zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 186 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

9.
Alte Zauberformeln.

Vgl. Jahrb. II. S. 132.

I n einem Visitations=Protocolle des Amtes Rehna vom J. 1603 heißt es bei der Kirche zu Lübsee:

"Freidagesche gehe mit böten und segnen vmb, vnd wolle sich dauon nicht abmanen lassen. Ist vorbescheiden, vnd ob sie es woll gestanden, daß sie zu dem Schörbuck vnd Vosse rath wüste mitt segnen, vnd vom Herrn Superintendenten ernstlich vnd hartt darumb gestraffet vnd dauon abzustehen ermahnet vnd bedrohet worden, So ist sie doch vest dabei geblieben, daß es eitel gute wortt weren, vnd thete keine sünde damit, sondern hülffe den leuten, hatt auch müssen die wortt, so sie gebrauchete, sagen, wie folget:

Dem leidigen Schörbuck (oder: Vosse) schal so wehe geschehen,
Wen he dem minschen sin Flesch freth,
Sine Knaken gnaget, sin blott sücht,
Alß idt der Jungfern Marien leitt ist,
Wan de minsche vf enen sonnabent die scho schmeret,
Vff enen sondach tor möhlen föhret
Vnd vff enen nachmittagk ton eiden schweret.
   "Es ist aber ihr mit ernste eingeredet, das sie angelobet hernach nicht mehr zu thun."

In einem Hexenprocesse vom J. 1630 kommt unter den Bekenntnissen vor, daß ein Mädchen gegen das Zahnweh diese Worte gebraucht habe:

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 187 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

De hillige S. Jost
Toch äuer dat mehr
vnd wehnede so sehr.
"Jost, wat schad dy?"
""O here mine thenen dohn my we!""
"Jost, ick wil se dy segnen."
Der worme sindt negen:
de söte worm,
de grise worm,
de grawe worm,
de brune worm,
de witte worm,
de rode worm;
alle de ick nicht benömen kan,
de schal de Here Christ benömen.
Nehmet jy water in den Mundt
vnd spyet de worme vp de grundt
im Nahmen
des Vaters, Sohns vnd hilligen Geists
Amen !

Aus dem Vorkommen der Heiligen läßt sich wohl sicher schließen, daß die Zauberformeln und Zaubereien unter dem gemeinen Volke noch Ueberreste des Katholicismus aus dem Mittelalter sind. Eine nähere Beleuchtung des Besprechens möchte nicht ohne Interesse sein, obgleich eine Untersuchung dieser Art bei der verschämten Heimlichkeit der Leute ihre besondern Schwierigkeiten haben mag.

G. C. F. Lisch.