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b. Bronzezeit.


Bronze=Fund von Hohen=Pritz.

Herr Ingenieur Brüssow zu Schwerin schenkte die unten aufgeführten und beschriebenen Bronzen, welche zu Hohen=Pritz bei Sternberg im Hellemoor 6 Fuß tief unter der Oberfläche zusammen in einem Haufen gefunden sind. Den festen Untergrund bildete blauer Schindel, darüber folgte 31 1/2 Fuß Moder, mit vielen Muscheln, in welchem die Bronzen lagen, oben stand 21 1/2 Fuß faseriger Torf.

Die Bronze=Gegenstände, alle ohne Rost, sind folgende:

1) Eine vollständig und wie neu erhaltene voll gegossene Framea (Palstav) mit Schaftrinne und Schaftlappen und mit einem Oehr an einer Seite, 27 Loth Zollgewicht schwer, genau wie Madsen Afbildninger, Broncealderen, Suiter Taf. 22, Fig. 16. Zu Hohen=Pritz ward auch eine andere, ähnliche, jedoch größere und noch schwerere Framea gefunden; vgl. weiter unten S. 201.

2) Ein verbogener Armring aus dünnem Bronzeblech, auf der Oberfläche mit feinen vertieften Dreiecken verziert, von den Arbeitern beim Gradebiegen in 4 Stücke zerbrochen.

3) Eine Plattenheftel, Heftel (fibula) mit zwei runden Blechplatten zum Anlegen der Nadel. Die Hefteln oder Spangen der Bronzezeit haben an den Enden des Bügels gewöhnlich zwei flache Spiralplatten aus Bronzedrath. Seltener sind Hefteln mit zwei runden Platten aus Bronzeblech. Jedoch sind schon früher Exemplare in Meklenburg gefunden z. B. bei Dammerow, A. Lübz, in einem großen Kegelgrabe zusammen mit anderen Bronzen (Jahrb. XII, S. 411) und zu Basedow bei Malchin, ohne Rost (Jahrb. XII, S. 417), wo auch Verweisungen auf fremde Funde stehen. Abgebildet sind diese beiden Spangen nach den mitgetheilt gewesenen Originalen mit zwei anderen in Lindenschmit Alterthümern I. H. VII, Taf. 4, Fig. 1 und 2, wo Lindenschmit sie Schildbrustspangen und Schildförmige Brustspangen nennt und das Exemplar von Basedow für "die größte dieser Gattung" hält. Die großherzoglichen Sammlungen enthalten noch drei Exemplare, von denen eines, ohne Angabe des Fundortes, in Frid. Franc. Taf. XX, Fig. 13 abgebildet ist Bruststücke von einem

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großen Exemplar sind in dem großen, ähnlichen Bronzefunde von der Gießstätte zu Ruthen (Jahrb. XXXIX, S. 129).

Das vorliegende Exemplar von Hohen=Pritz ist leider gewaltsam zerbrochen und nur aus Bruchstücken zu erkennen 1 ). Diese Bruchstücke sind folgende:

a) Eine runde, dünne, in der Mitte flach gewölbte Platte, 4 1/2 Zoll (11 Cent.) im Durchmesser, mit einem schmalen, dickern, quer gereifelten Rande und mit einer kurzen Spitze oder Stange in der Mitte. Oben sind zur Verzierung um die Spitze 6 kleine vertiefte Augen aus 3 concentrischen Kreisen mit Punkten umher, welche auf geraden mit Punkten besetzten Linien vom Rande her stehen. Unten ist die Platte ganz glatt. An einer Seite ist ein Stück von 1 1/2 Cent. Breite und 5 1/2 Cent. Länge abgebrochen, welches noch an dem Bügel sitzt.

b) Ein halbkreisförmiger Bügel von 1 1/2 Zoll Durchmesser, bestehend aus einer gebogenen, massiven starken Bronzestange, welche aus der Oberfläche zur Hälfte mit tiefen Querreifeln verziert ist, nach Art der zahlreichen massiven Armringe aus der älteren Bronzezeit. An beiden Enden sitzen ausgebrochene und zusammengebogene Stücke von Bronzeblech, von denen das eine ohne Zweifel aus der Platte gebrochen ist, da noch einige Bruchränder zusammenpassen. Dieser Bügel gleicht ganz dem Bügel der Plattenhefteln in Frid. Franc. Tat. XX, Fig. 13, Worsaae Nordiske Oldsager Taf. 51, Fig. 230 und Madsen a. a. O. Taf. 30, Fig. 9.

Die zweite Platte und die Nadel fehlen. Gleiche Plattenhefteln sind auch in Dänemark gefunden und abgebildet in Worsaae Nordiske Oldsager Taf. 51, Fig. 230, 231, und Madsen Afbildninger, Broncealderen, suiter Taf. 30, Fig. 9-14. Worsaae und Madsen nennen diese Hefteln: Spangen (spaender) und Madsen führt sie S. 37 als sogenannte "brillenförmige Spangen" auf.

Mehr ist zu Hohen=Pritz in der Umgebung der Fundstelle trotz der sorgfältigsten Nachforschungen nicht gefunden.

Nach Metall, Bearbeitungsweise, Formen und Verzierungen muß ich diese Fundstücke noch der älteren Bronzezeit, vielleicht dem Ende derselben, zuschreiben.

Wahrscheinlich war die Fundstelle eine Gießstätte oder eine Handelsstelle in einem Pfahlbau. Aehnliche Funde


1) Die Bestimmung und Entdeckung dieses Geräthes verdanke ich dem Fräulein Amalie Buchheim, Custodin der Sammlungen.
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aus der älteren Bronzezeit find in Meklenburg noch nicht gemacht.

Die größeren ähnlichen Moorfunde von Holzendorf, Ruthen und Hinzenhagen gehören ohne Zweifel der jüngeren Bronzezeit an. Vgl. Jahrb. XL, S. 149 flgd.

Dr. G. C. F. Lisch.