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Beiträge
zur
und
von
G. C. F. Lisch.
D ie Geschichte der Reformation in Rostock ist von großer Bedeutung in unserer Landesgeschichte, nicht allein weil in Rostock zuerst in Meklenburg das Wort Gottes lauter und rein gepredigt ward, sondern auch weil der Rath der Stadt mit entschiedenem Nachdruck die neue Lehre anerkannte und durchführte. Daher ist auch die Geschichte der Reformation in Rostock sehr oft der Gegenstand der Arbeit gewesen, da es stets Freude gemacht hat, darüber zu forschen, zu schreiben oder zu lesen. In neuern Zeiten ist manches Neue darüber ans Licht gekommen, z.B. in Arndt's Joachim Schlüter, Lübek, 1832, - in Lisch Die Pfarre zu St. Peter in Rostock in Jahrb. III, 1838, S. 84 flgd., - in M. Joachim Schlüter oder die Reformation in Rostock, von Serrius, Rostock, 1840, - in J. Wiggers Kirchengeschichte Meklenburgs, 1840, S. 102. flgd. Jedoch ist der Verlauf der Begebenheiten und ihre Veranlassung noch nicht so klar, daß die Darstellung ganz befriedigen könnte, namentlich da nicht viel neues Material entdeckt ist und die Bearbeitungen meisten Theils auf ältere gedruckte Darstellungen fußen. Die Schicksale des Dom=Capitels nach der Reformation sind noch ganz unbekannt, und doch nicht ohne Interesse. Nach vieljährigen Forschungen ist es mir endlich geglückt, die Hauptschriften über die Durchführung der Reformation und den Untergang des Dom=Capitels in Rostock an verschiedenen Stellen im
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großherzoglichen Archive zu entdecken und zusammenzubringen. Die Mittheilung dieser Actenstücke ist der Hauptgegenstand dieser einleitenden Zeilen.
Unter heftigen, kriegerischen Kämpfen mit der Stadt Rostock, welche bekannt genug sind, erreichten die Fürsten und die Geistlichkeit im J. 1487 die Errichtung eines neuen, zum Bisthume Schwerin gehörenden Dom=Capitels in der St. Jacobi=Kirche zu Rostock. Es bestand aus 12 Domherren, von denen die 4 Würdenträger zugleich die 4 Pfarren der Stadt Rostock inne hatten: der Propst die Marien=Pfarre, der Dechant die Jacobi=Pfarre, der Cantor die Petri=Pfarre und der Scholasticus die Nicolai=Pfarre. Im J. 1493 wurden dazu von der Universität noch 4 Canonicate für ältere Professoren gestiftet (vgl. Krey Beitr. II, S. 259). So übte das Dom=Capitel einen unabweisbaren, grade nicht vortheilhaften Einfluß auf die Seelsorge und die Wissenschaft in Rostock. Die bedeutendsten Stellen waren in den Händen der Domherren, welche durch die Capitel=Verfassung ein geschlossenes Ganzes bildeten. Aber grade durch den lähmenden Einfluß, welchen diese Pfründner auf die ganze Stadt ausübten, ward die Opposition der Reformation desto heftiger.
1. Die Durchführung der Reformation in Rostock.
Der Capellan Joachim Slüter an der Petri=Kirche predigte schon im J. 1523 so muthig und laut das Evangelium, daß der Ruf von dem auch in Meklenburg eindringenden Lutherthum weithin erschallte. Am 14. Jan. 1523 sandte der zu Nürnberg weilende päpstliche Nuntius Bischof Franz Chieregatti 1 ) auch für den zum Bischofe von Schwerin erwählten jungen Herzog Magnus von Meklenburg das päpstliche Rundschreiben vom 30. Nov. 1522, welches zur Unterdrückung der lutherischen Ketzerei aufforderte, und richtete selbst an den Herzog die Bitte, "den Glauben mit aller Kraft vor den gottlosen und
"lasterhaften Ketzern (adversus impios sceleratosque schismaticos) zu schützen". Am 28. Febr. 1525 forderte der Cardinal=Legat Campegi 2 ) die Herzoge Heinrich und Albrecht zur
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Unterdrückung der "schändlichen Secte der Lutheraner" ("pessima isthaec Lutheranorum factio") auf. - Lübek, das Haupt der Hansa, war freilich schon in lutherischer Bewegung; aber der Rath dieser Stadt strebte lange Zeit mit aller Macht dahin, den Papismus aufrecht zu erhalten; dieses Streben hatte oft bedeutenden Einfluß auf Meklenburg, indem manche aus Lübek vertriebene, rüstige lutherische Prädicanten sich nach Meklenburg wandten, wie z.B. Thomas Aderpul 1 ) nach dem Klützer Orte. Daher dankte der Papst am 16. März 1526 dem Rathe der Stadt Lübek 2 ) sehr verbindlich dafür, daß er die lutherische Ketzerei von der Stadt Lübek abgewehrt und die benachbarten Gegenden, namentlich das Bisthum Ratzeburg, vor derselben habe schützen helfen. In diesem Sinne wandte sich denn auch der lübeker Rath am 30. März (1526) an den Rath der Stadt Wismar 3 ) mit der Bitte, die lutherischen Bestrebungen zu überwachen; Lübek sah Gefahr für den - Handel im Lutherthum! Der Rath beklagte sich, daß in "diesen laufenden lutherischen Geschäften" nicht allein die Jugend sich vergesse, sondern auch mancher Alte, und daß namentlich die deutschen Kaufgesellen in London und "westwärts" in Belgien lutherische und andere verbotene Bücher mit sich führten; hieraus könne dem Handel und den theuer erworbenen Privilegien großer Schade erwachsen, und daher sei Vorkehr nöthig.
Dies sind einige wichtige neue Entdeckungen, welche in den letzten Jahren für die erste Entwickelung der Reformation in Meklenburg gemacht sind.
Die Hauptschlacht für das Lutherthum ward in Meklenburg im J. 1531 geschlagen; in diesem Jahre kam es, namentlich durch den entschiedenen Uebertritt des Herzogs Heinrich und den gegen seinen Bruder Albrecht aufgenommenen offenen Kampf, in welchem bei weitem die Mehrzahl der Bewohner der Städte zu dem Herzoge Heinrich standen und der Herzog Albrecht fast nur die nichtsnutzige papistische Geistlichkeit hinter sich hatte, fast überall zur festen Entscheidung und zum unaufhaltsamen Fortschritte. Ein Vorspiel zu dieser Schlacht war die Zurückhaltung der geistlichen Zinsen, Zehnten und Pächte, vorzüglich durch den Adel, theilweise auch durch die Städter. Im Klützer Orte 4 ) waren schon lange weitläuftige Verhandlungen über die den lübeker Geistlichen schuldigen Zinsen gepflogen, welche aber dadurch unnütz wurden, daß am Ende des J. 1529 der ganze Adel des Klützer Ortes sich mit
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gewaffneter Hand gegen den Bischof von Ratzeburg erhob und dadurch factisch von allen älteren kirchlichen Verbindungen losriß.
Am 8. April 1526 hatten zwar die Herzoge auf einem Landtage zu Sternberg einen Vergleich zwischen den Laien und Geistlichen vermittelt, nach welchem alle Zinsen, Zehnten und Pächte fortan regelmäßig gezahlt werden sollten und der Zinsfuß auf 4 Procent heruntergesetzt ward. Aber auch auf diesem Wege ward nicht viel erreicht; die wenigsten zahlten. Zwar hatten die Herzoge in Folge dieses Vergleichs Execution verkündigt, aber es war nur eine zur Ausführung gekommen, welche ungefähr zu derselben Zeit ein ähnliches Schauspiel giebt, wie der Krieg des Klützer Adels gegen den Bischof von Ratzeburg. Heinrich Smeker auf Wüstenfelde war im J. 1487 während der rostocker Domfehde in der Schlacht bei Pankelow gefallen und hatte einen minderjährigen Sohn hinterlassen, welcher lange unter der Vormundschaft des Ritters Heinrich von Plessen auf Brüel stand. Dieser hatte im J. 1500 von dem Dom=Capitel zu Rostock 1000 Gulden geliehen, welche dieses aus dem Opferblocke des Heiligen Blutes zu Sternberg erhalten hatte, und die Zinsen von diesem Capitale aus dem Smekerschen Gute Pampow bei Teterow verschrieben. Als Heinrich Smeker, ein wunderlicher Mensch, den Bartholomäus Sastrow so ergötzlich schildert, volljährig geworden war, wollte er diese Schuld nicht anerkennen, weil Heinrich von Plessen damit sein Gut nicht gebessert habe. Gegen diesen "schändlichen Taugenichts" ("pessimum nequam", wie das Dom=Capitel in seinen geheimen Acten sagt,) erging nun im J. 1528 die Eine Execution, die das Capitel zu Rostock erreichen konnte. Das Capitel sagt darüber in einem Verzeichnisse:
Executores capitulo nostro dati contra vasallos, dicto capitulo contravenientes, vt nequam, sunt infrascripti:
Contra Hinrick Smeker in Wustenfelde, pessimum nequam, ambo prefecti in Gustrow videlicet Cordt Pentz et Merten Bibow. Facta est leuissima executio anno 28 sabbato post Dionysii (10. Oct.), sed oportet ad datam nouam nobis proxime in Gustrow executionem artius sequi executionem. Littere sunt scripte.
Und diese schärfere Execution ward denn auch noch im J. 1528 ausgeführt. Heinrich Smeker klagt 1 ) im J. 1531 den zu
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Rostock auf dem Landtage versammelten Landständen: im J. 1528 habe das Dom=Capitel wegen rückständiger Zinsen, weshalb er sich stets zu Recht erboten, ihn mit 300 Mann unter Anführung eines Priesters Heinrich Möller auf seinem Gute Wüstenfelde überfallen, ihm von dort Ochsen und Pferde fortgetrieben, Schlösser, Thüren und Kasten erbrochen und so viel Muthwillen getrieben, daß schwangere Frauen sich bis in den Tod erschrocken hätten. Dieser Streifzug und der Zug des Bischofs Georg gegen den Pfarrer Aderpul zu Gressow im December 1529 waren wohl die letzten priesterlichen Gewaltthaten im Lande. Heinrich Smeker zahlte wunderbarer Weise noch im J. 1558 das Capital 1 ) an die letzten papistischen Domherren zu Rostock zurück, welche es jedoch dem Capitel=Berechner M. Conrad Pegel herausgeben mußten, der es außerhalb Rostock sicher belegte; wahrscheinlich ist dieses Capital noch in dem Consistorialvermögen vorhanden.
Die Schmälerung des geistlichen Einkommens gab den 4 Dom=Capiteln Meklenburgs noch zu guter letzt Veranlassung, in Gemeinschaft aufzutreten, eine Erscheinung die den Höhenpunkt der Bedrängniß und der Kraft der Verzweifelung andeutet. Am 6. Dec. 1529 nämlich klagten 2 ) die Dom=Capitel zu Schwerin, Rostock, Bützow und Güstrow den Herzogen, daß ihnen, trotz des abgeschlossenen Vergleiches, ihre Zehnten, Pächte und Zinsen von dem Adel und den Städten vorenthalten würden und die von den Herzogen verhängten Executionsbefehle nichts fruchteten, da die Boten, welche sie überbringen sollten, mit Schmähworten und Schlägen zurückgetrieben würden, ja daß sie nicht einmal Boten erhalten könnten. Sie baten daher die Herzoge um Ausfertigung des Vergleiches auf Pergament, - gleich als wenn Pergament sie noch hätte schützen können, - damit sie bei ihren alten Gerechtigkeiten blieben, erboten sich auch, mit 5 Procent Zinsen zufrieden zu sein. Ferner beklagten sie sich, daß sie, was allerdings sehr bedenklich war, zu der vielfachen Rechtskränkung, die sie zu erdulden hätten, bei der Verantwortung vor die weltlichen Gerichte gezogen und von ihren Prälaten und ordentlichen Richtern verlassen würden. Endlich beschwerten sie sich, daß die "evangelischen Prediger" die alten Ceremonien nicht stehen lassen wollten, sondern dagegen "sängen, höhnten, schändeten und lästerten", in der Absicht, den alten Gottesdienst zu vernichten. Der Herzog Albrecht erwiderte 3 ) hierauf am 4. Jan. 1530, daß er, mit seinem Bruder, geneigt sei, ihnen
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den Vortrag mit den fürstlichen Siegeln besiegelt auszufertigen, ihnen durch gebührliche Execution zu ihren Einnahmen zu verhelfen und die Sache auf dem nächsten Rechtstage vorzunehmen und sich auch darüber in Unterhandlung einzulassen, damit die Geistlichen nicht vor die Stadt= und andere weltlichen Gerichte gezogen würden; was den Gottesdienst betreffe, so sei es sein Wille, daß derselbe nach altem Gebrauche und vermöge des speierschen Abschiedes gehalten werden solle.
Doch das - Pergament half nicht mehr 1 ); mit dem J. 1530 ging die katholische Geistlichkeit ihrem Untergange entgegen und im J. 1531 sehen wir sie im Todeskampfe liegen. Das Drama spielte vorzüglich in Rostock und der Sieg der Reformation in dieser Stadt war maaßgebend für das ganze Land. Wir sind jetzt im Stande, aus den Original=Urkunden 2 ) die merkwürdigen Vorgänge darzustellen.
Bekannt ist es, wie der rostocker Rath zuerst mit den lutherischen Prädicanten verhandelte und die nöthigen provisorischen Anordnungen machte. Darauf ging er der papistischen Geistlichkeit selbst zu Leibe.
Am 23. März ("Donnersdages na Gertrudis", "am Donredage S. Benedicti", "am Donredage na Lätare",) 1531 ward die gesammte papistische Geistlichkeit Rostocks vor eine Raths=Deputation auf die Schreiberei gefordert, wo der Syndicus Dr. Johann Oldendorp und die Rathmänner Vith Oldenborch, Joachim Quand, Nicolaus Bobbin und Heinrich Boldewan, so wie der Schreiber und Notarius Thomas Barkhusen versammelt waren. Der Rath ließ hier der Geistlichkeit erklären, er könne den gewaltsamen großen Haufen wegen der Religion nicht aufhalten; man müsse mit den Prädicanten und der Priesterschaft Mittel und Wege finden, die alten Ceremonien abzustellen. Der Rath begehre daher von der Priesterschaft Rathschläge und Aeußerung ihrer Ansichten. Dr. Oldendorp fügte hinzu, es sei nicht wahr, daß die Prädicanten nicht einig seien; sie seien ihres Dinges eins, wie es sein müßte; aber der Rath sei mit ihnen noch nicht einig, und deshalb solle die Priesterschaft ihren Rath einbringen. Es ward viel hin und her gehandelt, aber man kam zu keinem Beschlusse. Die Priesterschaft bat endlich um acht Tage Frist (terminum deliberandi ad octo dies) zur Ueberlegung und zur Berathung mit den Landesherren und dem Bischofe, da sie ohne diese sich auf nichts,
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es sei wenig oder viel, einlassen könnten. Nach vielen Reden und Gegenreden erklärte der Rath, er könne keine Frist von 8 Tagen, nicht einmal eine Frist von 8 Stunden, ja nicht 4 Stunden bewilligen; denn er wisse die Priesterschaft während der Frist vor dem gewaltthätigen Haufen nicht zu schützen und wolle die Verantwortung nicht tragen; die Priesterschaft müsse sogleich sagen, was sie haben wolle oder nicht.
Schon gleich darauf nachdem am Tage vorher, den 22. März, die Priesterschaft auf den folgenden Tag auf die Schreiberei geladen war, war der bischöfliche Official zu Rostock, Joachim Michaelis, nach Schwan gereiset, wo sich damals der Herzog Heinrich mit seinem Sohne, dem Bischofe Magnus, aufhielt, um mit diesen die wichtige Sache in Berathung zu ziehen.
Gleich nach Beendigung der Unterhandlung vor der Rathsdeputation hatte das Dom=Capitel, noch an demselben Tage (23. März) zwei Abgesandte, die Vicare und Priester Johann Mindemann und Nicolaus Bokholt, eben dahin geschickt, um zuerst mit dem Official J. Michaelis und darauf in dessen Beisein mit dem Herzoge und dem Bischofe die Sache zu berathschlagen 1 ) und wo möglich Rath und Hülfe von ihnen zu erhalten; sie sollten jedoch den Rath und die Bürgerschaft nicht verklagen, da die Priesterschaft noch keinen gewaltsamen Ueberfall zu erdulden gehabt habe; sie möchten nur Rath darüber haben, was und wie viel von den Ceremonien sie abstellen sollten, damit der Rath mit dem großen Haufen Friede behalten und die Priesterschaft keinen gewaltsamen Ueberfall erdulden möge. Endlich unterwarf sich die Priesterschaft ganz den Herzogen.
Kaum war diese Gesandtschaft abgereiset, als die ganze Priesterschaft von allen Kirchen des Nachmittags um 4 Uhr wieder durch die Stadtdiener geladen ward, am andern Tage Morgens 9 Uhr vor dem ganzen Rathe zu erscheinen; die Priesterschaft ahnte ganz richtig, daß ihnen ihre schließliche Meinung abgenommen werden sollte, da die so eben beendigte Verhandlung nicht zum Ziele geführt hatte. Die Prädicanten waren zu 8 Uhr Morgens vor den Rath geladen, die Priester wußten jedoch nicht weshalb. Slüter ("Mester Joachim de predicante von sunte Peter") war des Nachmittags um 3 Uhr mit einem Begleiter von Rostock zu einem "Herrn" (einem der Herzoge?) gefahren.
Sogleich schickte das Capitel dem Official und seinen Gesandten einen Boten nach Schwan nach 2 ), um ihnen diese Neuig=
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keit mitzutheilen und sie zu bitten, bis zum andern Morgen 9 Uhr die Antwort und Entschließung der Fürsten mündlich oder schriftlich zu schaffen, jedoch wenn möglich selbst wieder zu kommen. Zugleich erinnern die Domherren ihre Gesandten, daß sie wachsam über Slüter sein sollten, was der bringen und rathschlagen würde. Es ist also unter dem "Herrn", zu dem Slüter des Nachmittags gefahren war, einer der Herzoge, vielleicht der Bischof Magnus, zu verstehen. Wie viele Fäden aber die Papisten bei Hofe noch in der Hand hatten, geht daraus hervor, daß dieser durch einen Boten den Gesandten nachgeschickte Brief dem katholisch gesinnten Canzler Caspar von Schöneich, der dem Bischofe Magnus sehr widerwärtig war, mitgetheilt ward, da auf der Rückseite des Briefes eine Registratur von des Canzlers ganz eigenthümlicher Hand steht. - Die Priesterschaft hatte sich schnell zusammengerafft: auf der Schreiberei war sie ziemlich kleinlaut, konnte sich zu nichts entschließen und bat um Bedenkzeit; am Nachmittage desselben Tages konnte sie ihren Gesandten schon an die Hand geben, sie sei ganz gesinnt, in nichts nachzulassen, weder von kleinen, noch großen Ceremonien, es sei denn, daß der Bischof etwas anders bestimme und verantworten wolle.
Die Gesandten kamen noch früh genug nach Rostock zurück, um die Entschließungen der Domherren stärken zu können. Sie brachten von dem Herzoge Heinrich die mündliche Antwort zurück: sie sollten keinesweges die Ceremonien fallen lassen, und geschehe ihnen etwas darüber, so müßte er Gewalt mit Gewalt steuern. Diese Antwort war für den friedlichen Fürsten allerdings ungewöhnlich kräftig und konnte ihm nur dadurch entlockt sein, daß man ihm vorgetragen hatte, die Stadt Rostock stehe unter einem Pöbelregimente; der Rath hatte freilich oft genug ausgesprochen, er wisse die Priesterschaft nicht vor dem gewaltthätigen Haufen zu schützen, wenn sie sich gegen jede Veränderung sträube, aber immer deutlich genug zu erkennen gegeben, daß er dem Volke und den Prädicanten beistimme und daß irgend eine Veränderung in der Nothwendigkeit liege.
Die Priester traten daher am Freitage den 24. März ("profesto annunciationis",) sehr zuversichtlich und übermüthig vor dem ganzen Rath auf; sie beriefen sich auf den Ausspruch des Herzogs, brachten manche "scharfe, treffliche Entschuldigung" vor und baten noch einmal um eine Frist von acht oder mehr Tagen. Diese schlug ihnen jedoch der Rath rund ab und gab ihnen den bestimmten Bescheid, sie sollten während der nächsten zwei Tage (Sonnabend und Sonntag) und bis in die Woche die Kirchen meiden und nur die Hochmesse halten; der Rath wolle jetzt selbst auf dienliche Vorschläge denken und
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sie bis dahin zu nichts zwingen, ihnen jedoch treulich rathen, daß sie einem "mächtigen, großen Unheil" ("qwadt") zuvorkommen möchten. Ueber diese feste Antwort waren die Priester so "erschrocken", daß sie sich der "Beliebung" ("wolmeyninge") des Raths fügten und sich bis zum nächsten Mittwoch zurückhielten. Sie "hätten sich, so meinten sie, auch über den Rath nicht zu beklagen, vielmehr ihm für sein Benehmen zu danken, indem sie wohl wüßten, daß ihm das Verfahren eben so herzlich leid sei, als der Priesterschaft".
Am 29. März ("am middeweken na Judica",) ward die Priesterschaft wieder vor den ganzen sitzenden Rath auf die Schreiberei entboten. Dieser ließ ihr nun, "Gott zum Lobe und um gemeinen Friedens willen, den die Obrigkeit aus schuldiger Pflicht zu handhaben schuldig sei, folgende Artikel 1 ) und Mittel, aus Gottes Wort genommen, schriftlich überreichen und als freundlichen, treuen Rathschlag vorhalten", und lehnte dabei jede Verantwortlichkeit für die Folgen ab, falls der Rathschlag nicht angenommen werden sollte; sollte die Priesterschaft aber einen bessern Rath wissen auf dem Grunde der heiligen Schrift, so sei der Rath nicht abgeneigt, denselben zu hören, könne sich aber ferner mit unnützer Disputation nicht aufhalten. Die übergebenen schriftlichen Artikel enthielten Folgendes:
1) Die Gesänge, insoferne sie in der Heiligen Schrift gegründet sind, können in lateinischer Sprache gehalten, müssen jedoch mit mehr Verstand gesungen und nicht so "abgerumpelt" werden, wie bisher.
2) Die Messe kann täglich in lateinischer Sprache, jedoch allein vor dem Hochaltare, wie früher, gehalten und communicirt werden; begehrt jemand das Abendmahl unter Einer Gestalt, so soll es ihm, jedoch nach gehöriger Ermahnung zum rechten Gebrauche, nicht geweigert werden. Das Volk soll aber "zum heilsamen Testament" durch die Prädicanten oft ermahnt und ihm der wahre Nutzen vorgestellt werden. Jedenfalls soll aber am Ende der Messe der Priester eine kurze deutsche Rede halten darüber, was das Sacrament sei und wozu es empfangen werde.
Was die Sterbesacramente betreffe, so solle der Priester mit zwei Ministranten das hochwürdige Sacrament zu armen und reichen Kranken tragen, mit voraufgehender Glocke, zum Zeichen, daß Volkshaufen oder Wagen, die im Wege stehen möchten, ausweichen und Ehre geben mögen, jedoch sei mit der Zeit darüber nachzudenken, wie es mit dem Tragen des Sacra=
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ments in der Schrift gegründet sei. Es solle dem Kranken frei stehen, das Abendmahl unter einer oder unter beider Gestalt zu empfangen.
3) Es sollen aus der Priesterschaft in jeder Kirche tugendhafte und verständige Personen neben den Prädicanten zur Beichte abgeordnet werden, da die Prädicanten der Menge allein nicht warten können. Diese bestimmten Beichtväter, sollen das Volk zur Einigkeit im Glauben aus Gottes Wort treulich und recht unterweisen.
4) An jedem Sonn= und Festtage soll Vormittags in allen Kirchen eine Predigt und Nachmittags nach der Vesper wenigstens in zwei Kirchen eine Predigt gehalten und dem Volke nachgegeben werden, das Te Deum und einen oder zwei Psalmen (Kirchengesänge) vor und nach der Predigt zu singen.
Der Rath wollte durch diese Anordnung vorzüglich alle
"stillen und lesenden Messen, Marienzeiten, Processionen und Weihungen" abgeschafft haben.
Diese Artikel wurden ausgegeben, zu halten "bis zu gemeiner christlichen Kirche schriftmäßiger Verbesserung". Man sieht, daß der Rath noch ziemlich leise auftrat und von der Priesterschaft nur begehrte, sich in das Unabwendbare zu fügen.
Es ward der Priesterschaft nur Ein Tag Frist zur Willenserklärung gegönnt.
Am folgenden Tage, d. 30. März, gab denn die Priesterschaft, zuerst mündlich, dann schriftlich, ihre Erklärung 1 ) ab; diese war jedoch nur eine "Protestation" gegen die Vorschläge des Raths; die Priesterschaft wich auch den von dem Rath gestellten Artikeln mit unnützem Hochmuth aus, da nicht zu verschweigen war, was in jedem Munde lebte, und antwortete ziemlich allgemein:
Die Priesterschaft wolle bei dem "reinen und rechten Worte Gottes bleiben - - nach der Auslegung der heiligen Doctoren (!) und bei der Gemeinschaft der heiligen allgemeinen christlichen Kirche. Wenn jemand aus festem, rechten Verständniß der heiligen Schrift etwas nachweisen kann, was ein unleidlicher Mißbrauch ist, das will die Priesterschaft abzustellen bereit sein." Die Priesterschaft will auch, in Ansehung der guten Absicht des Rathes (!) in so gefährlicher Zeit, sich nach Vermögen und Gebühr eine "geringe Zeit lang" den Artikeln des Raths gemäß verhalten, jedoch unter folgenden Bedingungen:
1) daß die Messe und die Sterbesacramente nur von den
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Pfarrern oder ihren Capellanen und sonst niemand anders gehalten und
2) daß die Priesterschaft mit der Verreichung des Sacraments unter beider Gestalt verschont werde; es sei gegen ihr Gewissen und ihre Ehre, was in der heiligen allgemeinen Kirche seit tausend und mehr Jahren in festem Gebrauche gewesen, zu verlassen. Könne der Rath aber jemand finden, der sich dazu hergeben wolle, so müßten sie das eine Zeit lang geduldig ertragen und geschehen lassen, sie selbst aber dessen enthalten, bis die heilige Kirche und ihr Haupt ein anderes anordneten oder sie aus "grundfester, recht verstandener heiliger Schrift" schriftlich überführt würden, wo und wie der Gottesdienst gemißbraucht werde, u.s.w.
Diese Antwort der Priester ist allerdings der lebhafte Ausdruck einer verstockten, pharisäischen Gesinnung, man mag das Ding betrachten, von welcher Seite man will, in dem was ausgesprochen und nicht ausgesprochen ist. Schon die wiederholte Versicherung, daß sie auf kurze Zeit ein Auge zudrücken und sich geduldig stellen wollten, ist im höchsten Grade verächtlich.
Es war den Priestern auch gar nicht Ernst, auch nur im Geringsten nachzugeben. Namentlich aber sträubten sie sich bestimmt gegen das Abendmahl unter beider Gestalt, also gegen das Aufgeben der Messe. Lieber wollten sie, so erklärten sie, die Kirchen verschlossen bleiben lassen und vor der Volkswuth aus Rostock weichen und so böser Zeit "eine kleine Zeit" Stätte geben, als das Wesen der Messe aufgeben.
Um jedoch dem Rathe einigermaßen entgegen zu kommen und der Geistlichkeit nichts zu vergeben, entschloß sich der stark papistische Official Joachim Michaelis, am folgenden Tage, den 31. März ("Freitag nach Judica"), in der Marienkirche die Hochmesse 1 ) zu halten, was jedoch nicht ohne Tumult abging, so daß sein "Gemüth verstört" und vor dem Altare erschreckt ward.
Am andern Tage, den 1. April, ("am palmavend") stürmten nun wohl 250 Martiner auf das Neue Haus (des Rathhauses) in der Absicht, es niederzubrechen und die Fahne des Aufruhrs zu erheben. Es ward der aufgeregten Menge zwar augenblicklich zum Frieden geredet, aber der entscheidende Augenblick war gekommen, wo, nach der richtigen Erkenntniß und Voraussage des Rathes, sich der alte Zustand nicht mehr halten ließ. Da machte der Rath Ernst und führte die von ihm vorgeschlagenen Artikel ein. Und so ist dieser Tag, der 1. April, der Tag vor
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Palmsonntag, 1531, der eigentliche Reformationstag Rostocks.
Zuerst befahl der Rath sofort allen Priestern der Marienkirche, die "Messe" oder das "Testament" nach der neuen Ordnung des Rathes zu halten und unter sich umgehen zu lassen, und damit bei dem ältesten unter ihnen zu beginnen; diese wurden also von dem Haufen der Priesterschaft abgezogen. In der "Marienkirche" predigten Matthäus Eddeler und Peter Hakendahl; diesem, "dem kleinen Capellan zu Marienkirchen, Peterken genannt, warfen die Domherren vor, er habe am Palmsonntage zwei geweihete Hostien auf die Erde fallen lassen, wie der zu S. Peter es schon lange getrieben habe."
Darauf erschienen auch in der Domkirche zu S. Jacobi zwei Burgemeister und zwei Rathsherren und machten an die Domherren dieselbe Forderung; diese aber erklärten, sie würden bei der von ihnen übergebenen Erklärung bleiben und nicht davon weichen, sondern lieber ihre Pfründen im Stiche lassen und aus Rostock gehen. Da trat ein "armer, elender (d.h. "heimathloser) Priester, der kürzlich aus Lübek gekommen (verjagt) war" vor, und erbot sich, den Gottesdienst zu halten, wozu auch der Official seine Erlaubniß gab. Dieser hielt denn am Palmsonntage und den beiden darauf folgenden Tagen in der Jacobikirche das "Testament" (wie die Lutheraner das Abendmahl unter beider Gestalt nannten). Die Domherren waren rasend, daß sie das erleben mußten, ja sogar, daß am Palmsonntage auf der großen Orgel gespielt und das Abendmahl mit allen Feierlichkeiten gefeiert ward. Palmweihen und Lesemessen wurden nicht gehalten; die Marienzeiten waren aufgehoben. Zwar stellte das Dom=Capitel drei fromme, gelehrte Prädicanten; diesen ward aber das Predigen verboten. Auch Valentin (Korte) predigte am 4. April in der Jacobikirche; er ließ aber einfließen, daß es so nicht fortgehen könne; daher schalt ihn seine Partei einen Mantelträger ("Wendehoike") 1 ).
In der Nicolaikirche predigte Antonius Becker 2 ), hielt Messe nach der neuen Ordnung ohne Wandelung und reichte das Abendmahl unter beider Gestalt.
An der Petrikirche stand Slüter. Ueber diesen geben die Domherren die interessante Nachricht vom 4. April 1531:
"er liegt heute und agonizirt bis zu dieser Stunde; Gott will ihn nun vielleicht visitiren und Lohn für seine Werke geben."
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So war die Reformation in Rostock sicher durchgeführt und ein Rückschritt unmöglich.
Am 1. April, sogleich nach der entscheidenden Handlung, sandte das Dom=Capitel eine Erzählung aller Vorfälle und eine Klage 1 ) an das Dom=Capitel zu Schwerin und bat dieses dringend, bei den Fürsten, namentlich bei dem Herzoge Albrecht, dahin zu wirken, daß diese dem Unfug steuern möchten. Am 4. April berichtete 2 ) das Dom=Capitel über die Durch= und Fortführung der Reformation nach Schwerin.
Dies sind die letzten Zuckungen des Papismus in Rostock. Nach den hier mitgetheilten urkundlichen Berichten, welche unter einander genau übereinstimmen, werden sich nun die bisher bekannten gedruckten Ueberlieferungen bequemen müssen.
2. Das Dom=Capitel zu Rostock nach der Reformation.
War nun auch die Reformation zu Rostock im J. 1531 siegreich durchgedrungen und das geistliche Eigenthum größten Theils säcularisirt oder den protestantisch gewordenen Kirchen übergeben, so erreichte es doch das Dom=Capitel mit seiner seltenen Hartnäckigkeit, daß es noch über 30 Jahre mit seinen Einnahmen, so viel ihm nicht durch Zurückhaltung der Zinsen entzogen ward, in Bestand blieb, wenn auch die Capitelkirche zu S. Jacob mit der Pfarre schon im J. 1531 protestantisch ward. Diese merkwürdige Begebenheit, welche bisher ganz dunkel gewesen ist, verdient eine möglichst gründliche Beleuchtung, um so mehr, da mit den Capitelgütern das Consistorium zu Rostock dotirt ward.
Einige Domherren zogen sich wohl sogleich nach der Einführung der Reformation zurück. Der bekannte Professor und fürstliche Rath Dr. Peter Boye, Domdechant, gab einige Wochen nach dem Reformationssturme, als er die Sache des Papismus unwiderbringlich verloren sah, seine Stelle freiwillig auf. Er erklärte am 19. Mai. 1531 den Herzogen Heinrich und Albrecht, daß
"nachdem ick sunte Jacobs vnde J.f.g. Domkarcken tho Rostock ydlike tydlanck foregewest vnde ytzenn myt my so gelegenn, dat ick vmme anliggende van der
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suluigen karckenn beth vppe de oldenstadt in myn egene wanynge my wedder vmme tho geuende vnde my aldar tho vorholdende georsaket worden sy, also dat ick dar vmme gemelter J.f.g. Domkarcken regementhe hyr nach maal nicht langer gewachtenn kann".
Die strengen katholischen Pfaffen blieben aber in ihrer Stellung. Zwar starben im Laufe der Zeit manche; im J. 1543 empfahl der wackere Professor Arnold Burenius seinem ehemaligen Zöglinge, dem Herzoge und Bischofe Magnus, die nothwendige bessere Versorgung des nach einem Briefe Melanthons im J. 1542 seit kurzer Zeit in Rostock angestellt gewesenen Professors Heinrich (von Lüneburg) und schlug dazu irgend eine Pfründe vor, da die Domherren theils von Tage zu Tage mehr wegstürben ("canonici quotidie e medio discedunt"), theils ihre Priesterstellen nicht selbst verwalteten, man also solchen faulen Bäuchen und unnützen Kirchenlasten ("istis impuris ventribus et foedis ecclesie oneribus") immer einige geistliche Pfründen nehmen und guten Männern übertragen könne, welche der Kirche und der Wissenschaft nützten.
Die untergeordneten Pfründner starben weg, aber die Würdenträger hielten fest am Leben und an ihren Pfründen. Es ist interessant, diese Personen kennen zu lernen. Es waren in den Jahren 1550 und 1552 vorzüglich folgende 5 "Domherren der Collegiatkirche S. Jacob, die das Capitel bildeten" ("ista vice totum capitulum nostrum repraesentantes" 1555):
1) M. Dethlev Dancquardi 1 ), Vicedechant, früher Thesaurarius des Domstifts, 1517 Official des Archidiaconats Rostock, Pfarrherr von Kessin und "sonst rund mit Pfründen behängt", der übermüthigste und halsstarrigste aller Papisten in Rostock ("bynnen Rostock eyn geweldigher und averbostiger official").
2) M. Johann Lindberg, Senior, ward schon 1518
bei der Universität Rostock eingeschrieben; er
war 1521 beider Rechte Baccalaureus, Vicar an
der Marienkirche, Domherr
., in den letztern Zeiten ein
geschäftiger Führer des Capitels.
3) M. Lambert Takel, Baccalaureus des canonischen und Lector des kaiserlichen Rechts, schon 1500 bei der Universität Rostock eingeschrieben, z.B. 1539 Mitglied des akademischen Concils, 1540 Rector der Universität, 1557 "Principal des Capitels" genannt.
4) Arnold Bernow, Domherr.
5) Nicolaus Gribbenitz, Domherr, ein Meklenburger
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von Geburt ("incola"), Priester, auch Domherr zu Lübek, ward 1530 bei der Universität Rostock eingeschrieben, 1548 nach M. Johann Lüdekens Tode zum Domherrn in Rostock präsentirt.
Diese 5 Priester nach altem Schrot bildeten noch im J. 1552 das Dom=Capitel, als der Herzog Johann Albrecht sonst im ganzen Lande den Papismus mit Stumpf und Stiel ausrottete, mit Ausnahme weniger giftiger Pflanzen, die zähe im Boden saßen. Die giftigste von allen war Dethlev Dancquardi. Als dieser im J. 1550 vor fürstlichen Commissarien zu Kessin den Herzog Johann Albrecht "mit vielen Schmäh= und ungebührlichen Worten beleidigt und geschändet hatte", befahl der Herzog im Nov. 1550 dem Volrath Preen zu Neukalen, dem Pfaffen aus Rostock mit allem Fleiß und Ernst nachzutrachten und nach Neukalen ins Gefängniß zu bringen. Der Prozeß gegen Dancquardi dauerte mehrere Jahre. Wie die Domherren noch im J. 1551 zu Capitel saßen, beweiset am besten die nachfolgende Rechnung über die Ausgaben, welche meisten Theils in der Sache wegen Dancquardi gemacht wurden.
M. Johan Lintberges Rekenschopp ahn dat Capittel to Rostok [anno LII, XI Febr.]
Item VIII s. vorterden de domheren, alse M. Lambertus, her Arenth, her Nicolaus Gribbenitze vnde ick, myt Allexandro des stifftes notario, do he to deme capittel in min hus gesant was von den stadholdern mit den conceptbrefen to reviderende M. Dethleuo tome besten. De brefe scholden na Spir to hertogen Vlrichen
., des ick moste de mal>tith vnde koste bereyten laten, vthe ehrem bofehell vnde bleuen alle by ehm tor maltith vnde tor collation pro honore capituli, ad fructum M. Dethleui
.
Item noch VII s. lub. eodem tempore vor I Stoueken wines, dat ick moste vorleggen to der Collation
. vth M. Lambertus hête et aliorum
. Actum octaua die corporis Christi ao. LI.
Item I mark sund. vorterde de bade in minem huse, de mit den brefen scholde vppelopen na Spire, de myt deme baden dat capittel affdingede vppe VII daler to geuende vor de reyse, des krech he viff daler van Elseben, M. Dethleues kokinnen, vppe de hanth, de M. Lambertus den baden do in mineme huse vppe tellede.
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Item noch vor IIII s. lub. beer in minem huse gedruncken, wen de heren in mineme huse weren to capittel in M. Dethleues saken, ane andere vnkost dorch my nicht angeschreuen
.
M. Jo. Lintberch manu propria ssct.
Der Proceß gegen Dancquardi ward noch im J. 1553 betrieben, als man dem Herzoge "Verzug und Aufhaltung anrieth, bis der Gegner aller Menschen Gang gehen werde." Diesen Gang ging Dancquardi denn auch im April des J. 1556.
Nach und nach kamen protestantische Elemente in das Capitel, um die Gehalte der Professoren zu vergrößern, wenn keine junge Domherren zum Aufrücken mehr vorhanden waren.
Am 3. Oct. 1550 war nach M. Andreas Eggerdes Tode der M. Bernhard Mensing, Professor der Logik, präsentirt; dieser starb am 14. März 1567.
Dancquardi's Nachfolger war der berühmte protestantische Professor der Philosophie M. Conrad Pegel, welcher gleich Mitsenior des Capitels ward.
Nach Dancquardi's Tode griff der Administrator des Bisthums Schwerin, Herzog Ulrich, gleich energisch ein und bestellte noch im J. 1556 den M. Conrad Pegel zum Vice=Dechanten des Capitels und General=Administrator der Capitelgüter oder zum "Capitel=Präfecten", damit die Capitularen die Güter nicht verschleuderten.
Pegel erhielt hiedurch einen schweren Stand. Schon am 26. December 1556 beschwerte sich 1 ) das Dom=Capitel bei dem Herzoge Ulrich, daß Pegel es in seinen jährlichen Hebungen und täglichen Vertheilungen verkürze und alle Einnahmen des Capitels bei sich behalte und unterschlage und herzoglichen Befehl zu seiner Entschuldigung vorschütze. Das Capitel sprach die Hoffnung aus, der Herzog werde die Domherren in ihren Einnahmen nicht beeinträchtigen wollen, und bat, dem M. Pegel aufzugeben, daß er die Domherren in ihren Gerechtigkeiten ferner nicht turbiren wolle. Allerdings mochte Pegel wohl strenge Wirthschaft führen.
Pegel und Mensing waren zwar Capitularen, hielten sich aber von den Eß= und Trinkgeheimnissen des Capitels fern.
Im Juli 1557 waren Domherren: ("domheren und vicarien der domstiftes kercken s. Jacobi in Rostock"):
1) Dr. Caspar Heyer, Propst und Archidiakon, Lehrer des kanonischen Rechts, ein alter Mann, der schon 1506 Rector der Universität gewesen war;
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2) Dr. Johann Bemerke, Vice=Dechant;
3) M. Johann Lindberg, Senior;
4) M. Conrad Pegel, Senior;
5) M. Lambert Takel;
6) Nicolaus Gribbenitz;
7) Joachim Kordes;
8) Bernhard Mensing;
und mehrere andere junge und unbedeutende Pfründener.
Man sieht, die Zusammensetzung des Capitels war im Wesentlichen noch dieselbe, wie in - alten Zeiten; für Dancquardi waren Heyer und Bemerke, für Bernow war Kordes, lauter alte katholische Domherren, eingetreten; Pegel und Mensing waren protestantische Elemente, welche aus den Pfründen nur einen Theil ihrer Besoldung ziehen sollten.
Diese "fünf gottlosen Leute und schlimmen Pfaffen, die das Capitel zu Rostock sein wollten," nämlich Caspar Heyer, Johann Bemerke, Johann Lindberg, Nicolaus Gribbenitz und Joachim Kordes, trieben nun ihr Wesen im Geheimen mit allen Feinden der neuen Zustände; so hatten sie, obgleich dem M. Conrad Pegel im J. 1556 die Verwaltung der Capitelgüter anvertraut war, im J. 1558 von Heinrich Smeker ein in dessen Gut Pampow im J. 1500 belegtes Capital 1 ) von 1000 Gulden ohne Pegels Wissen und der Herzoge Consens heimlich endlich erlangt und aufgenommen. Conrad Pegel bat daher den Herzog Ulrich, er möge diese 1000 Gulden von dem Capitel fordern und einstweilen an sich nehmen, aber den Brief von Niemand lesen lassen, sondern seinem Secretair den Befehl mündlich geben. Die "fünf schlimmen Leute, das Capitel genannt" 2 ) hätten in der Sache übel gehandelt; sie hätten, wenn sie gewollt hätten, von den Smekern mit gutem Rechte 2000 Gulden erhalten oder das Dorf Pampow behalten können. Auch meldete Pegel dem Herzoge, er habe gehört, das "gottlose Capitel" wolle an Lorenz v. Reventlow das halbe Dorf Hukstorf verkaufen, und bat um Befehle, durch welche dem Capitel ernstlich verboten würde, bei Verlust aller ihrer Güter weder Güter zu verkaufen und zu verpfänden, noch Capitalien aufzunehmen. In der Nachschrift bat Conrad Pegel noch ein Mal, seinen Brief niemand lesen zu lassen, damit er durch denselben nicht in Ungunst etlicher Edelleute komme!
Am 26. Mai 1558 ward dieser Streit zwischen Conrad Pegel und den Domherren durch folgende Bestimmung geschlichtet:
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1) die durch die Domherren von Heinrich Smeker erhobenen 1000 Gulden sollten außerhalb Rostock wieder sicher belegt werden;
2) das Capitel solle die Copialbücher seiner Urkunden behalten;
3) eines der drei Siegel und Schlüssel solle bei dem Bevollmächtigten des Administrators des Bisthums Schwerin aufbewahrt werden;
4) solle von dem schwerinschen Bisthums=Administrator Herzog Ulrich einer seiner Räthe und Secretarien dem Domstifte adjungirt werden, um alle Urkunden des Collegiatstifts zu transsumiren und das Transsumpt aufzubewahren;
5) der M. Pegel solle in der Capitel=Casse wegen der 500 Gulden, welche des wail. M. Dethlev Dancquardi Köchin (!) in Anspruch nehme, nicht belästigt werden;
6) das Capitel solle seinen Procurator ("den Doctor") beim Reichskammergerichte wegen seiner Gebühren selbst vergnügen;
7) die rückständigen Zehnten sollten von dem Gelde, welches bei dem M. Pegel vorräthig sei, auf Anfordern der Landesherren durch das Capitel entrichtet werden;
8) das Capitel solle dem M. Conrad Pegel, welcher demselben ins dritte Jahr mit Fleiß gedient habe, 100 Mk. lübisch für seine Dienste verehren; wenn Pegel innerhalb 10 Wochen seine Rechnung abgelegt habe, wolle er in Betracht "seiner Unvermöglichkeit und seines Alters" die Präfectur dem M. Bernhard Mensing abtreten;
9) solle alle Erbitterung zwischen beiden Theilen vertragen sein.
Characteristisch ist es, daß noch im J. 1558 Dancquardi's Köchin mit Forderungen an dessen Nachlaß bei dem Capitel auftritt. Aus der oben mitgetheilten Wirthshausrechnung des Seniors M. Johann Lindberg ergiebt sich denn freilich, daß, während die Herren im Capitel aßen und tranken und die Collation mitunter frisch auflegten, Dancquardi's Köchin "Elsebe" die Thaler zum Lohn für die Boten nach Speier herschießen mußte.
Die Verfassung und der Zustand des Capitels dauerte noch einige Jahre, wie er im J. 1559 bestand. In den Jahren 1564 und 65, dem Pestjahre, starben aber alle alten Domherren 1 ), meistentheils hochbejahrt, und es war von den eigentlichen Mitgliedern des Capitels nur M. Conrad Pegel übrig.
Am 21. Dec. 1565 ward aber der herzogliche Secretair Johannes Molinus von den Herzogen mit einer Domherrenstelle bedacht. Johannes Molinus kam im J. 1560 aus hessi=
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schen Diensten nach Meklenburg und ward Secretair des Herzogs Johann Albrecht; er leistete als Geheimer und Legations=Secretair, als Begleiter des Herzogs auf dessen politischen Reisen, ja selbst als Gesandter dem Lande die wichtigsten Dienste.
Pegel und Molinus waren nun zwei Jahre lang allein im Besitz und Gebrauche der Capitelgüter und am 13. Mai 1567 1 ) die beiden "letzten Capitelspersonen", als die Herzoge den Entschluß faßten, zu Rostock ein Landes=Consistorium zu errichten und mit den Gütern des Dom=Capitels zu dotiren. Zu diesem Zwecke traten am 15. Mai 1567 die beiden Domherren den Herzogen alles Eigenthum des Capitels ab 2 ), wogegen diese ihnen auf Lebenszeit eine "Provision" aus der Oekonomie der Capitelgüter oder des Consistorii versicherten, nämlich dem M. Pegel, weil er ein alter und um das Fürstenhaus wohlverdienter Mann sei, jährlich 60 Gulden und dem Johannes Molinus, weil er bei der letzten Kirchen=Visitation sehr nützliche Dienste geleistet und fernerhin dem Consistorium wohl dienen könne, die Einkünfte der Vikarei im Dorfe Evershagen, von jährlich 10 Gulden Ertrag, und 40 Gulden Geld, nach dem Tode Pegels aber 60 Gulden. Die Vikarei zu Evershagen konnte aber der Herzog dem Johann Molinus nicht geben, weil er sie dem Hofprediger M. Johann Lindenberg versprochen hatte; Molinus erhielt dafür einen Bauern zu Biestow.
Der wohlverdiente M. Conrad Pegel starb schon am 13. Nov. 1567.
Johannes Molinus verwaltete nun vom J. 1567 bis zum J. 1571 die Güter des Capitels. Er lebte jedoch noch lange, gerieth aber bald mit dem Consistorium in Streit.
Das Consistorium ward am 8. Febr. 1571 von den Herzogen Johann Albrecht und Ulrich gestiftet und dotirt mit "allen und jeden Gütern, Renten, Zinsen, Diensten, Pächten, Zehnten und allen andern Einkommen, die dem Domstift zu Rostock bis dahin zuständig gewesen, mit Ausnahme des einen Bauern zu Biestow, welcher dem Johannes Molinus übergeben war".
Bis in das J. 1574 genoß Molinus geruhig das ihm verschriebene Einkommen. Als aber in diesem Jahre zwischen ihm und dem Consistorium Irrungen entstanden waren, verglichen sich beide Theile am 13. Febr. 1574 von neuem dahin, daß Molinus fortan jährlich 40 Gulden haben solle, da der Consistorialen Provision auch nur 40 Gulden betrage, und daß die
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Intraden nach Gelegenheit gleich erhöhet und verringert, kurz unter ihnen Gleichheit gehalten werden solle. Diese 40 Gulden genoß Molinus auch viele Jahre. - Am 14. Febr. 1574 übergab Molinus dem Consistorium die Rechnung über seine Verwaltung der Capitelgüter von 1567-1571, so wie sämmtliche Register und Urkunden des Capitels.
Nach des Herzogs Johann Albrecht Tode im J. 1576 ward Molinus mit mehreren andern herzoglichen Dienern "beurlaubt", jedoch im J. 1577 in braunschweigische Dienste berufen, indem er "fürstlich braunschweigischer Rath und Schultheiß in der Heinrichsstadt zu Wolfenbüttel" ward. Im J. 1600 ward ihm die versicherte Hebung aus den Capitelgütern thätlich entzogen. Nach vielen vergeblichen Verhandlungen verklagte Molinus das Consistorium am 10. Jan. 1609 bei dem meklenburgischen Hof= und Landgerichte. Das Consistorium wandte im Laufe des Processes ein, die Geldhebung sei in der Fundation des Consistorii 1571 nicht genannt, Biestow sei 1611 dem Consistorium entwandt, die Hebungen der Consistorialen seien so geschmälert, daß sie ihre Besoldung nicht hätten, die Consistorialen, welche 1574 den neuen Vertrag mit ihm abgeschlossen haben sollten, seien längst mit Tode abgegangen u.dgl.m.
Johannes Molinus starb am 3. Aug. 1610.
Nach seinem Tode setzten seine Erben den Proceß fort.
Diese waren am 28. Sept. 1610:
1) Elisabeth Eickhof, wail. Joh. Molini Wittwe;
2) Johann Albrecht Molinus, der Rechte Docter und fürstlich=braunschweigischer Hofgerichts=Assessor;
3) Gertrud Molini, des Dr. Caspar Arnoldus Wittwe;
4) Dr. Heinrich Andreas Cranius, Professor zu Helmstädt (nach 1619);
5) Dr. Franz Parcovius, Professor zu Helmstädt, und am 11. Nov. 1611 Elisabeth Molins, Dr. Franz Parkowen Wittwe;
6) Friederich Lembcke, fürstlich=braunschweig. Cammer=Secretair.
Dazu kamen am 17. Nov. 1611:
7) Friederich Molinus;
8) Gerhard Reiche.
Alle diese nennen den wail. Joh. Molinus ihren Ehemann, Vater und Schwiegervater.
Ferner kamen dazu:
9) Maria Molins (17. Nov.1611), Johann Rademanns seel. Wittwe (12. Juni 1619);
10) Daniel Rauschenplat (12. Juni 1619).
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Am 16. April 1610 bürgten für den Fall, daß Molinus oder seine Erben im Processe unterliegen sollten,
Bernhard Kellermann und
Christoph Jekel,
Bürger zu Rostock, des Johannes Molinus Schwäger und gute Freunde.
Am 15. Oct. 1619 wurden von dem Herzoge der fürstliche Rath Gebhard Moltke und der rostocker Rathsherr Joachim Schütte zu herzoglichen Commissarien ernannt, um diese so klare Sache auszugleichen, wiewohl ohne Erfolg. Jedoch endlich am 25. April 1620 hatte das Hof= und Landgericht zu Güstrow zu Gunsten der Erben Molins entschieden und ihnen die rückständigen Hebungen und Proceßkosten zugesprochen.
Die Erben Molins baten fortwährend um Beitreibung der Summe durch Execution, die Consistorialen um Erneuerung der - Commission.
Am 16. Julii 1625 sollten die Acten - revidirt (!) werden und dann sollte Bescheid (!) erfolgen.
Damit hören die Acten auf. Der dreißigjährige Krieg schwemmte auch diesen Proceß, wie so vieles Andere, ins Meer der Vergessenheit.
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Anlagen
zur Geschichte der Reformation in Rostock.
Nr. 1.
Der päpstliche Nuntius Bischof Franz Chieregatti übersendet dem zum Bischofe von Schwerin Erwählten Herzog Magnus ein päpstliches Breve und bittet ihn um Beschützung des Glaubens gegen die Ketzer.
D.d. Nürnberg. 1523. Jan. 14.
Reuerende in Christo pater et domine obseruantissime, Commendationem. Misit ad me his proximis diebus Sanctissimus Dominus Noster breue quoddam suae Sanctitatis ad Reuerendam Paternitatem Vestram directum mandauitque mihi per suas literas, ut illud ad eandem transmitterem procuraremque secum omnibus modis, ut ad illud rescriberet. Iccirco cum in presentia istuc breue ipsum destinare decreuerim, illam plurimum hortor et rogo uelit ob eius obseruantiam pietatemque erga eundem Sanctissimum Dominum Nostrum et Sanctam Sedem Apostolicam euestigio ad ipsum respondere ac ad me literas suas transmittere, ut curare possim, illas per meos tabellarios ipsi Sanctissimo Domino Nostro sine fraude reddi, Rogans preterea Reuerendam Paternitatem Vestram, ut causam fidci solito eius animi robore aduersus impios sceleratosque schismaticos tueri uelit, quod non solum fame eternitatem in hoc seculo, sed gloriam quoque sempiternam sibi in alio comparabit. Et beneualeat Reuerenda Pa-
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ernitas Vestra, cui me et commendo et dedo. Ex Nurenberga XIIII Januarii M. D. XXIII.
Eminentiae Vestrae Reuerendissime Pater Vti (?) frater et seruitor Franciscus Chieregattus
Electus episcopus Aprutinus
Princeps Terami orator apostolicus.
Reuerendo in Christo patri et domino obsernantissimo domino Magno Electo Suerinensi dignissimo.
Nach dem Originale, auf Papier, in einer schönen Schrift; nur die flüchtige Unterschrift ist eigenhändig. Der Brief ist auf rothem Wachs verschlossen gewesen mit einem kleinen runden Siegel mit einem dreimal queer getheilten Schilde, auf welchem oben zwei Muscheln (?), in der Mitte ein rechts schauender Adler mit ausgebreiteten Flügeln, unten eine Muschel (?) steht; Umschrift:
Nr. 2.
Klage der Dom=Capitel zu Schwerin, Rostock, Bützow und Güstrow bei dem Herzoge Albrecht über die Vorenthaltung der ihnen schuldigen Zinsen, Zehnten und Pächte durch den Adel und die Städte, die Kränkung ihres Gerichtsstandes und die Verringerung des Gottesdienstes durch die evanglischen Prediger.
D.d. 1529. Dec. 6.
Durchluchtige, hochgebarnne forste, G. here. Nach
vnßen vnderdenigen, schuldigen vnde
vorplichteden Densten vnde innigen bede tho deme
alweldigen gade erbedingen Bidden wy myth
gantzem demode J.f.G. supplicerende
vnderdenichliken tho erinnerende vnde tho
vorstande, wo vnde welker gestalt mith wath
grothem arbeyde, moye, vnkost, gheltspildinge
vnnde anderer bosweringe wy armen gestliken
personen J.f.g. vnderdenige Capellane, vmme vnse
Tegeden, pechte, Renthe vnde tinße
. tho bokamende, jegen etlike
juwen f. gnaden vnderdanen de vom Adel vnde
Steden, den eß belanget, an hochgedachte
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J.f.g. geclaget, ock mit felen gnedigen vorschrifften guthlich vnnde in der gude gesocht vnde vorgenomen, dar tho ßo vnde de wyle vnß dat gefeylet, desuluigen vormoghe J.f.g. vpgerichteden Recesß dorch forstlike Citationes rechtlick angelanget, den Proceß jegen de suluigen rechtlich geholden, Ordel, Sententien vnde Executorialbrefe rechtlich kegen ße erholden vnde bekamen hebben, wo woll gantz weynich bathlicken, men vnß armen gesthliken personen beth anher vnfruchtbar gheweset vnd by se vorachtliken, kleyn vnde geringe alße vor nichts geholden tho vnsem vnuorwinliken merckliken nachdel, vorderff vnnde schadenn.
Wy hebben ock J.f.g. gnaden Executoriales vnde breffe nicht by vns dalgelecht, men hochgedachten J.f.g. vogede vnde amptlude na Rade vnde befehele J.g. vth gnediger wolmeyninge vmme Execution to bokamende besocht vnde gebeden, deß se sick boswerth (vnnde dar vor wy dath achten) hir namalß sick boshwerende werden, in dem doch nicht mer dan eine Execution gescheen is bether tho, vor vnde na dem vpgherichteden forstliken Recesß, myth wath groteme arbeyde, vnkost, teringhe vnde moye wy J.f.g. breffe vnde Citation vorschicket vnde de baden tho bekamende, is fele to langk in de fedder to bringende, bofruchten vns ock nicht allene, men wy sinth deß seker vnde gewiß, dath wy nene baden mher konen offt mogen auerkamen, ßo vnß noch etzwes in vnßen anliggenden von J.f.g. vpgelecht worde, an J. gnaden vnderdanen tho uorschickende, angesehen de suluigen spytzich, trossich vnde nicht alleyne mith schmewordenn, sunderen ock myt sleghenn weddervmme to huß von sick wysenn vnnde gesanth synt worden.
So ock J.f.G. tho boqweme weghe vnde middel gnedichlich nicht trachten edder denckende werden, dat vnße tho bokamende, in deme wy vormerken, synt ock des in ethliker mathe in forfaringe kamen, datwelk vamme Adel vnde Stedenn, so eß bolanget, de vnß bether vor vnde na deme Recesß betalt hebben, sick in der betalinge echteren vnnde den anderen, de so nicht betalen, gelick maken werden, welker vns tho merkliken vnde groten treffliken schaden rekenen wolde.
Vnde nach deme denne, G.f. vnde here, de forstlike Receß klerlich vthdrucket, vormach vnde mytbringet, dat de vamme Adel vnde Steden bewilliget vnde togesecht hebben, alle vnnde iedere ghestliken in alle vnde iedere ohrer gulde, pechte, tinse vnde vphefingen, eth sint tegenden, egendom, wedderkopinge, pechte vnde Renthen, edder we de nhamen hebben mochten, de ße van olders vnde vor den negesth vorschreuen drien jaren in rowiger besittinghe vnde ghewere hebben konnen lathen, wo sie de ock in
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besittinge dersuluigen (wie angetoget) itz
jegenwardich wercklich kamen lathen, sick der
vpp kumpftige pacht vnnde tinsth tyden furder
beth tho ordelinghe der gebreke tho gebruken
.
Der haluen so bidden wy armen Gesthliken vnderdeniges flytes, dath wy des falls also mogen den forstlikenn Receß gheneten, ock dar by beschuttet, boschermeth vnde ghehanthauet werdenn, wy wyllen vns deß, wo wy bether tho wowoll myth vnßen merckliken schaden gedan hebben vnd noch to donde auerbodich, nicht boschweren.
Wo auers, g.f. vnde herr, etlike vomme Adell vnde Stedenn, den eß bolanget, deß forstlikenn vpgerichteden Recesß boschwerden (wo ahme daghe), So vorsehen wy vnß deß ock den suluigen weddervmme tho holdende nicht schuldich edder plichtich synt. Wyle auerß J.f.g. den suluigen van beyden dhelen wyll geholden hebben vnde dar by gedencken tho vorharren, So is vnße vnderdenige ansynnent vnde demodich byddenth, dat wy denne ßodanen J.f.g. Recesß vnder Iwen gnaden Ingesegelen in pergaminth vorsegelt na J.f.g. egen bowillinghenn vnde tosagen erlangen vnde bokamen moghen, vnde wo sick deß J.f.g. boswerden (deß wy vnß doch weniger dan weinich vorshen), dath wy alßedenne weddervmme tho vnser olden possession vnde aller vnsen gherechticheyden (deme rechten vnde aller billicheyt ghemeß) ghestadeth mogen werden.
Wo auerß hochgedachten J.f g. ßodanß nicht donlich edder anthonemende, so bidden wy -demodich vnde vnderdenichlicken gnaden, vnße treffliche vnde mannichfoldige geltspildinghe, ßo in desser saken gescheen, vnße armode, notroffte vnde gelegenheyt gnedichlicken bohertigen, betrachten vnnde bodencken willen, wenne wyder vnde mher kost vnde theringe darupp tho leggende is vnß nicht denlich offte mogelich, angesehen dat wy dar dorch in grotenn vnuorwinliken schaden ghefallen vnde ghekamen synt, vnnde J.f g. ethlike vnßere Segel vnde Breffe vor ghenochsamiger wedderstatinge vnde vaster vorwissinge vor temelike gelickmatighe jarlike tinste vnde Renthen, wo in anderen vmme liggende Chorforsten vnde forstendomen, alße viffe vor hundert, to geuende wonlich, willen annehmen.
Vnde so wy denne ock, g.f. vnde here, etlike Jahr vnd noch itzt in groten bedrucke gheleuet nicht allene vnser fodinghe vnde lyues nerynghe, jegen vnser vorschriuunge, breue vnde Segell, ock anderer orkunde, wo vorberoreth, enthsettet, sunder ock von ethliken werltliken myt waltßamen vornementh auerghefallen vnde alßo ock dorch gestliken vnnde werthliken in dat werthlike Recht richtlick tho antwerden vnde dar tho rechte tho
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stande getogenn jeghen alle ghemeyne boschreuen Rechte, priuilegia, fryheide, dar myth wy van keyseren, forsten, grauen vnde heren, ock desser lande landesforsten gnedichlicken vorsorget, vnde vnße rechtmetigen Exceptiones fori declinatorias vorlecht vnde reiiciert synt worden vnde dagelix mehr vorlecht werdenn, dar doch de werthliken in Steden vnde dorperen deß gheneten vnde vor ohren geborliken Richteren ghewyset vnde remitteret werden, vth anders neynen orßaken offte bowechnissen (dar wy dath vorachten) men dath wy armen gestliken beth nu her van vnßen prelathen vnnde ordentliken Richteren, allen priuilegien, olden herbrochten loffliken christliken wonheiden enthiegen, vorlathen synth worden, vnde mothen alßo vor den werthliken Stapell, dath ny ghehoreth, von nodes wegen to rechte stan, wethen nicht, konen offt moghen in vnßen anliggenden notrofften (dat doch kennet godt) kleghelich vnde erbarmelich iß, noch stede edder personen dar vmme tho besokennde, dan alleyne dyt ock ßo J.f.g. gnedich cleghelich to vormanende, vppe dat J.f.g. gnedichlicken dar tho mogen vnde willen gedenckenn.
Vnde sodenne ock, g.f. vnde here, etlike ewangelieschen predeker in desßen juwen gnaden forstendomen vnde landen von hochgedachte J.f.g., wo sick de suluigen predicanten horen lathen, to predikende vnde dat worth gades tho uorkundigende myt anderen louesengen thogelathen vnde angenhamen synt worden, de ghemeynen gothliken, chrisiliken, loueliken, anghesetteden vnde bether gheholden Cerimonien vnnde gades denste nicht konen noch wyllen lyden offte dulden, men darup singhen, honen, lastern vnde schenden, in andacht vnde meyninghe, de alßo tho uordelgende vnde nedder to leggende, vnde wo ßodans vthe J.f.g. bowillinghe, ßo sick de predicanten horen lathen, gheschege vnde hochgedachte J.f.g. de olden Cerimonien (deß wy vnß doch nummer vorhapen edder vorsehen) enthiegenden vnde contrarierden, so bydden wy vnderdaniges vnde demodiges flytes, J.f.g. gnaden wolden vnß doch gnedighe anthoginghe dhon, wo wy vnß dar inne schicken vnde holden scholen, nachdeme alle die olden Cerimonien to holdende vnß van J.f.g. vormaneth vnde vpgelecht is wordenn, ock vppe desse vor anghetogheden vnderdanigen bede, andacht vnde meyningen J.f.G. ghemote vnß gnedichlick in schrifften, edder wo eß J.f.g. tome ghefelligesten vorstendigen moghen, dar na wy vnß hebben tho richtende. Dath wille wy myt vnnsenn innighen beden tho deme alweldighenn gade vnnde alle vnsen vnderdanigen densten vnßes gantzen vormogenß, lyues vnnde ghudes vmme J.f.g. alße vnßen gnedigen landesforsten vnde heren, de wy langhe gheluckzeligeß Regiments herschende gade salich vnnde gesunth befhelen, myt alle vnßem vor=
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plichteden flyte gantz gerne vorbydden vnnde
vordenen. Datum vnder vnßer allere veer
Capittell, domkerken vnde kerken ingheßegelle,
ahme daghe Nicolai confessoris, Anno
. XXIX.
J. F. G.
alle tydt willige vnde vnderdenighe
Cleresie vnde vorplichteden Capellane
der veer Capittel vnde domstifftskerken Swerin, Rostock, Butzow vnde Gustrow in J. F. G. forstendom vnde landen bolegen.
Dem dorchluchtigen, hochgebarnen Forstenn vnnde heren hern Albrechte hertogenn tho Mecklenborch
. vnßem gnedigen leuen hernn.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin. Der Brief ist mit den Siegeln der 4 Domcapitel verschlossen gewesen und sind noch Reste von denselben vorhanden.
Nr. 3.
Bescheid des Herzogs Albrecht von Meklenburg auf die Klage der Dom=Capitel von Schwerin, Rostock, Bützow und Güstrow wegen versäumter Entrichtung der ihnen schuldigen Zinsen, Pächte und Zehnten, des gekränkten Gerichtsstandes der Geistlichen und der Abschaffung der alten Ceremonien.
D.d. Schwerin. 1530. Jan. 4.
Von gotts gnaden Albrecht hertzog zw Meckelnburgk
. Vnnsern gunstigen grus zuuor.
Lieben andechtigen. Wir haben ewer jungst
schrieben ahn den hochgebornen fursten Vnsern
lieben Bruder Hern Hinrichen herzogen zw
Megkelnburgk vnde vns getan nach der lenge
verlesen vnnd syn neben seiner liebe darauff
geneigt, euch den zw allerseits bewilligung
vertrag zwischen euch vnnde den vnsernn vom
Adell vnde Burgern ewer zehenden, pachte vnde
renthe halben auffgericht vermoge
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vnder vnsern ingesiegeln zu uorfertigen vnde euch
zwstellen lassen, Euch auch vber die
vorenthalten sollicher ewerer zehenden, pechte
vnde renthe mit geburlicher execution zu
uerhelffen lassenn, das ir die nach pilligkeit
bekummen mogett vnde dieselb zu uolstrecken, vff
negsten vnsern vorgenommen vnde bestimpten
Rechtstag ahnzeigen lassen, auch auff ferrern
ewern bericht vnde vnderrhedung neben vnßerm
lieben Bruder vns etzlicher ewerer schulde
halben in handelung zu lassen vff das die durch
euch zur guthe dester fuglicher, volliger vnde
schleuniger erlangt vnnd inbracht werden
mochten, auch zu uorfugen, wo in Stetten ader
vffen landhe jemandes von wertlichen personen,
wes standes auch die seint, niemants
außgeschlossenn, imandes van den geistlichen,
auch in Stetten ader vffem landhe, wes darzw sie
berecht ahnzulangen hett, das solhs von
niemandts anders, den von vnserm Bruder vnd vns
dar sie die geistlichen in betrachtung dieser
gefherlichen leuffte idern auff sein ahnsuchen
rechts zu pfflegen sich erbotten ader vor ihren
ordentlichen geistlichen richten gesucht vnde
außgetragen vnde das sie die geistlichen dar
vber vor kein stadtader ander wertlich gerichte
gezogen werden sollen. Szouill aber die
Gottesdinst vnde Ceremonien antrifft, ist hieuor
vnßer beuhel gewest vnde auch noch, das die nach
altem gebrauch der heiligen kirchen vnde vermoge
des abscheides des jungst gehalten Rechtstags zu
Speir, daruor wir zu vnderricht den artikel
cristlich religion vnde vnsern heiligen glauben
belangent hir in gelegt, gehalten soll werden,
Euch hirnha wissen zu richten, Dan euch gnedigen
willen zu ertzeigen seint wir geneigt. Datum
Zwerin ahm Dinstag nach Circumcisionis domini
Anno
. XXX.
Den wurdigen, hochgelarten, vnsern liebenn andechtigenn Probsten, Dechanten, Seniorn, Capittell vnd gemeiner Clerisien vnßerer Thumkirchen zw Swerin, Rostogk, Gustraw vnde Butzaw.
Nach einer gleichzeitigen Abschrift im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
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Nr. 4.
Heinrich Smeker auf Wüstenfelde klagt auf dem Landtage zu Rostock gegen das rostocker Dom=Capitel wegen gewaltthätigen Üeberfalls zur Erpressung nicht liquider Zinsen.
1531. (vor März).
Mich kleglich widderfharen, zich meiner in
vorgangenen jarenn, ßo me geschrieben XXVIII,
die Thumherren zu Rostock kegen meine
landesfursten nhun regimentende boklagtt,
vormeynth in meynem erblichem gutthe Pampow
tausent gulden zu haben, denn ich doch ghar nit
stheendich, dewyle Hennych von Plesßen in meiner
vnmuntschafft mein Erbe vnnd gudth ßo ßolle
vornegelt habenn vnnd nit gebeßert vnnd ich mich
doch stedes vorbotten zu Rechts erkantnuß, nicht
gehulffe vbir das meines vorbeittens haben ßie
von vnßerm landesfursten hinderwisßighenn
vrteyll kegenn mir erlangtt vnnd beholthenn,
ßich darauff ertrostett vnnd gestercktt, mit
drieen hunderth mannen vngeferlich ßampt einem
Er Heinrich Molre ghietzenn bey ßich geflicktt
vnnd inn meine gudth wustenfelte weltlichenn
gefaellenn, pherde vnd ochßenn dar von
gedriebenn, nit geschwuet, vnnd ehre vormeinte
phandth Pampow vnterwegen gelasßen, ßo
vbirveltigenn ßich dar inne vorgreiffen,
sloesser, dhoeren vnnd kasten vnfurschoent
gelaten nicht habenn vnnd dem als nit geßedigtt,
gade im hymmel erbarmeth, ires moetwillens
gebrauchtt, das szwanger frauwespersonen ßich
der halben pis in den doeth erschrecktt haben,
dat selbige ßo meinen fursten vnnd herrn
vnfurmeldeth nit gelassen, isth jedoch
vnfurboeth gebliebenn
.
Heinrich Smeker's Großvater Heinrich Smeker war vor 1487 gestorben, darauf war im J. 1487 sein Vater in der Schlacht bei Pankelow gegen die Rostocker gefallen und Hinrich von Plessen zu Brüel, Ritter, sein Vormund geworden.
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Nr. 5.
Instruction des Dom=Capitels zu Rostock für seine beiden Gesandten, Johann Mindemann und Nicolaus Bokholt, an den bischöflich=schwerinschen Official Joachim Michaelis aus Rostock, welcher bei dem Herzoge Heinrich von Meklenburg zu Schwan zur Verhandlung war, wegen der von dem rostocker Rathe beabsichtigten Reformation der Kirche.
1531. März 23.
Instruction der presterscopp aller 4 parkerken vnde des domes sancti Jacob to Rostok den geschickeden beyden personen alse Ern Johan Mindeman vnde Ern Nicolao Bockholte vicarien bofalen an den werdigen heren Magistrum Joachim Michaelis Officialen des Stifts to Szwerin Radtslages wise, myt ehm vorersth vnde dar na myt vnssen gnedigen landesforsten, ok vnsern g. hern Bischoppe to Schwerin dorch ehme vnde in bywesende der beyder vtgesanten personen myt vnsen g. landesforsten tho ratslagende, wath besth wil der armer papeschop in den kerken aftosettende edder to holdende, nichtes to vornyende gedan syn, vppe dat vorheyschendet gisteren, vnde huden vppe der Schryuerye ghescheen vor de viff personen des Rades vom Rade dar to vorordent, Doctor Johannes Oldendorp, her Vith Oldenborch, her Joachim Qwant, her Nicolaus Bobbin vnde her Hinrik Boldewan myt bywesende ohres Notarien Thomas Barckhusen Secretarien. Actum huten donnerdages na gertrudis ao. 31.
Erstliken vppe dat vorgeuent des Rades, dat se
nicht lenger konen den weldigen hupen ohres
befruchtens vppholden der Religion sake, men
moth wise vnde wege finden myt den predikanten,
ok der presterschop, dat vthe der presterschop
herkamen schal, de Rath vnde anslege,
aftostellende de Ceremonien, vnde wo dat scheen
schal vnde vth wath wise vnde mate, dar bogerde
de rath von der presterschop rath vnde ohre
andacht vnde wolmeyninge in, wente se willen
erst van vns hebben vnde myninge horen vnde vns
nichts vorgeuen, wat af schal edder nicht af
schall
.
Item dat de predicanten ohres dinges nicht eyns synt, vorerschwart so gesecht, dar in sede de doctor, se weren ohres dinges eyns, wo dat syn scholde, vnde de rath were
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des noch nicht myt ehn auer eyns, vnde des so
scholde wy vnsen rath inbringen, wat vnse
meyninge were
.
Vnder velen vorgeuende, myt bosprake, vth vnde inredenth vnde aller voreniginge vnder vns allen, by eynander to bliuende in eyns, vnde myt vnderdeniger dancksaginge, dem Rade ock den geschickeden, vor alle gueth hanthauent vnde boscherment beth an her der closter gescheen, beth vppe dessen hutigen dach, in vorhapinge to gade, se werden dat myt der hulpe gades alse de auericheyt wol vordan myt ohren vnderdanen in frede vorseen, dar wy vns gantzlik vp vortrosten.
Vnde dewile de handel schwar, groth wichtig iß
vnde gades densth belanget, so hebbe wy terminum
deliberandi gebeden ad octo dies, vppe dat wy
vnß mogen in der religion sake vnde Ceremonien
aftostellende, weynich edder vele edder gantz
aff, bedencken, ok myt vnsen g. landes forsten,
ok vnßem g. hern den Bischop boraden vnde
bospreken alse vnse patronen vnde ouerste
boschermer, dan buten ehn wete wy vnß nergende
war in to latende, id sy weynich edder groth
.
Vnder velen reden vnde inreden hebben se vns
nicht willen von des Ersamen rades wegen seggen,
offt wy VIII dage, III dage edder weniger
dilation hebben mogen, Se weten sik dar inne
nicht to vorseggen, vil weyniger VIII stunde
edder III stunde, vnde geuen vns alles alse den
Sticken vor der dhore, also offt se nicht in der
dilation vns wusten vor den weldigen hupen to
beschermen edder nicht, edder wath vnß
begegende, dat scholde wy deme Rade nicht
hernamals imputeren
., vnde hengen allen buß also vppe
vns papen vnde geuen vns doch nichts vor, wat af
scholde edder nicht af scholde, men gantz von
vnß papen scholde dat vtgesecht nu von stunth
werden, wath wy hebben wolden edder nicht hebben
wolden, vnde kunden vnß dar vp gar anders nicht
seggen, dan ehn rath wolde sik dar in
entschuldiget weten, id worde wo id worde.
Nu hebbe wy noch dar vp vnsen borath also vorsk
gebeden, in der stath ßo bliuen to laten vnde
des in middeler tyt by den hern official
erinneren vnde dorch ehn vnde den legaten beyden
by vnsen g. hern hertoch hinrike, ok syner f.g.
heren ßone also bischop tho Szwerin vnse
boschuttere, patronen vnde boschermer vmme ohren
gnedigen Rath, hulpe vnde bistant gnedichlik to
erlangen, wes wy vnß im dhome, ok in den andern
kerken alle myt den Ceremonien, Stacien,
vigilien vnde gadesdensten holden scholen, wente
buten ohren willen, macht vnde vulborth mogen,
konen edder willen wy nichts afsetten,
vormynnern edder vorringern
.
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Item se scholen ock den Rath, de Stath, Borger
edder nemandes noch tor tyt clawyß vorclagen,
wente wy weten se noch auer waltsamen auerfall
beth in desse stunde nicht to vorclagende
., men allene vmme vnderwisinge
willen bidden, offt wy ok scholen vndergan,
weynich edder vele aftostellende, vnde wat wy
afstellen scholen
., darmit de rath myt dem weldigen
hupen moge frede beholden vnde vns ok neyn
waltsam auerfare schut.
Item dewile vnß ohre f.g. muntlik bofalen, ok
schriftlik vormant, boneuensth den anderen
Stifftskerken Szwerin, Butzow vnde Rostok, dat
wy de Ceremonien scholen holden vnde nicht
afstellen edder fallen laten, na lude der
forstliken Scrift vnfes g. hern hertoch
Hinrikes, dat wy deme ok nicht weten buten ohren
f.g. fulbort vnde willen dar von aftostande
.
Item offt vnß yo hir bauen waltsam auerfaringe schege, wes wy vns to vnse gnedigen landesforsten, ok dem Bischoppe von Schwerin, also eyn houet vnsere prestere in gnediger boscherminge vortrosten mogen.
Item vnde offt nicht vornemlich edder dathlik
schege kegen vns vnde vppe den termyn der
dilation vnse bodenckent wedder inbringen
scholden, edder noch ehr, wath dat wesen schal
., angeseen dat wy nichts weten
von Ceremonien vnde herlicheyden der gadeßdenste
noch tor tyt aftostellen.
Vnde bauen alles dat wy vnß geuen vnde
vnderwerpen vnß vnder vnse gnedige landesforsten
allen alse vnsen g. hern hertoch Hinrich,
hertoch Albrecht, hertoch Magnus alse gestliker
vnde vnßer gnediger here bischop to Szwerin
sampt allen louelichen forsten vnde junger
herschop von Mekelenborch
. alse vnse gnedige heren
landesforsten vnde patronen des dhoms, der
parrekerken vnde aller herlicheyden vnde
Ceremonien, sampt dem hilligen R. Rike, Keys.
Mt. vnde pawstlicher hillicheyt ersth vnde tor
auerflot to deme alweldigen ewigen gade vnde
synem gotliken hilligen worde vnde by Cristo,
dar wy alle willen ok by bliuen, also
kristhlike, arme, elende, gesthlike lude
.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenb. Geh. u. H. Archive zu Schwerin, von derselben Hand, welche den Brief von demselben Datum geschrieben hat, wie es scheint von der Hand des Mag. Johann Lindberg.
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Nr. 6.
Nachricht des Dom=Capitels zu Rostock an seine zum Herzoge Heinrich nach Schwan geschickten Gesandten über den augenblicklichen Stand der Sache in der Reformation der Kirche zu Rostock.
D.d. 1531. März 23, am Abend.
Erwerdiger, leuer Magister Joachim, here vnde
frunt, vnnde erhaftigen, guden frunde. De heren
des presterliken standes alle thwiuelen nicht,
gy werden vthe gratien des almechtigen gades dat
factum Juw bovalen, von den Cerimonien to
bliuende, myt rade, hulpe vnde bistande vnsere
g. landesforsten vnde Bischops von Szwerin
vthrichten vnde gnedichlik by ehm erholden
., dar anne drage wy nenen thwiuell.
Forder hebbe wy Juw nicht mogen bergen, dat bauen
huten den genamen auescheyt vppe der Schriuerye
wy alle von allen kerken vnde alle personen synt
dorch de Statdener wedder vorbodeschoppet,
morgen to IX vor den gantzen Rath to kamende
. Vnde de predicanten sint to VIII
vorbodeschoppet, wy weten ouerst nicht wor vpp,
men wy achtens dar vor, dat wy vnse borat
inbringen scholen vnde neyne dilation lenger
hebben
.
Worvmme sende wy Juw clericis dessen Jungen nha,
dyt Juw so to vorstande to geuende vnde ok dat
Mester Joachim de predicante von sunte peter myt
noch eynem von hyr is gevaren to einem heren to
III slegen, dar wachtet Juw vor, wath de wert
bringen vnde ratslagen. Bidden densthlik, wo
vmmers mogelik is, by to bringende, dat gy vns
vor der tyt morgen to IX mogen wedder inbringen,
wes wy vns vppe vnsen g. forsten vortrosten
scholen, vnde dar to offt gy nicht jegen de tyt
kamen kunden, dat gy doch kamen, alles Juwen
guden Rath by jegenwardigen wedder schriuen,
vppe dat wy wath anwaringe mogen weten, wor wy
vns vp vortrosten scholen
.
Wy sint ouers gantz gesinnet, buten vnser landesforsten, ok vnsers g. hern von Szwerin bofehel vnde heth vns nergende, wor von aftogeuende, noch von kleynen offte von groten Ceremonien, wy vorstan denne, dat vnse g. forsten vnde vnser g. here bischop dat wol liden kan vnde vns heth, ok nagifft, vns hernamals in vngnaden dar vmme nicht to straffen edder to dencken.
Hir myt bidde wy, dat gy dyt alles in der hast ßo geschreuen willen vor dat beste mede annemen vnde radeswise mede borat=
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slagen. Hir myt gade geluckselich bovalen. Datum ilende Rostock vmme seygers 4 vppe den auent ahm donnerdage na Letare ao. 31.
Den werdigen, hochvorstendigen vnde erhaftigen heren Magistro Joachim Michaelis officiali Szwerinensis curie
. vnde Ern Johan Myndeman, ok Ern Nicolao Bockholte vicariis
. vnsen gunstigen heren vnde mithbroderen samptlik vnde besundern denstlik gescreuen.
Cito Cito.
Ueber der Ueberschrift steht von der Hand des Canzlers Caspar von Schöneich die Registratur:
Clerisia rotzstock ceremonien halben.
Also ist der Brief zur Hand des katholisch gesinnten Canzlers gekommen.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenb. Geh. und H. Archive zu Schwerin.
Nr. 7.
Vorschläge des Rathes der Stadt Rostock an das Dom=Capitel und die katholische Priesterschaft daselbst zur Reformation der Kirche.
D.d. Rostock. 1531. März 29.
In den Geistliken vnlitliken myßbruken (welker nemande den alleinen Gades worde tho ordelen betemen) hefft ein Ersame Radt Gade almechtich tho loue vnd vmme ghemeynes fredens wyllen, den de Ouericheit nha allem vormoghen vth schuldigen plichten vorthosthende vnde tho hanthauen schuldich, disse nhafolgende artikele vnd myddele vth Gotlikem worde beramen laten vnd der presterschop tho Rostock alze einen fruntliken truwen radtschlach vnd anwaringe vorholden laten,
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Myth protesiation, dath Ein Ersame Radt nemandes gerechticheit ahn werdtlichen dyngen hirmit gedeucket tho uorletzen.
Eft ock Jemant van der Presterschop mith eigenem vornemende in vndeinstlichen worden edder wercken disse gegrundeden fruntlichen vorschlage nicht annhemen, weygern, dar vph spotten, achterreden edder eine wyle holden vnd darnha tho argerunge fallen laten wolde vnd dar durch einen ahnstott, vnfrede vnd wedderwillen erwecken worde, dem Rade, der Stadt vnd syck suluest tho schaden vnd nhadeyle ahn zele edder lyue, des wyl ein Ersame Radt samptlich vnd sonderlich vor Gade almechtich, vnßen landesfursten vnd idermennichlick entschuldigt bliuen vnd hirmit apenbar vorbedinget hebben.
Im falle ock dath de Presterschop edder jemant vnder ene wuste in dissen anliggenden loiften vnd handelen der myßbruke beteren rathschlach vnd myddele vorthowenden, de suluigen were ein Ersame Radt anthohoren nicht vngeneigt, vth grunde der Godlichen Schrift, ane vorwylunge vndeinstlicher disputation.
I. Erstlick der geßenge haluen, ßo in bewerder biblischer hilligen schrift gegrundet, achtet men nicht vor vnguth, dath de Presterschoph de suluigen in latinscher sprake beholde vnde gebruke, doch etwes vnderschetliker 1 ) vnd mith mer vorstande tho syngen, dan betteher auergerumpelth.
II. Thom andern dath alle daghe dath hochwerdige Testament 2 ) in latinscher sprake vor dem hogen altar alleinen mit twen Ministranten in kledunge vnd form, wo vorhen (vthgenamen de canones), geholden vnd dat volck, ßo vorhenden were, communicert werde,
Doch den jennen, ßo dat Sacrament vnder einer gestalt begheren werden (nha ermaninge des rechten gebrukes vnd ahnsettinge Christi) nicht tho weigeren,
Dath ok dat Volck, tho solchem heilsamen Testament vnd starkinge des ghelouens durch die Predicanten vaken ermanet vnd ene de nutticheit wol ingebildet werde;
Ock is nodich alle wege (wann er communicanten vorhanden), dath als denne am ende der Missen de Prester syck vmmekere vnd eine korte dudesche rede vnd ermanynge dho, wath, wo vnd wor tho ße dath durbar Sacramente entfangen.
III. Thom drudden dath vth beuell jennen, de des tho donde, itlike vth der Presterschop dogetßame vnd vor=
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stendige personen thor bicht geordent werden neuenst den Predicanten, de der veelheit des volkes alleinen nicht ghewarden moghen, in jeder kercken,
Vnd dath de suluigen Bichtueder tho enicheit vnd nicht twedracht des gelouens dath volck vth Gades worde truwelich vnd recht vnderwyßen, als ße vor gades gerichte vnd idermennichlich in der werld gedencken tho verantworden.
IV. Thom veerden Des hilligen dages, welcker vmb gades worth tho horende vnd anthonemende allenen is angesettet vnder den Christen, wert vor nodych geachtet, vormyddages in allen kercken einen vnd nhamyddages ock einen sermon thom weinigesten in twen kercken nha der vesper tho geschende,
Vnd dath dem volcke vmme einicheit willen werde nhagegeuen Te deum laudamus vnd einen psalm edder twe vor vnd nha dem sermon tho syngende des morgens,
Doch dath sulckes in dem Chor durch den Scholemester, nicht in der kercken angehauen werde.
Myt den krancken ouerst, dar mercklich an gelegen, dath de swacken nicht auerlastet vnd de starken nicht vorkortet werden im latesten vthgange eres leuendes, is dat myddel gefunden, dat de Prester vnd twe Ministranten ßo wol thon armen, als tho den Ryken ghan vnd dragen dath hochwerdighe Sacramente mit Rochchelen vnd vorgander klocken, allenen tho erkenninge dath de hupe volckes edder wagen, ßo villichte im wege syn mochten, dem Sacramente wyken vnd Erhe geuen moghen, vnd mith der tydt furder tho trachtende, wo idt myt dem dregende sthan moghe vth der Schrift,
Vnd wo denne de krancke vth fryer conscientie beyde gestalt tho nemende gesynnet, ßo schal als denne dat testamente darsuluest geholden vnd de krancke communicert werden.
Wo he ouerst syn gemothe dartho nicht gheuen konde, als denne schal eme de eine gestalt, welcker dar henne gebracht, medegedeilet vnd vph Christum tho vortruwende ermanet werden, de anderen ministranten ock god vam hemmel mith orhem bede nha synem gotliken willen mith dem krancken tho schaffende anropen.
Dyth vnd alle anders vph gemeiner christliker kercken schriftmetige vorbeteringe.
Actum vph der Schriuerie tho Rostock myddewekens nha Judica Anno vefteinhundert einvnddruttich.
Nach einer gleichzeitigen Abschrift im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
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Nr. 8.
Antwort des Dom=Capitels und der katholischen Priesterschaft zu Rostock auf die Vorschläge des dortigen Rathes wegen der Reformation der Kirche.
1531. März 30.
Vor vnnde an jwen vorsichtigen vnde wollwysen Heren Borgermeystern vnde Radmannen desser louenliken Stad Rostock alß denn van gade allemechtigen geordentenn de werltliken swertz bouelhebberen repeteren vnnde vorhalen auermaels de presterscopp vnnd gemeyne clerisie de er vorgedanen bedinxisse vnde protestation,
alß nomlich myt syner gotliken gnaden tho bliuende by deme reynen vnde rechten worde gades nach vorstande vnnd vthlegginge der hilligen Doctoren.
Vnnde furdder dat se nicht gedencken, noch wyllen sick geuen edder wycken von der ordenynge der Menscopp der hylligen gemeynen vniuersalen christliken karcken edder samelynghen, dar auer vnnd inne herscoppet vnd regert de werdiger hylliger gest, leth de syne hyllige karcken ock inn den dyngen, de vnnsen hillygen louen andrepen, nicht erren edder dwelen.
Vnnde ock wer von jemande wes myt faster recht vorstande hillyger schrifft konde vnnd mochte angetoget werden (yd were denne groth edder kleine) vnlydelik mysbruk were, dat sulkeyns na gehor afftostellende de suluige Presterscopp allewege boreyt scholde ersport werden.
Nach alsulker protestation tho antwardende vpp ydliken gistern alhir vorgeholden artikell secht de presterscopp, dat des Erßame Rades gude wollmeynge, ock na legenheyt desser wyltlofftigen tyd, angesen de grothe ankundegede verlicheyt nich weten vththoslande, men nach vormoge vnnd allen gebor ene rynge tydlanck den suluen sick lickmetich moten weten tho holdende,
Doch alßo vnnd myt dessem bescheyde vnnd anhange:
I. Erstlich Dat wenner dat Testamente (dar de hillyge mysse myt vorstan werd) geholden edder de hillige licham christi to den krancken vthgedragen scholde werdden, Szodane werck durch den pastorn edder syne Capellane (denn dat ock van older gebrucke geboret) vnd durch nemand van vnns vthgerichtet moge werden.
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II. Thom anderen dar denne zo de Noth erforderde, dat woll manck edder van den presteren, vicarien benomlich alhir jegenwerdich Testamenten edder missen tho holdende offte de krancken tho heymisken ersucht wurdde, Dat alßdenne de fuluige prester dat Testamenten (ßo men dat nomen wyll) edder missam ane vnde sunder de canones to holdende vnde den communicanten vnder beyder staltenisse tho vorreken vnuorbunden moge blyuen vnnde dar myt in deme gefalle, alße der hylligen christene gemeynen karcken gebrucken gemeth, vorschonet moge werdden.
De wile vnde nach deme de hillige gemeyne vniuersale christene karcken in dusent vnde mer hundert negesten vorschenen jaren dyt suluyge in ereme gebruckliken ouinghe ßodanes nye vnnd nicht hefft gehadt vnnd dar vmme vnß allen vnnd eynem jeweliken van vns dat wedder vnse conscientien were vnd ane vorlust vnseren eren vnnd truwen, ock grothe straffe, szo woll van deme allmechtigen gade, alß van den mynschen, ock vnsen gnedigen heren vnd Landesfursten (de vnns dat ock scryfftlich vnde muntlich als der karken patronen hoge vorbaden hebbenn) dat nummer konden edder doen mochten.
Will ouer vnnd konde eyn Erßame rad dar wene tho ordyneren, he sy denne woll he sy, dat moth wy alßdenne dat eyne tyd langk duldichlich gedragen vnnd ßo laten geschen, men vns sulkeyns entholden,
Jo tome weynegesten Szo lange de hillige christelike karcke vnnd erer houede dat alßo tho holden beden vnnd bouelen, offte jo ßo lange dat de jenige, de dat ßo bogeren vnnd ßo ammodende syn, vth grunthfaster hilliger rechtuorstendiger schrifft egentlich vnnd schrifftlichen, (wo amme lasten muntlich vnde ock auer XIII wecken tho vorne schrifftlich gebeden wordden ys) vor dem rade schrifftlich antogen, wat, wor vnd wo de hillige gades denst edder ceremonyen in den karcken vnlidelike gemysbruket werdt edder jegen dat rechte gades wortd mach syn, vpp dat de suluige Presterscopp alßdenne myt rade, myt weten vnd thodade vnser g.h. vnnd Landesfürsten (denn alß patronen der karken dat jo wolde erstlich geboren) vpp de nyen vnnd im jungesten durch ydlike vorgenamen formen tho holden myt reden georsaket mogen werden.
Welker de presterscopp deme Erßamen Rade nu tor tyd vor eyn frunthlich antwardt vppe ßodane vorgeholden artykell alle vth eren truwen guden wollmeynynge ock by eren conscientien wedder vmme gestellet hebben wyll myt bede vnnd bogerent, nemant se dar bauen moge boschweren edder bolasten wyllen, dat myt allen eren innegen beden tho gade vnnd myt syner gotliken
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gnade dat wedder tho vorschuldende wytlich boreyt sick erbaden hebbenn.
Nach einer gleichzeitigen
Abschrift im großherzogl. meklenburg. Geh.
u. H. Archive zu Schwerin. Auf der Rückseite
steht die gleichzeitige Aufschrift:
Antwarde der presterscopp vpp vorslege
des Rades tho Rostock.
Nr. 9.
Schreiben des Dom=Capitels zu Rostock an das Dom=Capitel zu Schwerin wegen der in Rostock beabsichtigten Reformation der Kirche.
D.d. Rostock. 1531. April 1.
Vnße gudwillige vnnd stetz boreyte denste ßampt alles leuen vnde guden touorne. Hochgelerten, werdigen vnnde achtbaren, grothgunstigen heren vnnde frunde. Wat vnßeme almechtigen gade vnnde synem hemmelischen here in syneme godtliken densten vnnde Ceremoniis, ock vnß alß synen armen deneren tho Rostock vth anfuringe idliker nyen predicanten (infelicium hereticorum putamus) vnde eren scholeren in kortte vorschenen daghen boyegent wordden is, hebben J. ach. w. vth hyr by auerigeschickten, erstlich vorgeuendes des Rades, dar nach vnßes dar upp gegeuen allen schrifftligen antwerdes scedelen gar lichtliken to ermetende. Wy willen J. ach. w. ock nicht bergen, dat wy amme jungestenn donnerdage S. Benedicti vor deme Syndico vnde IIII ledemathen des Rades vorbadet, van gades densten vnnde Ceremoniis to cesserende vorgeholden vnnde vnße beradt vnnde frist dar upp boghert, nicht hebben konen erlanghen, men forth des anderen dages alß profesto Annunctiationis vor deme gantzen Rade alle wedder vorbadet, vormerkeden, wo dat jeneye, ßo men in des rades scedele vthgedrucket, wy by vns suluen vppnemen edder ander wyße vthdencken scholden, vnnde wy ander mael vnse borlike antwarde dar vpp bynnen VIII edder mer dagen to geuende fryst auermals gebeden hadden, doch nicht hebben konen beholden, men allene vor andwardt erlanget, wy scholden vns de twe done anstanden dagen vnnd beth in de weken der karcken ingandes entholden vnde nicht mehr denne de hoch=
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misse holden, Szo langen eyn Radt tho vorslegen mochte gedencken, wolde men vnß der weghen doche gar nichts war tho gedrunghen hebben, den ße vns dat truwelich raeden, ein mechtich grot qwadt (dat anders der Stadt muchte dar auer entstan) vortokamende. Wy hebben ock den radt nummer war mith to beklagende, men vele mher deß to bodankende, weten woll, dath enhe gelick vns hertlich leydt waß. Wy hebben ock des suluigen dages der ersten essching twe vth vnß an vnsern g.h. hertogen Hinrick, de dho tho Zwan was, van stunden an, van syner f.g. hyr ynne Radt tho halende, vthgeferdiget, de ock by den suluen geschickeden vnß muntlich (wo touorne, alße gy weten, schrifftlich er ereme f.g. vthtage gescheen) hefft lathen wedder seggenn, wy nenes weghes de Ceremonien scholden lathen vallen, vnnde gheschehe vns dar wes auer, syne g. moste waldt myt walde sturen, wy ock dat suluige syner f.g. antwardt vor deme sittenden rade klerliken hebben angetagen mit vnde nach velen scharpen treffelken vnßen entschuldigen, vns gar vnde gantz vppe vnße beyde landesfursten hochlich beropen, synt wy doch, deme vnangesen, van vorigen des rades worden ßo vorschrockken worden, dath wy erhe wolmeyninge hebben gefolligen vnnde vns beth vpp dohne negestkumpstigenn vnnde nw negest vorgangen middewecken duldichlich alßo mothen entholden, ßo langhe wy ßodanen des Rades vorslag vor deme suluigen gantzen sittende rade, wo bauen, scryfftlich erlanget hebben; wath wy auer des negesten dages (do men nicht lengher fryst erlangen kunde) erst munthlich vnnde dar nha vorth inden suluen hyr by auergeschikkenden vnsen schrifften wedder umme tho anthwarde, na legenheit vnde korthe der tyd, ghegeuen hebben, konen gy dar vth to ermetende ock woll hebben.
Idt hefft sick wyder ock bogeuen, dat done wy
vtrumque canonem vth der Myssen tho latende
vnnde sub vtraque specie dat volck tho
communicerende, vnß nenes weges vnderstand edder
vordristen konden, ja ock leuer wolden de gantz
karcken lathen tostande bliuen, edder vp dat ja
der guden Stadt vnnde dem Rade vnsern haluen
scholde nen vordreth tokamen, wolden wy vele
leuer vth Rostke tanto furori wichen vnnde ßo
boßer tydt eyne kleyne, tydt stede gheuen. Wuste
ock de Radt wene auer tho kamende, wolden vnnde
mosten wy eyn tydt lanck gedulden
. Quer do noch de radt, noch de
presterschopp sick ßodaner ordinantie vnderstaen
konden edder wolde, hefft Meister Joachim
Michaelis beyden parthen vnnde saken thome
besten, dat van weghen vnßes g.h. vnnde
postulaten ßo hefftigen vnnde gruweßame hyr
bauen gemelthen vnnd ankundigeden qwadt
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vortokamende, an vnde vpp sick genamen, dar ßo inseen vnde voerkamen, dath ßo de beyden alß hyr bauen gerurten articulen nen mangel hebben scholen, vnde hefft ock fort alß ghystern in vnser leuenn frouwen karken deme nha de hochmissen alßo geholdenn, wo wol ytlike synes gemötes vorstoringhe vnnde vor deme Altar vorschreckkinge ghekreghen hefft. De wyle nu durch den ersten articulen des rades (wo wol gar duncker vnde generaliter) alle stylle vnde leßende myssen, ock Marientyde vnnde processiones, ock palmen=, crude= vnde funtewigent, ßo de radt, dar vmme durch vnß gefraget, ock will vorsthan hebben, Szo konen wy vnß gar lichtlich erinnern, dat ßodane dinck vnßeme Landesfursten, negest gade vnnde synen leuen hilligen, ock ordinantien nw korttes tho Auspurch geholden gar vnnde gantz entiegen syn wyll, botrachten ock in sunderheit vnser karcken, dar Marientyde vnnde lauesenge to holdende nach lude der Confirmation werth vnde ys vnsen g.h. boualen, ßo se tome jungesten dage willen gade deme heren rekenschopp dar van don vnde ock faste vele confirmationes beneficiorum myt bringen, by vormidinghe gotliker groter straffe, idtlike Missen in genomeden tyden leßen werden scholen, vnde kanen dat suluige vnßeme g.h. hertogen Albrechte ock nicht vnvormeldet lathen, gelick ßo wy dath vnßeme g.h. hertogen Hinrik imme namen heren hertogen Magni ock vnses g.h. postulaten to voren wo bauen gedhan hebben, vnnde willen J. ach. w. der wegen alß vnsen heren oldesten vnnde Maioren mit alderfliteste angefallen vnnde gebeden hebben, Gade deme heren tho eren vnnde synen gotliken densten J. ach. w. myt desseme vnseme breuen mit hyr by geschickten des rades schriftliken vorschlegen vnnde vnseme dar vp ock schrifftlick antwarde willen bosoken vnsen g.h. hertogen Albrecht, de, ßo wy merken, gade loff, nu heym gekamen vnnde mit jw tho Szwerin villicht is, edder wenner syne f.g. erstlich dar kamende werdt, vnnde mit der syner f.g. vnde hochgedachten heren hertogen Hinrik vnde Magno, alß vnsen bosundergen vnde gnedigen schutzheren vnde eren f.g. karken Patronen, desse groten treffliken dinge vnderreden vnde unerwegen vnde vnß armen presterschop truwelich hyr inne helpen raden, vns ock ane mogeliken trost vnnd hulpe nicht vorlathen, dath ere f.g. in dem Erßamen rade (den wy doch bedancken vnde nicht vorklaghen) wath harde wolden schriuen, ße de nyen predicanten vnnde de ene anhangen in erern f.g. namen vnnde vth eghene bowechnisse (van vnß alß dath wy scholden gheklaghet hebben) ghar nichts tho wetende, edder suß, wo id erhen f.g. bofallen wolde, vnß armen to botrachtende vnde wedder to gades densten nach ouinghe vnnde brucke der hil=
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ligenn kerke gnedichliken vorhelpen wolden, Szo
vnnd alß wy dat to eren f.g. beneuenst gade vnß
wyllen vortrosten mit vnsen armen vnnde innigen
beden nacht vnde dach ock alle stunde
vnderdenichlich vnnde jegen J. ach. w. (de wy
hyr mith gade beuelen) gudwillich vorschulden
vnde vordenen, vnde bydden des mit deme ersten
schrifftlike antwerde. Datum Rostock amme
Sonnauende nha Judica Anno
. XXXI°
Prawest, videcanus, Senior vnnde gantze Capittel ok alle prester der dohmkerken S. Jacobi to Rostock.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Nr. 10.
Bericht des Dom=Capitels zu Rostock über den raschen Fortschritt der Reformation zu Rostock.
1531. April 4.
Ock dar nach alße meyster Joachim de officiale de
ersten missen alßo geholden hadde, hebben dat de
martiner eme noch tho qwade gedan vnde synt dar
auer schyr by II
c
mynschen vppet nyehus des andern
dages vorsamelt worden, wolden dat wreken, ßo
lange ße noch to freden gespraken wordden, vnd
ward ford vppen lest vorschenen palmauende de
presteren tho marienkarcken allen vorgeholden,
se scholden de missen edder testamenth manck
syck laten vmme gan vnde alle vppet nye nach
orderinge des rades artikelen holden, durch syck
suluen van deme oldesten anthoheuende, hebben se
vnser karcken alßo van der syden gethagen.
Da na synt ock tho vns in sunte Jacob karcken
gekamen alßebalde II borgermeystere vnde II
rades heren vnde vns dat sulue ock ansynnende
gewest; wy hebben auer dat by vnsem vorigen vnde
auergegeuenen scryfftliken antwarde blyuen laten
vnde dar nicht aff willen treden edder wyken
vnde leuer alle vnse pechte entberen, laten de
karcken tostaen vnde dar tho alle vth rosthock
henn vth ghan
. Tome lesten ys eyn arme elende
prester (korttlich van Lübeck gekamen)
vorgetreden vnde
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hefft myt vorlaue des herrn Officialis in
vorgangen palmedage vnde gystern vnde ock huten
myt vns tho sunte Jacob dat testamente (wo se
dat nomen) geholden vnde wy moten dat lyden, dat
he yd vordan ßo holdet, vnde moten eme ock
bolonen, willen wy dat suluen nicht ßo don, ßo
lange wy van gade vnde vnsen g.h. vnde
landesfursten trost vnde hulpe seen, mosten ock
dulden, dat in palmedage myt den groten orgelen
de myssa geßungen vnde gespelet warth vnde myt
allen solenniteten, ouer palmwyent, alle
lesemissen sint nicht geworden. Ock marien tyde
synt nedderlecht. Dar weren III frame gelerde
predicanten, den ys fort dat prediceren
vorbaden, gelyk wo den armen gelerten monneken
vorhenn vorbaden ys, vnde hebben nu tor tyd
nemant, de en wath entiegen spreken. Gelyck wor
II to samende scalen rechten, dem enen werden de
hende gebunden, de andere warth frye gelaten;
dar weren genoch, de myt groten vnde grundfasten
hilligen scryfften eme vnder ogen konde seggen,
ouer den werth fort de mund geslaten vnde weten
nu der guden stat rostock nenen trost mer
., vnd her valentyn hefft noch
huten wat lutlyke gepredicert, dat yd ßo noch
nicht mochte togan, dar vmme heten se ene rede
wendehoyke; men kan ene dat doch nicht tho
dancke maken
.
Tho sunte Nicolawese karcken ys ener genant her Thonnyes Beckker, holdt nu de missen ock vppet nye absque canone vnde communicert sub vtraque specie.
Vnde de lutke Cappellanus to marienkarcken, peterken genant, holt dat ock ßo, leth in ßondage II konsecrerde Corpora vpp de erde vallen vnde kerde syck dar nicht groth an, vnde vollgen ßo den tho sunte peter, de dat lange (wo amme dage) ßo geholden hefft; ouer god will eme nu villichte visitern, lon vor syne werke geuen, licht nu huten, agonizert faste vppe disser stunde.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin, von derselben Hand, welche die Actenstücke vom 23. März 1531 geschrieben hat.
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Nr. 11.
Das Dom=Capitel zu Rostock beschwert sich bei dem Herzoge Ulrich über die eigenmächtige Verwaltung der Capiteleinkünfte durch den M. Konrad Pegel.
D.d. Rostock. 1556. Dec. 26.
Durchluchtiger, hochgeborner furst, gnediger Herr. Vnse vnderthenige, phlichtwillige vnd gehorsame Dienste sein E. F. G. alzeit zuuorn. Gnetiger Furst vnd Herr. Wir konnen E. F. G. in vnderthenigkeit clagweiß nit verhalten, das wir durch E. F. G. promothoriall vnd vorschrifften zu vnderthenigem gehorsam den achtbaren vnd wollgelarten M. Conradum Pegell nach todtlichem abgangk M. Dethleui Danckquarth zu vnserm vnd des Capittels generalem administratorem bonorum haben verordneth vnd gesetzt, der trostlicher, freundlicher zuuersicht vnd hoffnung, das ehr solte sich der gestalt vnd maßen in administratione verhalten haben, das wir in annuis reditibus vnd quotidianis distributionibus nicht solten verhinderth sein wurden, viell weiniger derselbigen verkurtzt, so hatt ehr doch die Zeit seiner administration hero alle reditus vnd distributiones vnderslagen vnd bei sich allein behalten vnd furwenden laßen, das daßelbige geschehe auß S. F. G. Befhell vnd Mandat, das wir den nicht woll gleuben konnen oder mugen, weill wir ahnhero, ahn Rhom zu redten, gegen E. F. G. als gehorsame vnderthanen vnß haben verhalten, Auch E. F. G. kein vrsach gegeben, wie denn pillig, als vnserm von Gott verordenther Vberkeith vnd Administrator des Stiffts zu Swerin, das wir mochten in vnser vnd des Capittels gerechtigkeith verkurtzt werden, viel weniger vnser Hebung entsetzt, wiewoll aber auch etliche andere vrsachen von beruhrtem M. Conrado Pegell sein furgewandt worden, das vnser und des Capittels mituerwandte M. Johann Lindenberg solte von den Prenen zu Bannerßdorpff hunderth gulden, dem Capittel zu Butzou zustendig, vffgehaben haben vnd derowegen ihn seine hebung biß zu gepurlicher Compensation sollen vorenthalten werden. Es haben aber E. F. G. ganß gnetlichen zu ermeßen, weil das ein sonderige vnd singulari personae belangt, das das nit pillig zu einem gantzen Capittel soll extendirth werden, das sich bishero ganß vnderthenig vnd gehorsam gegen E. F. G. hatt erzeigt, auch nit anders in ihre gemuett gefurth, den als E. F. G. gehorsam, treu vnd
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phlicht in vnderthenigkeith zu erziegen, mit demutiger, vndertheniger bitt, das E. F. G. wollen ernstlich mhergedachten M. Conrado Pegell schrifftlich befhelen laßen, das ehr vnß in vnser gerechtigkeith vnd quotidianis distributionibus nicht weither perturbiren vnd verhinderen mochte, auch die vffgehaben hebung vnß zustellen, nachdem E. F. G. vnß neben vnse hab vnd guetter auch in ihre F. G. schutz gnetlich haben genhommen, dafur wir gegen E. F. G. alzeit vnß in vnderthenigkeith vnd gehorsam danckbar wollen erziegen vnd vnser phlicht nach verhalten. Vnd bitten auch gar vnderthenig, E. F. G. als vnsern von Gott verordnethe Vberkeith wollen gnetlich vnsers vnd des Capittels mituerwandten M. Johannem Lindenberges entschuldigung vnd gegenbericht, wen es ehur F. G. gelegen, persönlich ahnhören, weill ehr E. F. G. gnetlich, rechtlich erkantnuß als seiner hohen vberkeith woll leidten und erdulden kan. Vnd bitten dero wegen ganz vnderthenig E. F. G. gnetlich schrifftlich andwerth, Dieselbe Gott der almechtig gelucksamlich lang fristen vnd bewharen well, in furstlicher lobpreisung ihren G. gefellig. Datum Rostock am tag Steffani Ao. 56.
Dem Durchleuchtigen hochgebornen Fursten und Herrn Herrn Vlrichen Hertzogen zu Mechlen.
. vnserm gnetigen Fursten vnd Herren.
Nr. 12.
Der Professor M. Conrad Pegel, General=Administrator der rostocker Dom=Capitel=Güter, beschwert sich bei dem Herzoge Ulrich über den eigenmächtigen Eingriff des Capitels in die Verwaltung der Capitel=Güter.
D.d. Rostock. 1558. Mai 9.
Durchluchtige, hochgebarne furste, gnedige her. J.f.g. sindt mine vnderdeninge willige denste alle tidt bereidt. Gnedige
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furste vnde her. Ick moth J.f.g. in
vnderdenicheit nicht bargen, dat vif gotlose,
slimme lude vnde papen, de nu willen sin dat
Capittel to Rostock, hebben vor IIII Manten
vngeferlick entfangen van Hinrick smeker oft
sinem Sone Dusent gulden vngeferlick vor dat
dorp Pampow, gelegen bime Stedlin Tetrou, vnde
werde ock bericht, dat berorde Capittel wil
berorde gelt vp Renthe vthdon vp de orde vnde
den luden, den J.g. nicht gunstich oft gnedigen.
Nachdeme ouerst J.f.g. vor twen jaren mi
scriftlick beualen de guder vnde heuinge
gedachten Capittels vnde mi constituert vnde
vorordent einen prefecten vnde vorweser der
suluigen guder, wer io billich gewesen, dat
gedachte Capittel mi thome berorden handel mit
den Smekeren gefordert oft etwas hir van
vormeldet hadden, welker nicht gescen, men
hebben dessen handel hemelick also gedreuen mit
den Smekeren ane min wetent vnde willen, ock ane
J.g. consent vnde fulbort, ock J.g. tho scaden
vnde nadeel, nachdeme J.g. mochte berorde dorp
bekamen hebben mit rechte vnde billicheit vth
gudem grunde vnde orsaken, de nu to lange sindt
to uortellende
. Hirumme, gnedige furste vnde
her, ist mine vnderdenige, flitige bede, J.f.g.
wil mit den Ersten an mi scriuen vnde ernstliken
beuelen vnde gebeden, dat ick alß prefectus
capituli moge gedachte dusent gulden van deme
Capittel forderen vnde tho mi in truwe bewaringe
nemen vnde nicht gestaden, dat berorde gelt vp
Rente werde vthgedan ane J.f.g. wetent vnde willen.
Ick bidde vnderdenigest, J.f.g. wil dessen bref
nemende lesen laten, men berorden beuel an mi
J.g. Secretarien muntlick geuen. Es hebben
vorwar de vif slimmen lude dat Capittel genomt
in berorder Saken ouel gehandelt; sze mochten
van den Smekeren erlanget hebben II dusent fl.
edder dat dorp beholden mit gudeme rechte, J.g.
thome besten vnde der Religion
.
Ick werde ock bericht, dat gedachte gotlose
Capittel hebben handel vorgenamen mit Laurens
Reuentlou to Tzisendorp wanaftich, dat sze eme
willen vorkopen dat halue dorp genomt Hucstorp,
welcher gelegen bi Suan
. Hirumme wer wol nodich, dat imme
breue, den J.g. mi scriuende wert, wo borort,
ock J.g. mi beuöle vnde ernstlick both dede,
deme Capittel antoseggende, dat sze bi vorlust
aller erer guder nene guder vorkoften,
vorpanden, ock nene hoftsummen entfengen, sunder
J.g. wetend vnde willen.
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J.f.g. wil Christus gnedichlick regeren mit sineme geiste to seligem langem Regiment. Amen. Rostock amme Mandage des IX dages May. An. 58.
J.f. wert dessen bref nement lesen laten, dat ick
nicht durch dit scriuent moge in vngunst etliker
Edellude kamen
.
Dem durchluchtigen, hochgebarnen fursten vnde heren heren Vlricke hartogen to Mecklnborch, fursten to Wenden, grafen to Swerin, der lande Rostock vnde Stargart heren
. minem gnedigen heren vnderdenichliken.
Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Nr. 13.
Die Herzoge Johann Albrecht und Ulrich von Meklenburg empfangen von dem Professor M. Conrad Pegel und dem Secretair Johann Molinus, den letzten Capitels=Personen des Dom=Capitels zu Rostock, sämmtliche Güter des Domstifts zur Errichtung eines Consistorii, gegen Versicherung einer jährlichen Rente aus der Oekonomie des Consistorii auf Lebenszeit.
D.d. Doberan. 1567. Mai 13.
Von Gottes gnadenn Wir Johans Albrecht vnd Vlrich gebrudere Hertzogen zu Megklenburgk, Fursten zu Wendenn, Grafenn zu Schwerin, der Lande Rostogk vnnd Stargardt hernn, Thun kunt vnnd bekennen hirmit vor uns, vnse Erbenn vnnd nachkommen, Nachdem die wolgelarte, vnser Secretarius vnnd lieben getrewenn Magister Conradus Pegel vnnd Johannes Molinus, die disser Zeit in dem Thumb=Capittel in der Kirchen zu S. Jacob in vnser Stadt Rostogk die letzten Capittels=Personen seindt, die Dörffer vnnd
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Hebung des Capittels zu Rostogk ires teils
gutwillig abgetretenn vnnd vbergebenn, also daß
wir die Hebung derselbenn vnsers gefallens zu
einem Consistorio in vnser Stadt Rostogk legenn
mugenn, daß wir darkegenn inenn nachfolgende
Prouision vff ihr leben gnediglich verordnet
vnnd verschrieben, nemblichen daß Magister
Conradus Pegel, dieweill ehr ein alter vnnd vmb
vnsere vorfahrenn gottseliger, hochloblicher
gedechtnis wolverdienter man ist, die Zeit
seines Lebens alle Jar auß vnser oeconomia, die
von des Capittels güternn bestellet wirdt,
Sechtzig guldenn Muntz habenn vnnd börenn soll,
die ime auch der oeconomus ohn alle widderred zu
rechter Zeit jedes Jar oder quartell folgen
lassen soll, dessenn wir ime hirmit ernstlichen
beuehl gegebenn habenn wollenn. Dieweill aber
Johannes Molinus vns in disser Visitation sehr
nutzbarliche Dienst erzeigt, auch hinfuro vns in
vnsernn geschefftenn vnnd dem Consistorio wol
dienen kann, habenn wir ime die Vicari im dorff
Euerdtshagen mit Dienst vnnd Pechtenn, die sich
vngefehrlich in die zehenn guldenn erstreckenn,
sampt aller Gerechtigkeit, die Zeit seines
Lebens verschriebenn, immassenn wir die beide
darzugehörige Baurenn daselbst ahn inenn weisenn
haben lassenn, daß ehr dieselbenn seinem bestenn
nutz vnnd frommen nach geprauchen soll. Darzu
verschreiben wir ime aus der oeconomia des
Capittels jerlichenn vierzig guldenn Muntz, die
ime der Oeconomus biß vff Magistri Conradi
Pegels todtlichenn abgangk alle jar entrichtenn
soll, alßdann sollenn ime zu der vorigenn sum
noch zwantzig guldenn, also daß ehr darnach die
vbrige Zeit seines lebens Sechzig guldenn haben
soll, zugelegt, vnnd auß der jetztgedachtenn
Oeconomia entrichtet werdenn, vnd da wir ime die
obgedachte Vicari nicht vngehindert einreumen
vnnd darbei schutzen kontenn, alß wollenn wir
ime einen Baurenn im Dorff Bistow mit namen Hans
Knakenn mit dienst vnd Pacht zukerenn, den ehr
dann vor sich die Zeit seines lebens zu
gebrauchenn habenn soll, ohn vnser, der vnsernn
oder jemandt anders inrede. Dessenn zu vrkunth
habenn wir vnsere Pitschafftenn vff spacium
gedruckt vnd mit eignen Henden vnterschriebenn.
Geschehenn zu Doberan den 13. Maii Anno
. LXVII.
Nach dem Concept im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.