Menschenschädel von Langsdorf.
In dem Torfmoore von Langsdorf bei Sülz ward 7
Fuß tief ein Menschenschädel gefunden und von
dem Herrn Geheimen=Amtsrath Koch zu Sülz zum
großherzoglichen Antiquarium eingereicht, der
jedoch zu merkwürdig ist, als daß er nicht eine
besondere Erwähnung verdiene Der Schädel muß aus
den allerfernsten Zeiten stammen, da er,
obgleich er in dem lange erhaltenden Moor
gelegen hat, dennoch sehr mürbe geworden ist;
andere Gebeine wurden trotz des sorgfältigsten
Forschens in der Nähe nicht gefunden. Der sonst
ausgewachsene Schädel ist nicht dick; die Näthe
sind alle klar zu erkennen und noch nicht
verwachsen. Auffallend ist an demselben die
höchst geringe Ausbildung: die Stirn ist ganz
ungewöhnlich schmal und niedrig, kaum einen
Daumen breit und in dieser geringen Ausdehnung
völlig abgerundet; die Augenhöhlen liegen nahe
an einander, die Erhöhungen über den Augenhöhlen
sind auffallend hoch, berühren sich fast
unmittelbar über der Nase und sind stark
auswärts nach oben gewandt; das Hinterhauptbein
hat bei einer ziemlich abgerundeten Oberfläche
einen sehr
starken Höcker, wie wenn Jemand mit dem Daumen
die Knochenmasse nach unten stark fortgeschoben
hätte; die Modellirungen im Innern des
Stirnbeins und des Hinterhauptbeins sind äußerst
geringe ausgeprägt, vielmehr überall mehr
abgerundet und glatt. Der Schädel wird also wohl
in den fernsten Zeiten einem Menschen angehört
haben, welcher auf der niedrigsten Stufe
menschlicher Bildung stand.
G. C. F. Lisch.