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Ein Siegel
des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm
von Brandenburg.

Zu Dorf Woosmer bei Dömitz ward in der Dorfstraße ein großer messingener Siegelstempel des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg gefunden, von dem Herrn Schullehrer Hildebrand erworben und von diesem durch den Herrn Amtmann Schlettwein zu Dömitz, Mitglied des Vereins, auf dessen Bitte dem Vereine geschenkt.

Das Siegel ist rund und hat 5 1/2 Centimeter im Durchmesser. Es enthält unter dem Kurhut einen Wappenschild mit acht Feldern, welcher an beiden Seiten von einer Einfassung im Rococostyl gehalten wird.

Die 8 Wappen sind folgende:

obere Reihe: Brandenburg. Preußen. Jülich.
mittlere Reihe: Cleve. Kurscepter. Berg.
untere Reihe: Burggr. Nürnberg. Hohenzollern.

Die lateinische Umschrift in 2 Zeilen lautet folgendermaßen:

Umschrift

(Carn. heißt Carnovia, der alte Name für Jägerndorf).

Von diesem Siegel ist bisher kein Abdruck bekannt geworden. In großen, vollständigen Sammlungen, wie die des bewährten Heraldikers Herrn Pastors Ragotzky zu Triglitz bei Pritzwalk in der Mark Brandenburg, findet es sich nicht unter 37 verschiedenen Stempeln des Kurfürsten, auch im Schweriner Haupt=Archive nicht, obgleich dieses eine große Menge von Siegeln des Kurfürsten aus dem 17. Jahrhundert in den zahlreichen Acten bewahrt. Jedoch besitzt Herr Pastor Ragotzky als einziges Stück einen Original=

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Abdruck eines Siegels vom J. 1643, welches in der Wappenanordnung dem Siegel von Woosmer gleich ist. Dieses Siegel ist aber kleiner und hat eine Umschrift in nur einer Zeile in deutscher Sprache.

Dieses Original=Siegel von 1643 mit denselben Seiteneinfassungen wird dem Woosmerschen Siegel zum Vorbilde gedient haben, aber nicht recht verstanden sein. Die Wappen des Woosmerschen Siegels sind schlechter gezeichnet und geschnitten, die Einfassung des mittlern Scepterschildes ist gradezu mißverstanden und räthselhaft und die Seiteneinfassungen sind, wenn auch entfernt ähnlich, doch gänzlich styllos und verdreht. Der Siegelstempel von Woosmer ist also sicher kein Originalsiegel des Kurfürsten.

Wahrscheinlich ist das bei Woosmer gefundene Siegel ein interimistisches oder Nothsiegel für irgend eine Behörde, vielleicht nie im Gebrauch gewesen, wenn es überhaupt nicht falsch ist. Vielleicht ist es um die Mitte des 17. Jahrhunderts auf den Zügen des großen Kurfürsten in der Nähe des Ueberganges über die Elbe bei Dömitz verloren gegangen.

Mit diesen Ansichten und Bedenken stimmen auch Herr Pastor Ragotzky zu Triglitz und Herr Pastor, Archivrath Dr. Masch zu Demern, zwei gewiegte Heraldiker und Sammler, überein.

G. C. F. Lisch.