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11.
Die Insel Lieps in der Ostsee.
E s geht bei dem Volke die Sage, daß die Insel Lieps in der Ostsee noch in jüngern Zeiten bewohnt gewesen sei, und namentlich glauben die Bewohner der Insel Poel, daß noch zu ihrer Ureltern Zeiten Bauern auf derselben gewohnt haben. Daß dieser Sage etwas Geschichtliches zum Grunde liegt, läßt sich nicht bezweifeln. Daß die Insel aber um 1600 noch zwei Hufen Landes enthalten, wie Schröder's kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar, S. 79, meldet, ist unrichtig. Das Citat aus Latomus Genealochronicon ad ann. 1266 lautet ganz anders (Westph. Mon. ined. IV. S. 237): "Es soll aber damals gemelte Insel, dem alten continuirten Bericht nach, zwo Hufen Landes in sich begriffen haben, und einen gemauerten thurm, darnach sich der seefahrende Mann richten können, darauf gestanden sein; ob nun
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wol nicht allein das Land meist verspuelet, also daß nur ein klein stück übrig, sondern auch der thurm bis aufs fundament verfallen ist, wie der augenschein gibt, so wird dennoch vom E. Raht daselbst umb des Seefahrenden Mannes willen, anstat des thurms eine backe oder tonne gehalten". Woher Latomus die Nachricht hat, daß zwei Hufen auf derselben gewesen, ist nicht angegeben. In den ältesten Stadtbüchern, welche mit den Jahren 1243 und 1272 beginnen, habe ich dieselbe nicht erwähnt gefunden. Nur in dem Rathsbuche, worin sich die ältesten Rathsverordnungen befinden, fand ich folgende Nachricht: Insula dicta Lypze ad concordiam nostrorum consulum amplius dimittitur consulibus eam annuatim sortilegiare; haec acta sunt ao. domini MCCCXXVIII. sabbato ante festum sanctae Trinitatis. Es ist möglich, daß Latomus die Angabe von zwei Hufen, als eigne Vermuthung, wie wir es wohl öfter bei alten Schriftstellern antreffen, aufgestellt hat. So viel steht aber sicher, daß ein steinerner Thurm zur Erleichterung der Schifffahrt auf der Jnsel errichtet ward, von dessen Trümmern sich noch jetzt Spuren in ausgewaschenen Mauersteinen vorfinden. Welches die Ursachen der Verspülung gewesen sein mögen, ob der 13. Nov. 1375 furchtbar wüthende Sturm (Lüb. Chronik I., Grautoff I., S. 302) oder die 1396 (ebd. S. 372) große Wasserfluth, welche in Lübeck, Rostock und Stralsund, also auch wahrscheinlich in Wismar stattfand, darüber fehlen geschichtliche Nachrichten.
Wismar.
Dr. C. C. H. Burmeister.