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4.

Die große Jammerklage und abgeschorner Bocksbart.

Historisches Spottlied
auf den schwedischen Feldmarschall Grafen Stenbock
aus dem Jahre 1713.
Mitgetheilt von F. v. Meyenn.
1.

Ach! waß hört man nicht vor Klagen
Von vieler Land= und Leute=Plagen
In dieser schwer bedrängten Zeit,
Von Streit und Wiederwärtigkeit.

2.

Kaum hatt die Pest aufgehöret,
Da ein Volk sich wieder das ander empör[e]t,
Der Schwedische Feind dringt mit Macht herein,
Plündert und raubet Alles gemein.

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3.

Daß hastu Hollstein jetz wohl erfahren
Wie der stoltze Feind mit dir verfahren
Mit Sengen, Brennen, Plündern, Stehlen,
Daß kein Mensch könt vor ihm waß verhehlen;

4.

Mit seinem grimmigen Heer ist er gezogen
Durch das Land und hat es außgesogen,
Das Altonah 1 ), die schöne Stadt, er abgebrand,
Die sich nicht wehren kont und that kein Wiederstand.

5.

Flenßburg mußte zum Brandschatz geben
Großes Geld 2 ) und dabey in Furchten leben,
Die Schmiede Fußangel ihnen praepariren;
Ist daß nicht listig einen zu vexiren?

6.

Das unbefestigte Cremp wolt er auch betrüben
Und seine Grausamkeit durch Flammen üben,
Das aufgebrachte Geld, so noch zu finden,
Hat endlich ihn gebracht zu andern Sinnen.

7.

Das heist mit Repressalien sich zu beschönen,
Die nicht würdig zu benennen, vielmehr außzuhönen,
Weil wieder alle Raison und Kriegsgebrauch
Unbefestigte Städte laßn fliegn auf in Rauch.

8.

Doch waß soll man sagen? Schwed und Frantzosen
Die machens so und achten es für lauter Chosen
Schlechte Städte abzubrennen, das heist Kriegsraison,
So keinen Wiederstand können thun mit einer Persohn.

9.

Von Kindbettern und von Kranken hat er gefodert sehr
Das Geld, obs gleich gezahlt, dennoch kein Erbarm mehr;
Eß sind die Häuser angestrichn mit brennenden Sachen,
Damit die Flamme(n) sie ergriff, umb sie zu nichte machen.


1) 8./9. Januar 1713 durch Feldmarschall Stenbock angezündet.
2) 20,000 Rthlr. an Stenbock.
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10.

Der Pluto in der Hölle konts nicht ärger machen,
so haben sie es getrieben mit Unterthanen und ihren Sachen,
Der Bock, der Teuffel, hat die Stein zusammen getragen
Und seinen Helffern gelehrt, wie man die Leut soll plagen.

11.

Gleichwie er das Sachsenland hat außgesogen,
Also wil er das Hollstein bringen um sein Vermögen;
Dreizehn Tonn daß hat er erpreßet rein
Und damit sein dismontirtes Volk gezieret fein.

12.

Nun liegt er in den schlammigten Pohlen, 1 )
Worein er vermeinet sich zu erhohlen,
Darin thut er sich gantz vertrenchementiren,
Daß keiner ihm soll waß vexiren.

13.

Und hat der listige Fuchs sich geleget,
Da er seinen Balg wit Thränenblut gepfleget
Im Schleßwiegischen mit großer Pracht,
Da er wird als ein großer Held geacht.

14.

Die Bauren thun ihn hoch dort loben
Ob seiner Grimmigkeit, die er verübet oben,
Weil er viel Schwäntze mit sich gebracht
Und damit viel Städte anzustecken getracht.

15.

In dem Trenchement hat er gelegt seine Macht
Und mit großer Furie darnach fleißig tracht,
Wie er des Königs Volk mag aufreiben
Und Land und Leut zusammen vertreiben.

16.

Allein du großer Gott wirst wohl verhüten,
Daß des Feindes Heer nicht mehr darf wüten
In Hollstein so sehr und deßen Revier;
Des Königs Macht hat sich ihm wiedersetzt hier.


1) Pohl = Pfuhl Stenbock war mit seinem Heer in Tönningen und den umliegenden unter Wasser gesetzten Marschen eingeschlossen.
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17.

Sollte der Bock nicht an die Steine lauffen,
Damit die starken Hörner ihm mit Hauffen
Werden abgestoßen, daß er nicht könne stehen
Und mit seinen Horden muß zu Grunde gehen?

18.

Der Bart muß nicht alzu groß ihm werden,
Der Däne, Ruß und Sachs sind kommen abzuscheren
Den Bart, den langen Bart, so von oben her
Abhangt, alß sey er zehn Pfunden schwehr;

19.

Darinnen steckt die Kunst und ist vergraben,
Wornit er sich und seine Horden stets thut laben,
So fast nicht anders seyn, als Finnen und Lappen,
Die nach Geld und sonsten nach nichts anders schnappen.

20.

Der Wittwen Thränen dringen Himmelan,
Daß geschlagen werd der trotzige Mann,
So alle Welt verschlingen wil mit Feuer,
O, hochmühtiger Geist! O, abscheuligs Ungeheu[e]r!

21.

Nun ihr tapfere heldenmühtige Generalen
Von Rußen, Dänen, Sachsen alzumahlen
Ziehet dem Feinde mit Freuden entgegen,
Schlaget, daß er sich für euren Füßen muß legen.

Vignette

Nach einer Abschrift im Haupt=Archive zu Schwerin.