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b. einheimischer Völker.
Der Münzfund von Remlin aus dem 10. - 11. Jahrhundert.
Dieser Münzfund, enthaltend 124 Stücke und außerdem noch die Bruchstücke von etwa 12 andern, vom Herrn v. Kardorff auf Remlin, zugleich mit den dabei gefundenen Schmucksachen (vgl. oben S. 390 flgd.) geschenkt, gehört unstreitig zu den wichtigsten, welche der Sammlung des Vereins zu gute gekommen sind denn wenn sie auch bereits einzelne in die angegebene Zeit fallende Münzen besitzt, so ward ihr doch noch keine so bedeutende Anzahl derjenigen Gepräge zu Theil, welche in der letzten Zeit des Heidenthums in Meklenburg in Umlauf waren.
Eine große Menge dieser Münzen ist so recht eigentlich zum Gebrauche der noch heidnischen Völker geschlagen, die sogenannten Wendenpfennige, von denen sich hier nur die
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kleinere Art, (nach Mader Münzmesser 10, und etwas über 1/16 Loth schwer) findet. Die benachbarten geistlichen Fürsten, besonders Magdeburgs Erzbischöfe brachten ihren heidnischen Nachbaren, wenn auch noch nicht das Christenthum, so doch christliche Formen in dem Kreuze, mit dem sie die Münzen bezeichneten, in dem Worte CRUX, das sie darauf setzen ließen, und in dem Hirtenstabe, den sie so gern über sie hätten strecken wollen, wenn's nur gegangen wäre. Von denen, welche die Andeutung von Magdeburg enthalten, findet sich in diesem Funde, obgleich fast so viele Stempelverschiedenheiten sind, als einzelne Stücke, keines.
Ferner beweiset dieser Fund, wie weit ausgebreitet der Münzverkehr im Innern Deutschlands schon damals war; aus entfernten Gegenden finden sich hier Gepräge vom Rhein und aus Friesland. Dagegen finden sich die, auch bei uns gar nicht selten vorkommenden ottonischen Münzen hier gar nicht, obgleich unser Fund später fällt, als die ottonische Zeit.
Zur Bestimmung der Zeit unseres Fundes geben folgende Münzen einen Haltpunkt, die daher hier zuerst erwähnt werden müssen:
1) | HS. | In einem Kreise ein Brustbild rechts gekehrt, von der Umschrift ist nur - - v - x zu erkennen. |
RS. | im Kreise ein schwebendes Kreuzchen, von der Umschrift nur unkenntliche Spuren. |
Diese Münze des Herzogs Bernhard von Sachsen (973-1011 v Idus Febr.) ist schon längst bekannt und nach einem besser erhaltenen Exemplar bei Seeländer zwölf Schriften t. C. p. 117, abgebildet: da lautet die Umschrift: Bernhardus dux und auf der Rücksseite: in nomine DNI IHC.-
2) | HS. | Stehendes Bild im Mantel BRACIS - - DVX |
RS. | ein stehender Vogel SCSW - LAVS. |
Eine nicht selten vorkommende Münze des Herzogs Bretislaus I. von Böhmen 1037-1055. Jahresbericht V, S. 136.
3) | HS. | Eine aufgehobene rechte Hand mit einem Stäbchen durch die Finger - - - NRI - - - |
RS. | Ein Kreuz mit 4 Kugeln in den Winkeln - - E B V. - - (Hinricus und Luneburg. |
Eine Münze, welche in die Zeit des Kaisers Heinrich II, also 1002-1024, zu setzen ist.
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Wir haben also die Zeit von 973-1055 als die erkennbaren Punkte des Anfangs und Endes gegeben, und in diese Zeit fallen demnach die
Diese, welche sich alle durch den hoch aufstehenden, scharfen Rand auszeichnen, zerfallen in folgende Classen:
I. Auf der Hauptseite ein Ständerkreuz in einem Perlenkreise; auf der Rückseite im Perlenkreise ein Kreuz und in jedem Winkel ein Ring.
Abweichungen sind auf der Hauptseite im rechten Oberwinkel ein halber Ring, oder ein Punkt, oder im linken Unterwinkel ein halber Ring, in dem ein Punkt; - auf der Rückseite ist statt des Ringes im linken Oberwinkel ein Kreuzchen, oder die Ringe im rechten Ober= und linken Unterwinkel sind gefüllt.
Die Umschrift der Hauptseite enthält das Wort
crux, jeden Buchstaben von dem andern durch 2
Striche getrennt:
jedoch folgen sich die Buchstaben
nicht immer in dieser Ordnung, sondern auch
oder
Die Zeichen der Rückseite sind: -
. Die Zahl der zu dieser Form
gehörenden beläuft sich auf 34 in 13
Stempelverschiedenheiten, 3 Exemplare sind unkenntlich.
II. Auf der Hauptseite ein Ständerkreuz in geperltem Kreise, auf der Rückseite in gleichem Kreise ein Kleeblattkreuz.
1) Das Ständerkreuz hat kein Beizeichen. Die Umschrift der Hauptseite ist:
,
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die der Rückseite ist:
, wo also das Crux deutlich hervortritt. Es sind hiervon 5 Exemplare in 4 Stempelverschiedenheiten vorhanden.
2) Im rechten Ober= und im linken Unterwinkel des Ständerkreuzes ist ein Punkt, in den beiden andern Winkeln ein auswärts gekehrter halber Ring mit einem Punkte darin.
Die Umschrift der Hauptseite ist beständig dieselbe:
Die der Rückseite wechselt:
Zwölf Zeichen sind bei allen auf beiden Seiten.
Davon finden sich 34 Exemplare in 25 Stempelverschiedenheiten, 5 sind zerbrochen oder unkenntlich.
3) Im rechten Ober= und linken Unterwinkel des Ständerkreuzes ist ein auswärts gekehrter Ring mit einem Puncte, in den beiden andern Winkeln ein Punkt.
Die Umschrift ist auf der Hauptseite der der
vorigen gleich, jedoch findet sich auch bei drei
Exemplaren die Abweichung, daß in die 10. Stelle
das E gestellt wird, wogegen in die 4. das
gestürzte R kommt, auch hat ein nicht sehr
deutliches Exemplar in der ersten Stelle ein C
und in der 10. ein
. Die Rückseite ist
bezeichnet, bei 2 steht in der
ersten Stelle ein liegendes
, jedoch sind gerade hier nicht
alle Zeichen erkennbar. Von dieser Form finden
sich 14 Exemplare, von denen 3 zerbrochen und
unkenntlich sind in 9 Stempelverschiedenheiten.
III. Auf der Hauptseite das Ständerkreuz mit den Punkten und Kreisen wie II. 2., auf der Rückseite ein aufrecht gestellter Bischofsstab.
Auf der Hauptseite ist die Umschrift der vorigen
gleich, jedoch ist das erste Zeichen nicht zu
erkennen. Auch die Zeichen der Rückseite sind
nicht alle klar, jedoch ist das
V
in der
7. Stelle deutlich, der Anfang scheint ein
zu sein. Es sind davon 2
Exemplare desselben Stempels gefunden.
Eine Abweichung, wo das Ständerkreuz kein
Beizeichen und der Bischofsstab zwischen
(verstümmelte Nachbildung des A
Ω
) steht, hat
auf der Hauptseite die Umschrift des vorigen,
auf der Rückseite
. Es ist nur ein Exemplar davon vorhanden.
IV. Auf der Hauptseite ein Ständerkreuz mit Punkt und Halbkreis in den Vierteln. Auf der Rückseite ein von oben nach unten durch=
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gehendes Kreuz, dessen Spitze und Querbalken in
dem obern Umschriftkreise liegen und mit
Knöpfchen geziert sind; in der untern Hälfte
etwa ein Viertel des ganzen Raumes ausfüllend,
hängt an dem Kreuze ein Tuch, welches mit 6
herabhangenden Kugeln verziert ist. In der
rechten Hälfte des innern Raumes ist ein
und darunter ein
in dem linken obern Viertel ein
Halbkreis mit einem Punkte darin.
Die Umschrift der Hauptseite ist
(ein Bischofsstab)
, die der Rückseite
(Bischofsstab)
. Hievon sind 3 von demselben
Stempel, ein viertes Exemplar von einem andern
Stempel ist sehr undeutlich, ein 5tes
zerbrochenes weicht mehr ab und hat statt des
ein liegendes
.
V. Ein Ständerkreuz mit Punkt und Halbkreis in den Winkeln. Auf der Rückseite ein Kreuz von 4 Ringen, in denen ein Punkt ist, umgeben darunter A. 0.
Die Umschrift dieser Nachahmung durch einen
benachbarten geistlichen Fürsten ist zu Anfang
verwischt, dann kam
. Die Rückseite
VI. Ein Ständerkreuz im geperlten Rande, auf der Rückseite ein Kirchenportal.
Die Umschriften dieser offenbar Kaisermünzen
nachgeformten Münzen sind verschieden:
und auf der Rückseite
(hakenförmige Figur),
, (Haken)
; bei 5 andern geben sie eben so
wenig einen Sinn und sind überdies sehr verwischt;
VII.
Ein Kreuz im Kreise; auf der
Rückseite ein Halbmond, darin ein Kreuz,
darneben ein A und darunter ein liegendes
mit einem Striche durchzogen.
Die Umschrift dieser vielleicht im ganzen Funde
seltensten Münze ist auf der Hauptseite
unverständlich, die Rückseite
aber giebt den Namen
SCS ADAL
.
Die nicht norddeutschen Münzen, welche dieser Fund enthielt, und deren Bestimmung der Herr Dr. Köhne in Berlin zu übernehmen die Gefälligkeit hatte, sind folgende:
I. Cöln .
1) | HS. |
+ (OD). DO
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RS. | Das bekannte S. Colonia, das letzte A zwischen einem C und einem Kreuzchen (wahrscheinlich Otto I.). |
2) | HS. | Ein Kreuz, von 4 Kugeln begleitet, im Perlenrande. Von der Umschrift ist nur ein (Henricus ?) zu erkennen. |
RS. | S. Colonia. | |
3) | HS. | Ein Kreuz im Perlenrande. Von der Umschrift ist zu erkennen O H │ O. |
RS. | S. Colonia, in jedem der 4 Winkel 3 Punkte (wahrscheinlich rohe niederdeutsche Nachbildung eines cölnischen Originals). | |
4) | HS. | +HORVMEO. In einem Kreuze in dem Felde der Münze N ILIGI R |
RS. | ENVOR. Ein Kirchengebäude, worin LR NA. Eine Nachahmung der Gepräge des Bischofs Piligrim von Cöln; s. Köhne Zeitschrift III. p. 141, b. |
II. Mainz (?).
5) | HS. | . . HE . . . X Im Perlenrande ein Kreuz, durch ein Bischofsstab schräg links gesteckt ist, in den beiden andern Winkeln rechts ein O mit einem Punkt in der Mitte, links ein W, unter jeder Figur ein Punkt. |
RS. |
Züge, welche auf civitas mo -
hindeuten. Im Perlenrande ein
Kirchenportal zwischen C und
![]() Ob Original oder Nachbildung, steht dahin. |
III. Speier.
6) | HS. | (Nemetis) CIVITAS: eine Kirche auf einem Schiff. |
RS. | . . . RICVS . . Im Perlenrande, wie es scheint, ein Kreuz mit unkenntlichen Beizeichen. (von Dr. Köhne als höchst selten bezeichnet.) |
IV. Duisburg.
7) | HS. | Ein aus doppelten Kreislinien gebildetes Kreuz, in dessen Mitte ein Kreuzchen und in dessen Winkeln DI RG VS AD. |
RS. |
+AIH
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V. Deventer.
8) | HS. | Im Kreise REX. Die Umschrift scheint die Züge von Henricus zu enthalten. |
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RS. | Ein Kreuz von 4 Kugeln begleitet, die Umschrift scheint auf Daventrie hinzuweisen. | |
9) | HS. | HEINRICVS . . Ein bärtiges Gesicht. |
RS. |
eine Kirchenfahne von 4 Lätzen, von der
Umschrift ist
+ ││ . .
. .
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10) | Bild wie voriges, von der Umschrift ist kein Zug erkennbar. Von dieser Form sind noch 3 Exemplare von verschiedenen Stempeln vorhanden. |
VI. Remagen.
11) | HS. | HS. RIGIM (ago), Brustbild eines Kaisers. |
RS. | + SCA COLO MAG (sehr selten). |
VII. Utrecht.
12) | HS. | (Bern) OLDS EPI. Ein vorwärts gekehrtes Brustbild. |
RS. | + BERNOLDS. Im Kreise ein Kreuz von 4 Kugeln begleitet. |
VIII. Thiel.
13) | HS. | . . NRICVS gekröntes Brustbild. |
RS. | . . OLO und darunter ein Strich mit einem Haken daran | |
14) | HS. | Brustbild eines Bischofs, an jeder Seite ein Hirtenstab; von der Umschrift ist nichts erkennbar, als OI. |
RS. | Ein Kreuz mit 4 Kugeln umgeben. In der Umschrift erkennt Herr Dr. Köhne bona Tiel. |
IX. (Deutsche Münzen , fränkischer Fabrik).
15) | HS. | ein Kirchengebäude. |
RS. | Ein Kreuz mit Kugeln, von der Umschrift ist EI zu erkennen. Die Münze ist sehr undeutlich. |
X. Unbekannte Münzen.
16) | Die bereits Jahresberich III, p. 105, n. 18. beschriebene Münze. | |
17) | HS. |
Eine aus 4 gegen einander gekehrten
Bogen gebildete Figur, in deren Mitte
ein
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RS. |
Ein Kreuz, in den beiden obern Winkeln
A O
, im dritten 2 Punkte, im
vierten ein Ring; von der Umschrift ist
nur
+ A
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18) | HS. | ein Kopf über dem ein Halbmond, zur Seite ein Bischofsstab. + O. . . . │ |
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RS. | Ein Brückenbogen mit 2 Thürmen, in dem ein Kreuz. | |
19) | HS. |
Im Perlenkreise eine Figur, einem
Krückenkreuze mit Fuß ähnlich, von
dessen Armen zwei Spitzen herabhangen.
HI . . .
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RS. | Ein Kreuz mit Kugeln in den Winkeln. Lelewel III, p. 112. | |
20) | (Von einer andern Fabrik) ein gehelmtes Brustbild im Profil rechts gekehrt. | |
RS. | Die Münze ist mit Buchstaben bedeckt, von denen SCA T ││ zu erkennen. |
G. M. C. Masch.
Der Münzfund aus der Gegend von Schwerin, aus dem 10. und 11. Jahrhundert
und das mit demselben gefundene Silbergeschmeide ist oben S. 388 flgd. beschrieben.