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Der Altar

der Kirche zu Cambs bei Schwaan

ist ein achtungswerthes Werk aus dem 15. Jahrhundert, ein Doppelflügelaltar. Die Architektur der Vorderseite ist nur einfach und mittelmäßig, die durchbrochenen Ornamente sind meistentheils Fischblasen. Die Figuren, welche, außer der Maria, 2 Fuß hoch sind, sind aber in der Haltung und Gewandung gut gearbeitet, in den Gesichtern weniger. Der Altar, welcher 5 Fuß Höhe hat, ist 13 Fuß breit und macht eine gute Wirkung.

In der Mitte der Mitteltafel steht durch die ganze Höhe reichend Maria mit dem Christkinde in einem Wolkenkranze. Die Flächen zu beiden Seiten der Maria auf der Mitteltafel und die Flügel sind queer getheilt und enthalten im Ganzen 24 Heiligenfiguren. Zu den Seiten der Maria stehen noch auf der Mitteltafel 8 Figuren und in jedem Flügel wieder 8 Figuren.

In der Mitte der Mitteltafel steht die Jungfrau Maria, in der Sonne, auf dem Monde, mit der Sternenkrone, das Christkind auf dem linken Arme haltend. Sie ist umgeben von einem schmalen, elliptischen, blauen Wolken=

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kranze, aus welchem an jeder Seite drei Engel hervorragen, welche singen und musiciren. Oben über dem Wolkenkranze in den Zwickeln stehen in kleinen Figuren: zur Rechten: Jehovah im feurigen Busch und Moses die Schuhe ausziehend (2. Mos. 3, 2 flgd.); zur Linken: der Prophet Ezechiel vor dem verschlossenen Thore auf einem Felsen (Ezech. 44, 2 flgd.).

Die 24 Heiligenfiguren zu den Seiten sind scheinbar ohne Ordnung durch einander gestellt. Diese scheinbare Unordnung ist aber ursprünglich, da der ursprüngliche Goldgrund der Hinterwand noch vorhanden ist und die charakterischen Umrisse der Figuren in den Kreidegrund eingerissen sind, um die Grenze der Vergoldung zu bestimmen. Es lassen sich also die Figuren und ihre Stellung genau bestimmen, um so mehr, da sie noch nicht abgebrochen gewesen sind, sondern noch in ihrer alten Befestigungsweise (durch einen Nagel über dem Kopfe) stehen. Viele Figuren waren noch an den Attributen und Verzierungen zu erkennen, viele haben aber Hände und Attribute verloren.

So viel ergab sich nach den noch vorhandenen Attributen und Eigenthümlichkeiten mit Sicherheit, daß unter den 24 Figuren auch die 12 Apostel waren, und daß diese in der Mitte standen. Es waren an Attributen und Gestalten noch sicher Petrus, Andreas, Jacobus d. ä., Johannes, Thomas, Jacobus d. j., Philippus, Bartholomäus zu erkennen; es blieben also nur Matthäus, Simon, Judas Thaddäus, Mathias übrig, welche einander sehr ähnlich und deren Stellen an den Umrissen auf dem Hintergrunde um so leichter zu erkennen waren, als sie an anderen Stellen keinen Platz finden konnten. Die 12 Apostel waren alle in der Mitte aufgestellt, jedoch nicht nach herkömmlichen Rangordnungen, auch nicht ganz ungemischt mit anderen Figuren. Denn oben rechts von der Maria stehen die Heiligen Johannes der Täufer und H. Georg, denen zwei Apostel haben reichen müssen. Diese beiden Heiligen sind also wahrscheinlich die Localheiligen der Kirche. Die übrigen Heiligen haben ihre Stellen an den Seiten erhalten.

Es folgen hier die Beschreibungen der Heiligen, wie sie sich in der Ansicht von links nach rechts darstellen, da sich eine bestimmte Rangordnung von der Mitte aus nicht gut begründen läßt.

Es stehen:

Oben, von der Linken zur Rechten:

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Flügel:

1) Der H. Erasmus, Nothhelfer, in Bischofskleidung, mit der Bischofsmütze, im Grapen stehend, in der linken Hand die Winde haltend, (in der rechten Hand den Bischofsstab) 1 ).

2) Der H. Antonius, in Priesterkleidung, mit viereckiger Mütze, in der linken Hand ein geschlossenes Buch und eine Glocke haltend, (in der rechten Hand einen Stab mit dem Antoninskreuz T), am linken Fuße von einem Schwein begleitet.

3) Der H. Thomas, Apostel, mit bartlosem Gesichte, langem blonden Haar, aufgeschürztem Gewande, einem Buche im Arme, (mit der Lanze in der rechten Hand).

4) Der H. Matthäus, Apostel, in langem, schlichtem Haar, mit einem Buchbeutel, (mit der Hellebarde in der Hand).

Mitteltafel:

5) Der H. Georg, Nothhelfer, im Harnisch, auf dem Drachen stehend, die linke Hand auf einen Schild gestützt, mit der rechten Hand (ein Schwert) schwingend.

6) Der H. Johannes der Täufer, ein Kamelfell, welches das ganze linke Bein bedeckt, als Untergewand tragend, im linken Arme ein Buch, auf welchem ein Lamm liegt, mit der rechten Hand darauf hinweisend.

(In der Mitte: Maria).

7) Der H. Petrus, Apostel, mit krausem, dunklem Haar, im linken Arme ein geschlossenes Buch haltend, (in der rechten Hand einen Schlüssel).

8) Der H. Andreas, Apostel, mit kahlem Kopf und langem Bart, in der linken Hand einen Buchbeutel tragend, vor sich (das Schrägekreuz) haltend, welches zwar fehlt, dessen Anlage aber ersichtlich ist.

Flügel:

9) Der H. Philippus, Apostel, mit langem Haar, mit geschlossenem Buche im Arme, (das Doppelkreuz haltend).

10) Der H. Stephanus, erster Märtyrer, in Diakonenkleidung, ohne Kopfbedeckung, in jugendlicher Gestalt, ohne


1) Die Einklammerung in ( ) bedeutet die Restauration des Fehlenden.
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Bart, mit drei eckigen Steinen Symbol im linken Arme, (in der rechten Hand eine Palme haltend).

Der H. Nicolaus mit den drei Broten im Arme kann diese Figur nicht sein, da dieser immer als Bischof dargestellt wird.

11) Der H. Laurentius, ganz wie der H. Stephanus, in Diakonenkleidung, ohne Kopfbedeckung, in jugendlicher Gestalt, ohne Bart, im rechten Arme ein geschlossenes Buch haltend, in der gesenkten linken Hand (einen Rost).

12) Der H. Mauritius, als Mohr, mit schwarzem, krausen Haar, ganz im Harnisch, die linke Hand auf einen Schild stützend, (in der rechten Hand eine Fahne haltend),

Unten, von der Linken zur Rechten:
Flügel:

13) (Der H. Dionysius), Nothhelfer, ein Bischof, mit der Bischofsmütze auf dem Kopfe, im linken Arme eine zweite Bischofsmütze (scheinbar mit einem Theile der Stirn) tragend, (in der rechten Hand den Bischofsstab haltend). Der H. Dionysius wird sonst gewöhnlich ohne Kopf dargestellt, wie er sein abgeschlagenes, mit der Bischofsmütze bedecktes eigenes Haupt im Arme trägt. Die Darstellung auf dem Cambser Altare mag eine Milderung dieser Darstellung sein, da sie sich sonst nicht gut deuten läßt.

14) (Der H. Jodocus), Patron der Feldfrüchte, in Priester= oder Abt=Kleidung, mit viereckiger Mütze, ohne Bart, (in der rechten Hand einen Stab haltend, da dieser dem H. Jodocus zukommt, und kein anderer Heiliger für diese Figur zu ermitteln war).

15) (Der H. Valentin), ein Bischof, mit Bischofsmütze, die rechte Hand zum Segnen erhoben, (in der linken Hand einen Bischofsstab haltend).

16) Der H. Simon, Apostel, mit einem geschlossenen Buche im Arme, (eine Säge haltend).

Mitteltafel:

17) Der H. Bartholomäus, Apostel, mit kurzem Haar, mit aufgeschürztem Gewande, (ein Messer haltend).

18) Der H. Jacobus d. ä., Apostel, im Pilgerhut mit der Muschel, (einen Pilgerstab haltend).

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(In der Mitte: Maria).

19) Der H. Jacobus d. j., Apostel, einen Buchbeutel tragend, (mit einem Walkerbaum).

20) Der H. Mathias, mit einem geschlossenen Buche im Arme, (mit einem Beutel).

Flügel:

21) Der H. Judas Thaddäus, Apostel, mit aufgeschürztem Gewande, (mit einer Keule).

22) Der H. Johannes Ev., in jugendlicher Gestalt, ohne Bart, mit dem Kelche in der linken Hand.

23) Die H. Maria Magdalena, in weißem Kopftuche, mit der rechten Hand das Gewand, in der linken Hand eine große Salbenbüchse haltend.

24) Der H. Ulrich, ein Bischof, mit Bischofsmütze, in der rechten Hand einen Stock haltend, (in der linken Hand einen Bischofsstab).

Die ersten Rückseiten des Doppelflügelaltars haben nach einigen Spuren die Leidensgeschichte Christi in Gemälden enthalten, welche aber ganz abgefallen sind.

Die letzten Rückwände sind nur mit schwarzen Sternen auf hellem Grunde bemalt gewesen.

Die Predelle hat die Darstellung des Abendmahls in schlechter Malerei aus junger Zeit.

G. C. F. Lisch.