zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 201 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

1) Ansiedelung im Hohen=Sprenzer See.
(Katalog=Nummer der Großherzoglichen Alterthümersammlung E 335 - 340.)

In dem Hohen=Sprenzer See liegt am westlichen Ufer, 100 Meter vom festen Lande entfernt, eine kleine zu Dudinghausen

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 202 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

gehörende Insel von ca. 50 □Meter Umfang, auf kaum 1 Meter über den Wasserspiegel sich erhebend. Hier befindet sich eine alte Ansiedelung aus wendischer Zeit, welche Herr Pastor Beyer in Laage bekannt gemacht und mit entgegenkommendster Unterstützung des Besitzers, Herrn Major von Viereck auf Dudinghausen, im Herbst 1890 untersucht hat. Es ging daraus hervor, daß hier eine seichte Stelle im Wasser, gebildet durch einen stark sandigen Thonstreifen, benutzt war, um einen Pfahl= oder Packbau zu errichten, dessen Stelle jetzt als sumpfige Insel mit ca. 30 cm tiefer schwarzer Humuserde das Niveau des Wassers überragt. Eichene Stämme, die bei klarem Wetter am Rande der Insel sichtbar sind, bilden den äußeren Schutz, während die Festigung des Innern durch Faschinenwerk, Steine u. s. w. hergestellt war. Auch von Balken innerhalb der Insel wird berichtet. In der Humusschicht fanden sich außerordentlich zahlreiche Kulturreste; darunter:

1) Thierknochen, meist zerschlagen, in größter Menge.

2) Von Eisen: der Rest einer großen Scheere und ein Messer von der als wendisch bekannten Form (s. unten).

3) Zahllose Scherben, alles Drehscheibenarbeit, feine Mischung und ziemlich harter Brand. Dieselben stammen von Gefäßen mit eingebogener Standfläche, leichter Ausbauchung der Wandung und geringer, aber stark profilirter Ausbiegung des Randes. Die Verzierungen sind: a. Wellenlinien, z. Th. mit Hohlkehlen zusammen; b. Hohlkehlen, regelmäßig, z. Th. den ganzen Gefäßkörper bedeckend; c. Reihen von kleinen Fingereindrücken und Kerben. Auf einem Boden war eine sternförmige Erhöhung. Der Allgemeincharakter ist der der jüngeren Keramik.

4) Ein hübscher Spindelstein (abgebildet oben Seite 200 als Figur 35).

Wir haben hier also einen unzweifelhaft wendischen Pfahlbau, oder, wie man genauer sagen müßte, Packbau, vor uns, wie sie in unseren Nachbarländern oft beobachtet, bei uns aber bisher fast unbekannt geblieben sind (s. den nächsten Bericht über eine ähnliche Anlage bei Dummerstorf). 1 ) Derselbe ähnelt sehr dem durch die schönen Untersuchungen des Major von Kasiski bekannt gewordenen von Neu=Stettin im Persanzig=See (s. von Kasiski, Beschreibung der vaterländischen Alterthümer in Neu=Stettin u. s. w. 1881, S. 1 flgd.). Auch für die Topographie der Wendenzeit hat die Stelle ihre Bedeutung. Der Hohen=Sprenzer See liegt im Kessinerlande, gerade


1) Die bekannten Pfahlbauten von Wismar und Gägelow gehören der Steinzeit, der von Vimfow, Jahrb. 32, S. 222, der älteren Eisenzeit an.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 203 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

zwischen den Burgwällen von Laage und Werle; bis Laage ist der Lauf der Hauptverkehrsstraße der späteren Wendenzeit, der via regia, mit den Stationen Demmin, Dargun, Lüchow, Laage gesichert (s. oben S. 177); die Fortsetzung derselben muß nach Werle geführt haben, und da bietet sich denn unser Pfahlbau bequem als Zwischenstation dar. Im Uebrigen siehe die folgenden Ausführungen.