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II. Mittelalterliches.


1) Burgstelle zu Borgfeld.

In den Jahrbüchern des Vereins, Jahrg. XXV (1860), S. 276 meint Hr. Geh. Archivrath Dr. Lisch bei Besprechung des Landes Tüzen (Tucen), der späteren Vogtei Stavenhagen, daß in der Nähe des Ortes Tüzen noch irgendwo eine wendische Gauburg liegen müsse, da das östlich an Tüzen grenzende Dorf den Namen Borgfeld (Burgfeld) führe. So

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sehr nun auch diese Benennung für jene Annahme spricht, so habe ich doch trotz sorgfältiger Untersuchung der bezeichneten Gegend hier nirgends einen Platz finden können, der nach dem Muster der übrigen bekannten Burgwälle für einen solchen geeignet wäre. Das Terrain ist hier überall erhaben und hügelicht, nur von wenigen und sehr schmalen Wiesenstreifen durchschnitten, die ganz den Eindruck alter Flußbetten machen. Die einzige tiefere Einsenkung, das Tüzer Seebecken, ist gleichfalls nicht für die Anlage eines wendischen Burgwalls geeignet. Die Ufer desselben fallen steil ab, und Inseln sind in ihm nicht vorhanden. 1 )

Nun sind aber in Borgfeld, im Pfarrgarten, wirklich noch die Ueberreste einer alten Befestigung erhalten; ihre ganze Lage und Beschaffenheit weisen sie jedoch entschieden erst dem Mittelalter zu. Dieselbe, im Geviert angelegt, nimmt einen etwas erhöhten Platz ein, dessen innerer Umfang an 400 Schritte beträgt und auf drei Seiten von einem 5 bis 6 Meter breiten und oft ziemlich tiefen Graben umrahmt ist. Auf der vierten Seite, nach Westen hin, wird der Graben durch einen kleinen Teich vertreten und von diesem auch gespeist. Hier und im Norden der Befestigung ist eine geringe Bodensenkung vorhanden, während nach Süden und Osten das Terrain jenseit des Grabens gleichmäßig ansteigt. Dieser Umstand verbietet denn auch anzunehmen, daß die mittelalterliche Befestigung auf der Stelle eines Wendenwalles errichtet sei, da von einer natürlichen Vertheidigungslinie, durch größere Wasser= oder Sumpfflächen gebildet, hier nicht die Rede sein kann.

Als der Herr Pastor Sarnighausen vor mehr als 25 Jahren in Borgfeld ordinirt wurde, ist nach seiner Versicherung noch der Platz auf allen Seiten mit einem Walle umgeben gewesen, dieser seitdem aber aus wirthschaftlichen Rücksichten von ihm größtentheils entfernt worden bis auf die Nordseite, wo der Wall in die Anlage des Lustgartens mit hineingezogen ist. Der gegenwärtige Rest dieses Walles hat die Höhe von etwa 3 bis 4 Metern und ist heute überall von Bäumen und Gesträuch bestanden. Unmittelbar hinter demselben befindet sich eine kreisförmige Erhöhung, vom Urboden 4 Meter hoch, und hier trifft man noch zahlreiche Reste mittelalterlicher Bauart an, gewaltige Fundamente


1) Die wendische Gauburg des Landes Tüzen wird daher wohl anderswo zu suchen sein. Ich vermuthe, daß sie an der Stelle des mittelalterlichen Castells und heutigen Schlosses Stavenhagen lag.
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und jene durch ihre Größe und Dicke ausgezeichneten Backsteine. Auch hat man hier vor Jahren eine Art Treppe aufgefunden, die aus großen Granitfliesen bestand, seitdem aber größtentheils zu baulichen Zwecken verwandt ist. An dieser Stelle scheint also ein Thurm gestanden zu haben. Die Geschichte Borgfelds im Mittelalter ist ziemlich dunkel. Nach einer sehr verdächtigen Urkunde von 1287 Septbr. 8. soll es zu den Besitzungen des Klosters Verchen gehört haben; doch ist dieser Besitz anderweitig nirgends bezeugt. [ 1 )

Seit dem Anfange des 15. Jahrhunderts war dieser Ort ein Lehngut der Familie Drake. In einer Urkunde des Klosters Ivenack vom Jahre 1412, December 21. (in sancto die beati Thome, apostoli gloriosi) wird ein Reinward Drake in Borgfeld (Renward Drake in Borguelt) unter den Zeugen genannt 2 ). Der Ort war dann noch im Besitz der Familie bis 1592, wo die Letzte ihres Geschlechts, Engel Drake, vermählt mit Valentin v. Voß auf Luplow, starb, und nun die v. Kruse mit dem Gute belehnt wurden. 3 )

Berthold Schmidt, Cand. phil.



1) Mekl. Urk.=Buch III, 1923 n.
2) Nach dem Original im Schweriner H.=Archiv.
3) Jahrbücher des Vereins A. XI, 439.