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d. Zeit der Wendengräber.

Grab von Sembzin.

In einer Sandgrube auf dem Felde von Sembzin, an der Landstraße von Röbel nach Waren, an der Müritz, wurden im Sommer des J. 1843 folgende Alterthümer gefunden und von dem Herrn Klosterhauptmann von Borck zu Malchow dem Vereine überliefert:

1) die Scherben einer heidnischen Urne, hellbraun, ohne Verzierungen, stark mit zerstampftem Granit durchknetet, dem Anscheine nach aus der ältern Zeit der Eisenperiode; die Scherben, so wie die in der Urne befindlich gewesenen verbrannten Knochen haben Spuren von Eisenrost.

In der Urne hatte gelegen:

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2) eine Kette von Bronze, aus einfachen, runden, schräge durchschnittenen Gliedern, 2 ' 9 " lang, welche in besondern, eingehängten Gliedern blaue Glasperlen trägt, ganz wie sie in Wendenkirchhöfen gefunden werden; zu dieser Kette scheinen zu gehören:

3) zwei Nadeln von Bronze, beide gleich, ungefähr 4 " lang, am Kopfende breit geschlagen, etwas gebogen und in zwei entgegengekehrte platte Spiralen von ungefähr 1 1/4 " Durchmesser auslaufend; in Kruse Necrolivonica Tab. 12, Fig. 5 ist eine ähnliche Kette ebenfalls mit 2 Nadeln abgebildet; ferner war in der Urne gewesen:

4) eine etwas beschädigte, kleine Heftel von Bronze mit einem zu einem hohlen, runden Knopfe gestalteten Bügel von ungefähr 3/4 " Durchmesser, und

5) ein großer, breiter, hohler, wulstförmiger Armring aus Bronzeblech, wie ein Wulst, nach innen der Länge nach offen, 3/4 " hoch in der Rundung, 1 " breit, ganz wie Frid. Franc. Tab. XXI, Fig. 4, nur schmaler in den Dimensionen. Der Ring ist leider in mehrere Stücke zerbrochen; in drei Stücke zerbrochen war er jedoch schon bei der Beisetzung.

Alle Alterthümer, welche nur leichten, nirgends edlen Rost haben, sind in Meklenburg durchaus eigenthümlich und selten. Die Spiralen an den Nadeln sind zwar in den Ostseeländern gewöhnlich, aber sie sind bisher noch nicht an Nadeln bemerkt; der in Frid. Franc, abgebildete hohle Armring ist der einzige seiner Art in den Sammlungen Meklenburgs; Ketten und Hefteln, wie sie dieser Fund enthält, sind aber noch nie in Meklenburg beobachtet worden. Dem Roste und dem Charakter nach haben diese Alterthümer Aehnlichkeit mit den auf dem benachbarten Gute Klink (vgl. Jahresber. III, S. 64 flgd.) und bei Ludwigslust (vgl. Frid. Franc. Erl. S. 63 flgd.) gefundenen, wahrscheinlich aus der Uebergangsperiode von der Bronze= zur Eisenperiode stammenden Alterthümern; die bei Ludwigslust gefundenen Fingerringe mit 2 Spiralen (Frid. Franc. Tab. XXIII, Fig. 16) gleichen an Arbeit und Rost ganz den Spiralen der Sembziner Nadeln. Das Kettenwerk ist aber vorzüglich mehr nach Norden und Osten hin (vgl. Kruse Necrolivonica) aus der jüngern heidnischen Periode beobachtet worden, wenn auch die kobaltblauen Glasperlen die Eisenperiode in Meklenburg charakterisiren.

Schwerin.

G. C. F. Lisch.