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Kegelgrab von Alt=Meteln (bei Schwerin).
(Katalog=Nummer Br. 487-490.)

Am Wege von Alt=Meteln nach Zickhusen nordöstlich vom Orte liegen zwei große und schöne mit Gestrüpp bewachsene Grabhügel, danach die "Strowelbarge" (oder "Strubbenbarge") genannt: der eine rechts vom Wege im Pfarracker 1 Kilometer vom Dorfe entfernt, der andere links etwas weiter im Acker des Erbpächters Facklam. Zahlreiche Sagen knüpfen sich an die Hügel; auf dem ersten soll in gewissen Nächten eine "Spinnmutter" sitzen, im zweiten sollen Unterirdische hausen, für welche die Bauern, wenn sie ihr Korn nach Wismar fuhren, einige Garben niederlegten; bei der Rückfahrt fanden sie dann das Geld, nach anderer Erzählung eine gedeckte Tafel vor, von der ein Bauer einmal einen goldenen Becher mit nach Hause genommen hätte. Eine ähnliche Sage ist eben bei Gelegenheit des Kegelgrabes von Upahl erwähnt.

Im Winter 1898/99 hatte der Pfarrpächter Buse einen Theil der Erbe des ersten Hügels zur Wiesenverbesserung abgefahren, und es hat darauf Ende März 1899 eine Ausgrabung stattgefunden. Der Hügel zeigte die Form eines Ovals von etwa 15 m Länge (nordsüdlich) und 12 m Breite, hoch scheint die ursprüngliche Form rund gewesen zu sein; die Höhe war etwa 3,40 m, er bildet die Spitze eines langsam ansteigenden Ackerstücks, in Folge dessen er noch höher erscheint.

Um den Hügel ging früher ein Steinkranz, der allmählich entfernt ist; seine Form ließ sich nach Angabe der Arbeiter und einigen noch gebliebenen Steinen herstellen und führt auf einen (inneren) Durchmesser von 14 bis 15 m. Der Auftrag bestand aus schwerem, kalkhaltigem Lehm und schien festgestampft zu sein, wenigstens bildete er eine fast steinharte Masse die zum Theil mit der Spitzhacke entfernt werden mußte, ähnlich wie bei dem Kegelgrabe von Radelübbe (unten S. 97). Die Ausgrabung war unter diesen Umständen schwierig und ging nur langsam vor sich. Auch ist noch immer ein beträchtlicher Theil des Hügels an den Rändern (etwa 1/4 des ganzen) stehen geblieben. Ich fand das Grab nicht intakt mehr; das ganze nordöstliche Viertel fehlte, sodaß meine Ausgrabung nur etwa die Hälfte umfaßt hat und nicht den Anspruch machen kann, alle Geheimnisse der Spinnmutter entschleiert zu haben.

Zwischen dem Erdauftrag fanden sich zahlreiche Kohlen und kleine Bronzestücke. Schon 60 cm unter der Oberfläche, etwa

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2,40 m nordwestlich von dem vorauszusetzenden Zentrum war eine starke Brandschicht von 50 cm Durchmesser, dazwischen kleine geschmolzene Bronzestücke unbestimmbarer Art, wohl ein Opferfeuer. Größere Steinsetzungen waren im Hügel überhaupt nicht, doch fanden sich zwei Gräber, beide auf dem Urboden:

Grab I. Steinhäufung von 0,40 m Höhe, 3,30 m Länge (südostnordwestlich) und 0,95 m Breite, 2 m vom Zentrum nach Nordosten. Der innere (Grab=) Raum war abgedämmt und bildete eine flache Mulde von 2,75 und 0,45 m. In diesem Räume lagen zahlreiche zerbrannte Knochen, nicht gleichmäßig vertheilt, sondern besonders in der Mitte, dazwischen kleine Stücke von zarten Bronzegegenständen, erkennbar die Reste von Nadeln und eine feine Fibel. Der Bügel ist gerade gestreckt, rund und mit ganz feinen Querstricheln (Nachahmung der Torsion) versehen; die Spiralscheiben nur 1 cm Durchmesser; das Ende der Nadel leider unkenntlich, aber sehr wahrscheinlich in der Art des bekannten Typus, von dem wir beistehend ein Stück abbilden. 1 )

Fibel

Wir werden der für M. III charakteristischen Form noch begegnen bei Ruthenbeck, Sarmstorf, Liepen, Blengow (in Gold) und Stülow; zwei anderen, aber verwandten, gleichzeitigen Typen bei Retzow und Sarmstorf.

Dieses Grab reichte bis an den Rand der Abgrabung. Nach Angaben der Arbeiter sind in dieser hier auch Steine angetroffen und dazwischen Reste eines bronzenen Ringes, sehr wahrscheinlich ein zweites Grab. Die Bronzereste sind offenbar im Feuer gewesen und entstammen anscheinend einem gedrehten Halsringe, wie wir sie im Folgenden bei gleichstufigen Gräbern von Radelübbe, Ruthenbeck, Turloff, Schlemmin, Sarmstorf, Boldebuck, Vogelsang und Kl.=Grenz bekommen werden.

An der Südostecke des Grabes war eine starke Brandschicht (Asche und Kohlen).

Grab II. 2,50 m vom Mittelpunkte nach Süden; in der Anlage dem vorigen gleich, doch bestehen die Wände aus größeren, aufrecht gestellten Steinen. Länge (ostwestlich) 2,20, Breite 0,70 m (innen 1,90 und 0,40 m). In einer Mulde zerbrannte Knochen, durch das Grab zerstreut, am Westende zu einem Haufen ge=


1) Die Abbildung ist genommen nach einem im Moor bei Krassow bei Güstrow gefundenen 12,5 cm langen Stück (K.=N. 2693, vgl. Jahrb. 16, S. 271).
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sammelt; überdeckt mit einer Steinschicht, sodaß hier eine Abdeckung nach oben stattgehabt zu haben scheint.

Auch hier lag im Süden des Grabes eine Brandschicht. Oberhalb des Westendes, etwa 40 cm unter der Oberfläche des Hügels (das Grab selbst lag 2,40 m tief) standen zwei glatte, große Steine, die wohl die Lage des Grabes im Hügel bezeichnen sollten (ähnliches unten bei Waren).

Außerdem fanden sich im westlichen Theile des Hügels, 4 m vom Mittelpunkte, im Halbrund gesetzte Steinblöcke, deren Bedeutung unklar bleibt.

Die zeitliche Stellung des Grabes ergiebt sich aus der Bestattungsart. Die eigenthümliche Sitte, die Reste des Leichenbrandes in Gräbern zu bergen, welche die Form des Körpergrabes noch bewahren, ein Kennzeichen einer Zeit, wo der Leichenbrand über die alte Sitte der Gestaltung den Sieg davontrug, wird uns noch weiter begegnen. so in dem Grube von Sarmstorf unten S. 139, wo auch eine fast gleiche Fibel gefunden ist. Mit diesem hat es auch den sparsamen Gebrauch der Steine gemein, während die große der bronzezeitlichen Gräber sehr bedeutende Steinmassen verbrauchen. Hierin ähnelt es auch sehr dem "Beierbarge" von Brahlstorf (unten S. 106), wo ganz gleich gebaute Gräber auch fast ohne Ausstattung, aber mit Leichenbeerdigung, sich fanden.