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Grabfund und Erdfund von Roggow (bei Neubukow).
(Katalog=Nummer L I B 1a 5. L I E 3 13. L I B 2a 45.)

Die an steinzeitlichen Fundstücken so reiche Feldmark von Roggow hat auch einige sehr schöne Bronzefunde geliefert. Schon im Jahre 1822 hat der damalige Landrath Jaspar v. Oertzen einige Bronzen an den Großherzog Friedrich Franz I. gesandt, die nach ihrer Erhaltungsart offenbar einem Grabfunde entstammen. Da ich die Dinge nirgends in unseren Publikationen behandelt finde, seien sie hier besprochen. Die Stücke sind stark beschädigt, haben eine ungleiche, höckerige, helle und dunkle, tiefgehende Patina, und der Metallkern ist röthlich.

1. Ein Schwert, unvollständig, sechs Stücke. Der Griff besteht aus einer Griffangel und losen Scheiben, zwischen denen ursprünglich eine Füllmasse saß. Der Griffabschluß entspricht genau dem oben S. 169 abgebildeten Schwerte von Walow; desgleichen die Gestaltung der Klinge. Die Maaße sind nicht mehr zu bestimmen.

2. Ein Schaftlappencelt, oben gerade abschneidend, in der Mitte kleiner Absatz, flacher, schmaler Schneidentheil; die Schaftlappen, leider beschädigt, in der Mitte ansetzend und anscheinend nicht

Schaftlappencelt
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stark. Länge 16, Länge bis zum Absatz 7,5, Breite oben 2,25, unten 4,75 cm.

Diese Celtform ist offenbar aus schlanken Flachcelten so entstanden, daß die Ränder an der einen Stelle besonders erhöht wurden, vgl. z. B. das Stück bei Pič I 3, welcher dem unsern in der allgemeinen Form fast ganz gleicht. Der Schaftlappencelt ist auf dem Gebiete der nordischen Bronzezeit eine fremdartige Erscheinung; wir haben in Schwerin noch acht Stück, keins unter bezeichneten Umständen gefunden, davon eins mit dem bei den südlichen Funden wohl allgemeinen halbmondförmigen Ausschnitt am Bahnende und zwei mit seitlichen Oesen.- Splieth bildet eine ähnliche Form 28 ab (er rechnet sie, schwerlich richtig, zur Periode M. II); auf der Insel Fehmarn wurden 15 Stück zusammengefunden, wohl der Vorrath eines fremden Händlers, sonst ist die Form auch dort fremd. Ihr Verbreitungsgebiet vermag ich nicht nachzuweisen; soweit ich sehe, weist es eher nach Südosten als nach Westen.

Das Grab ist sehr wahrscheinlich das eines beerdigten Mannes. Schwert und Celt (Absatzcelt) sind in der zweiten Periode eine sehr häufige Ausrüstung. S. Müller, Aarbøger 1891, S. 194 giebt für Dänemark 19 gut charakterisirte Beispiele, aber alle (mit vielleicht einer Ausnahme) aus M. II; in Meklenburg haben wir in drei Fällen (Wohld, Bobzin, Schulenberg) Schwert und Absatzcelt zusammen, auch in Gräbern M. II. In der folgenden Periode M. III scheint der Celt als Waffe oder doch männliches Ausrüstungsstück zu verschwinden; das besprochene Grab ist das einzige, wo ein Celt neben einem Schwerte dieser Zeit vorkommt und hier in der jüngeren Form des Lappenceltes.


Es sei bei dieser Gelegenheit noch ein zweiter älterer Fund von Roggow zur Behandlung gebracht. 1862 würde beim Drainiren, annähernd 1 m tief, in einer Mergelschicht ein schönes Schwert gefunden (vgl. Jahrb. 29, S. 153), welches Herr Landrath von Oertzen 1897 der Großherzoglichen Sammlung überwiesen hat. Das Schwert hat eine schwache dunkelgrüne Patina, ist etwas verbogen und im obern Theil des Griffes zerbrochen. Sonst ist es vortrefflich erhalten und zeigt den Typus des Griffzungenschwertes so deutlich wie kein zweites Schwert unserer Sammlung. Die Griffzunge

Schwert
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ist leicht nach außen geschweift, hat vier Nietlöcher, aufgehöhte Ränder und oben einen Ausschnitt mit seitlichen Spitzen. Der Griffansatz ist stark nach unten gebogen und hat vier Nietlöcher; die breite Klinge, unter dem Griffansatz eingezogen, schweift ganz leicht aus und hat einen dachförmigen Mittelgrat mit scharfer Mittellinie, abgeschlossen durch je eine scharfe Längslinie. Länge 71,5, Länge des Griffs (und Griffaufsatzes) 11, größte Breite (33 von unten) 4cm. Es ist die bekannte Form, die uns schon oft beschäftigt hat, die des viel besprochenen Mykeneschwertes (z. B. Naue S. 87, 11), aber mit etwas tiefer hinabgehendem Griffabschluß. Die große Mehrzahl dieser Schwerter bei uns gehört sicher erst in M. III.