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b. Bronzezeit.


Bronzefund von Barnekow.

Zu Barnekow, im Kirchspiel Gressow, bei Wismar, also nicht weit vom Ostseestrande, einem Landgute des Herrn v. Ladiges, wurden im Frühling 1880 im Torfmoor beim Torfstechen viele bronzene Alterthümer auf einem Haufen liegend gefunden und von dem Herrn v. Ladiges im Monat December Sr. K. H. dem Großherzoge zum Geschenk überreicht, Allerhöchstwelcher sie sogleich den großherzoglichen Sammlungen zur Aufbewahrung überwiesen hat.

Die Bronzen, 15 Stück an der Zahl und im Ganzen ungefähr 5 1/4 Pfund (2 5/8 Kilogramm) im Gewicht, sind, wie die meisten Moorbronzen, ohne Rost und größtentheils gut erhalten, wie neu.

Die gefundenen und geretteten Bronzen sind folgende:

1) Zwei gleiche Armringe, dünne, von dreiseitigem Durchschnitt.

2) Drei gleiche Halsringe, dünne, mit überfassenden Endhaken und mit Drehungen modellirter Oberfläche.

3) Zwei paar spiralförmige Armschienen von der hieneben abgebildeten Gestalt, von dreieckigen dünnen Stangen, mit Querstrichen verziert.

Armschienen

1/3 Größe.

4) Zwei starke Beinringe, wie man annimmt, von rhombischem Durchschnitt, mit glatter Oberfläche, jeder ein halbes Pfund schwer.

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5) Zwei "Celte" oder Frameen mit Schaftloch und Oehr, ganz von der hieneben abgebildeten Gestalt. Das eine Stück ist in der Mitte durchgebrochen, das andere im Schaftloch ausgebrochen.

Framee

Ganze Größe.

6) Eine Schmuckdose ("Hängeurne") von der hieneben abgebildeten Gestalt. Dosen dieser Art sind schon oft im Lande gefunden, gewöhnlich mit darinliegenden Schmucksachen.

Diese Dosen haben immer, wie auch diese Barnekowsche, auf dem Rande zwei aufrechte Oehre und einen flachen, einpassenden Deckel, welcher in der Mitte auch ein gleiches Oehr in gleicher Richtung hat. Durch diese drei Oehre ward zum Verschließen ein Riegel geschoben, von welchem bei manchen Exemplaren noch Spuren sichtbar sind. Die Unterseite dieser Barne=

Schmuckdose

halbe Größe.

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kowschen Dose hat zum Schmuck Schuppenverzierungen, welche nicht oft vorkommen.

In der Schmuckdose lag:

7) ein kurzer Pfriemen von Bronze, ziemlich scharf, in einem Stück.

Zu diesen Bronzen kommen in diesem Funde noch

Schmucksachen aus Gold 1 ).

In der Dose lagen nämlich außer dem Bronzepfriemen auch

8) zwei Spiral=Fingerringe von doppeltem Golddraht von der hieneben abgebildeten Gestalt, deren Enden alle geschlossen sind. Der eine von diesen Fingerringen ist sehr weit, der andere enger. Goldene Fingerringe dieser Art sind in Meklenburg oft gefunden.

Aehnliche Ringe, Ohrringe und Fingerringe, von Golddraht fand auch Schliemann bei seinen Trojanischen Forschungen in der "zweiten prähistorischen Stadt"; vgl. Schliemanns Ilios, Leipzig 1881, S. 308, mit Abbildungen.

Diese Dose aus Barnekow zeigt noch eine andere Merkwürdigkeit, welche sonst noch nicht vorgekommen zu sein scheint. Da das Oehr auf dem Deckel abgebrochen ist, so ist der Deckel

9) durch einen Golddraht von der Stärke des Fingerringdrahtes von Seitenöhr zu Seitenöhr zugebunden und an den Enden verknotet.

Nach allen Anzeichen gehören die Alterthümer der mittleren, reinen Bronzezeit an.

Spiral-Fingerring

1) Fast zu derselben Zeit ward in Meklenburg ein ähnlicher Fund gemacht. Nach mündlichen Mitteilungen des Herrn Kammerherrn v. Grävenitz auf Waschow bei Wittenburg wurden auf dessen angrenzendem Nebengute im Jahre 1880 auf einer weiten Fläche beim Steinbrechen zwischen Steinen viele Bronzen, darunter Schwerter, und auch "doppelter Golddraht" gefunden.
Dr. G. C. F. Lisch.
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Nach der Meklenburgischen Zeitung 1880, Nr. 344, Decbr. 9, und nach Privatnachrichten sind "von den Torfmachern verschiedene Stücke wieder in das Moor hinein, geworfen, weil sie diese für werthlos hielten, und steht zu hoffen, daß beim Beginne der Arbeit im nächsten Torfstich noch mancherlei aufgefunden wird." - Die Arbeiter nannten diese Stücke "Stülpen" (Gefäßdeckel); vermuthlich waren es "Hängeurnen" oder Schilde.

Wahrscheinlich sind alle diese vorstehend aufgeführten Alterthümer Reste aus Pfahlbauten der Bronzezeit, welche bisher in Meklenburg noch nicht erkannt sind. Jedoch sind Bronzen sehr häufig in Torfmooren gefunden.

Dr. G. C. F. Lisch.