde in Güstrow, Dr. L. Donath, 335 S. 8°., eine auf fleißiger archivalischer Forschung, namentlich in dem Geheimen und Hauptarchiv hieselbst, beruhende Arbeit, welche aber leider im Gegensatze zu den frühern einseitig christlichen Urteilen über unsere jüdischen Mitbürger, einen der historischen Wahrheit nicht minder feindlichen einseitig jüdischen Standpunkt nicht verkennen läßt, und deshalb eine eingehendere unparteiische Besprechung, als ihr hier zu Theil werden kann, wohl verdiente.
Der so eben erschienene zweite Band der Beiträge zur Geschichte Meklenburgs, vornehmlich im 13. und 14. Jahrhundert, herausgegeben vom Prof. Dr. Fr. Schirrmacher in Rostock, hat gerade in den letzten Tagen eine ausführlichere Besprechung in den "Meklenburgischen Anzeigen" Nr. 156 und 157 aus kundiger Feder gefunden, weßhalb hier die Angabe des jedenfalls beachtenswerthen Inhaltes genügen möge. Der Band enthält: 1) die Colonisation Meklenburgs im 13. und 14. Jahrhundert von W. Ernst; 2) die meklenburgische Reimchronik des Ernst v. Kirchberg von Heinrich Thoms; 3) Nicolaus II. von Werle von Aug. Rudloff; 4) Ernst v. Kirchberg kein Meklenburger, sondern ein Thüringer, von dem Herausgeber, Prof. Schirrmacher. Von dem Mittelniederdeutschen Wörterbuche, von unserem zu früh verstorbenen Mitgliede Dr. Karl Schiller und Dr. Aug. Lübben begonnen und nach des erstem Tode wesentlich aus dessen nachgelassenen Handschriften von dem letztern allein fortgesetzt, ist nicht nur der erste, den Buchstaben E noch mit umfassende Band von 6 Heften
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oder 49 Bogen gr. 8°. vollendet, sondern es sind auch in rascher Folge bereits die drei ersten Hefte des zweiten Bandes (bis "invarich") ausgegeben worden. Je mehr die Tüchtigkeit des auch äußerlich seiner würdig ausgestatteten Werkes Anerkenung findet, desto lebhafter und gerechter ist das Bedauern, daß es dem ersten Gründer desselben nicht vergönnt war, selbst die letzte Hand daran zu legen und sich der Vollendung desselben zu erfreuen.
Gleichzeitig hat auch der bereits durch seine größere Grammatik der niederdeutschen Sprache rühmlich bekannte Dr. Karl Nerger in Rostock, Mitglied des Vereins, als Anhang zu den von ihm unter dem Titel "Tremsen" herausgegebenen niederdeutschen Gedichten der Gebrüder Eggers eine Grammatik des Rostockschen Dialectes (sprachliche Erläuterungen S. 227-278), nebst einem Wörterbuch (S. 279-386), bearbeitet. Breslau, bei Hoffmann, kl. 8°. 1875. Das ist der Anfang zu einer höchst wünschenswerthen Ergänzung des oben angezeigten großen Werkes durch Herausgabe eines vollständigen Glossars des jetzt lebenden niederdeutschen Dialectes, welcher bei Schiller und Lübben leider principiell völlig unberücksichtigt geblieben ist.
Zum Schlusse erlaube ich mir noch, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, daß die Fortsetzung des von dem Freiherrn v. Stein begründeten, in den letzten Jahren fast ganz ins Stocken gerathenen großen Nationalwerkes der Monumenta Historiae Germanicae nunmehr durch die freigebige Unterstützung des Deutschen Reichs und Oesterreichs gesichert ist. In Folge dessen hat sich im Anfang April d. J. in Berlin bereits die neue, aus 11 Mitgliedern bestehende Centraldirection unter dem Vorsitze des Professors Waitz in Göttingen constituirt, und den künftigen Arbeitsplan, sowie die Geschäftstheilung festgestellt.
Indem ich mich nunmehr zu dem Berichte über die Sammlungen des Vereins wende, bin ich leider in der Lage, die schmerzhafte Entdeckung mittheilen zu müssen, daß der Verein gerade auf diesem Boden, wo er bisher seinen Ruhm und seinen Stolz fest begründet glaubte, nicht mehr auf der Höhe der Wissenschaft steht. Berichterstatter hat die öffentliche Verkündigung dieser unserer Schmach aus dem Munde eines auf der Eisenbahn durch das Land fahrenden Schülers der jetzt dominirenden Wissenschaft der Anthropologie und Urgeschichte des Menschen selbst vernommen! In dem Schweriner Antiquarium, verkündete der Mann, sei zwar eine große Masse
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von Alterthümern aufgehäuft, aber sehenswerth, wie ich unschuldig geäußert hatte, sei die Sammlung durchaus nicht, da sie nicht wissenschaftlich geordnet sei. Erstaunt wagte ich die schüchterne Bemerkung, daß die Sammlung bisher gerade in dem Rufe gestanden habe, die einzig wissenschaftlich geordnete Deutschlands zu sein, und mir auch zur Zeit noch keine andere bekannt geworden sei, welche ihr hierin den Vorrang abgewonnen habe, ward aber durch die kurze Erklärung zur Ruhe verwiesen, daß die Ordnung nach dem veralteten System der drei Perioden doch keine wissenschaftliche zu nennen sei. Meine wißbegierige Frage, durch welches neuere System denn jenes veraltete ersetzt, welche Sammlung Deutschlands sich den Ruhm erworben habe, darnach zuerst geordnet zu sein? erhielt ich leider keine Antwort, sondern nur die flüchtige Hinweisung auf Berlin.
Die Sache ist ernst, meine Herren, denn was hier im Eisenbahnwagen so kraß ausgesprochen ward, ist auch in wissenschaftlichen Werken und Versammlungen, namentlich des anthropologischen Vereins, schon oft, wenn auch in bescheidenerer Weise als Thatsache hingestellt, bis jetzt aber freilich noch nicht begründet. Es kann daher nicht oft genug wiederholt werden, daß es auf Irrthum beruht, daß die großen Sammlungen des Nordens, wie die unserige, irgend einem hypothetischen System zu Liebe geordnet seien. Ihre Ordnung beruht vielmehr lediglich aus gewissenhafter Beobachtung der betreffenden Thatsachen, aus welchen sich ergab, daß in diesen Ländern drei durch ihren Bau wesentlich verschiedene und daher schon äußerlich erkennbare Arten heidnischer Begräbnißstätten existiren, und eine constante Erfahrung bei den zahlreichen, mit größter Sorgfalt vorgenommenen Aufdeckungen dieser Gräber stellte die weitere sichere Thatsache ans Licht, daß auch der Inhalt dieser drei Classen von Gräbern eben so wesentlich und charakteristisch von einander abweiche. Lediglich aus Grund dieser sicheren und unumstößlichen Thatsachen hat man demnach die gesammelten Grabalterthümer nach drei Classen geordnet, welchen dann nach weiterer Beobachtung auch die vereinzelt oder in größerer Zahl beisammen außerhalb der Gräber gefundenen, unverkennbar vollkommen entsprechen und sich denselben unterordnen. Hieran schloß sich demnächst die weitere Entdeckung, daß sich nicht selten Gräber der einen Classe auf und über dem einer andern Classe errichtet finden, und zwar stets in demselben Verhältniß, woraus nothwendig folgt, daß die untere Grabart älter sein muß, als die obere. Diese Altersstufe der
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drei Gräberclassen harmonirt aber weiter auch mit dem Material und der Beschaffenheit der darin enthaltenen Alterthümer, indem sich in den ihrem Baue nach ältesten Gräbern nur Geräthe von dem rohesten, auch dem Menschen auf der untersten Culturstufe zugänglichen Materiale, Thon, Holz, Knochen und Stein finden, in den Gräbern der mittlern Stufe neben jenen auch kunstreich gearbeitete Alterthümer von Bronze (Kupfer und Gold, also in gediegener Masse gefundenen Metallen, und erst auf der dritten Stufe zugleich Gegenstände aus den nur durch Bergbau zu gewinnenden, Eisen und Silber, vorkommen. Aus allen diesen Beobachtungen sicherer Thatsachen folgt denn endlich unabweislich, daß jene drei Gräberclassen mit ihrem verschiedenartigen Inhalte drei verschiedenen Zeiträumen und Kulturperioden des Menschengeschlechtes angehören. Will und darf man hiernach die Ordnung unserer Sammlungen nach diesen drei in ihnen vertretenen Perioden als ein System bezeichnen, so ist es doch eine völlig verkehrte Auffassung, wenn man behauptet, daß diese Sammlungen von vornherein willkürlich nach diesem System geordnet seien; das System ist vielmehr nur das Ergebniß einer wissenschaftlichen Abstraction aus der auf reinen Tatsachen beruhenden Ordnung unserer Alterthümer. Alle weiter gehenden Schlußfolgerungen, namentlich zur Beantwortung der Frage, ob der Uebergang von der einen jener drei Perioden zu der andern durch allmähliche friedliche Entwickelung, oder durch Anstoß von außen, oder gar durch Einwanderung fremder Volksstämme bewirkt worden, beruhen allerdings auf bloßen Hypothesen, worüber sich streiten läßt und viel gestritten ist, welche aber auf die Ordnung unserer Alterthümer nicht den mindesten Einfluß haben.
Was übrigens gegen die Richtigkeit jener Abstraction überhaupt eingewendet worden, ist in der That höchst unbedeutend. Daß sich Alterthümer aus dem verschiedensten Material in einem und demselben Grabe finden, ist begreiflich, da mit der Einführung des neuen Materials selbstverständlich das ältere nicht sofort völlig verdrängt ward; daß sich aber hin und wieder auch in einem altern Grabe schon ein Stück aus dem erst die spätere Zeit charakterisirenden Metalls findet, z. B. Eisen in einem Bronzegrabe, ist gleichfalls zuzugeben, obwohl es selten vorkommt; dadurch wird aber das Verhältniß nicht geändert, denn da das Eisen nicht bei allen Völkern gleichzeitig in Gebrauch kam, so ist begreiflich, daß sich ein oder das andere Stück dieses Metalles schon sehr lange Zeit vor der allgemeinen Einführung desselben neben der Bronze
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findet. Wenn daher Herr Prof. Virchow in Berlin neuerdings neben Geräthen aus Bronze auch Spuren völlig oxidirten Eisens gefunden haben will, so folgt daraus nicht, daß ein ähnliches Verhältniß in allen Gräbern der eigentlichen Bronzezeit vorauszusetzen ist, eine Voraussetzung, welche Herr Prof. Virchow auch meines Wissens nirgends gemacht hat. Ueberdies ist dieser berühmte und in allen medicinischen Wissenschaften, namentlich auch als Anthropolog sehr hoch stehende Gelehrte zur Zeit doch wohl noch zu wenig eigentlicher Archäolog, um die verschiedenen Gräberclassen sicher unterscheiden zu können. Erweisliche Mißgriffe sehr auffallender Art lassen dies Urtheil hoffentlich nicht als bloße Anmaßung erscheinen.
Ueberhaupt, meine Herren, hat die Verbindung der Anthropologie und der Archäologie in dem bereits sehr weit verbreiteten anthropologisch=historischen Vereine, meinem Urtheile nach, wenigstens der letzteren Wissenschaft noch keinen Segen gebracht. Die Teilung der Arbeit ist nicht bloß auf industriellem, sondern auch auf wissentlichem Gebiete zu empfehlen, wogegen sich in dem anthropologischen Vereine auf einem allzuweit ausgedehnten Forschungsgebiete schon jetzt die Richtung auf Centralisation zu Gunsten der größern Städte, namentlich Berlins, nach französischem Style mehr und mehr geltend macht, die mir in hohem Grade bedenklich erscheint. Aus diesen Gründen glaubte ich die kürzlich von Seiten des Vereinsvorstandes zu München an mich gerichtete Aufforderung zur Gründung eines Schweriner Localvereins ablehnen zu müssen, da das Bedürfniß dazu in Meklenburg neben unseren historischem Vereine nach meiner Ueberzeugung überall nicht vorhanden ist.
Nach dieser nothgedrungenen Abwehr verletzender Angriffe auf die Wirksamkeit unseres Vereins habe ich nur noch wenige Bemerkungen über die auch in diesem Jahre sehr bedeutenden und werthvollen Erweiterungen unserer Sammlungen in dem abgelaufenen Jahre hinzuzufügen. Die Alterthumssammlung erwarb nämlich mit Einschluß der in der Anlag Nr. 1. verzeichneten höchst wichtigen Funde des letzten Quartals, 30 einheimische Stücke aus der Steinzeit, 108 aus der Bronzezeit, 20 aus der Eisenzeit und 8 aus dem christlichen Mittelalter, wozu noch 46 Stücke größtentheils sehr wertvoller fremder Altertümer der Stein= und Bronzezeit kommen, welche dem Vereine aus Rügen, aus dem Magdeburgischen, von der Weser, aus Georgien und Lydien von seinen Freunden zugesandt wurden. - Die
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Münzsammlung vergrößerte sich nur um 30 Nummern, worunter eine römische Silbermünze aus der Zeit der Republik, die älteste der ganzen Sammlung, 24 silberne und kupferne Scheidemünzen aus Meklenburg, Braunschweig, Dänemark u. s. w., sowie 4 neue deutsche Reichsmünzen. - Die Bildersammlung erwarb 4 Portraits (3 Photographien und 1 Kupferstich), 2 meklenburgische Ansichten (Photographien), 1 Blatt Umrisse meklenburgischer Kirchen, und 1 Karte. - Die Büchersammlung endlich ist wiederum um 195 Bände gewachsen, worunter 22 Meklenburgica, wozu noch 6 Handschriften kommen. Die Erwerbungen der Alterthümer=Sammlung und der Büchersammlung aus dem letzten Quartale von Ostern bis Johannis d. J. sind in den
verzeichnet. Die Erwerbungen der übrigen Sammlungen aus diesem Zeitraume sind zu unbedeutend, um sie besonders auszuführen.
Die
giebt den üblichen Auszug des Herrn Berechners, Ministerial=Secretairs Dr. Wedemeier, aus der Berechnung der Vereins=Casse vom 1. Juli 1874 bis 30. Juni 1875, welcher wiederum recht günstig lautet. Die Einnahme mit Ausschluß der erhobenen Capitalien und des Cassenvorraths ist gegen das Vorjahr von Mk. 1882,33 auf 1896,67, also um Mk. 14,35 gestiegen, was seinen Grund größten Theils der höhern Einnahme aus dem Verkauf unserer Druckschriften zuzuschreiben ist. Die Ausgabe dagegen mit Ausschluß der belegten Capitalien ist von 1759,22 auf 1731,93, also um 27,79 gefallen, was im Ganzen im Vergleich mit dem Vorjahre zu Gunsten des gegenwärtigen eine Differenz Mk. 42,14 macht. Das Vermögen des Vereins ist in diesem Jahre von 6884,83 auf 7048,57, also um 163,74 gestiegen.
Ebenso günstig lautet mein Bericht in Bezug auf den Wachsthum des Vereins an Mitgliederzahl. Es sind im Laufe dieses Jahres 16 ordentliche Mitglieder beigetreten, nämlich die Herren Organist Meier in Schönberg, Lieutenant Bahrfeldt in Bremen, Amtmann Schlettwein in Dömitz, Vicko v. d. Lühe auf Stormstorf, Pastor Bartholdi zu Zarrentin, v. Schack auf Brüsewitz, v. Schuckmann auf Gottesgabe, Dr. med. Schlettwein in Sternberg, Gutspächter F. Schlettwein zu Bandelstorf, Amtsauditor v. d. Lanken in Schwerin, Advocat Kortüm
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in Rostock und in dem letzten Quartale die Herren Professor Ponfick in Rostock, Pensionair Peitzner zu Pogreß und Pastor Karsten in Röbel. Dagegen hat der Verein nur 10 ordentliche Mitglieder verloren, zur Hälfte durch den Tod, und zur andern Hälfte durch freiwilligen Austritt. Die letztern sind die Herrn Pastor emer. Türk in Güstrow, jetzt in Rostock, v. Schack auf Nustrow, v. Lützow aus Tessin, Dr. Schultze in Hamburg und Geh. Hofrath Flörcke in Parchim. Durch den Tod dagegen sind ausgeschieden die Herren Minister=Präsident J. v. Oertzen auf Leppin, Landbaumeister W. Wachenhusen in Rostock, Pastor Behm zu Vietlübbe, Medicinalrath Dr. Pfeiffer in Schwerin und neuerdings der Consistorialrath Friedrich Giesebrecht, Pastor und Präpositus zu Mirow, Sohn des Pastors Benjamin Giesebrecht daselbst und Zwillingsbruder unseres vieljährigen correspondirenden Mitgliedes, des ihm am 18. Mai 1873 voraufgegangenen Gymnasiallehrers Prof. Ludwig Giesebrecht in Stettin. Der schon im Jahre 1832 verstorbene Prof. Giesebrecht, Lehrer am grauen Kloster in Berlin und Vater des bekannten Historikers, Geh. Raths und Professors Dr. v. Giesebrecht in München, war gleichfalls ein älterer Bruder. Der Verstorbene, geboren am 5. Juli 1792, studirte 1813 in Berlin und machte, gleich seinem Bruder Ludwig, als Freiwilliger in dem Strelitzer Husarenregiment die Feldzüge gegen Frankreich mit. Im Jahre 1816 ward er seinen Vater adjungirt und nach dessen Tode 1817 als wirklicher Pastor zu Mirow bestellt, später zum Präpositus des Mirower Zirkels und im Jahre 1865, bei Niederlegung seines Amtes, zum Consistorialrath ernannt. Als Schriftsteller hat er sich durch Veröffentlichung mehrer Gelegenheits=Predigten und theologischer Abhandlungen, sowie einer Sammlung geistlicher Lieder (1821) und besonders geistlicher Kriegslieder (1847) bekannt gemacht. Er war Mitglied unseres Vereins seit dem 15. Sptbr. 1835 und starb am 3. Mai 1875.
Von den correspondirenden Mitgliedern starben, wie bereits in den Quartalberichten vom Oktober v. J. und Januar d. J. angezeigt worden ist, der Landesgerichts=Rath Dr. Theodor Petranowich zu Zara in Dalmatien, der Geh. Obertribunals=Rath und Prof. Dr. Homeyer in Berlin, und der Geh. Archivrath Dr. Grotefend in Hannover, wogegen die Herren Director Pigorini in Parma, Dr. Oscar Montelius in Stockholm und Prof. Dr. Ottokar Lorenz in Wien die Güte hatten, ihre Ernennung zu correspondirenden Mitgliedern zu genehmigen. - Zu den mit
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uns in Correspondenz und Schriftenaustausch stehenden Gesellschaften und Vereinen sind das archäologische Museum in Parma, die Akademie der Wissenschaften in Krakau in Gallizien und der Verein für Geschichte und Alterthumskunde in Kahla in Altenburg hinzugetreten.
Der Verein zählte daher zur Zeit der Generalversammlung am 12. Juni d. J. 2 allerhöchste Protectoren, 6 hohe Beförderer, 3 Ehrenmitglieder, 121 correspondirende Gesellschaften, 57 correspondirende Mitglieder und 276 ordentliche Mitglieder. Endlich habe ich den Austritt des Herrn Justizraths v. Prollius aus dem Vereinsausschuß in Folge seiner Ernennung zum meklenburgischen außerordentlichen Gesandten und Minister in Berlin anzuzeigen, welcher den Verein seit einer Reihe von Jahren mit stets gleichem Interesse als Repräsentant vertrat. Statt seiner ward in der Generalversammlung der Herr Ministerialrath Burchard wiederum zum Repräsentanten gewählt, die übrigen Herren Repräsentanten und Beamten aber in ihrer Stellung bestätigt. Der Ausschuß besteht gegenwärtig aus folgenden Mitgliedern:
Präsident: | Herr Minister=Präsident Graf v. Bassewitz, Excellenz. |
Vice=Präsident: | Herr Staatsrath Dr. Wetzell. |
Erster Secretair: | Herr Geh. Archivrath Dr. Lisch. |
Zweiter Secretair: | der Unterzeichnete. |
Berechner: | Herr Ministerial=Secretair Dr. Wedemeier. |
Bibliothekar: | Herr Oberlehrer Dr. Latendorf. |
Repräsentanten: | die Herren |
Prorector a. D. Reitz. | |
Archivar Dr. Wigger. | |
Revisionsrath Balck. | |
Ministerialrath Burchard. |
Als Aufseher der Münz= und Bilder=Sammlung bleiben die Herren Masch und Architect Stern gleichfalls an ihrem Platze.
W. G. Beyer,
Dr. Archivrath,
zweiter Secretair des Vereins.
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Anlage Nr. 1.
Verzeichniß
1) Aus der Steinzeit.
Drei Feuersteinspäne mit Schlagmarken von Menschenhand, vielleicht der ältesten Steinzeit angehörig nämlich eine größere dolchartige Spitze, 8 Centimeter lang, ein halbes dreiseitiges Messer und ein ähnliches kleineres und schmaleres Messer, 5 Centimeter lang, gefunden auf der Feldmark der Stadt Güstrow am Parumer See und geschenkt von dem Herrn Senator Beyer in Güstrow.
2) Aus der Bronzezeit.
Hundert Alterthümer, worunter 96 Bronzen, gefunden in einem Moderloche zu Hinzenhagen bei Krakow, geschenkt von dem Herrn Gutsinspector Schwager daselbst. S. Jahrbücher XL. S. 149 ff., wo sich bereits ein Verzeichniß dieser Alterthümer findet.
Ein Bronzemesser, unter altem, zum Einschmelzen angekauften Messing gefunden und dem Verein geschenkt von dem Herrn Gürtler Günther in Schwerin. S. Jahrbücher a. a. O. S. 149.
3) Aus der Eisenzeit.
Zwei Skelette und 10 Alterthümer aus Silber, Bronze, Bernstein, Thon u. s. w., gefunden in zwei neuentdeckten Römergräbern zu Häven und von dem Gutspächter Herrn Bastian daselbst an die großherzogliche Sammlung eingesandt. S. Jahrbücher a. a. O. S. 120 ff.
Drei Glasperlen, gefunden auf dem Burgwall bei Toitenwinkel und geschenkt von dem Herrn Dr. Wiechmann in Rostock.
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Eine schwarze Urne und mehre Urnenscherben von einem sogenannten Wendenkirchhof bei Pogreß, ausgegraben und geschenkt von dem Herrn Pensionair Peitzner daselbst 1 ).
4) Aus dem christlichen Mittelalter.
Ein Richtschwert aus Eisen, dessen Spitze abgebrochen ist, aus einer ungenannten Stadt Meklenburgs stammend, und geschenkt von dem Herrn Dr. Crull in Wismar.
Ein hölzerner Auswurfsbecher, bemalt mit den Farben= und Greifen=Wappen der Stadt Rostock mit der Jahreszahl 1794, geschenkt von dem Herrn Ministerialrath Burchard in Schwerin.
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Anlage Nr. 2.
Verzeichniß
I. Amerika.
II. Niederlande.
III. Schweiz.
IV. Österreich.
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V. Allgemeine deutsche Sprache Geschichte und Alterthumskunde.
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VI. Baiern.
VII. Sachsen.
VIII. Herzogthum Sachsen=Altenburg.
IX. Preußen.
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Seite 20 |
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Seite 21 |
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X. Hansestädte.
XI. Meklenburg.
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Fr. Latendorf,
Dr., Oberlehrer,
als Bibliothekar des Vereins.
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Anlage Nr. 3.
Auszug
Aus der Berechnung der Vereins-Casse vom 1. Juli 1874 bis zum 30. Juni 1875.
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Schwerin, den 30. Juni 1875.
F. Wedemeier, Dr., Ministerial=Secretair,
z. Z. Cassen-Berechner.