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II.

Herzogin Anna,

Tochter des Herzogs Magnus II. von Meklenburg.


"Die zweite Gemahlin des Landgrafen Wilhelm II. von Hessen, Anna, Prinzessin von Meklenburg, geboren 1485, gestorben den 6. Mai 1525, und Mutter des Landgrafen Philipp des Großmütigen, hatte sich als Wittwe 1519 zum andern Male mit dem Grafen Otto von Solms=Laubach vermählt. Sie starb zu Rödelheim (bei Frankfurt a. M.), ihr Leichnam wurde aber nach einem Bericht des Balthasar, genannt Schutenbach (!), Amptmanns zu Gießen, am Montag nach Cantate (15. Mai) 1525 nach Marburg gebracht und dort anfänglich in der jetzt nicht mehr vorhandenen Franziscanerkirche (neben der Bibliothek) beigesetzt, den 27. Mai 1546 aber in die dasige Elisabethkirche übertragen. Hier finden sich im südlichen, sogenannten Fürstenthore noch jetzt zwei Grabsteine dieser Fürstin, ein liegender auf der Gruft mit 2 Wappen und Umschrift und ein an der Wand stehender mit dem Reliefstandbild der Entschlafenen. Im Marburger Schloßarchiv ersehen wir aus einer Vertragsurkunde, daß diese beiden Steine erst 1553 angefertigt sind, mithin ein Jahr nach Philipps Rückkehr aus seiner fünfjährigen Gefangenschaft. In einem zu Marburg Sonntags Letare (12. März) Anno 1553 abgeschlossenen Vertrage einigt sich auf Befehl des Landgrafen Symon Ring mit Jacob Steindecker und Thomaß Galer "pildhauer" dahin, zwei Leichensteine für Anna ausführen zu lassen; ersterer soll die Steine behauen liefern und letzterer dieselben Steine vollends ausarbeiten und verfertigen, wie folgt: Den einen Stein, so uff dem Grab liegen soll, mit zweien Wappen, einem hessischen und einem meklenburgischen,

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und mit einer Schrift in margine herumb (Umschrift fehlt), den andern Stein soll er hauen also, daß er aufrichtig hin die Grevin mag gesetzt werden, darauff soll stehen eine weibepilde von hochgemelter Fürstin Witwe Anha, wie im das ist Conterfeit zugestellt - - darüber ein Epitaphium mit zwoen Columnen - - die Buchstaben des Epitaph sollen verguldet, der Grund desselben soll blau sein. Dagegen soll er vom Fürsten haben 15 gulden und 13 alb., die Steine selbst werden für 7 fl. 4 alb. geliefert etc ."

"Wir lernen aus dieser schätzbaren Urkunde den damaligen Preis des noch vorhandenen Monumentes und die Namen des Künstlers und des Steinhauers, sowie ferner, daß jene Monumentsteine für die bereits 1525 verstorbene Fürstin erst 1553 auf Anordnung ihres Sohnes Philipp angefertigt wurden. Ihre zweite Vermählung mit dem Grafen Otto von Solms hatte ihr Verhältniß zu ihrem damals noch sehr jugendlichen Sohne Philipp getrübt, und so war ihr Grab, welches vor dem Jahre 1546 nicht einmal in der Fürstengruft der Elisabeth seinen Platz erhielt, in den damaligen unruhigen Kriegszeiten ohne Denkstein geblieben. In der düsteren Stimmung während der fünfjährigen Gefangenschaft mochte jedoch Landgraf Philipp den Entschluß gefaßt haben, jener noch unterlassenen Pflicht gegen seine Mutter zu genügen, und so ertheilte er schon im ersten Jahre nach seiner Rückkehr nach Kassel jenen oben erwähnten Befehl."


Abgedruckt aus der Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde. Neue Folge, Bd. V, Heft 1-3, Kassel 1874, S. 288 flgd. Beitrag zur Geschichte der Grabdenkmäler in der Elisabethkirche zu Marburg, von Jacob Hoffmeister. Vgl. auch noch Bd. VI. Heft 1 - 2, Kassel 1875, S. 65 flgd.

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