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III.
Denkmale der Kunst und des Kunstgewerbes.

Die Arbeitstätigkeit des Denkmalpflegers für künstlerische und kunstgewerbliche Denkmale erschöpfte sich im Berichtszeitraum 1932/33 in der Erledigung von Anträgen. Eigenes Vorgehen war bei dem Mangel an Reisemitteln und der dadurch bewirkten Unmöglichkeit selbständiger Kontrolle ausgeschlossen.

Eine der dringlichsten Arbeiten war die Konservierung dreier gemalter ganzfiguriger Bildnisse aus der monumentalen Ahnengalerie des Doberaner Münsters. Die Bildnisse des Herzogs Adolf Friedrich I. (1588-1658) und seiner ersten Gemahlin, Anna Maria, Gräfin von Ostfriesland (1601-1634), vermutlich kurz nach der Vermählung (1622) gemalt, waren zwar ziemlich unversehrt, jedoch durch Farb - Aufbeulungen schwer gefährdet. Das Bildnis des Herzogs Christian I. Ludwig (1623-1692) war außerdem durch Ersterben des Firnisses unkenntlich geworden: nach Entfernung der undurchsichtigen Oberschicht erschien ein farbenprächtiges Bildwerk von barockem Formen - Überschwang, das - ob Originalwerk oder eine zeitgenössische Kopie möge einstweilen dahingestellt bleiben - auf den großen Amsterdamer Modemaler Jürgen Ovens (1623 bis 1678) zurückgeführt werden konnte und dessen Entstehungsjahr, wie eingehende Untersuchungen ergaben, 1661 gewesen sein muß. Leider erlaubten die Geldmittel nicht ein Zusammenarbeiten des Landesdenkmalpflegers mit dem Restaurator während der Ausführung der denkmalpflegerischen Maßnahmen.

Aus der Kirche zu Rühn wurde das Epitaph - Bild der Herzogin Ursula zu Mecklenburg (1510-1586), Äbtissin zu Kloster Ribnitz, vor dem Verfall gerettet. Das 1586 entstandene derbe Gemälde schien dem Untergange geweiht, um so bedauerlicher, als es die erste mecklenburgische Landschaftsdarstellung (Ansicht der Stadt Ribnitz von Süden) bringt. Die Erhaltungs-

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maßnahmen hatten mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen, da in früheren Jahren ein Dilettant, der sich an der Konservierung des Gemäldes versucht hatte, merkwürdige, inzwischen zur Steinhärte erstarrte Farben gewählt hatte, die jedem Erweichungsversuche trotzten.

Wie die drei Ahnenbilder, so wurde auch das Rühner Epitaph nach Vollendung der ausgezeichnet gelungenen Konservierung einen Monat lang im Museum am Alten Garten zu Schwerin der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht.

In Teterow sind die Flügel eines spätmittelalterlichen Pentaptychons mit geschnitzter Schrein- und Innenflügel- Darstellung (abgeb. bei Friedrich Schlie, Kunst- und Geschichts - Denkmäler, V. Band, 1902, S. 10) von der Wand gelöst worden. Es zeigte sich, daß die Innenflügel - Außenseiten wie die Außenflügel - Innenseiten zwei Reihen von jeweils 4 (also im ganzen 16) Darstellungen der Passion Christi aufweisen, getrennt durch gemalte rote, mit Vergoldung verzierte Leisten. Da diese Malereien gut erhalten sind und anscheinend niemals restauriert wurden, bedeuten sie für Mecklenburg eine kunstgeschichtliche Urkunde von fast einziger Echtheit, deren Sicherung auf jeden Fall vorgenommen werden muß. Die Verhandlungen sind eingeleitet worden.

In der Georgenkirche zu Parchim wurden die an der Turmwand hängenden Flügel des gotischen Altaraufsatzes umgedreht, die rohen späteren Malereien der Wand zugekehrt und die Schreine wieder mit den fast vollständig vorhandenen, bisher in einem Abstellraum der Kirche aufbewahrten Schnitzfiguren ausgestattet. Die kunstgeschichtliche Bedeutung dieser Arbeit liegt einerseits darin, daß es sich um mittelalterliche Bildwerke von unangetasteter Erhaltung handelt, andrerseits aber in der Tatsache, daß das Staatsarchiv zu Schwerin die Verdingungsurkunde des Altars besitzt: Maler Henning Leptzow in Wismar übernahm am 19. November 1421 die Herstellung des Altars in Malerei und Schnitzerei (druttig snedene bilde myd eren huseten, pilren, simborien vnde maschelrygen).

In Wismar hat sich auf Anregung des Landesdenkmalpflegers die Stadtverwaltung in dankenswerter Weise bereit erklärt, der herrlichen bronzenen Tauffünte in St. Marien ihren großartigen holzgeschnitzten Barock - Überhang, den puristischer Übereifer einer glücklicherweise überwundenen kunstgeschichtlichen Anschauung der Kirche entzogen hatte, wieder zu geben.

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Mehrere kleinere Maßnahmen in Doberan, Laase, Hohen-Viecheln, Gadebusch, Güstrow, Kloddram, Retschow entbehren des Interesses der Allgemeinheit.

Professor Dr. Walter Josephi.