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Kegelgrab von Tessenow (bei Parchim).
(Katalog=Nummer Br. 208.)

Ueber eine größere Anzahl von Fundstücken aus niedrigen Kegelgräbern, welche bei Tessenow im Laufe der Jahre allmählich zerstört sind, ist bereits in den Jahrbüchern 48, S. 314 flgd. berichtet worden. Die Niederackerung der Grabhügel ist in der Folgezeit weiter gegangen, und bei der Gelegenheit ist ein Bronzeschwert gefunden, welches 1889 der damalige Besitzer von Tessenow, Herr Senator Wallbrecht, der Großherzoglichen Sammlung als Geschenk übergeben hat.

Das Schwert zeigt eine helle, nicht tiefe Patina; es ist schlank und von einfacher, aber seltener Form. Die Klinge ist flach gewölbt, unter dem Griff leicht eingezogen und dann sich etwas verbreiternd. Der Griff wurde gehalten durch eine kurze, oben dünne Griffangel, die am obern Ende ein Loch hat; zwei andere Löcher befinden sich an den Seitenrändern der Klinge; eine Griffniete ist erhalten, unregelmäßig viereckig, mit flach gehämmerten Enden. Der Griff hatte, wie die verschiedene Farbe

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der Patina zeigt, einen halbrunden Ausschnitt. - Die ganze Länge betragt 55 cm, die Länge der Griffangel nur 4 cm, die Breite der Klinge 2,75 bis 3 cm; der Griffnagel ist verhältnißmäßig lang, 2 cm.

Die Schwertform ist ungewöhnlich. Durch Form und Länge der Klinge schließt es sich an die große Masse der Griffzungenschwerter aus dem jüngeren Abschnitte der älteren Bronzezeit an, wenn auch unser Stück etwas schmäler ist; Griffangeln mit Loch sind mir aber sonst aus nordischen Funden nicht bekannt. Das von Schumacher, Fundberichte aus Schwaben, Heft VII, Abb. 18 gegebene Stück ähnelt mehr den länglichen Schwertern jüngerer Zeit. Ob eine Verwandtschaft mit den schlanken (älteren) Myceneschwertern besteht, bleibe hier dahingestellt. Ueber die Form des Griffes läßt sich nichts bestimmen. Zeitlich wird kaum ein Unterschied von den bekannten Griffzungenschwertern sein, von denen auch ein Stück bei Tessenow gefunden ist, doch mag der Typus immerhin eine Art Uebergangsform von diesen zu den rappierförmigen, z. B. "Vorgeschichte von Meklenburg" S. 75, Abb. 111 dargestellten sein.

Ich habe, durch diesen Fund veranlaßt, am 29. September 1889 den Fundort besucht und eine Ausgrabung veranstaltet. Der Fundplatz ist ebener sandiger Acker und liegt nordöstlich vom Gute Tessenow, rechts von dem Wege nach dem Vorwerke Mühlenberg, nahe bei diesem. In dem flachen Gelände heben sich neun Erhöhungen ab, davon sechs als flache Bodenwellen, drei mit deutlich erkennbarer Hügelform. Die ersten sind, wie auch Gräben, die sie durchziehen, zeigen, die bereits untersuchten Gräber denen die früher (1882) in die Sammlung gekommenen Bronzen entstammen; einem der liieren war das Schwert entnommen. Alle Hügel waren aus gelbbraunem, reinem Sande aufgeschichtet und hoben sich schon durch ihre Färbung von dem weißgrauen, kiesigen Sande des ursprünglichen Bodens ab.

Die Ausgrabung hat sich auf den Hügel beschränkt, in dem das Schwert gefunden war. Dieser hatte noch eine Achsenhöhe von 1,40 m und auf dem Urboden einen Durchmesser von 12 m; der ursprüngliche Umfang läßt

Schwert
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sich nicht bestimmen, da die üblichen Umfassungssteine fehlten. Auf dem Grundboden standen zwei Steinschichtungen aus mittelgroßen Geschiebesteinen errichtet, genau rechteckig mit steilen Wandungen, die zum Theil sogar aus flachen, glatten Steinen (Sandsteinplatten) aufgesetzt waren. Die größere lag in der Mitte des Hügels und war 3 m lang, 2,30 m breit und 0,70 m hoch, mit nordwest=südöstlicher Richtung, die andere, näher dem östlichen Ende des Hügels zu und west=östlich gerichtet, zeigte 2,30 × 1 × 0,70 m. Zwischen den Steinen und unter ihnen auf dem Grunde fanden sich zerbrannte Knochen, Kohlenstückchen und Asche, aber verstreut und in geringer Menge. Zwischen den beiden Steinschichtungen in der Höhe der oberen Kante, etwas über 1/2 m unter der jetzigen Oberfläche lag ein größerer Haufe verbrannter Gebeine. Das Schwert hatte nicht auf einer dieser Steinschichtungen gelegen, sondern ist unmittelbar unter der Oberfläche, reichlich 1/2 m oberhalb der größeren Steinsetzung, etwas westlich von dem Mittelpunkte des Hügels gefunden.

Ein deutlich erkennbares Grab ist also in dem Hügel überhaupt nicht gefunden. Ob der Todte spurlos vergangen ist oder die Bestattung in einem der benachbarten Hügel stattgefunden hat, bleibe dahingestellt. Die beiden Steinsetzungen sind wohl als tischartige Erhöhungen, auf denen Ceremonien bei den Leichenfeiern stattfanden, aufzufassen. Erinnert sei an die beiden "Altäre" aus dem bekannten Grabe von Peckatel (Jahrb. 11, S. 369), die aus Lehm gebildet und höher waren, aber sonst den besprochenen glichen. Auch die zerbrannten Knochen zwischen den Steinsetzungen rühren wohl eher von Ceremonien her, als daß sie die Gebeine des Bestatteten darstellen, wenigstens kommt ähnliches oft vor, und eine so formlose Beisetzung der Leichenbrandreste wird sonst nicht geübt. Das Schwert an der Oberfläche ist dann wahrscheinlich eine Weihegabe, wie sie ja nicht selten in dem Mantel von Kegelgräbern sich findet. Die allgemeine zeitliche Zusammengehörigkeit des Schwertes mit den anderen Tessenower Altsachen (M. III) ergiebt sich schon aus dem völlig gleichen Erhaltungszustande.