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Römische Alterthümer von Häven.

Nachtrag zu Jahrb. XXXV, S. 145 flgd.
Zur Zeitbestimmung.

In den Jahrbüchern XXXV, S. 106 flgd. und XXXVII, S. 209 flgd. u. s. w. sind die zu Häven bei Brüel 1868 entdeckten merkwürdigen Skeletgräber mit zahlreichen römischen Alterthümern beschrieben und in Untersuchung genommen. Zugleich sind in Jahrb. XXXVII, S. 241-249 gleiche römische Gräber in Dänemark zur Vergleichung gezogen. Vorzüglich reich ist hier das Amt Praestö auf der Südostspitze der Insel Seeland, Meklenburg gegenüber, namentlich das Kirchspiel Varpelev (vgl. Jahrb. XXXV, S. 225).

Wiederholt habe ich nachzuweisen gesucht, daß alle diese römischen Gräber in das dritte Jahrhundert nach Chr. fallen.

In den neuesten Zeiten ist in Dänemark eine Entdeckung gemacht, welche eine Zeitbestimmung für diese Gräber ermöglicht.

Im Jahre 1876 und 1877 ward zu Varpelev wieder ein großes Skeletgrab aufgedeckt, welches, wie die früher hier geöffneten Skeletgräber, auch eine reiche Ausbeute von Alterthümern gab.

Beschrieben ist dieser Fund mit Abbildungen in:

Skeletgrave paa Siaeland og i det östlige Danmark, en skitse fra den äldre jernalder, af E. Engelhardt. Kjöbenhavn, 1878.

Separat=Abdruck aus

Aarb. f. nord. Oldk. og. Hist. 1877, p. 349.

Die hier gefundenen zahlreichen Alterthümer sind alle römisch und gleichen alle den früher hier und zu Häven in Meklenburg gefundenen Stücken, namentlich die hölzernen Eimer mit Bronzebeschlag, die bronzenen Schalen, die Glasperlen, Scheren, Kämme u. s. w. Ueberraschend ist die Gleichheit einer seltenen, großen vierarmigen silbernen Heftel, welche der im Jahre 1872 zu Häven gefundenen und in Jahrb. XXXVII, S. 212 abgebildeten Heftel ganz gleich und nur in unwesentlichen kleinen Verzierungen etwas abweichend ist. Merkwürdig und höchst werthvoll ist in diesem Grabe von Varpelev eine schöne Schale von hochblauem Glase, welche mit einem kunstvollen Blätterschmuck und einer

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griechischen Inschrift (εντνχως) von Silber in durchbrochener Arbeit belegt und eingefaßt ist, wohl das einzige Stück in seiner Art.

Von großer Wichtigkeit für die Bestimmung der Herkunft und der Zeit solcher römischen Alterthümer ist eine in diesem Grabe von Varpelev gefundene goldene Münze des römischen Kaisers Probus, 276-282, abgebildet bei Engelhardt, p. 355, Fig. 7.

Diese Münze beweiset, daß sowohl die in Dänemark, als auch die zu Häven gefundenen römischen Alterthümer dem dritten Jahrhundert nach Chr. angehören, was auch bisher aus anderen Gründen wahrscheinlich gemacht ist.

Dr. G. C. F. Lisch.